Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1924

Redaktioneller Teil. X- 243, 15. Oktober 1924. der Mangel von Gruppenbildungen schwer empfunden. Sv fin det man unter dem Schlagworte -Schmetterlinge« nur die all gemeine Literatur über diese Jnfektenfamilie, während die Schriften über die einzelnen Unterfamilien, Gattungen und Arten unter den entsprechenden speziellen Schlagworten ver zeichnet sind. Da auch der Hinweis vom höheren Begriffe auf diese speziellen Schlagworte fehlt, muß das Register die Ant wort auf die Frage, welche Literatur in den Jahren 1911 bis 1920 im deutschen Buchhandel über die Schmetterlinge erschie nen sei, schuldig bleiben. Diesem Übelstande wäre leicht abzuhelfen, wenn die spe ziellen Begriffe unter den entsprechenden Verweisungen dem höheren Begriffe in alphabetischer Reihenfolge etwa in folgen der Weise untergeordnet würden: Lepidopteren*): LcberoiNta stropo8 l-z-MLNtria llionaeba Uoctaiäao l^rsliäae Spbingiäao linalckao Bei der Zuweisung engerer Begriffe an weitere soll jedoch nicht weiter gegangen werden, als die Bedürfnisse der Praxis es zweckdienlich und notwendig erscheinen lassen. Man würde zu weit gehen, wollte man z. B. die Literatur über die Dipteren, Hemipteren, Hhmenopteren, Koleopteren, Lepidopteren usw. unter »Insekten« oder gar die gesamte Jnsektenliteratur zugleich mit den Schriften über die Arachnoideen, Krustazeen, Myria- podcn unter »Arthropoden« vereinigen. Dadurch würden allzu große und mithin unübersichtliche Gruppen entstehen. Dem prak tischen Bedürfnisse nach Zusammenfassung auch größerer Lite raturgebiete kann übrigens durch Nützlichkeitshinweise vom wei teren Begriff ans die engeren Begriffe wie »Arthropoden s. a. Arachnoideen — Insekten — Krustazeen — Myriapoden- oder »Insekten s. a. Dipteren — Hemipteren — Hhmenopteren — Koleopteren — Lepidopteren- unschwer entsprochen werden. Durch eine konsequente Handhabung dieses Verweisungs verfahrens würde das »Stich- und Schlagwortregister» in der Folgezeit sicher eine sehr erwünschte Vervollkommnung erfah ren und der wissenschaftlichen Forschung in jeder Weise Genüge leisten. Wenn nach dem Gesagten bas Register in vielen Fällen die in der Praxis gebotene Zusammenfassung zusammengehöri ger Literatur vermissen läßt, weist es auf der anderen Seite nicht selten Gruppenbildungen auf, wo ein praktisches Bedürf nis hierfür nicht vorliegt. Es sei nur auf die Schlagworte »Adreßbücher«, »Bibliographien«, »Biographien« verwiesen, unter denen vielfach Schriften, die sich auf bestimmte Berufe, Stände, Länder, Völker und Wissensgebiete beziehen und daher nur ein spezielles Interesse besitzen, zusammengefaßt sind. Ihre An führung unter den besonderen Schlagworten wie »Buchhandel- Adreßbücher«, »Freimaurerei-Bibliographie«, »Malerei-Biogra phien« würde vollauf genügen. Ebenso ist die Literatur über die Kriege aller Zeiten unter demselben Hauptschlagworte »Kriege« vereinigt, obwohl z. B. die Perserkriege, die Befreiungskriege und der Deutsch-franzö sische Krieg ganz heterogene Begriffe darstellen und in keiner Beziehung zueinander stehen. Nur einzelne Kriege wie die Bauernkriege, die Kreuzzüge und der Weltkrieg bilden selbstän dige Schlagworte. *> Bei der naturwissenschaftlichen Literatur dürfte sich die An wendung der wissenschaftlichen Nomenklatur empfehlen. Was die Wellkriegsliteratur betrifft, so ist sie nicht alpha betisch nach Unterschlagworten, sondern in Anlehnung an das Schema der Staatsbibliothek in Berlin in 21 Abschnitten syste matisch geordnet, wodurch das Schlagwvrtprinzip durchbrochen erscheint. Der Grund hierfür liegt offenbar in den großen Schwierigkeiten, die sich der schlagwortmäßigen Verarbeitung dieser umfangreichen Literatur entgegenstellen und auch dem Verfasser dieser Zeilen, der sich schon seit einiger Zeit mit die sem Problem beschäftigt, sehr wohl bekannt sind. Vielleicht ge lingt es aber bis zum Erscheinen des nächsten Registerbandes dennoch, diesen kleinen Schönheitsfehler zu beseitigen. Zusammenfassend sei gesagt: Die Frage, wann Gruppen bildung zu wählen sei, muß immer vom Gesichtspunkte der Zweckmäßigkeit aus beantwortet werden. Sie ist dort anzu wenden, wo einer Schrift nach der Natur ihres Gegenstandes auch ein allgemeineres Interesse zukommt, und ist dort zu unterlassen, wo dies nicht der Fall ist. In geradezu vorbildlicher Weise ist in unserem Register die übersichtliche Ordnung umfangreicher Schlagworte durch Untcr- schlagworte — vergleiche die Schlagworte »Amerika-, »Deutsch land», »Religion« — und die Verbindung verwandter Begriffe durch Verweisungen wie »Geld s. a. Banken — Finanz — Kapi tal — Valuta — Währung« oder »Graphik s. a. Buchgewerbe — Farbendruck — Holzschnitt — Radierung — Schwarzweiß- kunst — Steindruck- durchgesührt. Auch der Forderung nach Vereinigung aller Schriften, die denselben Gegenstand behandeln, an einer Stelle wird da durch entsprochen, daß verschiedene Bezeichnungen für denselben Begriff wie »Entscheidungen«, »Erkenntnisse«, »Judikate«, »Jurisdiktion-, »Rechtsprechung«, »Rechtssprüche-, »Spruchreper torien«, »Spruchsammlungen- auf einen Ausdruck zurückge- fllhrt werden. Von einer Zusammenstellung der Schlagworte in einer systematischen Übersicht nach Wissensgebieten, wie sie von einigen Bibliothekaren gewünscht wurde, konnte mit Recht ab gesehen werden, weil die Frage, was etwa auf dem Gebiete der Medizin oder Rechtswissenschaft erschienen sei, in unserer Zeit der Arbeitsteilung an eine allgemeine, einen größeren Zeit raum umfassende Bibliographie Wohl nur höchst selten gestellt wird. Dagegen dürfte späterhin ein Wunsch des Sortiments Be rücksichtigung verdienen. Unter den formalen Schlagworten »Jugendschriften«, »Märchen-, »Romane- sind nur Sammlun gen dieser Literaturgattungen verzeichnet, während die einschlä gigen besonderen Schriften unter den betreffenden Stichworten gefunden werden. Vom buchhändlerischen Standpunkte wäre es sicherlich sehr zu begrüßen, wenn die speziellen Jugendschriftcn, Märchen und Romane neben der stichwortmäßigen Verzeich nung auch schlagwortmäßig, wie es bei Bilderbüchern, Gebet büchern, Predigten u. a. der Fall ist, zusammengefaßt würden. Zum Schlüsse noch einige Worte zur Frage der Raum- Skonomie. Dieser wird durch die stark gekürzte Wiedergabe der Titel und auch dadurch Rechnung getragen, daß verschiedene Auflagen desselben Werkes nur einmal angeführt werden und bezüglich der übrigen Ausgaben auf das Hauptwerk verwiesen wird. Dennoch könnte der Umfang des Registers noch bedeutend herabgesetzt werden, wenn die überflüssigen zwei- und mehr fachen Anführungen der Titel vermieden würden. Nur ein Bei spiel! Die Literatur über die Münchener Kunstausstellungen ist sowohl unter »Kunst-Ausstellungen« wie unter »München — Kunst« angeführt. Die Anführung unter »Kunst — Ausstellun gen — München« würde vollkommen genügen, die zweite Ver- Zeichnung unter »München- könnte durch den allgemeinen Hin weis von »München — Kunstausstellungen s. Kunst — Aus stellungen — München- voll ersetzt werden, wodurch 31 Druck zeilen erspart würden, übrigens stößt man nicht selten auf solche Verweisungen, wie sie hier vorgeschlagen werden, z. B. »Köln — Mundart s. Mundart- oder »Deutschland — Geologie s. Geologie«. Mögen solche Ruckweise für den Benutzer auch einen kleinen Umweg bedeuten, so »sind sie doch aus raumökonomischen Gründen geboten. Damit soll aber keineswegs gesagt sein, daß