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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.02.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-02-17
- Erscheinungsdatum
- 17.02.1905
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- Deutsch
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- Saxonica
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Leg, Rath hiebey eine von dem Eleve Schiller in Meiner herzoglichen Militair-Academie verfertigte Streit- Schrifst zur Einsicht, obwol in der Stille, mitzutheilen, weil Ich Anstand nehme, sie vor der Zeit bekannt werden zu lassen, und wird der Herr Geh, Leg, Rath das vor zügliche Genie dieses jungen Menschen daraus wahr nehmen,» Es spricht aus diesen Worten ein Verständnis für die kommende Bedeutung Schillers, die sich mit den Äuße rungen deckt, die der Herzog in der Akademie in betreff Schillers einigen Lehrern gegenüber gemacht haben soll: »Laßt mir diesen nur gewähren! Aus dem wird etwas,- Die Zeit hat dem Fürsten recht gegeben; ein Förderer des Genius Schillers ist er aber nicht geworden, und durch bittere Jahre der Not, fern der Heimat, hat der Dichter den Weg zum Erfolg schreiten müssen. Im November 1780 reichte dann Schiller eine neue deutsche Dissertation -Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen- ein, und diese fand die Zustimmung der Lehrer, während sie an einer von ihm gleichfalls eingereichten lateinischen Dissertation äwuw» manches auszusetzen hatten und für nicht druckreif erklärten. Die deutsche Schrift wurde gedruckt, und zwar in der Offizin von Christoph Friedrich Cotta zu Stuttgart; zum erstenmal fanden sich da die Namen Schiller und Cotta zu sammen, Die Schrift, die dem Herzog gewidmet ist, umfaßt einschließlich der Widmung 52 Seiten in Quart und trägt den Titel: -Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen. Eine Abhand lung, welche in höchster Gegenwart Sr, Herzoglichen Durch laucht während der öffentlichen akademischen Prüfungen ver teidigen wird Johann Christoph Friedrich Schiller, Kandidat der Medizin in der Herzoglichen Militär-Akademie.« Als nächste Veröffentlichungen des jungen Dichters müssen wir zwei Gelegenheitsgedichte aus den Tod zweier Freunde erwähnen. Beide sind gedruckt, aber von dem ersten, einem Leichencarmen auf den Hauptmann von Wild meister, hat sich bis jetzt noch kein Exemplar gefunden, das andre, ein Gedicht auf den Tod seines Freundes Johann Christian Weckerlin, der 1778 die Militärakademie, wo er Medizin studieren sollte, verlassen hatte, um als Lehrling in der Apotheke seines Vaters tätig zu sein. Der junge Mensch starb am 16, Januar 1781; der traurige Vorfall erschütterte Schiller sehr, in ergreifenden Worten beklagte er den Tod des begabten Jünglings; das Gedicht ist voll hoher Schön heit und von einer Macht der Sprache, die die Bedeutung des künftigen Dichters ahnen läßt. Die Elegie erschien auf Kosten der medizinischen Genossen, als Nachruf der Freunde, in Einzeldruck bei Mäntler in Stuttgart, Sie machte, da sie so gar nicht im Ton der sonst üblichen Leichenklagen gehalten war, viel Aufsehen und erregte bei den frommen, engherzigen Leuten gewaltiges Kopfschütteln, Schiller selbst schreibt darüber an seinen Freund Hoven, indem er ihm gleichzeitig mitteilt, daß er für seinen Anteil 2 Gulden 12 Kreuzer zu zahlen habe: »Die Fata meiner Carmests verdienen eine münd liche Erzählung, denn sie sind zum Todtlachen; ich spare sie mir also bis auf Wiedersehen auf. Endlich! Ich fange an, in Aktivität zu kommen, und das kleine hundsvöttische Ding hat mich in der Gegend herum berüchtigter gemacht, als 20 Jahre Praxis, Aber es ist ein Nahmen wie des jenigen, der den Tempel zu Ephesus verbrannte, Gott sei mir gnädig! Sey so gut und schicke mit dem nächsten Botentag das Geld, denn Drucker und Buchbinder über laufen mich.» Zu derselben Zeit war Schiller auch Redakteur der bei dem Buchdrucker Christoph Gottfried Mäntler wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags, erscheinenden -Nachrichten zum Nuzen und Vergnügen», Es war ein dürftiges, unan sehnliches Blättchen, das Nachrichten brachte, die zum Tei andern Zeitungen entnommen waren, Neuigkeiten aus der politischen und literarischen Welt, Gemeinnütziges, Anek doten usw. Über die Mitarbeit Schillers an dem Blättchen wissen wir nicht viel; mit Bestimmtheit ist nur eine Ode »Auf die glückliche Wiederkunft unseres gnädigen Fürsten«, als von ihm herrührend, nachzuweisen. Einige Anekdoten und kurze Mitteilungen schreibt man ihm gleichfalls zu, Ob die kurzen Erzählungen, die man als von ihm herrührcnd annimmt, wirklich von ihm sind, er scheint zweifelhaft, sehr wahrscheinlich hat er nur Zusätze dazu gemacht. Trotz des unschuldigen Charakters des Blättchens geriet Schiller mit dem Zensor, dem Rektor des Stuttgarter Gymnasiums Johann Christian Volz, bisweilen in Streit, es kam zu mancherlei Unannehmlichkeiten und Verdrießlichkeiten; einmal, so wird erzählt, habe Schiller, heftig aufgebracht, den Zensor zur Rede gestellt, und der Streit habe damit geendet, daß dem Dichter die Tür gewiesen und ihm gedroht wurde, man werde ihn die Treppe hin unterwerfen, wenn er nicht gehe. Die Tätigkeit Schillers bei diesem Blättchen war freilich keine längere; sie fällt aber gerade in die Zeit, wo die »Räuber» ihrer Vollendung entgegengingen. Es soll hier nicht auf die Entstehung des Stücks, von dem Schiller schon 1777 einige Szenen geschrieben hat, hingewiesen werden. Nach oftmaliger Unterbrechung der Arbeit, nach mannig facher Umgestaltung hat der Dichter dann im Anfang des Jahres 1781 die letzte Hand an das Werk gelegt, und zu Anfang Mai, zur Jubilatemesse 1781 sind die »Räuber» im Druck erschienen. Es ist bekannt, wie Schiller sich vergebens bemühte, in Stuttgart einen Verleger zu finden, wie ec seinen Freund Petersen beauftragte, sich in Mannheim nach einem Verleger umzutun, und wie er dann, als dieser unverrichteter Dinge zurückkam, sich entschloß, sein Schauspiel auf eigene Kosten drucken zu lassen, und, da er kein Geld hatte und kein Drucker dem jungen Regimentsmedikus borgen wollte, den Betrag für die Druckkosten gegen Bürgschaft borgen mußte, Schiller hat sich dadurch in schwere finanzielle Verlegenheiten gestürzt und in den nächsten Jahren sehr darunter leiden müssen. Aus seiner Lebensgeschichte ist bekannt, wie er schließlich in Mannheim im August oder September 1784 nur durch die Opferwilligkeit seiner Wirtsleute gerade wegen dieser Summe vor Schuldhaft und andern Unannehmlich keiten bewahrt wurde. Die Geschichte des Drucks ist noch nicht völlig geklärt. Die meisten Schillerbiographen begnügten sich damit, Auf zeichnungen der Freunde des Dichters abzudrucken, die von einem subalternen Buchdrucker redeten; erst der neuern Forschung war es Vorbehalten, etwas Licht in das Dunkel zu bringen und auch nachzuweisen, daß sich der Freund Schillers auch in manchen andern Äußerungen über die Räuber irrte. Vor allem kam der Bericht des Generals Scharffenstein, des Jugendfreundes unsers Dichters, hier in Betracht, Er und der Bibliothekar Petersen waren gerade in jener Zeit die vertrautesten Freunde des jungen Dichters, Scharffenstein sagt nun: »Die Räuber schrieb er zuverlässig weniger um des literarischen Ruhmes willen, als um ein starkes, freies, gegen die Konventionen ankämpsendes Gefühl der Welt zu bekennen. In jener Stimmung hat er oft zu mir ge äußert: Wir wollen ein Buch machen, das aber durch den Schinder absolut jverbrannt werden muß! Nun sollten
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