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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-01-23
- Erscheinungsdatum
- 23.01.1912
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- Deutsch
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- Saxonica
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Der Verfasser des betreffenden Artikels') erinnert in seiner Einleitung an die Bemühungen Berlins, den großen Leipziger Meßoerkehr nach der Reichshauptstadt hinüberzu ziehen, und an die in Leipzig mit Erfolg durchgeführtcn Abwehruiaßregcln, Heute — und die Tatsachen geben dem Verfasser in vollem Maße recht — sei der Verkehr auf den Leipziger Engrosmessen größer als je, und man müsse sich darüber wundern, daß nicht auch der Buchhandel sich seinen Anteil an dem Goldstrome sichere, der sich bei dieser Ge legenheit in unsere Stadt herein ergösse. Die an sich belanglose Identifizierung des Buchhändler hauses mit dem Buchgewerbehause, der wir in dem Artikel begegnen, deutet darauf hin, daß sein Verfasser dem Buch handel nicht angehört. Das würde aber im übrigen gar nichts schaden, weil sehr wohl das Wort des richtigen Kauf mannes oftmals der Beherzigung seitens des Buchhandels wert sein dürfte und wohl auch meist in seiner Fachpresse mit Interesse angehört wird. In diesem Falle steht es aber doch mit der Eigenart des Buchhandels in so krassem Widerspruche oder verrät vielmehr eine solche Unkenntnis der Handelsformen unseres Berufes, daß es nicht schwer wird, die Verwirklichung der gemachten Vorschläge mindestens stark in Zweifel zu ziehen. -Zu den Engrosmessen», so schreibt der Verfasser, -strömen in Leipzig zusammen, um nur die Haupt branchen zu nennen: Fabrikanten sowie Einkäufer der kera mischen, der Glas-, Metallwaren-, Holz-, Papier-, Leder-, Gummi-, Korbwaren-, Kurzwaren-, Galanterie- und Spiel warenbranche. Sie alle haben natürlich ihre geschäft lichen Ein- und Verkäufe im Sinne. Aber wenn sie in den Ausstellungsräumen auch Stände fänden, an welchen gute Fachadreßbllcher und Lehrmittel auslägen, die ja der Buch handel reichlich produziert, so würde sich das lohnen. Diesem Kerne ließe sich als zweckmäßig fast die gesamte Handels- und Reiseliteratur beifügen.« Und weiter: -Man wende nicht ein, daß ja der größte und bedeu tendste Teil der Leipziger Sortimenter in den Straßen domiziliert, in denen sich der Meßverkehr abwickelt, daß also den Besuchern der Engrosmesse reichlich Gelegen heit gegeben sei, diese Literatur und noch viel mehr zu sehen und zu kaufen.« Der Verfasser läßt dann durchblicken, daß sich nicht nur Einzelausstellungen der Sortimenter und Verleger in den für die Messe direkt in Betracht kommenden Räumlichkeiten empfehlen würden, sondern daß auch der gesamte deutsche Buchhandel, mindestens aber der Leipziger Buchhandel Vorkehrungen treffen müßte, um sich in diesen »Goldftrom« (wie würden wir uns über so etwas freuen!) angemessen einzuschalten, und zwar außerhalb des Buchhändler- und Buchgewerbehauses, die nun einmal draußen im Osten und weit ab vom Meßgetriebe lägen. Der Gedanke wäre nicht übel, wenn er nicht bei seiner Verwirklichung einer ganzen Reihe Voraussetzungen bedürfte, die bisher fehlen und der Eigenart des Buches als Ware entsprechend auch wohl kaum geschaffen werden können. Die Fabrikanten der hier erwähnten Branchen kommen meist zu dem ausgesprochenen Zwecke nach Leipzig, auf den Engros messen ihre Muster auszulegen und an Hand der Nachfrage die eigene Produktion zu bestimmen. Oftmals ist die ganze Jahresbeschästigung bedeutender industrieller Unternehmungen fast ausschließlich von diesen Meßergebnissen abhängig. Dabei spielt natürlich gar keine Rolle, was der für die kurze Zeit der Messe gemietete Geschäftsraum kostet. Man wird lieber die von den Einkäufern leichter erreichbaren Räume wählen und dafür bezahlen was verlangt wird, als irgendwo in einem Winkel in veilchenblauer Bescheidenheit seine Muster ausstapeln. Daher die oft enorm hohen ') Der Buchhandel und die Leipziger Mesfen. Von Rud. Taeuber. Allgemeine BuchhLndlerzeitung tSt2 Nr. l. Mietpreise. Wollte nun der Buchhändler nur unter den elementarsten dieser Voraussetzungen sich auf der Messe betätigen, so müßte sich der Verleger in seiner Produktion den anderen Branchen anpassen. Es wird ihm aber niemals möglich sein, seine Produktion auf diese Weise zu regulieren, obgleich es für ihn nur von Vorteil wäre, wenn dadurch an die Stelle der Spekulation eine festere Basis für Angebot und Nachfrage treten würde. Diese Art des Geschäftsbetriebes müßte dann aber eine Einschränkung der Produktion nach sich ziehen, die darauf hinausginge, an die Stelle der Vielheit literarischer Erscheinungen das Massenbuch zu setzen, für den Ver leger als Geschäftsmann wahrscheinlich ein Vorteil, für das geistige Leben einer Kulturnation aber ent schieden ein Rückschritt. Die Arbeit der Schriftsteller jedoch dürfte, wie die Dinge liegen, sich dann andere Ventile suchen, und cs müßte ein Kampf zwischen zweierlei Arten von Buchhandel entbrennen, bei dem es zweifel haft wäre, wer als Sieger daraus hervorginge. Das Buch als Ware ist eben ein ander Ding. Um den Unterschied zwischen ihm und den anderen auf der Leipziger Messe ge handelten Produkten genauer zu bezeichnen, möchte man es als Jndividualware hinstellen, ivährend alles übrige unter den Begriff Gattungsware fällt. Während nun diese Gattungsware sich meist in den durch die Messe gegebenen Vsrtriebssormen bewegt, sich also weniger der Kataloge und anderer Offertenformen bedient, oder diese doch nur sekundär in die Erscheinung treten, hat der Buchhandel seiner unver kennbaren Eigenart entsprechend sich einen wohlorgani sierten Zwischenhandel geschaffen, der leicht erreichbar für den Verleger ist, der der Messen nicht bedarf, ja der sogar, wie seine Geschichte lehrt, diese Einrichtung in ähnlicher Weise früher besaß, sie aber infolge der Verbesserung unserer Verkehrsmittel und des Ausbaues seiner inneren Organisation heute vollständig überwunden hat. Die Gattungsware, die infolge der Mode und anderer Einflüsse mit jedem Jahre der Veränderung und dem Wechsel unter liegt, bietet erst durch den Anblick auf Musterausstellungen die notwendigen Vergleichsmöglichkeiten. Der Wert und die Ver kaufschance des Buches offenbaren sich für den Sortimenter und vielfach auch für das Publikum durch die erste Anzeige des Ver legers. Auch ist das Buch dem Wechsel der Mode und des Ge schmacks viel weniger unterworfen. Der Sortimenter kann nicht wie der Käufer von Galanteriewaren ruhigen Herzens die Muster des Vorjahres der Vergessenheit anheimfallen lassen. Er hat meist mit bleibenden Werten zu rechnen und muß sie im Interesse seines Geschäfts möglichst im Gedächtnis be halten oder die Kataloge in größtmöglicher Vollständigkeit zur Hand haben, um sie jederzeit benutzen zu können. Sein im engen Bunde mit der wissenschaftlichen Bibliographie ge schaffenes mustergültiges Katalogwesen und die sonstige Nachrichtenübermittelung seiner Neuigkeiten ziehen ein so dichtes Netz über den Sortimentsbuchhandel als Vermittler und über das Publikum als Konsumenten, daß es bei diesen meist vortrefflich funktionierenden Vertriebsformen z. B. ausgeschlossen erscheint, daß ein Fachadreßbuch oder ein anderes für einen Spezialsabrikanten bzw. dessen Ab nehmer in Betracht kommendes wichtiges Werk diesem ent gehen könnte, oder daß es möglich wäre, daß der Interessent es erst auf der Leipziger Messe zu Gesicht bekäme. In Wirklichkeit wird der Betreffende über das Buch nicht nur Prospekte und Anzeigen, sondern das Buch selbst nicht nur einmal, sondern mehrfach von verschiedenen Seiten zur An sicht vorgelegt erhalten. Wozu soll also ein Buchhändler, Verleger oder Sortimenter, sich den teuren Platz auf der Engrosmeffe mieten, wenn es sich für ihn um nichts weiter als bestenfalls um Gelegenheitsgeschäste handeln kann?
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