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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1912
- Strukturtyp
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- 1912-01-11
- Erscheinungsdatum
- 11.01.1912
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- Deutsch
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42k BSrl-nblatt s. d. Dtlchn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 8, II. Januar 1912. nun einmal nicht über Nacht ändern. Um ihn zu heben, bedarf es viel längerer systematischer Vorarbeit, die einzig die Volksschule zu leisten vermag. Hier muß der Keim gelegt werden, der sich, noch später sorgsam gepflegt, ganz langsam entfalten und zur Blüte gedeihen soll. Sehr frühzeitig hat man auf katholischer Seite das Problem, geeignete Literatur ins Volk zu tragen, aus genommen und zwar auf eine ganz originelle Weise, nämlich in Verbindung mit Bibliotheksgründungen. Zu diesem Zwecke wurde vor einem halben Jahrhundert der Borromäus- verein ins Leben gerufen. Es war damals die Zeit der Gründung der Handwerker- und Arbeiter-Bildungsvereine, dis sich nach älteren englischen Mustern gebildet hatten. Als sie in den sechziger Jahren nach Lassalles Auftreten zum großen Teil der Sozialdemokratie anheimgefallen waren, entstand 1871 in Berlin, besonders auf Anregung von Schulze-Delitzsch, Miguel, Virchow. Siemens u. a., die Ge sellschaft für Verbreitung von Volksbildung, die ihre Wirk samkeit rasch über ganz Deutschland ausdehnte. Heute hat sie über 12 000 Mitglieder, darunter über 6000 korporative, und verfügt über einen Etat von mehr als 400 000 In der Zeit von 1897 bis 1909 hat sie mit jahrelanger geldlicher Unterstützung des preußischen Kultusministeriums fast eine Million Bände an 20 000 Bibliotheken abgegeben f1909 : 182 000, davon 122 000 unentgeltlich). Aber noch viel früher hat der Borromäusverein seine Tätigkeit aus genommen. Die Gründung des Borromäusvereins geht auf eine Anregung des Appellationsgerichtsrats I)r. August Reichen- sperger zurück. Er selbst sagt darüber'), es habe sich nur darum gehandelt, »die Produktion guter Schriften zu be leben, den Verfassern solcher Schriften durch Förderung des Absatzes derselben zur Hilfe zu kommen-. Die kon stituierende Versammlung fand am 20. März 1844 in Bonn statt, der Verein erhielt aber erst ziemlich genau ein Jahr später die staatliche Genehmigung. Der Kölner Erzbischof Geissel wählte gemäß des ihm statutarisch zustehenden Rechts den Vereins-Vorstand aus, der aus 30 Mitgliedern bestand und an dessen Spitze Max Freiherr von Loö (j- 1846), der frühere Attache bei der preußischen Gesandschaft in Wien, trat. Den Namen führt der Verein, wie nebenbei erwähnt werden soll, nach dem hl. Karl Borromäus, weil dieser die Verbreitung guter Schriften als bestes Abwehrmittel gegen verderbliche Presseerzeugnisse eifrig betrieb und im Jahre 1579 in seinem eigenen Seminar in Mailand eine Druckerei einrichtete. Nach den Satzungen stellte sich der Verein als das nächste Ziel »die Aufgabe, dem verderblichen Einflüsse, den die schlechte Literatur auf alle Klassen der bürgerlichen Gesellschaft ausübt, durch die Begünstigung und Verbreitung Die höchsten Auflagen erzielten bisher die Bände der »Deutschen Humoristen-, die insgesamt in 180000 Exemplaren erschienen. Diesen Auflagezahlen schließen sich an: »Deutsches Weihnachtsbuch« mit 30000, »Balladenbuch neuerer Dichter- mit 30000, »Frauen novellen» mit 30000, »Seegeschichten- mit 30000, Max Eyth: «Der blinde Passagier» mit 30000, »Kriegsgeschichten« mit 20000, »Luther als deutscher Klassiker« mit 20000, Ludwig Finckh: »Rapunzel« mit 20000 Exemplaren. Neuerdings macht der feit anderthalb Jahren bestehende Verein »Die Lese« mit dem Sitz in München viel von sich reden. Den Zweck, gute Volksliteratur zu verbleiten, sucht er mit einer gleichnamigen Zeitschrift und durch Herausgabe von Büchern von vielseitigem Inhalt zu er reichen. Die Mitglieder erhalten für den Jahresbeitrag von 8 2t neben der Zeitschrift zwei Bücher im Werte von 3 Für die Lieferung wird in erster Linie der Buchhandel empfohlen. *) Die Gründung und Tätigkeit des Vereins vom hl. Karl Borromäus. Festschrift zum 80. Jubelfeste des Vereins, heraus, gegeben vom Centralverwaltungs-Ausschuß. 189S. guter Schriften entgegenzuwirken«. Von vornherein war die Erreichung dieses Zieles aus zweifache Weise geplant: zu nächst dadurch, daß der Verein »jährlich oder halbjährlich allen, die sich an dem Unternehmen beteiligen, nach Maß gabe ihres Beitrages und der Vereinsmittel eine oder mehrere Schriften als Vereinsgabe unentgeltlich zugehen« ließ, und zweitens dadurch, daß den Mitgliedern jährlich ein Verzeichnis seinem Zwecke entsprechender Schriften zur Ver fügung stand, »deren Anschaffung oder Benutzung er (der Verein) jedem Beteiligten durch Erwirkung möglichst niedriger Preise zu erleichtern sich bemühen wird«. Als dritte Weise, die Verbreitung guter Schriften zu fördern, wurde 1846 die Gründung von Bibliotheken für die einzelnen Vereine aus den jährlichen Überschüssen beschlossen, zu deren Be nutzung die betreffenden Mitglieder oder Teilnehmer be rechtigt waren. Der Jahresbeitrag war für die katholischen Teilnehmer auf 1 ^ 50 H festgesetzt. Mitglied konnte jeder katholische Christ werden, der das 21. Lebensjahr er reicht hatte und mindestens 6 ^ jährlich einzahlte. Die heute geltenden Satzungen stammen aus dem Jahre 1900, als dem Verein auf Grund der Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches der Charakter eines »eingetragenen Vereins» zuerkanut worden war. Danach gibt es Mitglieder, Teilnehmer und Ehrenmitglieder. Mitglieder können nur großjährige römisch-katholische Personen männlichen Geschlechts sein, die entweder einmal 200 oder jährlich 6 zahlen. Die Ausnahme ist an einen Beschluß der Mitgliederversamm lung gebunden. Nach der Geschäftsordnung, die im Jahre 1907 im Punkt 2 abgeändert worden ist, sucht der Verein seinen Zweck, die Begünstigung, Förderung und Verbreitung guter Schriften erbauenden, belehrenden und unterhaltenden Inhalts, durch vier Mittel zu erreichen: 1. durch die schon erwähnte Vereinsgabe, deren Wahl aus dem Gabenverzeichnis jedem Mitglied freistand. Doch wurden in das Verzeichnis nur solche Bücher ausgenommen, die vor kürzestens zwei Jahren erschienen waren; 2. durch die Herausgabe eines Verzeichnisses von Büchern, die den Mitgliedern zu einem ermäßigten Preise geliefert wurden; 3. durch Errichtung und Unterstützung von durch die Vereinsangehörigen unentgeltlich zu benutzenden Bibliotheken aus den jährlichen Überschüssen, und 4. durch Unterstützung von Arbeiter- und Volksbibliotheken, sowie Bibliotheken von Asylen, Krankenanstalten und anderen Ein richtungen, die charitativen oder sozialen Zwecken dienen. Die Teilnehmer des Vereins, als welcher sich jedermann anmelden kann, scheiden sich in drei Klassen: solche mit einem Jahresbeitrags von 6 ^ oder einem einmaligen Beitrage von 200 solche mit einem Jahresbeiträge von 8 oder einem einmaligen Beitrage von 100 und solche mit einem Jahresbeiträge von 1 ^ 50 H oder einem einmaligen Bei trage von 50 Wie eben bemerkt nmrde, betrachtete der Verein es als eine seiner Aufgaben, den Beteiligten Bücher zu mög lichst niedrigen Preisen zugänglich zu machen. Er bezog zu diesem Zwecke zumeist ältere Werke von den Verlegern in größerer Anzahl mit großem Rabatt, den er größtenteils den Beteiligten zu gute kommen ließ. Hierdurch zog er selbst verständlich eine Masse Bücherkäufer an sich, die sich diese Vorteile zu nutze machen wollten. Daß dadurch vielsach der katholische Buchhandel, besonders das Sortiment, sich ge schädigt fühlte, ist begreiflich, und ebenso verständlich war es, daß aus diesen Kreisen dem Verein eine Gegnerschaft er wuchs, die auch öffentlich vertreten wurde. Eine kurz vor her gegründete »Vereinigung der Vertreter des katholischen Buchhandels« richtete im Juni 1906 an den Vorstand des Borromäusvereins eine Eingabe, in welcher mitgeteilt wurde, daß der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig wegen ihrer Lieferung an den Borromäus-Verein an die
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