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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1884
- Sprache
- Deutsch
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251, 27. October. Nichtamtlicher Theil. 5011 Industriestädte pflegen für Wissenschaft und Kunst nicht immer viel übrig zu haben, doch gibt es in Deutschland setzt schon manche rühmliche Ausnahme von dieser Regel. Zn diesen Ausnahmen muß das freundliche Worms gerechnet werden. Diese Stadt hat sich seit wenigen Jahren in den Besitz einer wissen schaftlichen Anstalt gesetzt, welche als eine geradezu mustergültige und besonders nachahmenswerte Einrichtung gepriesen zu werden verdient, und von der wir den Lesern dieses Blattes einen Be richt zu erstatten uns anschicken, nachdem wir sie kürzlich persön lich in Augenschein genommen und mit wachsendem Interesse ihre Einzelheiten durchforscht haben. Es ist das Paulus-Museum.*) Dasselbe besteht nun mehr gerade drei Jahre. Am 9. October 1881 wurde es feier lich eingeweiht und von dem sehr verdienstlichen Stifter, Herrn Major Hehl, den Vertretern der Stadt und des Alterthums vereins übergeben. Das Museum hat sich in den drei Jahren seines Bestehens in erfreulichster Weise entwickelt. Vor einem Jahre wurde es durch eine neue Abtheilung bereichert, die von dem Stifter am Lutherfeste 1883 dargebrachte „Lutherbibliothek", welche von dem Künstler Lorenz Gedon aufgestellt wurde. Diejenige Abtheilung des Paulus-Museums, die uns am meisten interessiren muß, ist die im verflossenen Jahre neu ein gerichtete Sammlung der Wormser Druckschriften, welche in einer ehemaligen Sacristei ihren Platz gefunden hat und eine nicht geringe Bedeutung besitzt. Dieselben gehören meistens dem sechs zehnten und siebzehnten Jahrhundert an und weisen eine große Mannigfaltigkeit auf. Während des sechszehnten Jahrhunderts, als Worms etwa 40—50,000 Einwohner zählen mochte, blühte dort ähnlich wie in Mainz das typographische Gewerbe in nicht geringem Grade. Es gab damals schon mehrere Druckereien, doch scheinen solche im fünfzehnten Jahrhundert noch nicht in Worms bestanden zu haben, es hat sich wenigstens bis jetzt aus jener Zeit noch keine Druckerfirma Nachweisen lassen. Während die Buchdruckerkunst sich bekanntlich in der verhältnißmäßig so kurzen Frist von zwei Jahr zehnten (1455—1475) beinahe über das ganze civilisirte Europa verbreitete, scheint also Worms, trotzdem es gerade zwischen den beiden Hauptplätzen der Gutenbergschen Erfindung — Mainz und Straßburg — lag, von der dort zur Geltung gekommenen Ausübung der schwarzen Kunst zunächst ganz unberührt ge blieben zu sein. In der Folgezeit blühte jedoch, wie vorhin bemerkt, das Buchdruckgewerbe auch in Worms und muß gerade im zweiten Jahrhundert nach Erfindung der Kunst dort eine schöne Entfaltung genommen haben. Im siebzehnten Jahrhundert jedoch, nachdem Worms durch die Horden Ludwig XIV. unter dem Befehl Melac's und des jungen Herzogs von Crequi im Jahre 1689 fast gänzlich zerstört, ja beinahe in einen Schutt haufen verwandelt worden war, ruhte die Buchdruckerkunst fast gänzlich in der verödeten Rheinstadt, und mit der alten Stadt sind dann auch die alten Druckwerke fast gänzlich zu Grunde *) Dieses Museum befindet sich in der früheren Paulus-Kirche, welche einst an Stelle einer Burg des Herzogs Otto vom Bischof Burkarl errichtet ward. Von dem ältesten Bau soll nichts mehr übrig geblieben sein. Bei der Zerstörung von Worms im Jahre 1689 blieb nur das Portal mit dem Chor erhalten, und zu Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde die Kirche im Geschmack jener Zeit wieder hergestellt. Während der Napoleonischeu Kriege diente das Gebäude nicht mehr kirchlichen Zwecken, es wurde als Magazin benutzt und schien dem Verderben ent- gegengehen zu sollen, als Herr Major Hehl mit seiner Gemahlin sich entschloß, die Paulus-Kirche wieder Herstellen und zu einem städtischen Museum ciurichtcu zu lassen, welches die Sammlungen des 1879 ge gründeten Wormser Alterthumsvereins ausnehmen sollte. Das ist nun geschehen und Worms um ein wissenschaftliches Institut von Bedeutung bereichert worden. gegangen und nur in wenigen Exemplaren der Vernichtung ent rissen worden. Bevor wir der Sammlung der Druckschriften näher treten, werfen wir einen Blick auf einige andere, in demselben unteren Raum der Sacristei befindliche Thcile der Sammlung, die unser Interesse erregen. Wir finden hier außer den Münzen der Stadt Worms und den alten Wormser Prägstöcken besonders einen Gegenstand von culturgcschichtlichem Werth und besonderem In teresse für uns. Dies ist eine alte Druckerpresse, welche genau mit dem gleichfalls ausgestellten Bilde einer solchen aus dem sechszehnten Jahrhundert übercinstimmt, also einer Druckerpressc, von derselben einfachen Construction, mittelst deren die ausgelegten Schriften hergestellt worden sind. Die Presse ist das Geschenk einer Wormser Maschinenfabrik, welche Wohl durch einen glücklichen Zufall in deren Besitz gelangt ist und in dankenswcrthester Weise hierdurch das Paulus-Museum bereichert hat, wie manche andere Wormser Bürger das gethan haben. Versuchen wir es nun, über die im sechszehnten und sieb zehnten Jahrhundert in Worms bestandenen Buchdruckereien und die von denselben hergestcllten und gegenwärtig im Museum aus gestellten Druckwerke einige Mittheilungcn zusammcnzustellcn; auch über die Verfasser von einzelnen Büchern werden wir einige Er läuterungen zu geben suchen. Unter den Druckwerken fesselt zunächst eins unsere Aufmerk samkeit, welches aus dem Jahre 1495 stammt, und möglicher weise in Worms gedruckt ist. Dasselbe ist eine theologische Schrift in Quartformat, die den Titel trägt: „Lpeouluin olüoü ruises sxpositoiium", also ein geistliches Hand- und Hilfsbuch. Am Schlüsse des Buchs ist in lateinischer Sprache Folgendes gesagt: „Gedruckt ini Jahre Jesu Christi 1495 am 29. Juni, unter der Regierung des unbesiegbaren römischen Königs Maximilian im zweiten Jahre seiner Regierung und unter dem erlauchten Kur fürsten von der Pfalz Philipp und zugleich unter dem gnädigen Vater und Herrn, Herrn Johannes, dem hochgelehrten berühmten und geliebten Bischof von Worms. O möge der unsterbliche Gott ihnen lange Jahre hindurch eine glückliche Regierung verleihen!" Es ist hier also zur Zeitbestimmung mit besonderem Nachdrug die Regierung des Bischofs von Worms Johannes von Dalberck angegeben worden, so daß es vielleicht erlaubt ist den Schluß zu ziehen, das Druckwerk sei im Gebiete desselben, also wohl in Worms selbst hergestellt worden. Mit Bestimmtheit läßt sich je doch die Wahrheit dieser Behauptung nicht Nachweisen.*) Weiter sind hier zu finden zwei Ausgaben des Wormser Stadtrechts, die sogenannten „Reformationen", welche aus den Jahren 1499 und 1507 stammen. Eins dieser Werke — die Ausgabe von 1507 — ist in Mainz bei Peter Schösser jun. gedruckt worden.**) Beide Ausgaben zeigen auf dcu zwei Seiten des Titelblattes zwei sehr eigenthümliche Holzschnitte: die erste Seite den Titel, unter welchem zwei Drachen als Träger des Stadtwappcns angebracht sind mit dem alten Wormser Wahl spruch: OiAna. bona. lauäs Vorinatia ssinpsr Aaucko, die Rück seite weist dagegen das Bild einer Reichstagssitzung in etwas alterthümlicher Weise. Von diesen beiden „Reformationen" ist es bisher nicht möglich gewesen den Namen des Zeichners der Holz schnitte ausfindig zu machen. Bei den nun folgenden Werken unserer Ausstellung tritt *) Wir stützen uns hierbei auf die Ausführungen des Herrn Or. Weck erlin in einem sehr eingehenden Aussatze der „Wormser Zeitung" über die Ausstellung der Wormser Drucke, dem wir in Vor stehendem mehrfach gesolgt sind. **) Nach der Annahme von Heinrich Klemm in dem Kataloge seines bibliographischen Museums, Dresden 1884. 696 -
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