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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1925
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- 1925-02-14
- Erscheinungsdatum
- 14.02.1925
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266Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X- 38, 14. Februar >925. wir in dieser Abhängigkeit aber auch zum Abwarten und zur Passivität verurteilt, so bleibt doch bewundernswert, mit welch geradezu fatalistischem Gleichmut die Wirtschaft die inncrpolilischc Lähmung erträgt. Gerade wenn man jetzt sicht, welchen Weg die Posteinnahmen z. B. genommen haben, erweisen sich doch ent sprechende Maßnahmen zur Entlastung der Wirtschaft ganz be sonders dringend notwendig. Der Buchhandel ist daran nicht zu letzt interessiert, hat die Post doch gerade ihn durch die Neuord nung der Drucksachentarife schwer getroffen und dabei nicht minder die Interessen der Allgemeinheit auf kulturell besonders wichtigem Gebiet rücksichtslos geschädigt. Die verlorenen Millionen sind ja mit durch die Summen aufgebracht worden, die durch die Ver teuerung des Bücherzettels und durch die famose Erfindung der Teildrucksache auch dem Buchhandel abgenommcn wurden. Diese Art -kaufmännische» Geschäftsführung der Rcichsbetriebc ist jedenfalls nicht geeignet, die gewünschten Prciserlcichterungcn in unserer Volkswirtschaft herbeizuführen. Die Geduld der Wirtschaft erklärt sich wohl nur daraus, daß ihr Interesse eben durch diese Frage der Preisentwick lung augenblicklich voll in Anspruch genommen ist. Die sich daraus ergebenden Sorgen beherrschen die Lage. Von den kom menden Preisen hängt viel, wenn nicht überhaupt alles ab. Daß die Lage aber gerade hier so unübersichtlich bleibt, hat einen dop pelten Grund. Es wirken weltwirtschaftliche Zusammenhänge und innerpolitische Vorgänge durch- und nebeneinander. Von maßgeblichstem Einfluß sind auch hier die amerikanischen Verhältnisse. Es genügt der Hinweis auf den ungeheuren Gold strom, der sich nach den Bereinigten Staaten ergossen hat. Man hat ausgerechnet, daß sich das amerikanische Volkseinkommen von 32 Millionen Dollar vor dem Kriege heute auf 60 Millionen gesteigert, also ungefähr verdoppelt hat. Die Menge der produ zierten Güter hat sich in den Staaten, aber auch sonst in der Welt nicht etwa in gleichem Maße erhöht. Die gesamte Welt wirtschaft zeigt verringerte Umsätze bei beabsichtigten und unbeab sichtigten Verkehrsstörungen an allen Ecken und Enden. Zum Teil spiegelt sich die Gleichgewichtsstörung in den Kursverschie bungen wider. In Amerika selbst aber äußert sie sich vor allem in der Kaufkraftminderung des Dollars oder, von der anderen Seite gesehen, in einer allgemeinen Verteuerung der Warenpreise. An sich ist das eine natürliche Erscheinung, mit der sich die Welt abfinden könnte und vielleicht schon abgefunden hätte, wenn sie frei wäre, sich darauf einzustellen. Diese Freiheit besteht aber nicht. Vor allem hat man in Amerika selbst Maßnahmen er griffen, die den natürlichen Ausweg gestört haben. Aus inner politischen und sozialen Gründen fürchtete man eine zu starke Geldentwertung und trat ihr entgegen. Interessengegensätze des reinen Geldkapitals und der übrigen Wirtschaft wirkten dabei mit. Dazu kamen Außenhandelsrücksichten und sogar allgemeine im perialistische Tendenzen. Die wachsende Kaufkraft Amerikas fänd in Europa keine geeigneten Aneignungsobjekte im nötigen Um fang. Gegen Wareneinfuhr schloß sich die Union ab. Der freie Kunst- und Luxusmarkt Europas war bald ausverkauft. So blieb nur das Gold übrig. Dies war aber nur etwas wert, wenn cs iin Verkehr blieb. Es wäre bestimmt gewesen, seinen Weg im Kreislauf der Weltwirtschaft um den Erdball weiter fortzusetzcn. In der Tat sind in den 9 Monaten von Juli 1919 bis März 1920 noch rund 400 Millionen Dollar nach Indien, Japan, Argen tinien, Brasilien usw. abgcflosscn. Daran hatte man in Amerika aber kein Interesse, noch weniger vielleicht in London. Vor allem eine derartige Stärkung Asiens erschien bedenklich. So wurde das Gold ungenutzt thesauriert. Gleichzeitig führte Amerika eine Deflation durch. Das sind gewaltsame willkürliche Eingriffe, die die natürliche Entwicklung aufheben. Wäre das Gold endgültig verschwunden, so könnte man danach eine entsprechende Politik vorbereiten. Man weiß aber, daß es noch da ist, daß es jeden Augenblick wieder in den Verkehr kommen kann, mau weiß sogar, daß dies bestimmt geschehen wird, freilich nicht, unter welchen Bedingungen und zu welchem Zeitpunkt. Bei dieser Irrationali tät der Lage vermag man sich aber auf die Wirkungen, die von der Rückkehr jenes Goldes für die Wirtschaft ausgehen müssen, nicht recht vorzubereiten. Es kommt hinzu, daß die Kaufkraft des Goldes heute nicht einmal in den Hauptkulturstaaten gleich ist, wie man es aus der Zeit vor dem Krieg gewöhnt war. Wird der natürliche Goldumlaus wieder hergcstellt, so muß also auch erst noch dieses Gleichgewicht wieder hergcstellt werden, was natur gemäß nicht ohne Erschütterungen, Gcsahren, Verluste abgchcn kann. Das fürchtet man vor allem in London. Der -Economist» schrieb dieser Tage: »Das einzige, was zu befürchte» ist, das ist ei» Steigen der Preise slir alle Warengattungen, eine allgemeine Er höhung der Lebenshaltungskosten und neue Unruhe aus dem Arbeitsmarkt. Altes das tritt sofort ein, sowie wir dazn übergehen, Amerika sein überschüssiges Gold abzunehme». Tic all gemeine Bewegung sür die Einführung der Goldwährung scheint eine wotlberechnete Spekulation zu sein. Wenn sie kommt, dann wird voraussichtlich eine allseilige Spekulierlust di« weitere Folge sein, und diese Spekulation wird dazu beitragen. Handel und Finanzen zu beunruhigen, während Arbeiter und Konsumenten das kapitalistische System sür die neuen Störunge» verantwortlich machen werden. Man must deshalb wünschen, hast aus das Abenteuer einer Rückkehr zur Goldbasis setzt nicht cingegangen wird. Großbritannien ist jeden falls absolut nicht sür den Plan, die Goldbasis anzunehmen, um sür andere das Bersuchskarntckel zu spielen. Wenn die zivilisierte Welp wieder zu Verstand kommt und aushört, Paptcrlappen zu drucken, die sie dann Geld nennt sohne doch bereit zu sein, sie in Gold einzu lösen), werden wir alle von allein zur Goldwährung zurückkehren. Großbritannien wird es nicht nötig haben, auch nur einen Teil seines Papiergeldes einzuziehen, aber es ist ossenbar. daß die meisten an deren Nationen dazu übergehen müssen. Deutschland hat es bereits getan.-Frankreich und Italien müssen entsprechend solgen, wie un angenehm es sür sie auch sein mag, diese bittere Pille zu schlucke». An sich ist genügend Gold vorhanden, um jedes Land der Welt mit Gold zu versorgen, und es werden alle Wechselschwierigkeiten behoben sein, sobald alle Währungen aus Goldbasis beruhen.» Wie unvollkommen die Währungsbercinigung der Welt noch ist, geht auch daraus hervor, daß man z. B. schon wieder von der Notwendigkeit spricht, die Tschechenkrone zu stabilisieren. Dcutsch- österreich ist ebenfalls noch keineswegs endgültig saniert. Die Ge fahr neuer Inflation durch zügellosen Notendruck ist gleichwohl doch nicht mehr groß. Aber der tatsächliche Wirtschaftsausgleich ist ein sehr ernstes Problem. Seine Überwindung wäre zweifels ohne leichter, wenn Amerika seine Goldthesaurierung nicht vor genommen hätte. Die Goldweitergabe hätte zwar die allgemeine Geldentwertung als Folge des Krieges verdeutlicht und überall hin verbreitet, aber auch die Kaufkraft der Kolonialstaaten der Erde gestärkt und dem arbeitsbereiten Europa zugute kommen lassen. Statt dessen herrschte bisher überall Depression. Bon Amerika selbst sind im vergangenen Jahr jetzt endlich zwei An stöße zur Konjunktur ausgegangen. Die Hofsnung, daß der Dawesplan die Voraussetzungen für die Befreiung des Goldes schassen würde, belebte die allgemeine Unternehmungslust. Die Preissteigerung der guten amerikanischen Ernte infolge eines all gemeinen schlechten Ernteausfalls überall sonst stärkte die Kauf kraft der amerikanischen Landwirtschaft. Beides zeigt aber zu gleich, daß die zu erwartende Tendenz der Weiterentwicklung ver mutlich nur auf steigende Preise eingerichtet sein wird. Wie in Amerika, so hat man nun auch in allen andern Län dern die Entwicklung willkürlich zu beeinflussen gesucht. Das hat die Lage noch verwickelter gestaltet. Dadurch haben sich Anstöße wie der etwa der letzten amerikanischen Agrarkonjunktur nicht frei auswirken können. Es gab neue Hemmungen und Störungen. Vor allem die Furcht vor der Preissteigerung, oder besser gesagt, der Wunsch nach Preisabbau hat immer wieder die Politik be herrscht. Ob die deutschen Preise noch steigerungsfähig oder be reits zu hoch für den Weltmarkt sind, ist schwer zu sagen. Die Weltmarktpreislage ist ja selber noch völlig ungeklärt. Die ein zelnen Waren zeigen völlig verschiedene Preisändcrungen. Kaut schuk und Nickel z. B. sind billiger als vor dem Kriege, Baum wolle ist etwa ebenso teuer (Ende 1924); die meisten Lebens und Genußmittel sind lls—2l4mal so teuer; Flachs und Schellack z. B. aber kosten fast das Fünffache. Auch die Geldentwertung in den einzelnen Ländern zeigt, wie gesagt, beträchtliche Unter schiede. Deutschland geht im einzelnen also bald voran, dald hinkt es noch nach. Soviel aber dürfte feststchcn, daß die deutschen Preise relativ vielfach zu hoch sind. Das liegt aber dann daran, daß sie auf zu geschwächte oder gänzlich mangelnde Kauf-
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