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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-01-26
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1887
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- Deutsch
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444 Nichtamtlicher Teil. Reitzcl zwar ein armer, aber redlicher Mann sei. Doch diese einfache Einführung des auch in Deutschland hochangesehenen Mannes genügte, um Reitzcl in Leipzig Kredit zu verschaffen, und das Geschäft gedieh. Seine Erfolge als Verleger sind haupt sächlich in seinem leutseligen, einfachen Charakter und in dem Uno stände zu suchen, daß sein Herz und seine Tasche im Verkehr mit den Autoren einander sich viel näher standen, als es körperlich der Fall war; denn Reitzcl war eine sprichwörtlich gewordene große, dabei schlanke Gestalt. Bereits in seiner Lehre ward er als des kleinen Bonnicrs Bnchleiter bezeichnet, und als einst in einer der von Studenten, bei denen Reitzcl, wie überhaupt, äußerst beliebt war, alljährlich aufgeführten Possen ein Ballon nach dem Mond abgehen sollte und bereits über den höchsten Dächern schwebte, erhob sich aus dem Souffleurkasten ein riesiger Arm mit zusammcnge- kniffenen Fingern bis dicht an den Ballon und die Stimme Reitzels, der als Gelegenheitsschnupfer bekannt war, bittet aus der Tiefe eiucu der Insassen um nur noch eine Prise. — Des Vormittags war sein Laden eine Art von Kasino für Gelehrte und Poeten und mancher gute Gedanke wird hier sicherlich enistanden oder empfangen worden sein. Den Verlagskatalog Reitzels füllen zur Hälfte die Titel der zahlreichen einzelnen Werke und Gesamtausgaben von H. C. Andersen, Baggesen, Stecn-Blicher, Frau Gylembourg- Ehrensvärd (die erst nach ihrem Tode mit Namen bekannte Ver fasserin der »Alltagsgeschichten«), Hauch, Joh. Ludw. Heiberg, Hcinr. Hertz, H. P. Holst, Jngemann, Paul Möller, Paludan- Müller, Ehr. Winther u. a. Daß sowohl die Schriftsteller wie der Verleger sich bei dem innigen Verkehre wohl befanden, dafür spricht gewiß der Umstand, daß ein Autor, der einmal Platz in dem Ver lagskataloge Reitzels hatte, selbst bei teilweise äußerst starker Produktion, in keinem anderen zu finden war. Dabei war der wissenschaftliche Verlag ebenfalls ein bedeutender und gewichtiger, besonders auf den Gebieten der Theologie und der Philosophie, der Medizin und der Naturwissenschaften. Nach einem zwar flüchtigen, jedoch der Wahrheit wohl nahekommcnden Überschlag dürste der vortrefflich ansgearbeitete Katalog mit den Nachträgen weit über 3000 Nummern enthalten. Das Geschäft wird nach dem Tode des Vaters (1853) von den Söhnen Theodor und Carl Reitzcl in des Vaters Weise sortgeführt. Um nicht zuweit aus der chronologischen Ordnung heraus zu geraten, müssen wir hier eines Geschäfts gedenken, welches, nach dem von Gyldendal, das älteste und lange Zeit das in Deutschland bekannteste war. Im Jahre 1795 errichtete Joh. Heinrich Schubothr, dessen Eltern aus Celle stammten, eine Buchhandlung auf Grundlage eines seit 1728 bestehenden Geschäfts von F. CH. Mumme. Während einer Reihe von Jahren besuchte Schubothe regel mäßig die Leipziger Messe. Die unglückliche Zeit zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, die erst (1807) das Bombardement von Kopenhagen und die Wegnahme der prachtvollen Kriegsflotte durch die Engländer, dann den Verlust Norwegens (1814) brachte, war auch für Schubothe eine äußerst schwere, jedoch überstand er sie, und es gelang ihm einen sehr schätzbaren Verlag von den Werken der berühmtesten dänischen und schwedischen Litteratoren zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts zu sammeln. Unter anderen namhaften Autoren finden wir in den Natur wissenschaften: C. A. Agardh, P. Forskäll, Th. Holmschjold, O. Müller, S. Nilsson, G. C. Oeder, G. Paykul, C. P. Thunberg, M. Vahl; in der Geschichte und Geographie: G. L. Baden, O. Mailing, N. S. Grundtvig, E. Pontoppida», G. Schöning; in der Philo logie und Litteraturwissenschaft: Jac. Baden, Björn Hal- dorson, Joh. Müller (Oimbria litorata), M. Norberg, E. Nycrup, Ehr. Ramus, R. P. Rask, B. Thorlaeius; in der Theologie: vr. N. E. Balle, Or. Chr. Bartholin, A Birch, vr. Balth. Müntcr, die meisten der Werke in deutscher oder lateinischer Sprache; auch große Prachtwerke kommen vor, als: das Riesenwerk lllora ckanioa, 20, 26. Januar 1887. die Aoologia äanicn, das große Münzwcrk, der Atlas der Gesell schaft der Wissenschaften u. a. Schubothes Laden war eine Art von historischer Kuriosität. Er befand sich in dem enormen Saal, welcher die ganze, von Christian IV. erbaute prächtige Börse einnimmt, dessen vorderer Abschnitt den eigentlichen Börsensaal bildet, während der Hintere, bei weitem größere Teil, 40 Geschäfte der verschiedensten Art friedlich neben einander ohne Trennung durch Schloß und Riegel beherbergte. Hier hatten sich auch die Läden des Jan Jaussous aus Amsterdam, dessen Reisender im Norden der Frankfurter Buch händler David Zunncr gewesen, sowie der Elzeviere befunden, welche in Kopenhagen ein stehendes Depot hatten, von dessen Be deutung der eigens von diesem herausgegebene Lataloxns, llakuiao 1642, spricht. Diese Lokalität war den fremden Buchhändlern angewiesen worden, als die Geistlichkeit nicht länger den geschäft lichen Verkehr an und in den Kirchen zugeben wollte, der, wie bekannt, auch in Deutschland und den meisten anderen Ländern stattfand. Nach Schubothes Tod übernahm dessen Schwiegersohn B. L. Langhoff das Geschäft und vermehrte cs durch den Ankauf des Verlags Fr. Brummers, der auch lange Zeit, namentlich ans Grund seiner Ausfuhr nach Norwegen und Schweden, der vielleicht größte Sortimenter Dänemarks gewesen ist. Nach Langhoff folgte 1862 der Sohn, I. H. Schubothe-Langhoff, und dann der Enkel P. H. Schubothc-Langh off 1885. Ein ebenfalls älteres und stets geachtetes, jedoch mehr als Buchdruckerei denn als Verlagshandlung bekanntes Geschäft ist das I. F. Schulische, gegründet 1783, jetzt im Besitz von Friedr. Hostrnp Schultz. Die älteste und viele Jahre die einzige Musikalienhandlung war die von C.C.Losc 1802 begonnene, deren eigentlicher Gründer ein französischer Emigrant, C. F. Halp (1793) gewesen war. Lose führte auch im Verein mit einem Thüringer, Heinrich Wcnzler, die Lithographie zuerst in Dänemark ein. Nach Loses Tod (1835) leitete R. W. Olsen das Geschäft unter der Firma C. C. Lose L Olsen bis zur Volljährigkeit des Sohnes Carl Christian Lose; von da ab trat Olsen aus und gründete ein eigenes Geschäft, während O. H. Delbanco, der seine geschäftliche Ausbildung in Deutschland gesucht hatte, in das Losesche Geschäft cintrat. Das selbe begann nun auch unter der Firma Lose L Delbanco ein Buch-Sortiment und Verlag. Die Verbindung löste sich jedoch 1864; Delbanco errichtete eine eigene Verlagsbuchhandlung, Lose verkaufte 1871 sein Geschäft an F. Bock Horst und beschäftigt sich seitdem ausschließlich mit der Leitung der artistischen Anstalt der Illustrsrsck Mckoncks, welche er bereits seit 1854 mit Geschmack be sorgt hatte. O. H. Delbanco hat sich besonders um den Buchhandel durch seine, seit 1854 bestehende vansk IZo§1ig.uäIsrt>cksnck6 verdient gemacht, welche seit 1866 durch Beschluß der Versamm lung der Skandinavischen Buchhändler in Stockholm den Titel dlorckislr lZoAÜanäIsrt.i6slläs führt. Sie ist das amtliche Organ des Kopenhagens Vereins, und wurde für den dänischen Buchhandel das, was das »Börsenblatt« in Deutschland war. Die Stellung ist jedoch insofern eine freiere, als das Blatt im Privatbesitz geblieben ist, und die Redaktion also in allen nicht amtlichen Angelegenheiten ihre volle Rcdaktiousfreiheit besitzt, was der Buchhändlerverein, anläßlich eines Streites zwischen der Redaktion und einem Vereinsmitgliede, ausdrücklich anerkannt hat. Delbanco, im Besitz einer sehr gewandten Feder, eines klaren Kopses und juristischer Vorbildung, ist der prädestinierte Sekretär bei allen größeren Kommissionen oder Versammlungen der nordischen Buch händler, auch, wie früher erwähnt, der Verfasser der Festschrift. Um den, unter N. W. Gades Direktion stehenden, demGewaudhaus- iustitut Hochgebildeten Nusilckorsning hat er besondere Verdienste und wurde bei der fünfzigjährigen Gründungsfeier desselben 1886 dekoriert. Im Anschluß an Delbancos Zeitung erwähnen wir gleich
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