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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1922
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- 1922-09-05
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1922
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Redaktioneller Teil. 207, 5. September 1922. Das Geschäft von Heerdan bestand seit 1694 und hielt sich bis 1744. Die Buchhandlung von Boye war 1683 privilegiert worden, der Sohn Heinrich Bohe der Jüngere hatte sie 1712 übernommen, sie befand sich aber in stetem Rückgang und ist in den 1730er Jahren eingegangen. So lagen die Verhältnisse, als der Buch führer Christoph Gottfried Eckart aus Grimma 1722 das Privileg erhielt und einen Buchladen an der Schmiedebrücke auftat. Er war vorher bei Hallervord tätig gewesen und hatte dort wahr scheinlich Bekanntschaften mit Professoren gemacht, die die Grün dung des neue» Geschäfts befürworteten und unterstützten. Auf dem Königsberger Jahrmarkt des Jahres 1722 war es, daß der »Buchhändlergesell» Christoph Gottfried Eckart zuerst auftrat und feine mitgcbrachten Bücher feilbot, den eingesessenen Buchhändlern Königsbergs zu um so größerem Verdruß, weil er den Verkauf auch nach Schluß des Jahrmarkts fortfetzte und weil ihnen zu Ohren gekommen war, Eckart habe den König gebeten, »seinen Buchladen in Königsberg stetig zu haben». Sie wandten sich am 7. Juli beschwerdeführend an Rektor und Senat der Universität, deren Aufsicht damals die Buchhändler unterstanden. Eckart erhielt darauf den Entscheid, daß er seinen Laden spätestens am 15. Juli zu schließen hätte. Der junge Buchhändler beruhigte sich dabei aber nicht. Er machte eine Eingabe an die ostpreußischc Regierung, berichtete den Tatbestand und führte an, es entspräche nur dem Brauch, daß Buchhändler »auch nach dem Jahrmarkt rw lavorem stuckiorum annoch eine übrige Zeit vergönnet, ihren Laden offen zu halten, damit dieser von den ilübsralibus artibus und illitsratis distingieret werden könne». Die Regierung empfahl darauf der Universität, Eckart mit seinen Büchern noch 14 Tage ausstehen zu lassen, weil es mit den Buchsührern nicht so genau genommen zu werdgn pflege. Ob dies Schreiben rein sachlichen Erwägungen entsprach, oder ob bereits ein näheres Interesse für Eckart, der bereits einige Jahre bei Hallervord in Königsberg tätig gewesen war, mitsprach, bleibt unentschieden. Tatsache jedenfalls ist, daß König Friedrich Wilhelm l. bereits am 18. Mai 1722 die ost preußische Regierung mit einem Gutachten über die Zulassung Eckarts als Buchhändler in Königsberg beauftragt hatte, da Eckart ihm nnt Schreiben Berlin, 12. Mai 1722, darum gebeten hatte. Die Regierung hatte sich deswegen am 17. Juni an die Universität gewandt und von dieser am 4. Juli die Antwort er halten, die Königsberger Buchhändler wären nicht auf der Höhe; es käme öfters vor, daß man Bücher nicht erhalten könnte. Auch läge es im Interesse der groksssorss und stuäwsi, wenn mehr Buchhändler am Ort wären; denn je größer die Konkurrenz, desto niedriger die Preise. Der darauf noch am selben Tage dem König erstattete Regierungsbericht empfahl im Sinne der Universität die Zulassung Eckarts. Der König hat Eckart daher am 20. Juli 1722 das erbetene Privileg zum Buchhandel erteilt. Dem Bedürfnis der Universität nach einem tüchtigen Buch händler verdankte Eckart letzten Endes seine Zulassung in Königs berg. Damit wird es zusammenhängen, daß er sich in erster Reihe auf die Ansprüche der Gelehrten einrichtctc und, wie sein Nachfolger rühmte, dahin strebte, das; sein Lager »nicht sowohl eine gehäufte Sammlung geringschätziger Chartegucn, als viel mehr eine Vorratskammer der nützlichsten und brauchbarsten Bücher sein möge». Auch einen Verlag gründete Eckart; bis zum Verkauf des Geschäfts brachte er es auf 87 Verlagswcrks, meist theologischen, juristischen und philosophischen Inhalts. Nach fast 25jähriger Tätigkeit erwuchs Eckart, in dem man für seine Zeit Wohl den bedeutendsten Königsbergcr Buchhändler sehen darf, eine so scharfe Konkurrenz, daß er vorzog, fein Ge schäft an den gefährlichsten seiner Rivalen zu verkaufen. Im Jahre 1745 wurden zu den bisher vier Buchhändlern drei neue zugelassen, nachdem nur wenige Jahre vorher die Zahl der Buchbindcrmeistcr, die dem Buchhandel empfindlichen Ab bruch taten, von 10 auf 18 erhöht worden war. Eckart befürch tete, daß nun keine Buchhandlung mehr sich würde halten kön nen, weil die Unkosten infolge der Entlegenheit Königsbergs zu groß wären. I2KS 1745 erhielt neben zwei anderen Johann Heinrich .Hartung ein Buchhündlcrprivileg. Auch er war, wie der aus Grimma ge bürtige Eckart, Mitteldeutscher, war 1699 in Erfurt geboren. Be. reits 1727 kam er nach Königsberg, und zwar als Buchdrucker. Als Schwiegersohn des Buchdruckereibesitzers Stelter übernahm er 1734 dessen Betrieb. Auf eigenen Namen führte er bereits 1732 ein Verlagsgeschäft, das das Eckartsche rasch überflügelte. Während dieser von 1740 bis 1745 nur 11 Bücher verlegte, brachte Hartung es in diesen Jahren auf 27. Von seiner Rührigkeit gibt der 1746/47 erschienene erste Katalog seines Büchcrlagers ein deutliches Bild, ist dieses ein bis zwei Jahre nach der Eröffnung der Buchhandlung veröffentlichte Verzeichnis doch bereits 468 Seiten stark und bringt außer deutschen auch französische, italie nische, englische, polnische, littauische, russische, schwedische und lettische Buchartikcl. Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß der alternde Eckart — er starb 1750 — das Bedürfnis nach Ruhe fühlte. Sein Verhältnis zu Hartung mutz nach der Art der zwischen ihnen ge schlossenen Verträge freundschaftlich und vertrauensvoll gewesen fein. Am 30. März 1746 verkaufte er Hartung sein an der Schmiedebrücke gelegenes Geschäft; der Kaufpreis sollte festgesetzt werden, wenn sic den Wert des Eckartschen Biicherlagcrs in Leip- zig dort gemeinsam taxiert haben würden. Der endgültige Ver- trag datiert vom I. Juli 1746. Danach hatten die Biicherlager in Leipzig und Königsberg — offenbar sind damit nur die Ver lagsartikel gemeint — einen Wert von 4132 Talern 9 Pfennigen, das Sortiment einen Wert von 12 254 Talern 1 Groschen, dieses werde aber für den halben Wert abgegeben, sodaß der Kaufpreis 10 259 Taler l Groschen 3 Pfennige oder 30 777 Gulden 5 Gro schen betragen würde. Um Hartung aber eine Sicherheit für das Gedeihen des Geschäftes zu geben, wurde der Preis noch niedriger angesetzt, und zwar auf 22 000 Gülden, von denen Hartung halb jährlich, beginnend mit dem 1. Februar 1747, je 500 Taler ab zahlen sollte. Zinsen sollten nur gezahlt werden, wenn Hartung in Verzug komme. Eckart behielt sich den Verkauf einiger Werke vor, sowie ein Exemplar des Zedlerschen Universallexikons, das etwa unseren heutigen Konversationslexika entspricht, und drei Exemplare des von Friedrich dem Großen außerordentlich hoch geschätzten kritischen Wörterbuchs von Bayle, woraus man Wohl schließen darf, daß er von der herrschenden Geistesrichtung der Aufklärung stark beeinflußt war. Hartung nahm nun unbestritten die erste Stelle ein. In den 22 Jahren feines geschäftlichen Wirkens verlegte er 194 Werke. 1752 erwarb er die Zeitung des Buchdruckers Reußner, die von 1752 an als »Kgl. privilegierte preußische Staats-, Kriegs- und Friedenszeitungen» zweimal wöchentlich erschien. Welche Rolle seine Buchhandlung spielte, geht aus einer Eingabe der 4 Königs berger Buchhändler, darunter »die Eckart- und Hartungsche Buch handlung«, an die Universität vom 3. März 1755 hervor, in der gebeten wird, keinen neuen Buchhändler zuzulassen. Die drei anderen Buchhändler erklären, sie hätten trotz aller Betriebsam keit nicht zu eigenem einträglichen Verlag oder zu fruchtbringcn- dem Büchcrvertrieb gelangen können, weil die Kosten der Messe- reifen nach Leipzig und Frankfurt, sowie die Fracht von dort gar zu hoch seien. »Die feit 1746 bereinigte Eckart« und Hartungsche Buchhandlung hat das besondere Glück, einen zahlreichen Verlag und ziemlich vollständiges Sortiment zu unterhalten, welches der gedruckte Handlungskatalog beweiset, also daß sowohl hiesige als auswärtige Gelehrte und andere Bücherfreunde sich selbiger mit Vergnügen bedienen. Die kurländischen Buchhändler in Mitau und Libau stehen mit dieser Buchhandlung in genauestem Verkehr und übernehmen ihr Sortiment. Die Noblesse sowohl als die Priesterschaft angrenzender Landen adressiert sich eben falls an selbige. Hierzu kommt noch, daß diese Buchhandlung seit vielen Jahren verschiedene lettische und kurische Bücher ver legt und über einige derselben, nämlich über die lettische Postill und über das kurische Handbuch von einer kg!, kurländischen Landesregierung unterm 3. November 1746 dermaßen privilegiert worden, daß diese Bücher allein znm Gebrauch bcibchaltcn wer- den. Diese Bücher werden jährlich zahlreich dorthin versandt. Dsese Buchhandlung unterhält ein starkes Lager für Pro-
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