Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.05.1905

^ 104, 6. Mai 1905. Nichtamtlicher Teil. 4313 einwandfreie Stellen, meinetwegen sogar auf besondres Ersuchen an die Staatsanwaltschaft ab, und die Wirkung wird nicht ausbleiben. Durch solche Selbsthilfe, glaube ich, schützt man sich vor dem läppischen Zugreifen unsrer unglücklichen Galoppgesetz gebung, scheidet man das Berechtigte vom Gefährlichen, klärt man Behörden und Publikum auf über die Grenzen der Strafjustiz und der Erziehung, und beweist man, daß unsre gute Organisation kräftig genug ist, Mißstände im Berufsleben selbst auszurotten. Karlsruhe, 26. April 1905. vr. Otto Bielefeld i/Fa. I. Bielefelds Verlag. Kleine Mitteilungen. Jubiläum. — Ihr fünfundsiebzigjähriges Bestehen konnte am 1. Mai d. I. die Verlagsbuchhandlung und Druckerei D. B. Wiemann in Barmen feiern. Die Verlagsdruckerei wurde am 1. Mai 1830 von Johann Friedrich Steinhaus unter der Firma I. F. Steinhaus in Barmen gegründet und am 11. September 1871 von den Vettern Herren Dietrich Bruno und Tiberius Gerhard Wiemann aus Leer (Ostfries land) käuflich erworben und unter der Firma D. B. L T. G. Wie mann fortgeführt. Am 18. Januar 1884 übernahm Herr Dietrich Bruno Wiemann das Geschäft für seine Rechnung allein und es Auf strengen Grundsätzen aufgebaut, ist die Firma unter tat kräftiger Leitung des noch jetzt in körperlicher und geistiger Frische stehenden Herrn Dietrich Bruno Wiemann zu größter Blüte ge langt. Die Druck- und Verlagserzeugnisse der Firma, in der Hauptsache aus ernsten Volks- und Jugendschriften sowie evange lischen Streit- und Missionsschriften bestehend, haben weiteste Ver breitung in allen Volksschichten und weit über die Grenzen des deutschen Vaterlands hinaus gefunden, — fünfundzwanzig Jahre wurde in der Druckerei die auf Aktien gegründete »Westdeutsche Zeitung- hergestellt, bis sie, dem Wechsel der politischen Zeiten unterliegend, Ende 1900 einging. Seit drei Jahren verlegt die Firma das amtliche Kreisblatt für Barmen, die »Allgemeine Zeitung«, der bei dem raschen Cmporblühen der Stadt und ihrer hervorragenden Industrie eine sichere Zukunft vorauszusagen ist. Ein besonders glückliches Verhältnis herrscht zwischen dem Chef des Hauses und seinen Angestellten. Dies erhellt aus der Tatsache, daß manche Arbeiter auf eine mehr als 15, 20, 25, ja 30 Jahre lange Tätigkeit bei der Firma zurückblicken können. Möchten Verlag und Druckerei in dem soeben begonnenen letzten Viertel ihres ersten Geschäftsjahrhunderts weiter blühen und gedeihen zur Zierde des deutschen Buchhandels! Fritz Heinemann. Beschlagnahme. — Auf Anordnung der Berliner Staats anwaltschaft wurde die vor etwa acht Tagen erschienene Broschüre Leo Tolstois »An die Soldaten und jungen Leute- (übersetzt von vr. Otto Buek) beschlagnahmt. Montag nachmittag erschienen drei Kriminalbeamte und ein Kriminalkommissar der politischen Polizei in der Wohnung des Verlegers der Broschüre, Johannes Holzmann in Charlottenburg, und beschlagnahmten dort von der 10000 Exemplare betragenden Auflage die noch vor handenen etwa 2000 Stück. (Leipziger Tageblatt.) Zum Jubelfeste des Deutschen Schulvereins für Österreich. — Der Deutsche Schulverein für Österreich erläßt folgenden Aufruf: Am 13. Mai d. I. feiert der Deutsche Schulverein den Ge denktag seines fünfundzwanzigjährigen Bestandes. Hervorgerufen durch die bei seiner Gründung von einigen wenigen entschlossenen deutschen Männern erkannte Notwendigkeit, unserm an der Sprach grenze bedrohten Volkstum werktätig zu helfen, ist er im Laufe der Zeit zu unsrer größten und wirksamsten Schutzwehr empor gewachsen. Seine von keinem Parteigetriebe beirrte, rastlose Ar beit, seine zielbewußte, selbstlose Tätigkeit zur Erhaltung unsrer Muttersprache bildet ein unbestrittenes Ruhmesblatt in der Ge schichte unsers Volksstamms. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. »Der Deutsche Schulverein hat im Lauf der Jahre 10 Millionen Kronen für nationale Bedürfnisse aufgewendet und ein glänzendes Beispiel dafür erbracht, daß nicht das tönende Wort, daß nur vereinte, zielbewußte Arbeit, daß nur die rettende Tat dem Volks tum wirksame Hilfe zu bringen vermag. »Wenn wir heute alle unsre Volksgenossen auffordern, den Gedenktag dieses Vereins mit uns würdig zu feiern, so wollen der schon in den folgenden Tagen spurlos verrauscht; denn die Bedrängnis unsers Volkstums, die zu der Schöpfung des Deutschen Schulvereins führte, besteht noch heute. »Seit Jahrzehnten von unfern Stammesgenossen im Reiche politisch getrennt, umgeben von meist feindlich gesinnten Völkern, die alle in dem Begehr nach unserm Besitz einig sind, vielfacher Willkür wechselnder Regierungen preisgegeben, stehen wir Deutsche zusehen ist. »Diese Not unsers Volksstamms möge zunächst überall dort bedacht werden, wo sich unsre Volksgenossen festlich versammeln; denn vor allem ist es nötig, ernstlich zu erwägen und gründlich zu beraten, was wir vorkehren müssen, um unser täglich mehr be drohtes Volkstum zu schützen und ihm das köstlichste Erbe seiner Ahnen, die Muttersprache, ungeschmälert zu erhalten. »Der Deutsche Schuloerein hat uns bereits den einzig rich tigen Weg dazu gezeigt: Nur Einigkeit und gemeinsame, rastlose Arbeit führen zu diesem Ziele! »Diesen Weg müssen wir künftig alle beschreiten. In diesem Geiste muß schon die Erziehung unsrer Kinder geleitet werden und unsre Jugend, namentlich die akademische, emporwachsen; denn aus ihr sollen tüchtige Männer hervorgehen, die in den voraussichtlich weitern Kämpfen um die Erhaltung unsrer Stammesart dereinst zu Führern berufen sind. -In diesem Geiste soll von uns allen der Gedenktag des Schulvereins gefeiert werden, und in diesem Sinne soll der Schul schweigen und alle zu gemeinsamem Dienste für unser Volkstum zusammentreten; eine Kirche, in der uns der Geist unsers Volks erleuchten möge, damit wir den Besitzstand unsers Volksstamms und sein höchstes Gut, die Muttersprache, allen unfern Gegnern zum Trutz siegreich behüten und dereinst ungeschmälert unfern Kindern übergeben. -Diese Feier für unser Volk werden wir an dem Gedenktage recht und entschlossen, der Zukunft entgegenschreiten, die uns zwar noch manchen schweren Kampf und manchen Wechsel der Re gierung bringen kann, die aber einen seiner Kraft und seiner Pflichten bewußten Volksstamm weder zu beugen, noch zu ent wurzeln vermag.« Verein der Deutschen Musikalienhändler. — Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung des Vereins der Deut schen Musikalienhändler findet am Sonnabend den 17. Juni nachmittags 3 Uhr, im Sachsenzimmer des Deutschen Buch gewerbehauses zu Leipzig statt. Der Vorstand hat geglaubt, von dem herkömmlichen Dienstag der Kantatewoche diesmal ab- sehen zu sollen, da hinsichtlich eines wichtigen Punktes der Tages ordnung (Aufführungsrechts-Angelegenheit) verschiedene Fragen noch geklärt werden dürften. Die Tagesordnung wird noch be kannt gegeben werden. Mitglieder der ^.Lsooiariions tipo^raLeo-libru-ria italiaoa sind auf den 1. Juni d. I. zu einer außerordentlichen Generalversammlung nach Mailand einberufen. Die Tagesordnung umfaßt: 1. Be ratung und Beschlußfassung über eine Regelung des buchhändle rischen Rabattwesens; 2. Satzungsänderung; 3. Mitteilungen des Vorstandes. KunsthalleP. H. BeyerLSohn, Leipzig (Schulstraße 8). — Die Mai-Ausstellung umfaßt Sammlungen französischer Meister und zwar Gabriel Rousseau (20 Gemälde vom Rhein), Pierre Chapuis (9 Gemälde), Aleide Le Beau (9 Gemälde), Renö Chrstien (3 Gemälde), L. Vallee (6 Gemälde), Frederic Lottin (8 Gemälde), Marius Borrel (6 Radierungen). Ferner sind vertreten: G. Höhlig- 570