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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1888
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- Deutsch
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257, 6. November 1888. Nichtamtlicher Teil. 5567 Denkungsart nicht wnndernehinen. Es mag ja immerhin sein, das; die Firma nicht frühzeitig genug und ini großen Maßstabe der drohenden Konkurrenz vorzuarbeiten und ihr mehr oder minder den Boden zu entziehen wußte, aber sicher ist in jedem Falle, daß nicht Sorglosigkeit und Unkenntnis an einem etwaigen Verschulden teil hat, sondern ein berechtigtes Selbstvertrauen, daß der Zauber eines ruhmvollen Namens den »Cotta'schen Ausgaben« auch ferner Schirm und Hort sein werde. Uebrigens hätten die Tadler zu erwägen, daß sich der Verstorbene damals in bindenden Associa tionsverhältnissen über die Familie hinaus befand. Leicht nachzn- wcisen wäre, daß gute und wohlfeile Ausgaben bei guter Zeit vorbereitet wurden; dieselben fanden aber nicht die erhoffte Aner kennung, und die Firma war darauf angewiesen, den Kampf mit der Konkurrenz aufzunehmen, der noch heute nicht ausgesuchten ist. Ob nicht dieser Kampf für die Cotta'sche Buchhandlung trotz allem von großem Nutzen gewesen, soll hier nicht untersucht werden, obwohl es uns unzweifelhaft erscheinen will: wer das Feld behaupten wollte, mußte eben das Vorzüglichste bieten, und dies zu thnn, Mar der Frhr. v. Cotta, insbesondere seit er im Jahre 1876 alleiniger und unbeschränkter Leiter der Firma geworden war, fest entschlossen. Seiner großen Aufgabe sich stets mehr und mehr bewußt, hat er es verstanden, in stiller, aber rastloser Thütigkeit, die ihm Lebens- bedingnng war, den Klassiker-Verlag, diese Grundsäule seines Hauses zu pflegen. Wer heute Cottaschc Schiller-, Goethe-, Platcn-, Le nau und andere Ausgabe» — und sie sind ausschließlich sein Verdienst — zur Hand nimmt, wird, wenn er anders die Wahrheit bekennen null, zugestehen, daß sie an korrektem Text, angemessen eleganter Ausstattnng und wirklich wohlfeilen Preisen nichts zu wünschen übrig lassen. Und wenn wir sagten, daß es dem Freiherrn im Laufe der Jahre gelang, das etwa verloren gegangene Terrain wieder zu gewinnen und sich ans ihm mit großen Ehren zu be haupten, so werden wir auf diese» wichtigsten Teil seiner Lebens aufgabe nicht »'jeder zurückkommcn, da hier Thatcn und Ergeb nisse für Worte zu sprechen haben. Bon vornherein galt es dem Freiherrn für eine Pflicht, den schönwissenschaftlichen Verlag als den Hanptteil der Firma im Sinne der Vorfahren weiter auszubancn, und wenn auch die sich bedrohlich mehrende Konkurrenz im Verlagshandel und die außer ordentliche Rührigkeit älterer und jüngerer Kollegen ihm diese Be strebungen sehr erschwerten, so hatte er sich doch vieler freundlichen Erfolge zu rühmen. Daß er die alten Autoren des Verlages, neben Schiller, Goethe, Herder, A. v. Humboldt u. v. a., einen Uhland, Platen, Lenau, Geibel, Freiligrath, I. G. Fischer, Hebel, Kerner, Riehl, Auerbach, Kinkel, Kobell, Lingg n. s. w. seinem Verlage zu erhallen wußte, mochte ihm nicht als ein allzu großes Verdienst anzurechnen sein, wahrend es anderseits ganz unbe stritten das seinige ist, seiner Firma Autoren wie Dahn, Ebner- Eschenbach, Greif, Grimminger, Kruse, Moritz Hartmann, Grill parzer, A. Grün, Hofer, M. Mehr, Putlitz, Redwitz, Schack u. a. zugeführt zu haben. Aber nicht bloß die schöne Litteratur ist in ihren hervor ragendsten Trägern vertreten, fast jedem Zweig der Wissenschaften und des öffentlichen Lebens wurde von dem thätigcn Chef des Hauses die Aufmerksamkeit zugewendet, und es ist wohl kein Fach, keine Disziplin, in welcher der menschliche Geist seine Thätigkeit knndgicbt, die nicht Gegenstand seiner Sorge gewesen wäre. Wir nenncn beispielsweise von Staatsmännern die Grafen Beust, Mont- gelas und Vitzthum, von Historikern und Vertretern der geschicht lichen Hilfswissenschaften Gregorovius, Ranke, Riehl, Sybel, Stalin, Arnold, Baumgarten, von den Jüngeren Eicken, Ed. Meyer, Ul mann, Lindner, Zwiedineck und die zahlreichen Mitarbeiter der von dem zuletzt Genannten sachverständig geleiteten Bibliothek deutscher Geschichte, ferner auf dem Gebiete der Philologie und Aesthetit Fr. Bischer, Rümelin, Ribbeck, Goedeke, Schleicher, Düntzer, Simrock, Vollmer und H. Fischer, außerdem, um durch eine Aufzählung nicht zu ermüden, Namen wie Arndts, Bluntschli, Roscher, L. v. Stein, Bauernfeind u. v. a. Ergiebt sich aus den genannten Namen, daß der dritte Frei herr Cotta das Erbe seiner Väter weiter zu entwickeln wußte, und hat er schon um dessen willen Anspruch auf volle Anerkennung, so wird sich diese für ihn aus drei Unternehmungen noch wesent lich mehren, die ausschließlich und ganz sein eigen und an und für sich schon bedeutsam genug sind, seinem Namen für lange Zeit die gebührende Ehre zu sichern. Wir sprechen von Grill parzers Werken, der von Lebert begründeten Instruktiven Ausgabe klassischer Klavierwerke und der Cotta'schen Bibliothek der Welt- litteratur. Diese drei Unternehmungen waten seine Schoßkinder, an deren Gedeihen er seine herzliche Freude hatte, sic waren eS aber auch, die seine treue Sorgfalt am reichsten lohnten. (Schluß folgt.) PI>88iUIl'II8 IIInOI'UUI ?Il!I>I>p! mit .XvmorliUNAov null IloAistsrn treisnsASAoben von Uu^o Us.ro, Nünobon (11. lle- balon) 1888. 8. VIII, 603 8. 20 Obgleich der k. bayr. Rat Herr PH. Psister seit langem als ein eifriger, geschickter und glücklicher Büchersammler bekannt ist, dürfte doch der große Umfang des vorliegenden Katalogs allgemein überrascht haben. Auf 603 Großoktavseiten ist hier eine Sammlung beschrieben, die — offenbar mit Liebe und Verständnis und nicht unbeträchtlichen Geldopfern zusammengebracht — in manchen Abteilungen ebenso reichhaltig als in teressant ist. Daß sie wenig einheitlich ist — sie enthält eine bunte Reihe einanoer ganz unähnlicher Gegenstände: Bavarica und Jndaica — Sozia lismns und Kunst — Theologie und Kuriosa — ist weder ein Mangel noch auch nur auffällig. Jeder sammelt, was ihn interessiert, und ein vielseitiger Mann hat vielseitige Interessen. Übrigens geht doch ein ein heitlicher Zug durch diese Mannigsaliigkcit. Herr Pfister sammelt aller dings aus allen Litteraturgebieten, aber meist doch nur das, was in rühm licher, mehr aber noch in unrühmlicher Weise über die Alltäglichkeit herausragt. Die Leidenschaften und Sünden unserer Zeit, »die konven tionellen Lügen der Kulturmenschheit-', Sozialismus und Antisemitismus, Revolution und Gaunertum, kurz - um mich gewöhnlich aber verständ lich auszudrücken — alles was nach irgend einer Richtung hin »über die Schnur haut», erregt sein Interesse und seinen Sammeleifer. Freilich sind die 20 Abteilungen des Kataloges nicht von gleichem Werte, jede von ihnen enthält zwar eine Anzahl guter Bücher, 15 dieser Abteilungen sind aber doch nicht reichhaltig genug, um die besondere Aus merksamkeit des Bücherfreundes aus sich zu ziehen. Wir beschränken uns deshalb darauf, aus diesen Abteilungen hier einige uns im Gedächtnis gebliebene bessere Werke und Autoren anzuführen: Bodenehrs Theatrum, einige Bände von Merians Topographien, Siebmachers Wappenbuch, Salvers Adelsproben, Schrots Wappenbuch, die erste Ausgabe der Caro lina, Dainhouders Practica, Otto von Passaus -die vierundzweinzig Alien», Grimmelshausen, Eck, Nas, Rider, Nigrinus, Marpurg, Abraham a S. Clara, das von dem Revolutionär Eulogius Schneider herausge- gcbene Journal »Argos» und Fr. v. Cöllns Neue Feuerbrände. Aus der neueren Litteratur seien die Namen von Giesebrecht, Grego rovius, Hefner, Maypr v. Mayerfels, Joh. Janssen, Mommjen, Wind scheid, Schnaase, Rich. Wagner, Vilmar, Baader, F. A Lange, Schelling, Döllinger, Görres, Brehm, Ruß genannt. Schon aus dieser durchaus nicht erschöpfenden Zusammenstellung ist die ungewöhnliche Mannigfaltig keit der Bibliothek leicht zu erkennen. Einigen Gebieten hat sich aber der Sainmelciser des Herrn Pfister besonders zugewandt. Von diesen namentlich anzusührenden Teilen der Bibliothek ist der neunte: »Sozialismus und Sozialdemokratie« der ver hältnismäßig am wenigsten reichhaltige. Diese Abteilung ist offenbar neu angelegt und noch im Werden. Sie enthält aber schon ziemlich alle Hanptverlreter des Sozialismus von Lassalle bis auf die Gegenwart. Die frühere sozialistische Literatur (Utopien rc.) fehlt noch. Viel vollständiger und auch die ältere Litteratur zum Teil berück sichtigend ist Abteilung 6: Juden. Sie enthält in nahezu 100 Nummern die anti- und philosemitischen Schriften der letzten Jahre, manches juden- seindliche Pamphlet früherer Zeiten und, inmitten dieser ernsten, biltern nnd leidenschaftlichen Litteratur, harmlose Scherz- und Anekdotenbücher in jüdisch-deutscher Mundart. Von den selteneren Werken seien Eisenmengers entdecktes Judenthum, Hartmanns Hebräerin am Putztische, Margarilhas der jüdisch Glaub, Rohlings Talmudjude, Schudts jüdische Merkwürdig keiten (nicht ganz vollständig) und Thieles jüdische Gauner genannt. Die Litteratur über Süß Oppenheimer (Jud Süß) ist reichlich, die über den ewigen Juden aber spärlich vertreten. Vieles Wichtige namentlich aus früherer Zeit fehlt noch (z. B. Wagenseils Rols. rAnerr, Pfefferkorns und Neuchlins Schriften rc. rc.). Zur Vervollständigung der neueren Litteratur über die Judenfrage sei Herrn Pfister ein ihm sicherlich unbekanntes, sehr- brauchbares Schristchen: ckaoobs, tlrs Iscvislr guesbion 1875—1884. LidlioArapIrienI kranä list. London (Trübner L Co.) 1885, empfohlen. Der bei weitem wichtigste und reichhaltigste Teil der Sammlung wird von der auf Bayern und München bezüglichen Litteratur gebildet. Es sind das ungefähr 1500 Bücher und Schristchen. Altes und Neues
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