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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.03.1925
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- 1925-03-10
- Erscheinungsdatum
- 10.03.1925
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bü, Iti. März I8A. Redaktioneller Teil. Redaktioneller Teil. (Nr. 32.) Autoren-Beschwerden. Bon Kurt Martens. Das zwischen Verleger und Autor so häufig bestehende Miß verhältnis — es braucht bei gegenseitigem guten Willen über gelegentliche Meinungsverschiedenheiten nicht hinauszugchen — scheint zunächst dem zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gleichen, also auf Gesetzen des allgemeinen Wirtschaftslebens zu beruhen. Der große Unterschied ist nur der, daß es hier um geistige Güter geht, um Arbeitsleistungen, die, in den seltensten Fällen bestellt, in ihrem kaufmännischen wie ideellen Werte schwer zu beurteilen sind. Der Verlagsbuchhändler hat es nicht so sehr mit den einzelnen Werken eines Verfassers als mit dessen ganzer schöpferischer Persönlichkeit zu tun, wird also an das gelieferte Produkt einen anderen Maßstab anlegen müssen als der Abnehmer gewöhnlicher Ware. Der Kern des Streites ist fast immer die leicht begreifliche Selbstüberschätzung des Autors, dem das Risiko und die Kalku lation des Unternehmers gegenüberstehen. Diese beiden wider strebenden Elemente in Einklang zu bringen ist nicht leicht, aber auch nicht unmöglich. Neuerdings Züchten sich Autoren mit ihren Nöten gern in die Öffentlichkeit; die allgemeine Not der Zeit mag das ihrige dazu beitragen, sie noch nervöser zu machen als sonst. Vor kur zem erst wirbelten die Kampfartikel Herbert Eulenbergs einigen Staub auf, und nun gibt die Lyrikerin Else Lasker-Schü- ler gegen drei ihrer Verleger, sehr große, angesehene Firmen, eine Broschüre heraus unter dem Titel »Ich räume auf», eine über die Maßen konfuse und unsachliche Beschwerdeschrift, mit der sie sich selbst und ihren Berussgenossen wirklich keinen Dienst erwiesen hat. Sind die Klagen der Autoren, daß sie von ihren Verlegern zu schlecht honoriert werden, so allgemein ausgesprochen berech tigt? Ich bitte, mich dazu vorerst persönlich äußern zu dürfen. In einem Artikel über ein anderes Thema, den ich Ivährend der schlimmsten Inflationszeit schrieb, ist mir nebenbei die Bemer kung entschlüpft, die Autoren würden unwürdig bezahlt. Der Artikel ging dann im Nachdruck bis in dieses Jahr hinein durch viele Tageszeitungen, die Randbemerkung fiel in Verlegerkreisen auf. Ihre Richtigkeit war zeitlich beschränkt, heute ist sie schon überholt. Eigene Erfahrungen haben mich überhaupt nie zur Kritik bestimmt, nur zahlreiche überzeugende Darlegungen von Mitgliedern meiner Organisation, die in jener bösen Zeit, als das Geld stets entwertet in jedermanns Hände gelangte, das Entgelt für ihre Arbeit oft nur in Pfenntgbeträgen erhielten. Die Prozesse, die hieraus entstanden, gehören in die Klasse der berühmten Aufwertungs-Prozesse. Wie diese zu entscheiden sind, steht selbst in der Praxis der Gerichte noch nicht fest. Wir sind inzwischen mit der erreichten Stabilität der Währung ruhiger und besinnlicher geworden, manch vorschnelles Urteil haben wir zu berichtigen. Daß auch vor und nach der Inflationszeit einige, meist kleinere und weniger kapitalkräftige Verlage ihren Autoren un billige Verträge aufgedrängt, sie kärglich oder verspätet honoriert haben, läßt sich nicht bestreiten. Im allgemeinen aber ging alles mit rechten Dingen zu, und besonders der so häufig wieder- kchrcnde Verdacht auf falsche Abrechnungen erwies sich fast aus nahmslos als unbegründet. Mehrere Jahre hindurch habe ich mich als Vorsitzender des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller in München — und heute noch als zweiter Vorsitzender des Ver bandes bayrischer Autoren — mit Beschwerden unsrer Mitglieder zu befassen gehabt. Ich muß gestehen, daß sie in der Regel von falschen Voraussetzungen ausgingen. Erstaunlich war mir dabei der Mangel an Einfühlung in kaufmännische Grundsätze, an elementarsten juristischen Kenntnissen, an Fähigkeit, den Wert der eigenen Produktion richtig einzuschätzcn. Diese drei Dinge sind wohl von einem Schriftsteller, namentlich vom schaffenden > Künstler schwer zu verlangen; indes er müßte sich wenigstens bewußt sein, daß sie ihm fehlen, und demgemäß mit seinen An griffen vorsichtiger werden. Immer kehrt die Klage des Autors wieder, sein Verlag lasse I cs an der erforderlichen Propaganda fehlen. Und der Anwalt der Frau Lasker-Schüler stellte jüngst im »Berliner Tageblatt« sogar die Forderung aus, wenn eine Dichterin von ihrem Ver leger für ein Genie gehalten werde, sei es eben seine Schuldig keit, möglichst viele Gelder in ihr Werk hineinzupulvern, sie I würden mit der Zeit schon wieder herauskommcn. Wobei er I übersieht, daß gewisse »geniale» Werke in alle Ewigkeit keinen Absatz finden und ein Verlagsbuchhändler nicht unbedingt ver pflichtet ist, den Mäzen zu spielen. Der Kriegszustand zwischen Verleger und Autor ist für beide I Teile höchst unerfreulich und unfruchtbar, ganz abgesehen von I der Fragwürdigkeit ihrer Prozesse vor Richtern, die dem litera rischen Schassen kühl und verständnislos gcgcnüberstehcn. Viel I läßt sich von dem Schiedsgericht erhoffen, das seit einigen Monaten I in Berlin tätig ist. Wenigstens über die alltäglichen Strcitsragen I dürfte es bald zu Praktisch verwertbaren Entscheidungen gelangen. Hauptsache aber bleibt der gute Wille aus beiden Seiten, einen I moäuZ vivkniii zu schaffen, mit dem auch der selbstbewußte Autor I und der sparsame Verleger zufrieden sein kann. Die Verleger werden, wenn sie Konflikte vermeiden wollen, gerechte Verträge unterbreiten, die frei von Fußangeln und Fall stricken sind; sie sollten, wenn es bei knappen Mitteln ans Zahlen I geht, die wirtschaftliche Schwäche der Autoren bedenken und! lieber einmal ihren Papierlieferanten oder ihre Binderei warten I lassen als den Schriftsteller, der nirgends Kredit findet, ferner mit Vorschüssen nicht gar zu haushälterisch umgehen und auch I einmal auf Zinsen verzichten, wo der Absatz sicher und die Arbcits-1 freude des Autors ihnen von Wert ist. Verlags-Aktiengesell schaften könnten, nach dom Vorbild der Musarion Verlag A.-G., angesehene Autoren in den Aufsichtsrat wählen; die werden dort gewiß nicht stören, wohl aber selbst einmal Einblick gewinnen I in den komplizierten und nicht immer leichten Betrieb solch eines I Unternehmens und dann ihre Kollegen über manch naiven Irr-1 tum aufklären. Die Schriftsteller hingegen müssen endlich ein mal, sei's auch nur in ihren eigenen Angelegenheiten, sachlich! und geschäftlich denken lernen, sich mit den Grundzügen eines I Verlagsbetriebes und seinen gerade jetzt wieder so akuten Schwie-1 rigkeiten vertraut machen, das Urheber- und Verlagsrecht stu-1 dieren und sich stets vor Augen halten, daß der literarische Wert I ihrer Arbeit, auch wenn dieser außer Zweifel steht, noch lange I keinen klingenden Gewinn bedeutet. Was wird aus dem Sortiment? So fragt sich sorgenvoll so mancher ältere Buchhändler. Ein! Gebiet nach dem anderen wird dem Sortiment genommen. Überall schließen sich Berussgenossen zu Vereinigungen zusammen,^ um die Bücher unter Preis zu beziehen oder gar selbst billig her zustellen. Der Vereinsbuchhandel und der Auchbuchhandel blühen I und gedeihen. Das alteingesessene Sortiment geht zugrunde, und niemand ist da, der ihm hilft. Verlag und Börsenverein! lassen, obwohl sie die Verhältnisse sich von Tag zu Tag verschlech tern sehen, die Dinge laufen und denken nicht daran, daß sie selbst ! den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Der Verlag hilft sogar tätig mit, das Sortiment zu untergraben. So sind mir in der letzten Woche zwei Fälle bekannt geworden, wo Verleger das Sortiment zu einer lebhaften Tätigkeit für gerade erscheinende, wichtige Novi täten aufrufen und dann nach einigen Tagen trotz guter Resul tate des Sortiments selbst billigere Offerten an die Interessenten »so«
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