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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1884
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- Deutsch
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2912 Nichtamtlicher Theil. ck>s 144, 23. Juni. monumentalen Bauwerks auch den Pflasterstein mit unerbittlicher Deutlichkeit vor Augen führt. Wir können uns diesen Unterschied zwischen alter Kunst und neuer Technik klar machen, ohne damit die große Bedeutung der letzteren zu verkleinern. Denn da, wo die im Original gegebenen Vorbedingungen für die photographische Reprodnction günstig sind, vermag das Verfahren in Bezug auf getreueste Wiedergabe den höchsten Anforderungen zu genügen. Aber das darf uns nicht zu dem Glauben verleiten, daß diese Technik nun Alles leisten könne. Manche Publieationen der Gegenwart lassen es bedauerlicher Weise erkennen, wie vielfach noch die irrige Meinung verbreitet ist, die Photographie müsse im Stande sein, nach jeder Richtung hin vollen Ersatz für künstlerisches Schaffen zu gewähren. Solche Erzeugnisse müssen als Warnung dienen, die Photographie nicht so weit in An spruch zu nehmen, daß die Grenze der Schönheit nothwendiger Weise dabei überschritten werden muß. Der Holzschnitt geht, wie bereits angedeutet, denselben Weg, — wenn auch in langsamerem Tempo — den der Kupferstich bereits gemacht hat. Seine Stellung, lediglich als Industriezweig anfgefaßt, erscheint ernstlich bedroht; aber vollendete Leistungen in der Eigenart dieser durchaus volksthümlichen Kunst sind durch kein mechanisches Verfahren zu ersetzen; keines wird im Stande sein, in diesem Maße den Ton zu treffen, der im Herzen des Volkes seinen Widerhall findet. Die Technik des Holzschnittes besteht heute in solcher Voll endung, daß ihre Leistungen kaum noch zu überbieten sein dürften. So großen Genuß uns indessen diese Erzeugnisse künstlerischen Schaffens gewähren, so wenig erfreulich ist vielfach die Durchschnittsleistung dessen, was die im Dienst der illnstrirten Tagespresse arbeitende Xylographie zur Befriedigung des Heißhungers ihrer Leser über Nacht fertig zu stellen hat. Es gibt ja auch hier viel rühmliche Ausnahmen; aber Alles, was in Zeichnung und Schnitt den Stempel dieser Ueberhastung trägt, muß aus den Kunstgeschmack nachtheilig wirken. Wir werden es ohne Schmerz vermissen, wenn an dessen Stelle die photographische Moment-Ausnahme treten kann. Bei letzterer Art, Tagesereignisse bildlich vorzuführen, kann zwar von irgend welcher Kunstleistring gar nicht die Rede sein; sie erhebt aber auch nicht diesen Anspruch und hat jedenfalls den Reiz der unmittelbaren Wiedergabe, dabei den nicht zu unterschätzenden Vortheil der schnellen und billigen Herstellung. Die Lithographie hat durch die Photographie beträchtliche Einbuße erlitten; namentlich das Portraitsach ist ihrer Thätigkeit fast ganz entrückt worden. Sie hat dann aber mit um so größerem Eifer ein Feld cultivirt, für welches sich der Steindruck wie kein anderer vorzugsweise eignet; — es ist dies der Farbendruck. Zu künstlerischer Gestaltung Wohl befähigt und von bedeutenden In stituten vorzüglich gepflegt, wird er trotzdem leider nicht immer in diesem Sinne angewendet, sondern speculirt vielfach auf den schlechten Geschmack des Publicums. Wenn übrigens die Lithographie durch die neuen Methoden beeinträchtigt wurde, so darf andererseits nicht unerwähnt bleiben, daß der Wirkungskreis der Steindruckerpresse durch das sehr aus beutungsfähige Verfahren der Photolithographie wesentlich er weitert worden ist. Der Farbenlichtdruck hat bis jetzt den Beweis seiner prak tischen Verwendbarkeit noch nicht genügend erbracht; die darauf ge richteten Bestrebungen, von denen wir auch in der Ausstellung Be lege finden, dürften mit der Zeit wohl auch hier Erfolge bringen. Die chemische Wirkung des Lichtes wird uns gewiß noch manche neue Ueberraschungen bereiten; aber was auch auf diesem Gebiete Vorgehen mag, die Künste — wir meinen hier speciell die älteren graphischen Künste in ihrer gerade durch den Einfluß der Photographie geförderten Reinheit, — stehen über diesen Be wegungen. Sie werden uns erhalten bleiben; die Welt hat Raum genug für alle. (Fortsetzung folgt.) Eine Bibliographie der Vcrcinsschriftkn. Seit einigen Jahren sind wir Buchhändler wiederholt durch bemerkenswerthe Katalog-Arbeiten von Beamten größerer Staats bibliotheken erfreut worden; wir constatiren mit Vergnügen, wie bei den Bibliotheken in zeitgemäßer Weise danach gestrebt wird, durch Veröffentlichung geeigneter bibliographischer Hilfsmittel die Benutzung der Büchersammlungen zu erleichtern. Das kommt uns indirect mit zu Statten, denn durch größere Literaturnachweise wird auch uns die Ausübung unseres Berufes wesentlich erleichtert. Im Allgemeinen geschieht jedoch nach der bibliographischen Richtung hin seitens unserer öffentlichen Bibliotheken noch viel zu wenig, die großen Büchersammlungen, welche über gedruckte Kataloge verfügen, lassen sich noch an den Fingern aufzählen. Den meisten Bibliotheksverwaltungen genügt die Beschaffung der Literatur und derenRegistrirung in handschriftlich geführten Katalogen, welche dem Publicum im Allgemeinen unzugänglich sind. Ein in die Mysterien der Katalog-Technik unserer Staatsbibliotheken nicht Eingeweihter vermag sich heute in den meisten Fällen gar nicht, oder nur schwer eine Uebersicht darüber zu verschaffen, welche für seinen Zweck brauchbare Literatur in einer gegebenen Bibliothek vorhanden ist. Man ist in der Regel auf das Wohlwollen der Bibliotheksbeamten angewiesen, welche mitunter gar nicht die Zeit haben, — den guten Willen wollen wir gern überall voraussetzen, — den fortwährend an sie herantretenden-^vielen Anfragen neben ihrer laufenden täg lichen Arbeit in dem gewünschten Umfange gerecht zu werden. Und doch ist in den meisten Fällen die Ermittelung der ganzen einschlägigen Literatur vor Beginn der Arbeit unerläßliche Be dingung, und welche kostbare Zeit hat heutzutage noch Jeder auf diese Ermittelungen zu verwenden, wie muß von einer Bibliothek zur andern gewandert werden, um nur erst einmal alle die nöthigen Titel zusammen zu bringen, von der Beschaffung der Bücher selbst gar nicht zu reden! Es sollte eigentlich jede öffentliche Bibliothek, welche den Be dürfnissen des Publicums zu dienen bestimmt ist, verpflichtet sein oder werden, einen gedruckten Hauptkatalog ihres Bücherbestandes zu veröffentlichen und diesem jährliche Accessionskataloge folgen zu lasten. In neuerer Zeit werden viele Millionen für die verschie densten Zwecke von den Landesvertretungen gefordert und be willigt; warum nicht auch für die gedachte Einrichtung unserer geistigen Rüstkammern, deren Waffensammlungen nicht minder der Ordnung bedürftig sind, wie die des Wehrstandes?! An dem guten Willen und dem Können der Beamten liegt es nicht, wenn dieser fromme Wunsch noch unerfüllt ist; gar Mancher derselben hat schon gezeigt, was auf diesem Felde bei uns geleistet werden kann. Wir erinnern an die ausgezeichneten Kataloge von Prof. Schulz (Reichsgerichts-Bibliothek in Leipzig), vr. Potthast (Reichstags bibliothek), und vr. Lippert (königl. stastist. Bureau in Berlin) u. A. m. Welcher große Dienst würde der Wissenschaft wie dem Buchhandel geleistet werden, wenn in ähnlicher Weise die Bücher schätze unserer alten Landesbibliotheken erschlossen würden, beispiels weise der königlichen Bibliotheken in Berlin und in anderen Haupt städten! Bis jetzt kann man nur ab und zu einmal durch Mono graphien einen Blick in den Reichthum dieser Büchersammlungen thun; eben jetzt ist wieder eine bibliographische Specialforschung im Druck begonnen, welche uns zu der vorangeschickten Betrachtung veranlaßte, und auf welche wir die Aufmerksamkeit auch des Buch handels hinlenken möchten.
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