Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1888
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- 1888-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1888
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5566 Nichtamtlicher Teil. 257, 5. November 1868. zu schildern, und wir hoffe», es werde uns gelingen nachzuweisen, wie der Entschlafene mit einem milden und weichen Wesen doch ein klares, zielbewusstes Streben so glücklich zu vereinigen wusste, daß er auch im Kampf mit widerwärtigen Verhältnissen, wie er ihm zu öfterem nicht erspart blieb, Sieger blieb und nach mancherlei Hemmungen und Störungen das ihm von den Vor fahren überkommene übergroße Geschäft, wenn auch nicht in seinem ganzen früheren Umfange, so doch in seinem großen Grundstöcke innerlich gefestigt und für unabsehbare Zeit widerstandsfähig seinen Erben und Nachfolgern überlassen tonnte. Aus unsrer Darstellung wird sich ergeben, daß der dritte Freiherr Cotta ein würdiger Erbe des erlauchten Namens und einer der berufensten Vertreter des deutschen Buchhandels gewesen ist. Geboren den 6. Januar 1835 als der zweite Sohn des Frhrn. Georg v. Cotta, Besitzers der I. G. Cotta'schen Buch handlung, war er der Enkel jenes berühmtesten Trägers des Namens, des Freiherr» Johann Friedrich, des Freundes von Goethe und Schiller, des Fürsten der deutschen Buchhändler. Unser Carl v. Cotta, im Profil des Gesichts merkwürdig an den Großvater erinnernd, wußte sich keines höheren Adels zu rühmen, als von dem Manne abzustammen, auf den Heine die Worte aus Egmont in Anwendung brachte: »Das war ein Mann, der hatte die Hand über die ganze Welt«. Aber indem er in dem über alles ver ehrten Großvater den berühmtesten Vertreter des Buchhandels für alle Zeiten sah, hatte für ihn das weitere Wort Goethes aus dem Faust: »Weh dir, daß du ein Enkel bist« eine tiefschmerzliche Bedeutung, da er erkennen mußte, daß nur die Gaben des gott begnadeten Genius, eine fast übermenschliche Arbeitskraft und eine eben solche Kraft des Willens, verbunden mit der nur in Jahr hunderten wiederkehrenden Verkettung glücklicher Umstände, wie sie sich in dem zeitlichen Zusammenwirken einer Anzahl von Geistes heroen bekundet, die größten Ziele zu erreichen vermögen. Daran hat der Enkel stets schwer getragen, und als schon frühzeitig der Körper dem regen Willen den Dienst zu versagen anfing und stete Kränklichkeit sich als ein Bleigewicht an den Flug des Geistes hängte, es immer bitterer empfunden, wie unendlich schwer es ist, den durch einen großen Namen bedingten Pflichten gerecht zu werden. Als jüngerer Sohn für die Übernahme der Buchhandlung bestimmt — der ältere, Frhr. Georg, war der Erbe der Majorats güter — erhielt der Frhr. Carl eine besonders sorgfältige Er ziehung. Er besuchte, von guten.Hauslehrern gefördert, das Gymnasium seiner Vaterstadt, war, wie Mitschüler von ihm versichern, das Muster eines fleißigen und dabei bescheidenen Schülers; seinengroßen sittlichen Ernst erkannten die Lehrer freudig an, und so durcheilte er die Klassen in schnellem Fluge, um im Jahre 1851 nach rühm lich bestandener Maturitätsprüfung als ein Sechzehnjähriger die Universität Tübingen zu beziehen, wo er sich dem Studium der Rechtswissenschaften widmete. Immer im Hinblick auf die Zukunft hörte er außer den Vorlesungen seines Fachstudiums auch solche über Litteratnrge- schichte, neuere Sprachen und Logik und war, wie er es als Gymnasiast gewesen war, gleichermaßen auch als Student strebsam und fleißig, wird aber als ein Jüngling geschildert, der neben der Arbeit den Frohsinn kannte, auf dem Fechtboden Bescheid wußte und einen guten Trunk in guter Gesellschaft nicht verschmähte?) Bon Tübingen ging Cotta nach Leipzig, und von dort nach Heidel berg, aus welcher Zeit die alten Herren sich seiner noch mit Freude als eines flotten Korpsburschen der Guestphalia erinnern. Hier bereitete er sich emsig für die Staatsdienst-Prüfungen vor, die er auch mit allen Ehren bestand. Alsbald trat er in den bayrischen Staatsdienst und arbeitete zwei Jahre beim Gericht einer kleinen Stadt in Mittelfranken. *) Bis zu seinen letzten Lebenslagen hat er dem Korps der Schwaben, dem er hier angchörte, treue Anhänglichkeit bewahrt und mit dessen alten Herren die Freundschaft aus jene» goldene» Tagen der Jugend gepflegt. Aber von vornherein nicht bestimmt, im Staatsdienste zu verbleiben, verließ er diesen im Mai 1859 und begab sich nach Lausanne, um sich in der Kenntnis der französischen Sprache zu vervoll kommnen, die er später, wie die englische, vollständig beherrschte, während er in der italienischen wenigstens gut Bescheid wußte. Nach Verlauf eines Jahres sehen wir den Baron Cotta in Leipzig, und zwar alsbald nach Beendigung der Ostermesse 1860. Er trat als Volontär in das buchhändlcrische Kommissionsgeschäft E. F. Steinacker, wo er sich in allen Teilen des Buchhandels, speziell aber in dem Kommissionswcsen gründlich ausbildcn sollte. Ein Angestellter des Hauses aus damaliger Zeit, der den Freiherrn in die Technik des Geschäftes cinzuführen hatte, schreibt über jene Jahre: »Er war bis in den Herbst hinein bei E. F. Steinacker thätig. In dieser Zeit hat er einen Blick in das Getriebe des Kommissionsgeschäftes, und somit auch des Buchhandels überhaupt, gewonnen, da ja alle Fäden desselben hier zusammenlaufen. Er hatte lebhaftes Interesse für die Vorkommnisse des Geschäftslebens und griff gern in alle sich ergebenden Arbeiten unserer Branche ein, die ihm durch seine Vorstudien auch sehr leicht faßlich wurden. Besondere Freude machte dem Freiherrn die Beteiligung an den Auslieferungsarbeiten des eigenen Verlags. Alle diese Arbeiten besorgte er damals selbst. Auch im Archiv des Stuttgarter Hauses müssen sich aus dem Jahre 1860 Zeugnisse seiner Thätigkeit in Fülle finden, z. B. Auslieferungslisten, Stcinacker'sche Barkonto- Auszüge und manches andere von seiner Hand. Neben seiner geschäftlichen Thätigkeit hörte der Freiherr zu jener Zeit Kollegien an hiesiger Universität und betrieb auch fleißig das Studium der neueren Sprachen. Abends hörte ich ihn oft (da er während seines hiesigen Aufenthalts bei mir wohnte) in seinem Zimmer laut memorieren. Nach seinem Abgang von Steinacker trat er (es war im Oftober) in die Buchdrnckerei von Giesecke L Devrient ein. Um die Buchdrnckerei auch praktisch zu erlernen, stellte er sich an das Setzerpult. So beschäftigte er sich bis gegen Weihnachten 1860.« An diesen Leipziger Aufenthalt schlossen sich größere Reisen durch England und Frankreich an, bestimmt, des Freiherrn allgemeine Kenntnisse von Land und Leuten, Landessitte und -Art zu be reichern, zugleich aber auch ihm Einblicke in das Drnckerciwesen jener Länder und in den hochentwickelten Vertrieb der dortigen Presse zu gewähren. So vorbereitet übernahm der Frhr. Carl v. Cotta die Leitung des väterlichen Geschäftes, an dessen Spitze er nach dem Tode des Vaters am 1. Februar 1863 berufen wurde. Die Verhältnisse waren bei dem Tode des Frhrn. Georg in ihrer Art kaum weniger verwickelt als im Jahre 1832 bei dem seines Vaters Johann Friedrich. Während cs ehemals indu strielle und andere Unternehmungen der verschiedensten Art waren, welche die Ordnung der Verhältnisse unendlich schwierig machten, insofern jene nicht buchhändlerischen Geschäftszweige abgestoßen werden mußten, so hatte sich unter Georg v. Cotta das Stamm geschäft verschiedene andere Buchhandlungen angezweigt; diese hatten sich zwar längere Zeit als außerordentlich nützlich und vorteilhaft erwiesen, bildeten jedoch schließlich einen beschwerlichen Ballast ohne eigentlichen Nutzen, zumal sie teilweise nicht in Stuttgart domicilierten und von Angestellten verwaltet werden mußten. Nach wenigen Jahren war die Abstoßung eine vollendete Tatsache, und die I. G. Cotta'sche Buchhandlung bestand nur noch ans dem Stuttgarter Stammgeschäft und dem Institut der »Allgenieinen Zeitung« in Augsburg. Wer sich zum Geschichtschreiber der Buchhandlung in den letzten 25 Jahren aufwerfen will, darf diese Verhältnisse, solvie das sich vorbereitende Ereignis des Ablaufs der Verlagsrechte an den deutschen Klassikern, das naturgemäß überaus störend in die stetige Entwicklung der Geschäfte Angriff, nicht außer acht lassen. Es galt, die Firma aus einem bisher gesicherten, ein Riesenkapital darstellenden Besitzstände in ganz neue und unsichere Verhältnisse hinüberzuleiten, und daß dies nicht ohne erhebliche Schwankungen abgehen konnte, wird den Beurteiler von billiger
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