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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1922
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- 1922-09-05
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- 05.09.1922
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Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. X 207, 5. September 1922. tung tragen genau denselben Adler mit Lorbeerkranz und Posaune, jedoch ohne das aufgeschlagene Buch in den Klauen. Die Anbringung des Adlers gab Veranlassung zu einem Aufzug, dessen Gepränge eben falls Hippels Spott hcransgesordert hat, obwohl er selbst, wie übri gens auch Hamann, dabei beteiligt war. Hippel schreibt darüber am Schlüsse seines Brieses vom 7. November 1788 an Scheffner: » ... Es ist Zeit, das; ich Ihnen mit einem Nachspiel den völligen Beschluß mache, betitelt: ,Tas aufgebrachte Schild'. Personen: Herr Kanter mit seiner Frau, Megcrlin (Ladendiener), zwei Träger, womit man sich die Weintraube, so ehemals Israeliten trugen, sehr erbaulich vor- stcllen kann; Hamann, Hippel; eine entsetzliche Menge Volks. — Der Schauplatz ist in Kanters neuem Laden, und der Zug geht durch die Krumme Grube (der alte Name der Münchcnhofstraße). Gestern, können Sie sich's vorstcllcn, speise ich abends bei Mohr, wo Kanter auch ge beten war, welchen ich gegen 7 abhvlen wollte. Kaum bin ich im Laden, so kommt der Adler an, mit einem ausgeschlagenen Buch in der Klaue, wo die Worte stehen: Oeo, Iie§i, ?opulo. Ter Adler ist von abscheulicher Größe, und eine Posaune ist angebracht, welche die Madam Kanterin des lärmenden Volks ohngeachtet auf den geist reichen Vers brachte: Posaunen wird man hören, wo aller Welt ihr Ende'. Sie glauben vielleicht, ich dichte, nein, wahrhaftig keinen Zug. Er wollte den Adler noch gestern ausbringcn, aber ich wäre noch nicht bei Mohr, obgleich cs Bußtags um 8 Uhr ist. Allein dadurch, daß alles so blieb, verlor sich das Volk, und Hamann und ich zogen wie ein Paar Fahnenschwenkicr voraus«. Das Hauswahrzcichcn blieb unter den wechselnden Besitzern der Buchhandlung und trotz des mehrfachen Umbaues des Hauses an seinem alten Platz. Leider kam der Adler beim Umzuge der Gräfe L Unzer- schen Buchhandlung im Herbst 1806 nach Junkerstraßc Nr. 17 in die Rumpelkammer, wo er zur Beute der Würmer bestimmt schien. Erst die späteren Besitzer der Buchhandlung Dreher und Stürtz (Geschäfts inhaber von 1878 bis 1893) erlösten ihn dort, ließen ihn renovieren und brachten ihn zu alten Ehren. So prangt er seit 1884 wieder als Wahr zeichen üb^r dem Eingänge zum Geschäft. Vor etwa zwölf Jahren zerbarst das alte Stück an einem Sturmtage, aber ein neugeschnitztes Abbild wurde rasch wieder au den Ort gebracht. Eine Sammlung von Kant-Bildnissen. — Zum bevorstehenden z w e i h u n d c r t st e n Geburtstage Immanuel Kants (22. April 1924) will man daran gehen, sämtliche vorhandenen Bilder des Wcltweisen zu sammeln und damit die so oft aufgeworfene Frage beantworten, wie der größte Philosoph der neueren Zeit eigent lich ausgeschcn hat. Die Königsberger Ka n t g e s c l l s ch a f t trägt sich mit der Absicht, zum 22. April 1924 ein derartiges Ncpro- duktionswerk mit entsprechender wissenschaftlicher, von einem Kunst historiker verfaßter Einleitung herauszugeben. Es werden darin wohl in erster Linie der bekannte Schädelabguß und die Totenmaske Kants berücksichtigt werden, von bekannten Plastiken Rauchs Denkmal (auf dem Königsberger Paradeplatz und an dem Berliner Reiter standbild Friedrichs des Großen), ferner das ausdrucksvolle kleiue Flachrelief vou Collin und die beiden nicht ganz übereinstimmenden Marmorbüsten .Hagemanns, den seinerzeit Schadow nach der Pregel- stadt schickte, um den großen Denker zu porträtieren. Die beiden Büsten befinden sich in der Königsberger Universität und in der Hamburger Kunsthalle. Die letztere dürfte wohl die bessere, jedenfalls die naturwahrere sein; die erste ist ungefähr so ausgefallen, wie Kant ansschen wollte. Kriegsrat Scheffner hat uns in seiner Lebens geschichte von 1811 überliefert, daß der greise Gelehrte nicht ganz frei von einer gewissen Gefallsucht war und diese auf die Gestaltung der Königsberger Marmorbüste nicht ganz ohne Einfluß geblieben sein dürfte. Auf Hagemanns Frage nämlich, ob er ihn ganz treu nach bilden soll, habe Kant geantwortet: »So alt und häßlich, wie ich nun bin, dürfen Sie mich nicht machen«. Von zeitgenössischen Original gemälden kommen für das Sammelwerk ganz besonders zwei in Be tracht: das reizende kleine Bildnis von Dvbler im Besitz der K öuigs - bergcr Totenkopfloge und ein anderes von dem Königs berg er Maler Becker aus dem Jahre 1768. Es ist dies das eifersüchtig bewachte älteste Erbstück und der größte Schatz der Buch handlung Gräfe K Unzcr in Königsberg. Ein früherer Be sitzer der Firma, der außerordentlich bewegliche und lebhafte Buch händler Jvh. Jak. Kanter, hatte das Bedürfnis, seinen neuen Buchladen im Löbenichtschen Rathaus siuuig auszuzicren. Zu dem Zweck ließ er, wie August Hagen erzählt, ein Dutzend Büsten schnitzen and mehrere Porträts malen, um mit jenen den Geschäftsraum, mit diesen seine Kontorstubc zu schmücken. Die Büsten, jede auf einem Untcrsatz von zwei vergoldeten Büchern, stellten einige große Schrift steller der Alten dar: Pindar, Plutarch, Cäsar, Tacitus usw.; die Bildnisse den König Friedrich II., Moses Mendelssohn, Namber, Bock, Hippel, I. G. Linducr, Scheffner und Kant, der damals noch keine I Berantwortl. Jiedaktcur: Richard A l b e r t t. — Berta«: Der BSrsen Druck: Ramm L Leemann. Sämtl.ch io Leivria. — Adrette der rechte Berühmtheit war — was freilich einige von den anderen Ge malten auch später nie recht geworden sind. Dieses von Becker im Aufträge gemalte Kantbild ist allein von der ganzen Schriftsteller galerie übriggoblieben und wird noch heute vou der Buchhandlung Gräfe L Unzcr als Heiligtum bewahrt. Es ist damit der Nachwelt zugleich das einzige Bild Kants aus feiuen jüngeren Jah ren überliefert, aus dem wir die wohlgcbildetcn, feiuen Gesichtszüge des damals vicrundvierzigjährigen Mannes kennen lernen. Im Jahre des Königsberger U n i v e r s i t ä t s j u b i l ä u m s 1844 ließen cs die damaligen Inhaber der Buchhandlung reinigen und durch den Direktor der Kunstakademie Prof. Nosenfeldcr neu instandsetzen. Auch später hat die Firma Gräfe L Unzcr dem Philosophen, der gleichsam ihr Schutzpatron geworden war, oft gehuldigt, am schönsten durch die 209 Nummern umfassende Kantausstellung anläßlich des 100. Todes tages Kants vom 11. bis 16. Februar 1904. (Ostpreußische Zeitung.) Der Goldpreis unverändert. — Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Neichsbank und Post erfolgt in der Woche vom 4. bis 10. September unverändert wie in der Vorwoche zum Preise von 5000 Mark für ein Zwanzigmarkstück, 2500 Mark für ein Zehnmark stück. Für die ausländischen Goldmünzen werden entsprechende Preise gezahlt. Der Ankauf von Reichssilbevmünzen durch die Neichsbank und Post findet unverändert zum 120fachen Betrage des Nenn wertes statt. ^ SpttWlll. Einheitliche Teuerungszahlen. Die Tagesordnung für Königsberg läßt das Bestreben des »Ver bandes« erkennen, nach jahrelangem Streit zwischen Verlag und Sorti ment, losgelöst von aller buchhändlcrischcn Politik, einen Weg zu ge meinsamer positiver Arbeit zu schaffen. Das, was bei der Wirtschafts konferenz in Leipzig schon versucht wurde, allerdings mit geringem Erfolge, soll in Königsberg wieder ausgenommen werden. Soll auch diese Tagung nicht ergebnislos verlaufen, so ist cs notwendig, bei der Aussprache über den 4. Punkt der Tagesordnung »Die wirtschaftliche Lage im Buchhandel« einen wirklich gangbaren Weg zu finden, der den Buchhandel, insbesondere aber das Sortiment davor schützt, an dem täglich steigenden Verlust der Substanz seiner Betriebsmittel zu grunde zu gehen. Von allen Heilmitteln, die hiergegen empfohlen worden sind, ist das einzige vielleicht brauchbare die Festsetzung von Grundpreisen, die ja auch von einer Anzahl von Verlegern jetzt durchgeführt wird. Leider geht aber auch hier jeder Verleger, was den Kenner unserer buchhändlerischen Verhältnisse ja nicht besonders in Erstaunen versetzt, seine eigenen Wege. Die Grundpreise werden zwar mit großer Kunst errechnet, aber der Teuerungsindcx ist kaum bei zwei Firmen der gleiche. Damit ist uns Sortimentern aber nicht gedient, denn wir kommen nur ans der Scylla in die Charybdis, abgesehen davon, daß es tech nisch kaum durchführbar ist, die in jedem einzelnen Falle gültige Tcnerungszahl festzustelleu. Unsere Kunden, die schon heute über das Durcheinander bei der Preisfestsetzung den Kopf schütteln, werden den letzten Nest des Vertrauens verlieren. Wenn der Werbefeldzug, der jetzt geplant ist, uns Erfolg bringen soll, trotz der unerhörten Steigerung der Preise, so müssen ivir die Umrechnung der Grundpreise ans den Tageswert ans die einfachste Formel bringen und nur mit einer Teue rungszahl arbeiten. Allenfalls könnten mehrere Zahlen für bestimmte geschlossene Gruppen, also für Romane, für Jugendschriften, technische Werke, Landwirtschaft usw. eingeführt werden. Aber besser ist es schon, wenn durch den Börsenverein nur eine Zahl festgesetzt wird, die nach Bedarf geändert werden kann. Ist es nicht möglich, alle Verleger von dieser Notwendigkeit zu überzeugen, so bleibt dem Sortiment nur übrig, sein Geschick selbst in die Hand zu nehmen und die Grundpreise nach einer selbstgcwählteu Zahl zu errechnen und ebenso die Indexziffer jeweilig festzusctzen. Wir können es uns einfach nicht mehr leisten, trotz der täglichen unermiid lichen Arbeit unserer Gehilfen noch unser Lager zu verschleudern; denn die Arbeit des Hochzeichnens ist eine vollkommen unfruchtbare, uuül, kaum beendet, schon wieder durch neue Preise überholt. Wir dürfen nns in den kommenden Zeiten nicht mehr im inneren Kampfe aufreibcn, sondern sollten nur noch erhaltende und aufbaaendc Arbeit leisten. Dazu gehört aber in erster Linie eine Verständigung über die Verkaufspreise im Sinne der vorstehenden Ausführung. Am Verlag ist cs, zu beweisen, daß cs ihm ernst ist um die Erhaltung 1 Möge die Königsberger Tagung ein Wendepunkt zum Guten in der Geschichte des Buchhandels bedeuten! b h a r l 0 t t e n b u r g. Georg Eggers. verein der Deutschen Buchhändler M Leipzig. Dentschcs Buchhändlcrhauö. Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 2« lBuchbändlerhauS).
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