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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.02.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-02-17
- Erscheinungsdatum
- 17.02.1905
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- Deutsch
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die Räuber ediert werden, eine hochwichtige Angelegenheit, bei der es manche komische, ungeduldige Debatten gab. Zuerst wurde über eine Vignette deliberiert und solche ohne Mühe erfunden, ein aufspringender zorniger Löwe mit dem Motto: in Tyrannos, welcher gratis oon einem Kameraden aus den Kupferstechern radiert wurde. Nun ging's an den Akkord mit einem subalternen Buch drucker, der, dem Dinge nicht trauend, es nicht anders als auf Schillers Unkosten übernahm. Diese Edition, fast Fließpapier, sah aus wie die Mordgeschichten und Lieder aus Reutlingen, die oon Hausierern umhcrgetragen werden. Unbeschreibliche Freude machten die ersten Exemplare; in zwischen, da der Kram, der in Gottes Namen und ohne alle Kundschaft veranstaltet worden war, wenig Abgang hatte, sah Schiller nachgerade das Wachstum des Hansens mit komisch bedenklichen Augen an.» Jetzt, wo die Forschung so weit fortgeschritten ist, wissen wir, daß die Angaben hier im höchsten Grade ungenau sind. Die erste Ausgabe hat weder den Löwen noch das Motto, Druck und Papier sind keineswegs so schlecht, wie Scharffen- stein sie schildert, und so hätte man wohl auch Zweifel an seiner Mitteilung von dem -subalternen, Drucker hegen können. Man nahm sich aber garnicht die Mühe, gründlich nach zuforschen, und es ist noch kein Menschenalter her, daß eine vielverbreitete Literaturgeschichte von der ersten Ausgabe der Räuber keine Notiz nahm, weil sie diese nicht kannte; erst durch die gründlicheren Forschungen eines Weltlich und andrer wurde man auf die älteste Ausgabe aufmerksam und nahm endlich davon Abstand, die unzuverlässigen Nachrichten der Jugendfreunde abzudrucken. Nicht, daß man die erste Ausgabe nicht gekannt hätte, sie war auch von Forschern erwähnt; aber man hatte diese Mitteilungen übersehen und sich nur immer mit der mit dem Löwen und dem Motto gezierten Ausgabe beschäftigt Wie wenig gründlich man manchmal zu Werke ging, zeigt auch das Beispiel des sonst als Forscher und Literarhistoriker so angesehenen W. von Maltzahn, der aus der Signatur kl. senlp. Lug. V., die sich unter dem Titelbild befindet, auf Augsburg als Druckort schloß, ohne daraus zu kommen, daß der Stecher der Vignette der im achtzehnten Jahrhundert wohlbekannte Nilson in Augsburg sei. Den gründlichen Forschungen Weltrichs') haben wir es zu danken, daß wir jetzt mit ziemlicher Bestimmtheit wissen, daß der Drucker der ersten Ausgabe der Räuber Johann Benedikt Metzler in Stuttgart war, auf den aller dings die Bezeichnung -subalterner Buchdrucker« durchaus nicht zutrifft. Weltlich führt nun an, daß er im 85. Stück der -Gothaischen Gelehrten Zeitungen- vom 24. Oktober 1781 auf die Notiz gestoßen sei: Das in der letzten Jubilate messe (ohne Benennung des Verlegers und Druckers, aber) bei Metzler in Stuttgardt herausgekommene Schauspiel, die Räuber, hat den Hrn. Regimentsdoktor Schiller zu Stutt gardt zum Verfasser-. Für die Annahme, daß Metzler der Drucker war, spricht auch der Umstand, daß die folgenden Veröffentlichungen Schillers, das Gedicht »der Venuswagen«, ohne Nennung von Ort und Verleger 1781, und die Anthologie auf das Jahr 1782, wie sich aus der Ausgabe von 1798 erweist, bei Metzler gedruckt sind. Man hätte sonst ja auch an Christoph Gottfried Mäntler, den Drucker der -Nachrichten zum Nuzen und Vergnügen« denken können, bei dem ja auch Gelegenheitsgedichte erschienen; aber es fragt sich, ob dieser in der Lage gewesen wäre, einen immerhin ziemlich umfangreichen und komplizierten Druck der Räuber her zustellen; die ganze Art des Drucks spricht auch für eine größere Firma. *) Weltlich, Friedrich Schiller I. Stuttgart 1899, S. SSO u. ff. Börsenblatt für Len deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. Die Metzlersche Handlung war eine der angesehensten, nicht nur in Stuttgart, sondern in ganz Sllddeutschland, und zählte seinerzeit mit der Handlung von Schwan in Mannheim zu den wenigen Buchhandlungen in Südwest deutschland, die einen guten Klang hatten. Die Firma, eine der ältesten in Süddeutschland ist am 1. Januar 1882 von August Metzler (geboren 1654) gegründet, der als Buchbindergeselle 1681 aus Sachsen nach Stuttgart eingewandert war. August Metzler starb 1716. Von seinen fünf Söhnen übernahm Johann Benedikt Metzler, geboren 1696, das Geschäft und zwar in Gemeinschaft mit seinem Schwager, Hofbuchdrucker Rößlin, dem 1718 das Privilegium verliehen wurde auf zwanzig Jahre -alleiniger Buchhändler zu Stuttgarten« zu sein. 1720 assoziierte sich Metzler dann mit dem langjährigen Gehilfen im väterlichen Geschäft, Christoph Erhard, der auch in verwandtschaftlichen Beziehungen zu Metzler stand. Wahrscheinlich haben Metzler und Erhard ausschließlich der Buchhandlung vorgestanden, während Rößlin mehr der Druckerei oblag. 1740 trennten sich dann Metzler und Erhard, und der letztere errichtete eine neue Buchhandlung. Nach seinem bereits 1742 erfolgten Tode übernahm sein ältester Sohn Johann Christoph Erhard die Buchhandlung, während der jüngere Johann Philipp Erhard eine Buchdruckerei begründete. Johann Benedikt Metzler führte nun die alte Firma allein weiter bis zu seinem am 6. März 1754 erfolgten Tode. Dann übernahm sie sein gleichnamiger, 1727 ge- borner Sohn, der sie kurz vor seinem 1797 erfolgten Tode seinem Tochtermann übergab. Er hatte nämlich nur eine Tochter, die sich 1780 mit C. L. Enßlin verheiratete, aber schon 1784 Witwe wurde. Elf Jahre später heiratete sie dann den Sohn des vorerwähnten Druckers Erhard, den Advokaten Christoph Heinrich Erhard, und diesem übergab der alte Metzler 1795 sein Geschäft. 1815 übernahm es dann der Sohn Heinrich Erhard (geboren 1796, gestorben 1875), der das Geschäft 1870 seinen Schwiegersöhnen Werlitz und Bonz überließ. Die weitere Geschichte der Firma gehört nicht hierher. Johann Benedict Metzler d. I. war es also, mit dem Schiller in geschäftliche Verbindung getreten ist. Am Druck der Räuber wird Metzler nicht viel Freude erlebt haben; denn Schiller zog einzelne im Satz bereits fertige Bogen zurück, er unterdrückte die ursprüngliche Vor rede und ersetzte sie durch eine neue, er verwarf die Fassung des zweiten Bogens und nahm auch im vorletzten und letzten Bogen Änderungen und Kürzungen vor. Bekanntlich hatte er die Aushängebogen seines Werkes an Schwan in Mann heim zur Prüfung gesandt, und dieser machte ihn auf manche Mängel aufmerksam. Streicher schreibt in seinem Büchelchen »Schillers Flucht« darüber: »Um zu versuchen, ob er nicht zu einigem Ersatz seiner Auslagen gelangen könne, und um sein Werk auch im Ausland bekannt zu machen, schrieb er, noch ehe der Druck ganz beendet war, an Herrn Hofkammerrath und Buchhändler Schwan zu Mannheim, der durch den vor- theilhaftesten Ruf bekannt war, und schickte ihm die fertigen Bogen zu, welche er, mit Bemerkungen begleitet, wieder zurückerhielt. Ob allein die Ansichten des Herrn Schwan den Verfasser aufmerksam machten, oder ob er selbst da rüber erschrak, wie grell und widerlich sich Manches dem Auge darstelle, nachdem es nun gedruckt vor ihm lag — genug, in den letzten Bogen wurde Einiges geändert, die von der Presse schon ganz fertig gelieferte Vorrede unter drückt, und eine neue, mit gemilderten Ausdrücken an deren Stelle gesetzt.« Von diesen kassierten Bogen und der unterdrückten 223
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