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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1880
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18800621
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-21
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1880
- Autor
- No.
- [4] - 2556
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seiner Entwicklung bis zur gegenwärtigen Höhe (zum Ausgange des verflossenen und Beginne dieses Jahrhunderts) hat nicht wenig die rücksichtslose Manier mancher Verleger beigctragen, so zu sagen ooram pubtioo ihre Geschäfte abzuwickel». Der größeste Theil der Bücherkäufer ist mit den Bedingungen, welche der Verkäufer vom Verleger genießt, Wohl bekannt und steigert in ungemessener Weise seine Forderungen an den Sortimenter. Mit ION von jährlicher Rechnung und portofreier Zusendung des Verlangte», was immerhin einem Zuschläge von weiteren 2N gleichkommt, begnügen sich die wenigsten Bücherkäufer; Anstalten (Schulen), sowie Kunden, welche weitere Kreise mit Literatur zu versorgen übernommen haben, ziehen ohne Weiteres von geliefertem Sortimente 14 oder 15N und mehr, vom Verlage der versorgenden Buchhandlung jedoch 25°/» ab. Bibliothekare bringen letzteren Satz bei allen Anschaffungen in Abzug, wenn nicht die obere Behörde anders befiehlt, und bestehen ganz bündig aus dieser Erklärung. Ein Luxemburgischer Gymnasialprosessor, der sich mit der Verbrei tung von wissenschaftlichen Werken beschäftigen will, verlangt von einer rheinischen Firma im Jahre 1820 33NN von deren Verlage, 25N von geliefertem Sortiment, will allerdings dagegen die Hin- und Hersendungskosten allein bestreiten. Der Mann erhielt aber keine Antwort auf sein Begehren. In einigen Universitätsstädten wurde studentischen Bücherkäufern 15 und 16UN Rabatt gewährt; andern Käufern wird von manchen Handlungen lieber ein Rabatt von 20N gegen baare Zahlung als ION in Jahresrechnung geboten. Woher soll unter solchen Verhältnissen der Gewinn kommen? Dazu tritt, daß die häufigen Preisherabsetzungen, zu welchen entweder eine veröffentlichte Concurrenzausgabe des fraglichen Werkes oder der drohende speculative Nachdruck die Verleger zwingt, das Publicum vollends verwirren, den Sortimenter bloßstellen und oft auch des kärglichsten Gewinnes berauben. So steht im Allgemeinen der Sortimentsbuchhandel in ver zweifeltem Kampfe mit dem unausbleiblichen Verfall und mit endlich völligem Ruin. Aber auch der Verlagshandel befindet sich in übler Lage. Noch immer zehrt der Nachdruck am Mark seiner Existenz. Seitdem Josef II. in blindem Aufklärungseiser den Buchhandlungen in den oesterreichischen Erblanden ausdrücklich erlaubte, alle in den deutschen Provinzen erschienenen tauglichen Werke nachzudrucken, erheben die lichtscheuen Gesellen, welche namentlich tm Süden Deutschlands (Karlsruhe, Tübingen, Reutlingen, Kempten, Höchst) ihre Winkel haben und sich dort sogar der Unterstützung des Buch handels erfreuen, um so dreister ihr Haupt. Mit vollendeter Naivi tät entschuldigt Riemer in Würzburg, welcher Quistorp's Peinliche Rechte (bei Stiller in Rostock) nachgedruckt hat, sein unsauberes Gewerbe, indem er äußert, daß er „allen Despotismus und alle Monopolisten hasse und es für Recht halte, ihren ungerechten An maßungen, die zum Schaden des Publicums ausschlagen, durch der gleichen Nachdrucke Schranken zu setzen." Auch gelehrte Männer reden dem Nachdruck als einem wirksamen Mittel gegen die Tyran- nisirung des Publicums seitens einzelner Verleger das Wort. Nun aber nehmen erfahrungsgemäß sich die Nachdrucker mit Vorliebe derjenigen Bücher an, welche (meist unterhaltenden Charakters) eine größere Verbreitung zu erzielen im Stande sind; schwere wissenschaftliche Werke lassen sie wohlweislich unberührt. Will aber der Verleger des Originals seine Rechnung finden, so sieht er sich zu mancherlei ihm selbst verhaßten, unwürdigen Manipulationen gezwungen, er druckt kleine Auslagen aus billigem Papier, verändert dieselben oft und bedeutend, muß also im eigenen beschränktesten Interesse dasjenige der Sortimenter und Abnehmer beeinträchtigen. Gleichwohl fallen auf sein Haupt alle Verwünschungen auch Der jenigen, welche sonst eines Groschens wegen den Nachdruck der Originalausgabe vorziehen. Papier und Druck werden täglich thenrer; auch die Honorar ansprüche der Verfasser wachsen in unbilligem Maße. Jenes rührt daher, daß einerseits die Druckwuth seit 20 Jahren — so heißt es im Reuen Archiv rc. 1795 — das Papier um hundert aus hundert ver- theuert hat, ohne daß etwa die Güte des Stoffes damit gleichen Schritt gehalten hätte, dann daher, weil der (preußische) Staat die Lumpen- aussuhr nach Holland und Frankreich nicht genügend beschützt hat Dieses dagegen findet seinen Grund in der Begehrtheit mancher, sogar der jämmerlichsten Schriftsteller. Alle Welt schreit nach Lese- sutter; für die Romanschreiber ist es eine goldene Zeit. In den fünfziger Jahren (des vorigen Jahrhunderts) zahlte Renger in Halle dem großen Philosophen Christ. Wolfs noch einen Louisd'or pro Bogen und beide gewannen dabei, Wolfs auch in dem Maße, daß er bedeutendere Honorare, die ihm von andern Buchhändlern geboten wurden, ausschlug, aber „heut (1795) will jeder Magister Louisd'ors und nur der wörtliche Uebersetzer fordert nach Thalern". Mit Journalen, (namentlich schöngeistigen) wird die Leserwelt überschwemmt; dieselben wirken nicht nur verflachend auf die Bil dung und befördern die Vielwisserei, sondern schaffen auch die zahllosen Lesegesellschasten und verderben mit ihrem Pränume- rations- und Subscriptionswesen bessere Kundschaften. Auch die „Sammlungen" blühen und mit ihnen die Eingriffe in Anderer Eigenthum. Daher die hohen Bücherpreise um den Beginn dieses Jahr hunderts. „Das elendeste ohne Rücksicht auf Schönheit des Druckes und des Inhalts auf Lumpenpapier mit abgenutzten Buchstaben gedruckte Geschmier" wird mit 1 bis 2 Groschen der Bogen taxirt, jedes Buch soll sich in einer Messe bezahlt machen. So liegen die Verhältnisse zum Schaden des Publicums und zum Aerger des ehrenwerthen Verlegers. Günstig sind dieselben nur dem Schwindel, welcher natürlich seine reichen Ernten hält, und, wie geklagt wird, vor allem in Leipzig zu Hause ist. Verleger solchen Schlages ver trauen darauf, daß der die Messe besuchende Sortimenter nicht alle Büch.er durchzusehen vermag; dieser schaut schließlich nach Titel und Autor, nimmt die Bücher schlecht und gut, wie sie da sind, läßt oft das Beste liegen und schleppt das Schlechteste mit vielen Kosten nach Haus — auf die Maculaturbühne. Um Unkundige zu täuschen, halten sich einige Verlagshandlungen einen eigenen Titel-Autor oder -Fabrikanten im Solde. Außerhalb Leipzigs wohnhafte Verleger er scheinen sehr häufig nicht mit den Büchern selber, sondern nur mit deren Titelbogen auf der Messe, auf diese Weise ist der Sortimenter, wenn er „schreibt", nicht einmal sicher, daß er etwas Gediegenes er hält, und dem kurzen Wahnfolgt Wohl einmal die lange Reue. Zu dem haben die größeren Verleger die Kritik förmlich in Pacht Feile Scribenten begrüßen alle Unternehmungen dieser oder jener Handlung mit Posaunenstößen oder lassen sich bereit finden, den „Selbstrecensionen" solcher Verleger Aufnahme in die ihnen zur Verfügung stehenden Journale zu verschaffen. (Schluß solgt.) Misccllen. Die am 15. d. M. stattgehabte Generalversammlung der Bazar-Actien-Gesellschast war von 10 Actionären mit zu sammen 117 Stimmen besucht. Nach Ertheilung der Decharge wurde das ausscheidende Aufstchtsraths-Mitglied, Herr Stadtrath Franz Wagner in Leipzig wiedergewählt und an Stelle des sein Mandat niederlegenden Herrn Commerzienraths Moritz Gerson Herr Kaufmann Carl Littauer einstimmig gewählt. Das Ergeb- niß des letzten Geschäftsjahres wurde von denanwesenden Actionären mit Befriedigung ausgenommen. Bezüglich der Dividenden zahlung verweisen wir aus die Anzeige im Jnseratentheil von Nr. 138 d. Bl.
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