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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1897
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- 1897-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1897
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120, 26. Mai 1897. Nichtamtlicher Teck. 3869 Nach einigen weiteren Anregungen, die jedoch nicht als Anträge formuliert werden, und betreffs deren es aus ver schiedenen Gründen auch zu keinem Beschluß kommt, wird die Hauptversammlung von dem stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Kämmerer, um ^«12 Uhr geschloffen. Der Schriftführer: Moritz Schirrmeister. Die kölnische Bilderbibel. Auf ihrem Siegeszug, den die schwarze Kunst Guten bergs um die Mitte des 15. Jahrhunderts von Mainz aus in die Welt unternommen hat, gelangte sie sehr früh nach Köln. Das war nicht verwunderlich. Die Frage des Ortes als Knotenpunkt großer Handelsverkehrsstraßen, seine blühende Universität und sein Ansehen, dessen es sich im Reiche er freute, mußten auf die Jünger der neuen Kunst eine verlockende Anziehungskraft ausüben. Galt doch jahrhundertelang der Ausspruch: Hai von viäit Ooloniaiv, nov viäit Osrmaniam und das Wort: Cöllen ein croin, boven alle sieden schoin. In der That finden wir in den ersten 50 Jahren schon etwa 20 Druckereien in Köln. Als erster kam der Meister Ulrich Zell aus Hanau hierher und richtete in der Nähe der Kirche Lyskirchen eine Offizin ein. Sein erstes Werk bildet wahr scheinlich der Druck der Bulle des Papstes Pius 11. vom 6. März 1463. Aber während in anderen deutschen Städten, so in Straß burg, Augsburg, Nürnberg rc., wo die Druckerkunst erst später seßhaft geworden ist als in Köln, neben lateinischen auch eine ganze Anzahl deutscher, weltlicher Bücher aus dem 15. Jahr hundert bekannt ist, beschränkt sich die Druckthätigkeit in Köln fast ausschließlich auf geistliche Werke. Auch die Jllustrativns- technik stand im allgemeinen in Köln hinter derjenigen in den genannten anderen Städten zurück. Dennoch ist von Köln aus wahrscheinlich im 7. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts ein Werk ausgegangen, dem an Pracht der Illustration in damaliger Zeit kaum ein anderes an die Seite gestellt werden kann: die sogenannte Kölner Bilderbibel. Nicht allein blieb sie lange Zeit vorbildlich für die gesamte Bibelillustration; sondern ihre Bilder beeinflußten selbst die größten damaligen Holzschneider: Dürer und Holbein, elfteren in seiner Illustra tion der Apokalypse. Das Werk liegt vor ohne Angaben des Druckers und des Erscheinungsjahres; daß es aber in Köln das Licht der Welt erblickt hat, ist zweifellos durch die Vorrede festgestellt, in der gesagt wird, daß es »mit swaren kost gedrucket in der louelyker (löblichen) stat Coelne« worden ist. Man hat sich so sehr gewöhnt, den Drucker Heinrich Quentel! als den Her steller des Prachtwerkes zu betrachten, daß dieses schon den Namen des Quentellschen Bibelwerkes angenommen hat. Die Feststellung des Druckers kann natürlich nur auf dem Wege der Typen-, Papier-, Zierleisten-Vergleichung und anderen Aeußerlichkeiten versucht werden. Von Quentel! ist vor dem Jahre 1479 kein datier!er Druck bekannt, und man hat Grund, anzunehmen, daß seine Offizin, die sich wahrscheinlich in dem alten, am 2. März 1885 eingestürzten Domhotel befand, erst in dem genannten Jahr eingerichtet worden ist. Da nun aber die für die Bibel benutzten Typen und mehrere Rand leisten in den, um 1479 und 1480 bei Quentell erschienenen datierten Drucken wiederkehren, so hat man diesem Typo graphen die Bibel zugeschrieben. Dabei war auch gleichzeitig das Entstehuugsjahr ziemlich sicher festzustellen; denn es war wohl nicht anzunehmen, daß der Drucker das betreffende, zweifellos für das große Werk eigens angefertigte Material schon vorher zu anderen Unternehmungen gebraucht haben würde. Keinesfalls kann das Werk jedoch nach 1483 ent standen sein, denn wir finden merkwürdigerweise in der, in dem genannten Jahr von Koberger in Nürnberg gedruckten ölrruMMtsj-rr LtsLuanü. 9. deutschen Bibel ganz dieselben Holzstöcke verwendet. Vom dem Drucker der kölnischen Bilderbibel müssen sie also an den Nürnberger Drucker übergegangen sein. Dem dargelegten Wahrschcinlichkeitsbeweits schließt sich auch der neueste Erforscher der kölnischen Bibel, Rudolf Kautzsch*) bedingungslos an. Dennoch dürfte über den Drucker noch lange nicht das letzte Wort gesprochen sein, denn der Beweis ist durchaus nicht so einleuchtend und über zeugend, daß er eine andere Lösung der Frage ausschlöffe. Auch vor Kautzsch haben schon eingehende Untersuchungen und Typenvergleiche stattgefunden, und treffliche Kenner alter Drucke wie Heinrich Lempertz und Klemm kamen dabei zu anderen Ergebnissen. Die Bibel zeigt weder Seitenzahlen, noch Signaturen, noch Kustoden (halbe und ganze Worte am Ende der Seite, mit welchen die nächste beginnt). Das ist auffallend, wenn man bedenkt, daß die Signaturen, d. h. die Bezeichnung der Aufeinanderfolge der Druckbogen, schon in dem 1472 bei Koelhoff in Köln erschienenen Werke kraoeeptorirrm äivinas legis zum erstenmal eingeführt worden sind. Der Drucker unserer Bibel hätte sich diese immerhin bedeutsame Erfindung ent gehen lassen, wenn das Werk später als 1472 gedruckt wäre. Ist es aber vor 1479 entstanden, so kann Quentell sein Drucker kaum sein, da er, wie bemerkt, wahrscheinlich erst in diesem Jahre sich in Köln niederließ. Lempertz**) führt gegen Quentell folgendes an: Den Bibeltypen ganz ähnliche, nur etwas größer und fetter, finden wir im niedersächsischen Sachsenspiegel, der 1480 bei Berth. de Unkel erschienen, und wieder ähnliche, doch nicht so rein geschnitten, in mehreren Drucken des Götz von Sletzstadt. Bei Vergleichung der Bibel mit dem ersten datierten Drucke aus Nie. Götzens Offizin vom Jahre 1474: (lmtbolpbi Oartbus) vits. llbssa Obristi, finden wir, daß ebenfalls Format, Druckart, Papier und sogar die Wassermarkc seine Kronej in beiden gleich sind; ferner fehlen in beiden Seitenzahlen, Custoden und Signa turen, deren sich dieser Drucker fast nie bediente; auch be zeichnet er sich nicht immer auf seinen Werken; so kennen wir von ihm: Eorsoo, eolleotorium srrpsr Ll-rAnitioat u. a., worin wir weder seine Namensunterschrift, noch sein Buchdrucker wappen vorfinden. Im Jahre 1475 lieferte Götz mehrere Werke; hingegen können wir bis 1478, wo er Rolevinks taseioulus tsmxorrrm herausgab, keines mit Jahreszahl auf weisen. Dieses kleine Werk konnte seine Pressen keine drei Jahre beschäftigen; — könnte er nicht in dieser Zeit den Druck der Bibelauflagen besorgt haben? Was hindert uns, anzunehmen, daß er, um in dem Druck eines so kostbaren Werkes zu excellieren, sich eine neue, etwas reinlicher ge schnittene Type als seine frühere anfertigte***) oder anfertigen ließ? Rolevinks Werkchen ist N. Götzens letzter datierter Druck, und wahrscheinlich starb er in diesem Jahre. Heinrich Quentell, der Stammvater dieser berühmten Buchdruckerfamilie, mag Götz de Sletzstadts Druckapparat durch Kauf oder Erb schaft an sich gebracht haben, denn schon im September 1479 erschien sein erstes Werk: ^.xtssani summa äo uasitms ste., das mit den noch wenig gebrauchten Typen der nieder deutschen Bibelausgabe gedruckt ist. Man wird zugestehen müssen, daß diese Erklärung von Lempertz viel einleuchtender ist, als die landläufige, die übrigens in den meisten Fällen durchaus nicht auf viele Studien, sondern auf einfaches Nachsprechen zurückzuführeu rst. Kautzsch, der auch über den Lylographen der kölnischen *- Kautzsch, Die Holzschnitte der Kölner Bibel von 1479. Studien zur deutschen Kunstgeschichte. 7. Hst.) Siraßburg, 1896. **) Lempertz, Beiträge zur älteren Geschichte der Buchdruck- und Holzschneidekunst. I. Heft 2. Ausl. Köln 1839. ***) Bis zum 16. Jahrhundert waren die Buchdrucker auch ihre eigenen Schriftgießer, und schon sehr früh hatte man in der Schrift gießerei einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht. S20
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