3814 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 69, 23. März 1912. In der ersten Hälfte des April wird erscheinen: L«rnderkunde-«rProvinzVrandenburg Unter Mitwirkung hervorragender Fachleute herausgegeben von T Lrirst Friedet und Robert Mielke In fünf Bänden nebst einer Übersichtskarte der Provinz Brandenburg f: 200 000 Bernd III: Die Volkskunde enthaltend Nutzere Volkskunde von R. Mielke Vslkrdiehtuus ' - von vr, h. Lohre Innere Volkskunde v. w. v. Schulenburs Vsrses^i^t« von Or. A. Riekebusch XVI u. 546 s. Lek. 30, mitt 272 Textbildern, 49 Tafeln und einer Aarte Preis geh. M. —, gebunden 5.— Band I: Die Natur, II: Die Geschichte, sind 4909 und 4940 zu gleichen Preisen erschienen Band IV: Die Aultur, V: Die Sprache, gelangen später zur Ausgabe Märkisches Volkstum : Sagen, Märchen, Sang, Wohnort und wohnsitte, Gebräuche und Vorgeschichte bilden den Inhalt des z. Bandes. Oer Herausgeber Robert Mielke, der die äußere Volkskunde bearbeitet hat, versucht den Märker in seiner ethnographischen Stellung zu umgrenzen, die Herkunft des branden burgischen Volkstums, besonders die geistige Struktur des Berlinertu ms zu schildern, um die Eigenart mancher Gebräuche und Gewohnheiten darzustellen. Oie tage der Siedelungen, ihre Formen und Verbreitung, Haus und Hof, die Wohnung, Trachten, die verschiedenen Formen der Arbeit und ihre Sicherung in Stadt und Land, Speise Gepräge angenommen haben. Eine Folgerung, die auch in den wertvollen Ausführungen Wilibalds von Schulenburg zum Ausdruck kommt. Oer bekannte Volksforscher, der seit vier Jahrzehnten unablässig das Volkstum beobachtet und in zahlreichen Studien und nicht minder zahlreichen feinempfundenen Zeichnungen dargestellt hat, bringt eine Fülle neuer Beobachtungen. Die Sage, der, wie daß sich die Bevölkerung den vorhandenen Ueberlieferungen auch unterwirft, wenn sie nachweislich verhältnismäßig spät eingewandert ist. Noch immer bringen die wechselnden Kalendertage ihre besonderen Feiern, noch immer werfen Sitte und Brauch poetische Lichter ins Menschenleben; noch ist der Volksgesang in Brandenburg nicht erstorben. Oberlehrer Or. Heinrich Lohre weist das in seiner eingehenden Bearbeitung der Volksdichtung nach. Marchia non cantat ist jedenfalls angesichts der Balladen, der lyrischen Gesänge, der zahlreichen Soldaten-, Jäger-, Handwerks- und geistlichen Volkslieder nicht angebracht, vollends nicht, wenn man die Kinderlieder und -spiele in Betracht zieht. Oie zahlreichen Noten geben auch dem Musikfreunde viele Aufklärung über die Neigung des märkischen Volkes zur schöpferischen Weiterbildung der Melodien, va gerade einzelne Fassungen der Volkslieder, wie sie in der Mitte des vorigen Iahrhundeits ausgezeichnet worden, aber noch nicht bearbeitet sind, recht altertümlich anmuten, so wird auch in dieser Arbeit bestätigt, was in den vorangehenden über die Beziehungen des märkischen Volkstums zur deutschen Kultur und zum deutschen ^Geistesleben gefolgert ist. Dem schließt sich vr. Kiekebusch mit der Vorgeschichte an. die hier zum ersten Male in einer umfassenden, alle Ergebnisse dieser in den letzten Jahren mächtig aufgeblühten Wissenschaft berücksichtigenden Arbeit in Angriff^genommen ist. ^ was in den drei ersten Arbeiten nur angcdeutet ist, weil jede Folgerung anscheinend durch Gegenfolgerungen der vorgeschichtlichen Beziehungen an der Hand Hunderter von Abbildungen überzeugend dar. Dieser Band mit seinem neu erschlossenen Material, mit der logischen Gliederung und der folgerichtigen Entwicklung hat mehr als die vorangehenden einen wert auch für die Nachbarprovinzen, die teilweise denselben Ueberlieferungsstoff besitzen, die Ich ersuche alle Handlungen um sofortige Bekanntgabe ihrer genauen Sub skription aus das vollständige Werk, erhalte ich diese nicht, so expediere ich den Band in der Anzahl der bisher zur Fortsetzung fest bestellten Exemplare. Dietrich Reiiner <Lrnst Vohsen) in Berlin.