Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1924
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- 1924-09-05
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jenen Teil, den er dein Absätze von Luxusausgaben gewidmet hat. Ich pflege seit 47 Jahren den Verkauf von Geschenk-Literatur und Pracht werken, und weder ich noch mein Personal hat bemerkt, daß junge Leute, »welche den Titel nicht richtig aussprechen konnten«, Luxus- werkc gekauft hätten, um damit zu spekulieren. Ich bin sogar über zeugt, daß in Wien die Zahl der Kunstkenner und Bibliophilen ver hältnismäßig größer ist als in irgendeiner anderen Stadt, ebenso steht die Reproduktionstechnik in Wien ans einer Höhe, um die uns Leipzig, Berlin und andere große Städte beneiden könnten. Der am 13. August erschienene Artikel »Sind die Bücher teuer?« wurde von Herrn 1)r. E. Blum bejaht, und er hat jedem Autor empfohlen, seine Bücher selbst zu vertreiben. Vielleicht ist dieser Herr in der glücklichen Lage, keine hohen Gehalte an Angestellte, keine Miete, Fürsorgeabgabe und alle jeden Verdienst auszehrenden Steuern und sonstigen Abgaben zu be zahlen, die von verläßlichen Statistikern mit 30 bis 40 Prozent ver anschlagt werden. Mit dem ganz falschen Nechenexempel, daß die Bücher deshalb, weil der frühere Rabatt von 33 auf 50 Prozent erhöht wurde, um 100 Prozent teurer geworden seien, will ich mich wegen Mangels an Raum in Ihrem Blatte nicht weiter beschäftigen. In einem von Ko. Unterzeichneten Artikel wird nachgewiesen, daß der Preis der Bücher die Friedensparitüt nicht überschritten hat, was nicht in allen Fällen zutrifft, aber Ko. hätte hinzufügeu sollen, daß dagegen viele Lebensmittel weit teurer als im Frieden sind und zum Beispiel Kartoffeln jetzt den dreifachen Preis kosten. Ähnlich ist cs mit den Gehalten und anderen Geschäftsspesen, zu denen als neue Errungen schaft der jetzigen Zeit die sehr drückende Fürsorgcabgabe und andere neue Lasten kommen. Am 14. August werden diese meine Angaben auch von einem Verleger vr. I. H. zum Teil bestätigt und eines Um standes gedacht, der meines Erachtens viel zu wenig hervorgehobcn wurde. Es ist leider während der Kriegszeit Tatsache geworden, daß sich die Sortiments-Buchhändler in 2 Gruppen geteilt haben, die man mit Bienen und Drohnen bezeichnen kann. Jene Sortimenter, welche, von Idealismus für ihren Beruf erfüllt, eine Propaganda-Tätigkeit entfalten, auch jetzt noch Bücher trotz der enorm hohen Frachtspesen bestellen, um sie zur Ansicht zu versenden, oder durch Prospekte Inter essenten auf neue Erscheinungen aufmerksam machen, ein wohlassor tiertes Lager halten, um jeglichen Bedarf möglichst sofort zu befrie digen, dies sind die Bienen, also Buchhändler nach dem alten Schlag. Die Drohnen aber verwenden sich nur für sensationelle Erscheinungen, die sie in großeu Mengen auf den Markt werfen und dann als das Buch bezeichnen, das jeder Bücherfreund lesen soll, sonst aber die Bienenarbeit — großes Lager usw. den anderen Sortimentern über lassen. Solche Sortimenter kann man mit Recht nur als Büchcrver- käufer bezeichnen. Auf die von einem zufällig in Wien anwesenden deutschen Verleger gemachte Mitteilung, daß die Zentralgesellschaft Wiener Sortimenter mindestens 50 Prozent Rabatt von den deutschen Verlegern verlange, kann ich nicht eingehen, weil meine Firma R. Lechner (Will). Müller), die mit den beiden Firmen ähnlichen Namens keinerlei Gemeinschaft hat, dem Konzern nicht angehört und ich deshalb den ganzen Inhalt jenes Rundschreibens gar nicht kenne. Die Mitteilmig, daß die Korporation vorschreibt, Bücher, deren Preis 1 Goldmark beträgt und mit 12 000 umgerechnet wurden, seien mit 18 000 zu verkaufen, beruht auf einem Irrtum, und ich be ziehe mich auf die in meiner (hier nicht abgcdruckten) Ein leitung gemachte Mitteilung, daß der vom Verleger festgesetzte Ladenpreis samt ganz geringem Zuschlag überall gleichmäßig eingehaltcn werden muß. Der deutsche Verleger ist ver pflichtet, seine Bücher in Goldmark oder sonstigen ausländischen Va luten oder in österreichischen Kronen zu berechnen, und in derselben Valuta wird ihm der Betrag nach Abzug des Rabattes vom öster reichischen Sortimenter bezahlt. Bei diesem Anlaß will ich auch ein mal als einen der wichtigsten Gründe, warum der Verkauf von Bü chern in den letzten Jahren nachgelassen hat, der Tatsache Erwähnung tun, daß die Tagesblätter leider den Neuerscheinungen des Bücher marktes viel zu wenig Aufmerksamkeit widmen. Wie gering ist die Anzahl der Besprechungen von Büchern und wie knapp der der Lite ratur zugemesse-ne Raum in unseren großen Tagesblättern! Wohl werden ab und zu Bücher mehr oder weniger eingehend besprochen, auch Feuilletons über einzelne hervorragende Bücher veröffentlicht, aber regelmäßige, fachmännisch zusammengestellte Berichte findet man nur in wenigen Tagesblättern. Ich würde mir aus öfteren Bücher- besprechungen einen größeren Absatz versprechen, da meines Erachtens immer noch genug Leute in Wien sind, die bei Carpenticr und andere» Schaustellungen nicht darnach fragen, ob die Eintrittspreise, die Frie- densparität erreichen oder überschreiten, auch für Bücher genügend Geld haben, um die vielen leeren Buchhandlungen wieder zu füllen. Auch heute noch ist ein gutes Buch, das man immer wieder liest, wie einst Wilhelm von Humboldt zutreffend sagte, ein Freund im Augen blicke eines würdigen Genusses, dessen man sich oft erinnert und zu dem man immer wieder zurückkehrt«. Den Schlußworten wird auch der deutsche Leser gern zustim- men. Im übrigen ist wohl zu erwarten, daß sich der Sturm im Wiener Blätterwald schon wieder legen wird. Zu wünschen ist nur, daß dann von einer Krise im Wiener Buchhandel überhaupt nicht mehr die Rede sein möge. Erholungsheim Ahlbeck. Einige Wochen im Jahre ungehemmt die Schönheiten der Natur genießen und befreit von allen Kleinlichkeiten und Mühen, die der liebe Beruf mit sich bringt, wem ist es mehr zu gönnen als denen, die das ganze Jahr über in dumpfen Läden und Schreibstuben hocken? Dieser Gedanke hat, durch Opferwilligkeit und Mithilfe des gesamten Buchhandels unterstützt, das an der schönen Ahlbecker Bucht einen Stein- wurlf von dem Strande entfernt liegende Buchhändlerheim entstehen lassen, das sich der großen Seebrücke gegenüber als geräumiger und behaglich eingerichteter Bau — der stattlichste von ganz Ahlbeck — erhebt. Alljährlich zieht es zahlreiche Angehörige des Buchhandels, Chefs und Angestellte, aus allen Winkeln und Ecken Deutschlands dort hin, um durch den Aufenthalt am Meer die abgearbeiteten Nerven zu erholen und zu erfrischen. Tausende Kollegen und Kolleginnen haben dort im Laufe der Jahre neue Kräfte fiir die kommende Arbeit ge sammelt. Das auf der pommerschen Ostseeinsel Usedom liegende Bad Ahl beck ist für Erholungs- und Nuhebedürftige wie geschaffen. Land einwärts umrahmen meilenweit große Wälder den freundlich-sauberen Ort, der nach allen Richtungen hin gute Straßen und Fahrverbindun gen anfweist. Kilometerweit zieht sich der weiße, steinlose Strand hin, auf dem sich das fröhliche und gemütliche Badeleben abspielt, ohne die Überspanntheiten und Auswüchse des Luxusbades zu zeigen. Tie Hstseebäder hatten in diesem Sommer wieder mit einer Hochflut von Badegästen gerechnet und dementsprechend auch ihre Preise übertrieben hoch eingestellt, was zur Folge hatte, daß der Besuch bei den meisten weit hinter den Erwartungen zurllckblieb. Ahlbeck dürfte jedoch eines der wenigen Bäder sein, die einigermaßen zufriedenstellend abge schnitten haben. Das aus dem allgemein anerkannten Bedürfnis nach Erholungsstätten entsprungene Buchhändler-Erholungsheim bietet An gehörigen des Buchhandels, unter denen sich, n^e wir ja alle wissen, auch eine ganze Anzahl von in nur bescheideneren Verhältnissen Lebenden befindet, preiswerte Erholungsgelegenheit. Saubere Zimmer mit guten Betten machen neben anerkannt schmackhafter und gut zubereiteter sowie reichlicher Verpflegung den Aufenthalt im Erholungsheim angenehm. Wohl jeder war erfreut über die dicsjähvigoeichhaltige Speisekarte und die Größe der Portionen, die stets an gemeinsamer Tafel eingenommen iverden. Die Verpflegung war im vergangenen Sommer so reichlich, daß keiner der Gäste in die Lage kam, dazuzukaufen, wie es so häufig nötig ist, wenn man sich in sogenannte »volle Pension« begibt. Tie gemeinschaftlich eingenommenen Mahlzeiten trugen natürlich dazu bei, die aus allen deutschen Gauen — auch über die deutschen Reichs grenzen hinaus — bunt zusammengewürfelten Gäste miteinander be kannt zu machen, alte Freundschaften aufzufrischen und neue anzu spinnen, sodaß sich bald alle wie zu einer großen Familie gehörig fühlten. Gemeinsame Segel- und Nudcrpartien, Motorbootfahrten, wie auch Ausflüge in die herrliche Umgegend brachten die sich sonst Fernerstehenden zusammen. Mehrfach wurden gemeinschaftliche Dampferfahrten mit und ohne Seekrankheit nach Rügen veranstaltet. Ganz Seefeste wagten wohl auch eine Spritztour nach Bornholm. Wenn der Wettergott einmal ein grämliches Gesicht zeigte, so fanden sich gleichgesinnte und gleichgestimmte Menschen im gemütlichen Spiel- und Lesesaal zu fröhlichem Plaudern und Spielen zusammen. Die an^ sehnliche Heimbücherei lud zu anregender Lektüre ein und wurde, wie die ständigen großen Lücken bewiesen, auch fleißig benutzt. Was war natürlicher, als daß bei den vielen Berührungspunkten, die sich im Buchhändlerheim boten, aus der Mitte der Heimgäste heraus von Zeit zu Zeit allerhand kleine Vergnügungen veranstaltet wurden; auch wurden die Gäste und ihr Heim gefilmt und wiederholt geknipst. Eine große Anzahl der Heimgäste bot an »Bunten Abenden« mit ihrem künstlerischen Können auf musikalischem, gesanglichem und deklamatori schem Gebiete mancherlei Anregung und Genuß. Denn groß ist die Schar der Buchhändler und Buchhändlerinnen von jeher gewesen, die irgendeine Kunst als Steckenpferd betreiben. Es würde hier zu weil führen, alle Musizierenden, Deklamierenden usw. namentlich zu er wähnen. Den Kindern wurde, wie auch in den früheren Jahren, ein Kinderfest beschert. Neben Leckereien gab es hierbei allerhand kleine Geschenke und Überraschungen. Ein Kasperltheater sorgte für Humor, wie auch ein Schlangenmensch mit seinen Gliederverrenkungen großes
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