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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1924
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- 1924-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1924
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Kabe so besonders starken Eindruck gemacht, ihm soviel gegeben; Ineue Richtung, Mut, Wegweisung. Ich besann mich dann sehr lost hin und her: Hast du das denn überhaupt gesagt? oder wenn Ics sich um Bücher von mir handelte: hast du denn das so geschrie- Iben? Dann merkte ich in vielen Fällen, daß i ch selbst gar keinen Ibesonderen Nachdruck gerade auf diese Worte, diesen Satz, diesen IGedanken gelegt hatte. Aber er halte eine eigene Lebens- und »Gedankenwelle in einem Hörer oder Leser ausgelöst. Mir ist das »dann immer das Wertvollste gewesen, was mich trotz der An- Istrengungen einer Vortragsreise und trotz der Unvollkommenheit, »»it der man inneres Leben und Erleben in Worte kleiden und »durch bedrucktes Papier vermitteln kann, immer wieder ermutigte, les trotzdem Weiterzulreiben, ja verstärkt weiterzutreiben. Ich Isage es wohlüberlegt als Redner und Schriftsteller: es ist mir Iviel wichtiger, daß einer meiner Leser oder Hörer durch meine »Worte aufeigene Gedanken kommt, selbst mit seinen Augen ldas Leben (vielleicht ganz anders als ich selbst) sieht, als daß er Igedächtnismätzig meine Bücher und Vorträge nachher noch Ijahrelang in sich ausbewahrt. Ich weiß, daß andere Schrift steller und Redner anders denken; aber ich glaube, meine Haltung Ihst doch auch ihr Recht. I Und von da aus sage ich: Wir müssen die Bücherleser dazu »erziehen, daß sie kein Buch, was es auch sei, mehr lesen, ohne iPapier und Bleistift in Reichweite zu haben. Und daß sie allen laufsteigenden Gedanken nachhängen, bis ans Ende, wo es nimmer Iweiter geht oder sie nimmer weiter kommen. Das hat einen »doppelten Wert: einen äußeren: die Menschen kommen immer »mehr vom rein stofflichen Lesen, vom Sensalionsjagen ab, weil ldas Lesen eines Buches immer wieder durch Nachdenklichkeit lunterbrochen wird. Diese Pausen können wahrhaft »schöpferische Iwerden, wenn die Menschen sich daran gewöhnen, geduldig und andächtig den aufsteigenden geistigen Regungen nachzuhorchcn und ihren Spuren zu folgen, in unerforschtes, meistens noch sehr dämmeriges Eigenland, das aber darum eben, weil es aus der Flutentiefe aufsteigendes Neuland ist, uns und ihnen wertvoll nein muß. Eigenes Denken, eigenes Empfinden, eigenes Sehen, »eigenes Leben wecken ist doch stets das Ziel, das echte Denker und Dichter vor sich sehen, wenn sie ihren Beruf recht erfaßt haben und nicht in Eitelkeit und Jchbetonung ihre Weisheit nur breit auf den Markt bringen wollen. Wenn ich Vorschläge, daß der Leser sich daran gewöhne, alles, was ihm beim Lesen eines Buches aufsteigl oder lebendig wird, Iniederzuschreiben, so möge das nicht als Pflege der Einbildung Imißverstanden werden. Gerade das Niederschreiben zwingt zu ganz klarem Nachdenken, zum sorgfältigen Ausfeilen des Wortes: »Und die deutsche Sprache ist bekanntlich so geartet, daß man klar »denkt, wenn man klar schreibt und spricht. Und umgekehrt. Nie- Iderschrist von Gedanken wirkt klärend und — später einmal wiedergelesen — erziehend: wenn man einige Tage oder Wochen später die Aufzeichnungen nicht mehr versteht, wenn nicht sogleich beim überlesen die Tiefensicht von damals in einem wieder auf- Ilcuchtet, dann wird man aus einer unbestechlichen Selbstkritik »heraus — sich selbst erkennen und an sich Weiterarbeiten. Dadurch »wird jeder Dichter und Denker, mit dem ein Mensch durch Bücher »in Verbindung kommt, erst wirklich ein Erzieher und Menschen bildner. Nicht schon, wenn er »verschlungen», sondern erst wenn »er fruchtbar gelesen wird und Wellenkreise geistigen Eigenlebens weckt, hat er seine Sendung erfüllt. Das wirkt sicher auch auf »die Verfasser der Bücher zurück, die mit noch mehr Sammlung und »geradezu religiösem Ernste an ihr Werk gehen werden, weil sie wissen müssen, daß sie nicht mit Blendwerk eine Augenblickslaune oder Sensationshunger zu stillen haben, sondern daß man sie kritisch liest: ein Schriftsteller, der keine geistigen Wellenkreise auslöst, bei dessen Buche dem Leser kein eigenes inneres Leben erwacht, wird sich immer weniger Gefolgschaft unter der wach senden Menge fruchtbar Lesender in Zukunft erhalten können. Erziehung der Leser zu schöpferischem Lesen bedeutet zugleich eine starke Rückwirkung auf die Verfasser, die wir heute doch wohl weithin wieder nötig haben und begrüßen müssen. Sie bedeutet aber auch eine unmittelbare Erziehung der Leser zum guten Buche. Es mehrt sich schnell und stark die Zahl derer, die kein Buch mehr schätzen, das kein eigenes geistiges Leben in ihnen auslöst. Denn nur Tiefe und Gehalt, Wert und Echtheit löst Tiefe und Gehalt, Wert und Echtheit im Leser aus. Hier scheint mir ein durchaus gangbarer Weg sich zu zeigen, auf dem der einzelne Leser, abseits von literarischem Dogma und Mode, ab seits von Literaturpäpsten und Gcschmackstyrannen, allmählich zu einem selbstsicheren Instinkt kommen kann, welche Bücher gut und welche schlecht sind. Natürlich erschöpft diese Wertung von Schrifttum nicht alles, aber sie hilft schon sehr weit. Freilich wird dadurch die ungeheure veranwortungsvolle Vorarbeit des Buchkritikers noch lange nicht unnötig. Sie bekommt vielmehr eine neue Bedeutung und ein neu eingestelltes Ziel, von dem das nächste Mal die Rede sein soll. Berchtesgaden-Schönau. Emil Engelhardt. (Ein zweiter Aufsatz folgt.) Suggestion und Duchreklame. In unserer Zeit, in der nur Spezialisierung Erfolg verspricht, in der das Einzelwesen viel zu stark mit seinem Ich, mit seinen beruflichen Interessen und der Angelegenheit seines Ellenbogscn- kampfes beschäftigt ist, um absolute Sicherheit in der Beurteilung außerhalb liegender Dinge zu besitzen, ist das Urteil des Fachmanns — um nicht zu sagen Wissenschaftlers — geschätzter denn je. Der Masse als Kollektivbegriff genügt es deshalb noch nicht, wenn sich dieser oder jener x-beliebige flir eine Sache einsetzt, wenn nach dem Rezept »man reime« poetische Reklame gemacht, oder mit »einpräg samen« Schlagzeilen der Imperativ der Kaufnotwendigkeit eines Ar tikels verkündet wird. Die Sache muß ausführlich, wenu nicht gar wissenschaftlich begründet sein. Der Fachmann mit dem unfehlbaren Urteil spukt nicht allein in den Leitartikeln der Tagespresse, er wird überall gewünscht. Dieser Zweifel bei der eigenen Urteilsbildung einesteils und das geradezu kindliche Vertrauen auf das fachmän nische Urteil andernteils sind nun typisch für die psychische Einstellung unserer Zeit und deren Empfänglichkeit für die Reklame. In Ver bindung mit den geistigen Anstauschmöglichkeiten der Gegenwart, in denen der persönliche Austausch nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, ist deshalb die Reklame das Problem des Geschäfts schlechthin. Denn auch die Güte einer Ware, als der letzte für den Kauf entscheidende Faktor, bleibt solange ein abstrakter Begriff, bis er von der konkreten Tatsache der Eigenerprobung abgelöst ist. Und der Mittler, der die Gedankenbrücke von der abstrakten zur konkret.'n Vorstellung schlägt, bleibt eben in den weitaus meisten Fällen die Reklame. Aus diesem Grunde deute ich den Begriff der Reklame mit will kürlicher Beeinflussung (Suggestion), die einen ideellen oder materiellen Vorteil des Neklameveranlassenden beziveckt, und ich setze die Beeinflris- sungsmöglichkcit jeder Reklame, soweit sie eben Anspruch auf die Be zeichnung »Reklame« erheben kann, voraus. Die Beeinflussung kann nur erfolgreich sein, andernfalls ist es keine. Von Reklame hingegen- spricht man fälschlicherweise auch dann noch, wenn sie sich als solche wirkungslos erwiesen hat. Ein oberflächlicher Sprachgebrauch. Das Geheimnis der erfolgreichen Reklame ergründen hieße also der Kausalität der Beeinflussung auf die Spur kommen Man könnte nun noch weiter gehen und die Frage stellen: Wo fängt die Beeinflussungs möglichkeit des Individuums an und wo hört sie auf?, ohne damit das Fundament für geeignete Hypothesen zu erhalten, denn dazu ist der Begriff zu problematisch. Geeigneter für die Untersuchung ist das psychologische Experiment, die Analyse der Beeinflussungskette, welche die verblüffende Wirkung des Suggestions-Experiments zuwege bringt. Jeder, der durch Be einflussung (Suggestion) wirken will, beginnt am besten damit, daß er sich durch die möglichst allseitige Ausschaltung nicht erwünschter Störungen einen günstigen Aufnahmeboöen für seine Beeinflussungs absichten verschafft. Zu diesem Zwecke schaltet er alle störenden Mo mente (fremde Geräusche, den Tonfall der eigenen Stimme, optische Ablenkungen usw.) aus. Arbeitet er ganz gründlich, dann begnügt er sich nicht mit der W a ch suggestion, sondern täuscht dem Medium noch Schlaf vor, damit dessen Eigcnbewußtsein bzw. Kritikvermögen auf den Nullpunkt herabsinkt. Denn wohlgemerkt, der Grad des Kritikvermögens bei dem Medium ist für das Gelingen der Suggestion von gleicher Wichtigkeit wie die Konzentrationsmöglichkeit. Der Suggerierende versucht nach der beschriebenen Vorbereitung einen inni gen Kontakt mit einer gewissen, noch im Unterbewußtsein des Mediums schlummernden gedanklichen Fähigkeit herzustellen und sich dem ge steckten Ziel durch geeignete Wortformeln (Verbalsuggcstion) immer mehr zu nähern. Auch hier führen verschiedene Wege nach Nom, 1365
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