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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1884
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- 1884-11-12
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1884
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worden."*) Birnstiel besaß neben seiner Druckerei einen offenen Bnchladen. Diese beiden Geschäfte wurden nach seinem Tode von der Wittwe an Johann Birkner verkauft. Daß Birnstiel's Geschäft nicht gerade sehr blühte, sondern vielmehr stets mit Schulden überhäuft war, ergibt sich aus zwei Vorgefundenen Urkunden auf der Erfurter Stadtbibliothek, Die erste sogenannte „Kundschaft" für den Buchführer Johann Birkner, welcher der Witwe Birnstiel den Bnchladen abgekauft, bestätigt, „daß der Buchhändler Jakob Porsy in Frankfurt a/M, keine Ansprüche inehr au ihn habe, da er sich wegen rückständigen Schulden mit der Wittwe vertragen, indem er für die Summe Bücher genommen. Es wird diese Kundschaft ausgestellt, weil Birkner erfahren, daß der Porsy hinterher dennoch Ansprüche erhoben und Birkner fürchtet, der Porsy möchte ihm in Frankfurt auf der Messe Ungelegenheiten bereiten, Erfurt, den 3, September 1614," Das zweite Schreiben datirt vom 31. August 16 l3 und enthält einen „offenen Brief", den der Rath dem Buchhändler Birkner für seine Gläubiger in Frankfurt gewährt, „daß derselbe sich verpflichte, die Schulden, welche sein Vorgänger Birnstiel auf das Geschäft gehäuft, allmählig abzuzahlen". Dem Buchhändler Birkner wurden in der Leipziger Oster messe 1623 drei angebliche Famosschriften confiscirt; er wurde auch verhaftet, doch sofort gegen Caution wieder freigelassen und die ganze Sache niedergeschlagen. Ein in der Geschichte der Buchdruckerkunst öfter vorkommender Name findet sich auch in Erfurt wieder, es war dies der Buch drucker Marx Ayrer, der häufig als „reisender Drucker" be zeichnet wurde. Derselbe hatte zwei Jahre (1487 und 1488) in Nürnberg**) mehrere Werke, darunter das höchst seltene Büch lein: „Bruder Claus" oder die Geschichte des berühmten Ein siedlers Nicolans von der Flue, ein Jahr nach dessen Tode herausgegeben, war dann nach Bamberg gezogen, wo er erst allein druckte und dann von 1494—1497 auf den Druckschriften stets niit dem berühmten Hans Bernecker zusammen genannt wird. Von hier aus zog er nach Ingolstadt, verband sich daselbst mit Georg Wyrffel, und gab nun mit demselben unter Anderen die „Flores Lcgum aut congeries auctoritatum Juris civilis" 1497 heraus. Vom Jahre 1498 ab besaß er in Erfurt mit seinem Bruder unter der Firma „Hedericus und Marcus Ayrer" eine Druckerei, aus welcher viele, doch unbedeutende Werke her vorgegangen sind. Die im Jahre 1392 begründete Universität, die vierte in Deutschland, stand zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts auf ihrer höchsten Blüthe, weshalb sich auch vr. Martin Luther am 17, Juli 1501 als „Martin Luder ex Mansfeld" immatri- culiren ließ. Für Luther war Erfurt die eigentliche geistige Ge burtsstätte, und der Glanz, der um die Stadt und seine Uni versität in jener denkwürdigen Zeit ausgegossen war, ist ein Licht geworden, welches weit hinein in Deutschlands Gaue leuchtete, ein Licht, an dem die evangelische Christenheit nicht blos Deutsch lands, sondern der ganzen Welt sich noch heute erwärmt. Von dem Ruf der Erfurter Universität, der in dem Sprichwort seinen Ausdruck fand: „Wer recht studiren will, der ziehe nach Erfurt", gibt des Reformators bekanntes Wort Zeugniß, daß Erfurt gegen über zu der Zeit als er stndirt habe, alle anderen deutschen Uni versitäten nur als Schützenschnlen gegolten hätten. Es ist be greiflich, daß in einer Stadt, in der die Wissenschaften gepflegt wurden, sich auch ein größeres Bedürfniß nach Literatur zeigte, *) S, Kirchhofs, Geschichte d. kursächs, Privil. gegen Nachdruck im Archiv f, Gesch, d, Buchh, N, F, VIII, S, 42, **) S, I, Braun, d, Einführung d, Buchdrkst. in Nürnberg in d, „Buchhändler-Akademie" 1884, Heft 9, S, 490, das die Buchdrucker sich zu Nutze zu machen versuchten, denn wir finden im Jahre 1503 in Erfurt nicht weniger als 15 selbständige Buchdruckereien, Einer der bedeutendsten Drucker dieser Zeit war jedenfalls Matthäus Maler, der von 1503—1533 in Erfurt thätig war und seinen Namen der damaligen Sitte zufolge zuweilen latini- sirte und sich dann Licckor nannte. Er war Besitzer des Hauses „zum schwarzen Horn", in dem er mehrere Werke von Martin Luther und viele andere Schriften druckte, von denen das Erfurter Stadtarchiv einige anfbewahrt. Bei ihm erschien im Jahre 1524 das „Lnobiriäou oder eyn Handbüchlein, eynem yetzlichen Christen fast nützlich bey sich haben zur stetter Übung unnd trachtung geystlicher Gesenge unnd Psalmen, rechtschaffen und künstlich ver- theuscht", ferner: „Epistel oder Unterricht von den Heiligen an die Kirche zu Erffurd in Gott versammelt, v, Martin Luther, Ecclesiaster zu Wittenberg." Herr Heinrich Klemm in Dresden besitzt ebenfalls zwei Drucke von Maler; der erste mit 4 Holz schnitten aus dem Jahre 1514 lautet: „äoäocus, Iseunaeboisusis, Zururrm ill totg.m ppz-siesu sie, blrlloräius, Nutbsus Vls-lsr", der Titel des zweiten ist: „Uptstolas aliguot: slaroruru virorum aä Uabariuiu blsssuru äs non oontsrnusnäis stuäiis bnmanioribvs tutrao TbsoIoAg. irmxims usoossarüs. Urpbnräis, Natbsus Lietor 1523." (Mit Titelbordüre,) Gleichwie Maler, so hat auch Wolfgang Stornier, der von 1506—1547 in seinem Hause „zum bunten Löwen bei St. Paul" in Gemeinschaft mit seinem Bruder Johannes Stornier eine Druckerpresse besaß, mehrere Schriften Luthers gedruckt, so auch das 1522 erschienene Bändchen: „Ein Sermon zu St, Michael gethan zu Erffurd auf den Tag der ,H000 Jungfrauen vom Glauben und guten Werken von vr, IM^nn Luther," Ob der im Jahre 1510 bei St. Viti thätige Drucker Hermann Stormer ein dritter Bruder der beiden Vorgenannten oder der Sohn von einem derselben war, läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, sowie es auch unbestimmt ist, ob die unter demselben Jahr in den Bürgerbüchern Erfurts genannten Sebaldus Scribelitas und Hermann Kohle, der bis 1547 daselbst ansässig gewesen, selbständige Buchdrucker, oder wie der 1511 bei St. Georgi er scheinende Johannes Seelfisch nur Buchführer waren. Einige in der damaligen Zeit berühmte Buchdrucker Erfurts entstammten dem alten Geschlecht der von Dolgen, an deren Spitze Erbanus von Dolgen steht, der von 1510—1517 bei St, Viti mit verschiedenen Pressen arbeitete. Nach dessen Tod übernahm sein Sohn Martin v, Dolgen die Druckerei, verlegte dieselbe in sein Haus „zum goldenen Mohren" in der breiten Straße und entwickelte nun bis zum Jahre 1559 eine rastlose Thätigkeit, indem er sein Augenmerk hauptsächlich auf bedeutende theologische d, h, lutherische Werke richtete. Der damalige Prior des Augustinerklosters und späterer Pfarrer an der St, Michaels kirche, Johann Lange, der gleichzeitig mit Luther, dem Augustiner mönch, eine Uebersetzung des neuen Testaments unternahm, ließ bei M. v, Dolgen 16 Schriften ernst-geistigen Inhalts erscheinen. Bei diesem erschien ferner: „Das heilige Evangelium St, Mathäi, aus griechischer Sprache, und bisweilen aus des hochgelehrten H, Erasmi von Rotterdam Translation ins Deutsche gebracht, welches zur göttlichen Beschirmung der Wahrheit und wahrhaftigen geistlichem Nutz der Seeligkeit des Lebens zur Besserung ge schehen ist, — Gedruckt zu Erffurd durch Merten von Dolgen zum goldenen Mohr bei den Predigern 1521," Ferner druckte er im Jahre 1546 eine Aussehen erregende Schrift: „Eine erbermlich / geschicht, wie ein Spaniöli/scher, vnd Römischer Doc/tor, vmb des Evange/lions willen, seinen / leib lichen bruder / ermordt hat zu Neuburg d, 17. Martii ^,. 1546.
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