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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1912
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- 1912-11-01
- Erscheinungsdatum
- 01.11.1912
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- Deutsch
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13510 «»ooidoul, L:,chn. «uq»»»-r Sttchtamtlich« TM. >^Ü 255, 1. November 1S12. Kunst und Kunsthandel. ix. lVIII siehe Nr. 225.) Der Friede in der Sezession. — Neue Kunststätten. — Kunslaus- steliungsverkäufer. — Auslösung einer Stuttgarter Kunsthandlung. — Bon, Künstler und Kunsthändler. — Auktionen. — Nene Bücher und Bilder. — Epilog. Während man drunten auf dem Balkan sich dem mör derischen Vernichtungswerl hingidt, das man zur höheren Ehre der Nationen sich schuldig zu sein glaubt, und die Diplo maten Europas sich erfolglos die Köpfe zerbrechen, um die großen Wirkungen der kleinen Ursachen abzuwülzen und den Weltkrieg zu vermeiden, haben wir in unserem engen künst lerisch interessierten Kreise einen schönen Friedensschlutz er lebt. Die Berliner Sezession hat mit dem Magistrat, genannt vr. Reiche, Frieden geschlossen. Na, Gott sei Dank, kann man da sagen, denn diese welterschiitterndc Angelegenheit hat wirk lich lange genug Staub aufgewirbelt. Jedes der zwischen den feindlichen Brüdern einherfliegenden Brieflcin wurde ge wissenhaft veröffentlicht. Zelebriläten der reichshauptstädti schen Kunstkritik gaben pflichtschuldigst ihre Kommentare dazu, und das Publikum konnte sich jeden Morgen über diese die Öffentlichkeit eigentlich gar nichts angehende Kampelei amü sieren oder auch ärgern. Nun ist das Kriegsbeil begraben, der verehrliche Magistrat hat seine Einkäufe bei der Sezession be sorgt und die Welt atmet wieder auf. Großartig, nicht wahr? Eine andere Sezession, nämlich die Leipziger, hat sich inzwischen gegen ihre Totmeldung gewehrt und erklärt, daß sie noch am Leben sei. Das wäre wieder sehr erfreulich, denn einesteils waren die Gründe, die für den Zusammenbruch der Sezession gemeldet wurden, sehr deprimierender Art, und zweitens, soweit man bisher urteilen konnte, bildete diese Kunstgenossenschaft doch einen sehr wichtigen Faktor im Leip ziger Kunstleben. Daß eine junge Korporation zunächst mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, ist selbstverständlich, und vor allem in einer Stadt wie Leipzig, die bei aller hochanzuer- kennenden Anstrengung eben doch noch nicht zur ausgespro chenen Kunststadt geschlagen ist. Die heftigen Ergüsse des Malers Egger-Lienz, aus denen Elsa Asenijeff sogar ein Schimpswörter-Lexikon zusammengestellt hat, sind auch ver stummt, und so kann man füglich behaupten, daß wieder ein mal Ruhe herrscht im Staate Dänemark. Zu diesen erfreulichen Tatsachen gesellen sich noch die Meldungen, daß man in Deutschland zwei neue Kunststälten schaffen will. In Hannover sollen das Leibnitz-Haus und das Kestner-Museum vereinigt und so der Kunstpflege weit größere Ausdchnungsmöglichkeiten gegeben werden, als es bisher der Fall war. In Bückeburg will der Fürst von Schaumburg- Lippe eine Kunstschule errichten und so den Kunstbeflissenen seines Landes und jedenfalls auch anderer Gegenden Gelegen heit zur fakultativen Ausbildung geben. Es ist nun zwar be kannt, daß die Kunstschulen und Akademien vielfach zum Teufel gewünscht werden, sogar von den Professoren, die daran unter richten, aber das ändert nichts daran, daß das Beginnen des Fürsten doch sehr lobenswert ist. Der Kunstdrang wird eben sowenig ans dem Menschen zu bringen sein wie der Wunsch nach Esse» und Trinken. Aber es lassen sich doch ganz andere Grundlagen schaffen, wenn ihm ein regelrechter Unterricht den notwendigen Fundus gibt. Es hat ja zu allen Zeiten auch vernünftige Akademieprofessoren gegeben, die nicht im Schema erstarrten oder mit diktatorischer Gewalt den Schü lern ihr eigenes wertes Ich aufdrängen wollten. Sie haben viel Gutes gestiftet und tun es heute noch, und wenn eine neu zu gründende Kunstschule sich solcher Lehrkräfte versichert, steht zu hoffen, daß auch der Nachwuchs vernünftig wird. Auch die Düsseldorfer Akademie plant eine großartig ge dachte Erweiterung. Diese einst so hochberühmte Pslegstätte der Kunst mag es nötig haben, sich zu rühren. Von dem Glanz, der einst ihre stolze Akademie und ihre Lehrer um strahlte, ist nicht mehr verblieben als ein matter Schimmer. An überragenden Persönlichkeiten ist nur noch der alte Geb hardt da, der die Fahne der christlichen Malerei hochhält, sonst fehlt beinahe alles, selbst der jüngere Nachwuchs, der es verstanden hätte, frisch pulsierendes Leben in die alten Räume zu bringen. Wird die geplante Erweiterung durchgesührl, dann werden allerdings die kommenden Jünger der Kunst ein herrliches Dasein haben. Man will die Ge bäude auf ein Riesenareal ausdehnen, will für die verschie denen Fächer Einzelanlagen mit allen erforderlichen Notwen digkeiten und Bequemlichkeiten schassen und will vor allen den Künstlern durch großartige Parkanlagen ermöglichen, auch in der Akademie nach der freien Natur arbeiten zu können, kurz, es wird ein Vergnügen werden, Künstler zu sein. Hoffentlich gehen wir dann, wenn alte und neue Akademien ein neues Leben beginnen, auch einer neuen Kunst entgegen. Nicht daß wir eine neue Kunstsorm brauchen — von dieser haben uns die letzten Jahre bis zum Überdruß genug gebracht —, wohl aber haben wir eine Kunst der geruhigen Entwicklung auf gesunder Basis nötig. Bewegung und Kampf sind etwas Schönes, aber eines Tages kommt doch die Erkenntnis, daß sich das alles in friedlichen Formen abspiclen kann. Nicht nur im Weltengetriebe, auch in der Kunst. Überblickt man jetzt die Verkäufe, die auf den großen Ausstellungen dieses Jahres erzielt wurden, so kann man sagen, daß allerlei gekauft worden ist. Betritt man die Riesensäle mit ihren oft zweitausend Nummern von Kunst werken, so entschlüpft einem Wohl die gar nicht so naive Frage, wo das alles bleiben soll. Selbstverständlich wandert der größte Teil zurück in die Künstlerwerkstätten, aber es wundert einen doch immer, daß noch so viel gekauft wird. Sehr gut waren die Meldungen aus Berlin; auch Dresden hat gut abgesetzt. Wenn man hier trotzdem nicht so zufrieden ist mit dem Erfolg der künstlerisch Wohl höchststehenden Aus stellung dieses Jahres, so mag das vielleicht gerade darin seinen Grund haben. Denn es ist ja eine alte Geschichte, daß das relativ Schwache und Schlechte am ehesten seine Liebhaber findet. Dagegen anzukämpfen, hat kaum noch Zweck. Freilich tut man es immer wieder, aber es ist ver gebliche Liebesmühe. Während jede neu eintresfende Zeitung voll von Kriegs nachrichten ist, liegen friedlich vor einem die vater ländischen Bilderbücher, mit denen die Erinnerung an die Ruhmestaten der Vergangenheit wachgerufen wird. Jos. Scholz in Mainz hat sie herausgegeben, Künst ler ersten Ranges wie Angela Jank und Müller- Münster haben sie geschaffen. Was sich vor hundert Jahren abgespielt hat, zieht am Auge vorüber. Vielleicht wird es sich in nicht allzu seiner Zeit in Wirklichkeit wiederholen. Aber noch ist es ja nicht so weit. Noch können wir unseren Kin dern diese wahrhaft künstlerischen Bilderbücher in die Hand legen, können zusehen, wie sich an diesen kraftvollen Zeich nungen, diesen lebendigen und doch gar nicht übertriebenen Farben Herz und Sinn stählen für das Leben und für die Kunst. In Stuttgart wird Ende Oktober eine der ältesten dor tigen Kunst- und Gemäldehandlungen ihre Pforten schließen. Die Inhaber der Firma Presse! L Kusch sehen sich infolge geschwächter Gesundheit und vorgerückten Alters zur Aufgabe des altangesehenen Geschäftes genötigt. Der Schwerpunkt und das Hauptverdienst der Firma lagen darin, daß sie sich die Förderung jüngerer Talente angelegen sein ließ. Am meisten haben ihr die beiden jungverstorbenen schwäbischen Meister Prof. Hermann Pleuer und Prof. Otto Reiniger zu ver danken. Denn Presse! L Kusch waren es, die vor mehr als
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