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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1912
- Strukturtyp
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- 1912-01-26
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1912
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- Deutsch
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^ 21, 26. Januar 1912. Nichtamtlicher Teil. «Srl-Nb,»,t s. d. Dtlchn. Vuchhand-I. 1108 die Zahl und nicht einmal die Güte des bereits Vorhandenen über die Geburts- und Lebensberechtigung eines verwandten Neuen, und die Rücksicht wird das Selbstvertrauen nicht töten dürfen. Aber Verleger und Autoren zu einer erhöhten Achtung vor dem Andern und Vorhandenen, zu einer gesteigerten Selbstkritik vor dem eigenen Neuen und zu einer Schonung des Büchermarktes hinzuleiten, das wäre ein Versuch, der durchaus in der Richtlinie der Aufgaben ihrer Gemeinschastsvertretung läge. Und begönne man auch nur damit, das Auge für etliche mehr äußere Gruppen- merkmale zu schärfen, an denen das Entbehrliche auf dem Bücher märkte, freilich nicht ohne häufige und starke Ausnahmen, erkennbar ist. Ich denke dabei vornehmlich an diejenigen Kategorien der schriftstellerischen Produktion, die ihre Erzeugung mehr äußeren als inneren Impulsen verdanken. An solche »Gesammelte Reden und Abhandlungen«, bei denen die Zusammenhang- losigkeit oder dos lockere Nebeneinander des Stoffes nicht durch die magischen Fäden einer überragenden Persönlichkeit gebunden oder geadelt wird, in denen sich kein anderes Lebensrecht bekundet, als das der Wiederauffrischung und leichteren Zugänglichmachung geistigen Mittelgutes. An diejenigen Festgaben, die, aus Zu neigung und llnmethode geboren, von Vielen über Vieles verfaßt, all ihren Zusammenhalt schon auf dem Widmungsblatt erschöpft haben und die einer bunten Sammlung wertvoller und minder wertiger Münzen gleichen, von denen jene sich in Zeitschriften einer viel stärkeren Publizität erfreut hätten, diese ohne Schaden ungeprägt geblieben wären. An Übersetzungsausgaben fremd sprachiger Werke, die sich weder auf die Monumentalität des Originals noch auf eine Lücke in der eigenen Literatur berufen können. Man mißhöre mich nicht. Ich weiß, ivie manches Edel- und Nutzgestein das deutsche Schrifttum dem Tagebau der ge nannten Literaturgattungen verdankt, aber ich weiß auch, daß der Anteil dessen, was man dort für die Halden schürst, größer ist, als anderswo und daß man darum in der vorangehenden prüfen den Analyse doppelt streng sein sollte. Noch mehl Vorsicht und Kritik aber, um den Büchermarkt — ich sage nicht die Literatur — vor Ballast zu bewahren, gegenüber den Buchausgaben von Doktordissertationen, die immer häufiger mit zager, nicht selten aber auch mit sehr selbstbewußter Hand an die Tür des Verlegers klopfen. Und spricht sich in dem Wunsche an die Uni versitätsdozenten ein zu hartes Urteil aus, daß sie mit der Ver anstaltung seminaristischer Reihenpublikationen tunlichst zurückhaltend sein, für die Auslese der darin aufzunehmcnden Arbeiten ein möglichst scharfes Sieb auswählen möchten? Was aber bedeutet endlich, angesichts der tausend Netze, womit Tages zeitungen und Journale das aktuelle Nachrichten- und Meinungs- bedürsnis der bürgerlichen Gemeinschaft versorgen, die politische Broschüre in der großen Mehrzahl ihrer Spielarten und Ver treter anders als einen für die Zwecke der Allgemeinheit entbehrlich gewordenen Angelsport? Des besonderen Tropfen zersetzenden Giftes, der in diesen Dingen für den Rapport zwischen Autor und Verleger unmittelbar verborgen ist, sei nur andeutungsweise Erwähnung getan. Ver lagsobjekte der umschriebenen Gattungen sind — das weiß der Verleger, bezweifelt öfters der Autor — in der Regel Zuschuß unternehmungen, die von irgendeiner Seite finanziell alimentiert werde» müssen. Öffentliche Mittel, das ist gut und verständlich, stehen dafür selten zur Verfügung; der Verleger, besonders der wissenschaftliche, hat so viele eigene Sorgenkinder, daß selbst der freigebigste außerhalb jenes Kreises nur in besonderen Fällen ein »olnlö okLainm der offenen Hand anerkennen wird und darf; so bleibt denn zumeist die Beihilfe am Autor haften, und es tritt jene Umkehrung des natürlichen Verhältnisses zwischen Autor und Verleger ein, die den Keim des Mißtrauens und leider auch nicht selten des Mißbrauches in sich trägt. Zu den mannigfaltigen Erscheinungsformen, in denen sich die Überfülle des Büchermarktes kundgibt, gehört im beschränkten Sinne auch die Entwicklung, die die Einrichtung der Separate in ihren Auswüchsen genommen hat. Sonderabdrücke von Zeit schriftenaussätzen zu erbitten und zu gewähren, das war im ver legerischen Gewohnheitsrecht allmählich das sinnverwandte und sinnberechtigte Gegenstück zu den Freiexemplaren geworden, aus die der Autor bei Büchern einen alten verbrieften Anspruch hatte. Zuni Gegenstück auch hinsichtlich der Zahl, die sich hier wie dort in ähnlichen, vom Vervielsältigungsradius abhängigen Grenzen bewegte. Während aber beim Buch die volle Gleichartigkeit der für den Handel wie für die Hand des Autors bestimmten Abzüge einer ungesunden Erhöhung der letzteren vorbeugte, begünstigte der Charakter des Fragments, der dem Zeitschriftenseparal eignet, bei de» Verfassern die Anschauung, daß man ihre Zahl, ohne Schaden für die Absatzfähigkeit der Zeitschrift, beliebig steigern könne, wenn man dem Verleger nur die Kosten für Papier und Broschur ersetze. Der Verlag hätte es besser wissen müssen. Leider aber erlagen viele seiner Angehörigen schwächlicher Nach giebigkeit oder auch der Wahnvorstellung, in jenen Separaten will kommene Hilfen der Propaganda zu erblicken, und so hat mancher- orteu das dem Autor für seine Eigenprodukte eingeräumte Privi legium eines beschränkten zollfreien Grenzverkehrs eine Ausdehnung erfahren, die den legitimen buchhändlerischen Vertrieb der Zeit schriften und damit deren Fortbestand in ernste Gefahr bringt. Aber nicht genug damit, hat man nun auch begonnen, jene An sprüche von der Zeitschrift auf das Buch zu übertragen und Se parate von Buchteilen (außer den eigentlichen Freiexemplaren) Rechtens und in jeder Anzahl gegen Erstattung der Papier- und Buchbinderkosten zu fordern. Es ist ein Fehlweg, auf den wir geraten sind, weil es uns an einer Verständigungsinstanz gefehlt hat, und auf dem wir der gemeinsamen Interessen wegen umkehren müssen. Was die gesetzgeberische Weiterbildung des Urheber- und Verlagsrechtes, was insbesondere auch die Entfaltung und Aus breitung der Berner Konvention und der Internationalen Literatur verträge betrifft, so stehen gewiß manche Wünsche der deutschen Autoren und des deutschen Verlages unter dem gleichen Stern. Welcher Nachdruck würde einem Eintreten innewohuen, das von ihnen gemeinsam ausginge. Auch die von dem sozialen Drängen der Gehilfenschaft be einflußte Tarif- und Preispolitik im deutschen Buchgeweibe würde an Rücksicht und Besonnenheit gewinnen, wenn sie die Vertreter des Verlages und der Literatur gemeinsam aus den Schanzen sähe. Endlich verbinde ich in meinen Gedanken mit einem solche» Richter- und Natskollegium gern noch eine andere Einrichtung, die es nicht in sich selbst darstellen oder übernehmen kann, die es aber, wenn es in der Beherrschung seiner Aufgaben und im Vertrauen seiner Vollmachtgeber erst stark geworden ist, schaffen und beaufsichtigen könnte: eine Auskunfts- und Treuhand stelle, die, ausschließlich verlagstechnischen Dingen zugewandt, dem geschästsunsicheren Autor in seinem Verkehr mit dem Verleger auf Wunsch und gegen Entgelt dasjenige leistete, was ihr Name besagt. Wozu eine solche Einrichtung? Kurz gesagt, um das Vakuum au Vertrauen und an Gewissenhaftigkeit auszufüllen, das leicht da entsteht, wo Geschäftsunkunde und Geschäftskunde zu ge meinsamem Handeln einander begegnen. Es gehört im ganzen für den Autor kein großes Aufgebot von Einsicht und Willen dazu, sich in die Grundelemente der Verlagstechnik (wohl verstanden nicht Hersiellungstechnik) und des angewandten Verlagsrechtes einen Einblick zu verschaffen, der ihn vor einer Auslieferung an die geschäftliche Überlegenheit des Verlegers schützen würde. Aber wie viele dem widerstreben, das registriert derjenige Verleger zu seinem Erstaunen immer wieder aufs neue, der die erzieherische Neigung hat, die Autoren seines Kreises im geschäftlichen Verkehr zur eigenen Prüfung seiner Vorschläge anzulciten und zu veran lassen. Und zwar auch bei solchen Autoren, die, gewarnt durch Personen oder Dinge, nichts weniger als vertrauensselig sind und die gleichwohl jeden redlichen Versuch, ihre Anschauung zu klären und ihre Aufmerksamkeit zu schärfen, mir mit der äußeren Ohr- ItS
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