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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.03.1886
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- 1886-03-03
- Erscheinungsdatum
- 03.03.1886
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Nichtamtlicher Teil. 1127 ^ 51, 3. März 1886. und das Talent der Gelehrten würdigten und belohnten, die sich durch sorgfältige und geschmackvolle Herstellung nützlicher Bücher entschieden Verdienst um die Litteratur erwarben und ihres uneigennützigen Sinnes halber hochgeachtet werden müssen. Im Herzen Londons zeigte sich den Blicken des für Altertüm liches sich interessierenden Fremden noch vor kurzem eine Gruppe Häuser, die als Emporium des Buchhandels unter dem Namen »Illttls Lritain« bekannt waren. Sie wurden von rührigen, ihr Geschäft emsig betreibenden Leuten bewohnt, von denen ein gewisser Jacob Tonson durch Sach- und Geschäftskenntnis in jener Zeit hohes Ansehen genoß. Auch die Familie Ballard, deren Söhne und Kindeskinder länger als ein Jahrhundert als Buchhändler berühmt waren und in ihrem Berufe der Kirche und dem Staate vielfache Dienste erwiesen hatten, besaßen bedeutende Warenlager und ansehnliche Verkaufslokale in lättls Lritaiu. Schon zeitig gaben T. Green, C. Davis und John Whiston Kataloge der seil gehaltenen Bücher mit Anzeige des Formats und der Ver leger heraus; auch die Preise waren beigefügt, um das kauflustige Publikum vor Überteuerungen durch gewinnsüchtige Händler zu schützen; vielleicht war diese Einrichtung eine Nachahmung des durch Georg Miller in Augsburg 1564 zuerst herausgegebenen Meßkatalogs. Um armen Gelehrten die Erwerbung eines Buches zu er möglichen, führte Baker in London Bücherauktionen ein, in denen bald Bücher (ssoouä bauä doolco) ü tout prix, bald nicht unter einem fixierten Preise verkauft wurden. Diesen Auktionen gingen splendide Mahlzeiten voraus; zur kostenfreien Beteiligung an den selben berechtigte die Vorzeigung des gekauften Kataloges. Die heitere Stimmung, in welche der Genuß von Wein und Bier versetzte, ließ manchen Bücherfreund dann höhere Gebote thun, als er sich früher, in nüchternem Zustande, abzugeben vorgenommen hatte. So wurden die Verkäufer vollständig für die Kosten entschädigt, die ihnen die Bewirtung der Kauflustigen verursacht hatte. Eine alte Beschreibung von London im Jahre 1708 erwähnt, daß in lütkls Rritaiu, die sogenannte vnoü I-ans, das Quartier der Antiquare war. Mr. Mackay, der sechzehn Jahre später diesen interessanten Teil Londons besuchte, erzählt, daß zu dieser Zeit die Buchhändler anfingen, die Stätte, die so lange ihren Fleiß gesehen, zu verlassen und sich nicht allein in Paternoster-Row und in der Nähe von St. Pauls Churchyard und vom Temple Bar, sondern auch am Strande niederließen. Der letzte Buchhändler, welcher im Alter von achtzig Jahren im Jahre 1796 in lüt-tls Lritain starb, hieß Edward Ballard, ein Sproß jener so berühmten Buchhändlerfamilie. In Paternoster-Row, dem nunmehrigen Hauptsitze des Buch handels, wohnten auch Leute, welche die Bücher abschrieben und ihren Abschriften dann die Buchstaben 6. 0. hinzugefügt haben sollen zur Erinnerung an das Abbeten des Rosenkranzes und die drei Worte ^.vs, Orocks, Oraos, sowie sich der Paternoster-Row auch eine Creed-Lane,Amen-Corner und eine Ave-Maria-Lane anschließen. Im sechzehnten Jahrhundert wohnten hier friedlich viele Drechsler, welche sich besonders mit Anfertigung von Kügelchen für den Rosen kranz beschäftigten; der Name Paternoster-Row findet hierdurch gewiß seine Erklärung. Es darf uns nicht befremden, daß die Buchhändler der damals schon so großen Weltstadt so nahe bei einander wohnten; diese Erscheinung zeigt sich auch in anderen Gewerbszweigen. Bei einem so großen Konglomerate von Häusern wurde durch diese getroffene Einrichtung die Auffindung der Verkaufsstätten dem Käufer sehr erleichtert; die Konkurrenz, die sich für die Verkäufer dadurch fühlbar machen konnte, blieb außer Betracht. Interessant dürfte es auch sein, einiges über das Verhältnis der Verleger zu den Autoren zu erfahren. Der Preis der Bücher war, weil die Herstellungskosten für dieselben beträchtlich waren, erheblich hoher als jetzt, obschon die Autoren sehr kärgliche Honorare damals erhielten. Wir wissen z. B., daß John Milton für sein Meisterwerk »Larackios illosk« von Buchhändler Simmons für jede, 1300 Explre. starke Auflage nur 5als Honorar bekam. Alexander Pope war der erste Autor, der sich aus der Schriftstellerei eine ergiebige Einnahme quelle eröffnete; in der neueren Zeit haben selbst Schrifsteller von nicht erstem Range für ihre mittelmäßigen Produkte ganz bedeutende Honorare erzielt. Daß zu Zeiten der Königin Elisabeth (1558—1603) Autoren und Verleger sowohl sich gegenseitig zu übervorteilen, als auch durch schöne Titel das kaufende Publikum überden geringen Wert ihrer Geisteswerke und Verlagsartikel zu täuschen suchten, erfahren wir aus den Schriften des ehrlichen Anthony Wood; seinen Klagen stimmt Paul Michael Drayton, der Verfasser des »Lolzwlbion«, einer Poetischen Topographie, bei, und auch der Dichter Dry den spricht sich in seiner Schrift über Lucian in ähnlichem Sinne aus. Die Verbreitung gelehrter Schriften wurde im siebzehnten Jahrhundert in London durch zahlreich erscheinende kritisch gelehrte Zeitschriften gefördert; diese berichtigten falsche Urteile über den Wert neu veröffentlichter Bücher und sprachen sich über die Begabung der betreffenden Schriftsteller aus. Wir weisen unter anderen auf die »IVsslel^ Apmorials kor tbo InAsrnons«:, London 1682 und die »Ulsesllansous I-sktsrs«, London 1694 besonders hin, indem wir es unterlassen, die außerhalb Londons erscheinenden trefflichen kritischen Journale und Reviews hier anzuziehen. Ein älterer englischer Schriftsteller zieht in der Vorrede zu seinen Werken in interessanter Weise eine Parallele zwischen Autoren, Verlegern und Publikum, und macht die im ganzen zutreffende Be merkung, daß es für den Autor nicht leicht sei, über einen Gegen stand so zu schreiben, daß seine Arbeit des Druckes wert sei; daß es ferner für ihn schwierig sei, einen denkenden Verleger zu finden, und endlich, daß er es als ein seltenes Glück betrachten müsse, wenn ein verständiges Publikum seine Schriften in milder und gerechter Weise beurteilt. In witziger Weise vergleicht er dann die literarische Thätigkeit mit einem Kartenspiele, in welchem die Könige die Buch händler, die Wenzel oder Buben die Kritiker, das Spiel Karten das Publikum, der Spieltisch aber derAutor ist, welcher bisweilen gar nicht sanft bearbeitet wird. Durch die Rührigkeit des Buchhandels wird die Litteratur eines Volkes wesentlich weiter entwickelt; dies ist auch in England der Fall gewesen. Seitdem William Caxton, im Jahre 1477, die erste englische Buchdruckerpresse in der Almonry, unweit der berühmten Westminster-Abtei aufstellte, sind Millionen von Bü chern in England gedruckt worden, haben durch den Buchhandel Eingang in Hütten und Paläste gefunden und zur Bildung der Menschheit und insbesondere der uns stammverwandten Nationen mitgewirkt. Zur Erwerbung der Klemmschen Sammlung. Die Finanzdeputation der Sächsischen Zweiten Kammer, welche die Frage des Ankaufs der berühmten bibliographischen Samm lung des Kommissionsrates Herrn H. Klemm in Dresden aus Staatsmitteln für das Buchgewerbe-Museum in Leipzig vor zuberaten hatte, hat ihren Bericht nunmehr ausgegeben. Derselbe äußert sich wie folgt: In den Etat sind gemeinjährig 200 000 M. der transitorischen 153*
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