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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1905
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- 1905-05-02
- Erscheinungsdatum
- 02.05.1905
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Sein früheres Recht an dem Carlos kann ich ihm gar- nicht nehmen, ich muh ihm also denselben lassen. Doch habe ich große Lust, den Carlos noch einmal für das Theater zu bearbeiten, und diese Ausgabe kann ich als dann unserer Sammlung einverleiben.» Am 26. April hatte Göschen bei Schiller angefragt, ob er von Carlos eine Interims-Ausgabe veranstalten dürfe, die etwa ein Jahr reichen würde, er mache sich anheischig, falls die neue von Schiller beabsichtigte Ausgabe erscheine, die dann noch vorhandenen Exemplare als Makulatur zu behandeln. Schiller antwortete am IO. Mai, daß er hoffe, nunmehr das Mißverständnis, das zwischen ihnen vorhanden, gehoben zu haben. Da Göschen nicht mit Cotta eine ge meinsame Ausgabe machen wolle, so müsse er das Stück als getrennt von dem geplanten Theater betrachten, was auch angängig, da es kein eigentliches Theaterstück sei. — Doch behält sich Schiller vor, eine neue Theaterbcarbeitung des Carlos zu schreiben, ein ziemlich verändertes, im Umfang beschränkteres Stück als das viel weniger umfangreiche, bei Göschen erschienene, und das wolle er dann seiner Sammlung von Schauspielen einverleiben. Indessen sollte diese Theater bearbeitung erst erscheinen, nachdem die für Göschen ge plante neubearbeitete und verbesserte Ausgabe des Carlos erschienen sei. Doch könnte noch geraume Zeit vergehen, bis er an diese Neubearbeitung für Göschen gehen könnte. Wiederum vergingen einige Monate, und erst im Sep tember 1797 schrieb Göschen wieder in der Angelegenheit Der Ton seines Briefes ist bedeutend wärmer und freund schaftlicher gehalten. Er kommt auf die unangenehme Szene in der Ostermesse 1795 zurück und erklärt, daß er so gereizt gewesen wäre, weil er damals gerade beabsichtigt hätte, eine Prachtausgabe des Carlos zu veranstalten, die ihn als Typograph im besten Licht hätte zeigen sollen. Da Schiller der Jnterimsausgabc nicht sehr gewogen zu sein scheine, wolle er — es sei sein heißester Wunsch — jetzt eine Prachtausgabe des Carlos veranstalten. Schiller aber war dagegen. Sein Wunsch war, den Carlos im gleichen Gewand wie seine übrigen Stücke gedruckt zu sehen. Erst 1804 erschien die Prachtausgabe; eine einheitliche Ausgabe seiner Stücke erlebte dagegen der Dichter nicht mehr Noch einmal forderte Schiller Cotta auf, mit Göschen zu unterhandeln, um die Freigabe des Carlos auf diese oder jene Weise zu erlangen. »Wenn Sie zur Messe reisen — schreibt Schiller unterm 5. März 1798 — so werde ich Ihnen doch noch anrathen einen Versuch zu einer gütlichen Abfindung mit Göschen zu machen, denn es wäre mir doch gar lieb, wenn der Karlos noch in die Sammlung käme. Seine Empfind lichkeit hat er jetzt verloren, und da er, auf einen Brief, den ich ihm schrieb, den Gedanken aufgegeben, eine Prncht- cdition von dem Carlos zu machen, so ist er vielleicht zu bewegen, daß der Carlos in 3 oder 4 Jahren wenigstens in unserer Sammlung, gegen eine Gratifikation an ihn, mit darf abgedruckt werden.» Cotta versprach, sein Möglichstes zu versuchen; zu einer Einigung kam es indessen nicht. Am 80. April macht Schiller noch an Cotta den Vorschlag, doch Göschen mitzuteilen, daß er anstatt des Carlos etwas neues von Schiller erhalten solle; auch wäre Schiller nicht abgeneigt, ihm den in Gemein schaft mit Goethe geplanten Theaterkalender, den er ur sprünglich Unger zugedacht habe, zu überlassen. Cotta sollte sein Möglichstes versuchen, de» Carlos zu er halten; man könnte rechtlich nichts machen, falls Göschen kein Entgegenkommen zeige. Ob es zu einer Aus sprache zwischen den beiden Verlegern gekommen ist, wissen wir nicht, eine Einigung ist jedenfalls nicht erfolgt; erst kurz vor Schillers Tode, 1805, ist ein Übereinkommen ge schlossen worden. In ein freundschaftlicheres Verhältnis zu Cotta ist Göschen ebenfalls nicht getreten; er hat es nicht vH winden können, daß dieser ihm den Freund geraubt i.I^ zeitweise entfremdet hat. Dagegen wurde das Verhältnis zu Schiller, wenn Göschen auch nicht, wie er einst gehosl hatte, Verleger aller seiner Sachen wurde, bald das alt' freundschaftliche. Als Göschen, der 1795 das Gut Hohen, stedt bei Grimma erworben hatte, dort seit 1797 di- Sommermonate znbrachte, kam die Erinnerung an die schönen Tage in Gohlis mächtig über ihn, und unterm 16. Juni 1798 schrieb er an Schiller, »Ich lebe nun seit einigen Monaten in Hoheustädt und oft steigt in meinem Herzen der Wunsch auf, daß ich Ihnen eines Tages seine Herrlichkeiten zeigen dürfte. Es ist hier die Ausführung aller Ideen und Wünsche, die Gohlis ehemals in mir erweckte. Eine freundliche Hütte, ein Gärtchen in einer paradiesischen Gegend, schöne, reine Luft, Wasser aus selbstentdeckten Quellen, Früchte, die ich alle selbst erzogen, eine schöne Ruhe, getheilt durch Arbeit für mein Geschäft und für den Landbau. Aber vieles hat die Zeit hinweggenommen. Es ist der Wunsch, die Bewohner Gohlis, die mir lieb waren, hier unter meiner Akazienlaube, in meinen von Wein belaubten Bogengängen zu sehen. Jünger, die Schneidern, und so viele andere, sind nicht mehr. Sie allein und Körners sind noch übrig. Möchte doch Ihre Gesundheit »erstatten, daß ich Sie hier einmal mit Körners und Kunzen trak tieren könne. Der Himmel gewähre mir diesen Wunsch, so gibt er mir einen Reiz des Lebens mehr.» Neben diesen freundschaftlichen Briefen gingen auch die geschäftlichen hin und her. Vom Geisterseher und von der Geschichte des dreißigjährigen Krieges wurden neue Ausgaben veranstaltet, und am 15. Januar 1801 sandte Schiller dann endlich das wenig veränderte Manuskript zur neuen Aus-^ gäbe vom Carlos, von dem jetzt auch eine Prachtausgabe hergestellt wurde. Immer herzlicher und freundschaftlicher wurde der Ton der Briefe zwischen Göschen und Schiller, und es zeugt von dem edeln Charakter der Beiden, daß das Verhältnis so harmonisch seinen Abschluß finden sollte. Im September 1801 wurde Göschens sehnlichster Wunsch erfüllt. Auf der Rückreise von Dresden, wo sie zum Besuch bei Körners geweilt hatten, kam Schiller mit Frau »nd Sohn nach Hohenstadt und verweilte einen Tag dort. Der alte Freundschaftsbund wurde erneuert und verlor nicht wieder an Herzlichkeit. »Haben Sie nochmals herzlich Dank, lieber Freund — schreibt Schiller — für Ihre gütige Ausnahme in Hohenstadt. Jener Tag gehört zu den fröhlichsten, die ich durchlebte. Ich sah Sie glücklich in Ihrem häußlichen Kreis, in Ihrer ländlichen Ruhe. Ich habe jetzt eine Anschauung Ihres zufriedenen Landlebens, ich kenne das Haus, das Sie bewohnen, die Gegend, die Sie umgiebt, und kann mir nun Alles, was Sie angeht, leb hafter vorstellen. - Über die »Jungfrau» sprach Göschen Schiller seine größte Bewunderung aus, und der Dichter erwidert ihm: »Wie angenehm war es mir, mein lieber Freund- was Sie mir über meine Jungfrau v. O. schriebe. Dieses Stück floß aus dem Herzen und zu dem Herzet sollte es auch sprechen. Aber dazu gehört, daß man au t ein Herz habe und das ist leider nicht überall der Fall? Über Familienfeiern, über häusliche Vorkommnisse b^ richten die gegenseitigen Briefe; Geschenke werden ausgetauschis und wenn der Dichter für den Freund auch nicht mehj schreibt, so empfiehlt er ihm doch neue Autoren und zeig reges Interesse für seine Unternehmungen. Einmal noch ist > Schiller sogar gezwungen, die pekuniäre Hilfe des alten: Freundes in Anspruch zu nehmen. Im Februar 1802, als;
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