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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1924
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- Deutsch
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139l6vvrsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. vievaMoneUer Teil. ^ 243, 15. Oktober 1924. dienen: seine Aufgaben sind ja viel weiter gesteckt. Gedacht ist es als Nationalbibliothek und Nationalarchiv des gesamten deutschen Schrifttums. Immerhin will sich aber der deutsche Buchhandel sein Teil Einwirkung sichern an der Entwicklung und Pflege dieses Baumes, den hervorragende Männer aus diesem Berufsstand« einst pflanzten, und er will ideell die durch die Existenz des Instituts geschaffenen Nutzungsmöglichkeiten auch fllr den Buchhandel selbst verwerten. Des halb hat er schon vor längerer Zeit die Bearbeitung des Wöchent lichen Verzeichnisses der Deutschen Bücherei überlassen; deshalb ist in den letzten Tagen das Literarische Zentralblatt vom Börsenverein übernommen worden, um mit Hilfe der Deutschen Bücherei größtmög licher Entfaltung «ntgegengeführt zu werden. Befürchten Sie aus dieser Konstellation keine Gebundenheiten für das Ihnen anvertraute Amt! Schließlich sind Bibliothekarwelt und Buchhandel zwangsläufig aufeinander angewiesen; beide dienen dem gleichen schönen Ideal: der Ausnutzung und Verwertung der Geistcs- früchte unseres Volkstums, unserer Wissenschaft. Sie können seitens des Geschäftsführenden Ausschusses und seitens des Vorstands des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler jederzeit auf vollstes Ver ständnis fllr die vor Ihnen liegenden Aufgaben rechnen, wie wir hoffen, bei Ihnen ein offenes Auge für die Besonderheit der Stel lung der Deutschen Bücherei zu finden- die sich aus ihrer Verbunden heit mit den Interessen des deutschen Buchhandels ergibt. Der Weg, den die Deutsche Bücherei bisher zurückgelegt hat, war nicht immer leicht; vorübergehend drohte er sogar zur Auflösung zu führen, da die Mittel zur Unterhaltung nicht ausreichten. Deshalb gebührt in dieser Stunde besonderer Dank Reich, Staat und Stadt, die trotz schwierigster eigener finanzieller Lage die Durchhaltung ermöglichten, Dank vor allen Dingen ihren Vertretern, den Herren Ministerialrat Donnevert, Geheimrat vr. Klien, Oberrcgie- rungsrat vr. Hüuefeld, Oberbürgermeister vr. Nothe und Neichsgerichtsrat Hettner. Nicht minderen Dank zollen wir den Beamten der Deutschen Bücherei, an ihrer Spitze Herrn Oberbibliothekar 1)r. Ebert, die un ablässig und mit schönstem Erfolg bemüht waren, die Schwierigkeiten, die sich immer von neuem auftllrmten, zu überwinden. Ich würde es als ungerecht empfinden, wenn wir in dieser Stunde den Namen des Mannes unerwähnt lassen wollten, der jahrelang an der Spitze des Instituts stand und mit nimmermüder Beredsamkeit und unermüd lichem Eifer Freunde für die Deutsche Bücherei warb: Prof, vr Minde-Pouet. Sie finden, sehr geehrter Herr Doktor, beim Antritt Ihres Amtes die Existenz der Deutschen Bücherei gesichert. Der Ruf ihrer Bedeu tung ist nicht nur in Deutschland, sondern über die ganze zivilisierte Welt verbreitet. Ihr Name ist untrennbar mit deutscher Geistes errungenschaft verbunden. Der deutsche Buchhandel steht so gut wie geschlossen hinter ihr und bekennt sich zu den Zielen, die mit ihrer Gründung verbunden sind. Ihre vornehmste Aufgabe wird es sein, nachdem das Ringen um die Existenz als siegreich durchgefllhrt ange sehen werden kann, diesen Aufgabenkreis zu vollster Blüte zu bringen. Dabei steht Ihnen neben den uns gerühmten Qualitäten auf Ihrem Berufsgediet ein Helfer zur Seite, der unschätzbar ist: die Jugend, die Ihnen vergönnt, die Bahn, die vor Ihnen liegt, sorgfältig abzu stecken. Wir alle wünschen Ihnen von ganzem Herzen vollsten und schönsten Erfolg. Möge auch bei Ihnen Wirklichkeit werden, was bei uns Älteren von jeher zutraf: daß Ihnen die Deutsche Bücherei, ihr Wohl und Werden nicht nur Berufs-, sondern auch Herzens sache ist. »Der rechte Mann an der rechten Stelle«, wir glauben diesen in Ihnen gefunden zu haben. Mögen Sie wirken und schaffen zum Wohle der großen deutschen Nationalbibliothek, zum Wohle der Deut schen Bücherei, als deren Direktor ich Sie nochmals namens des Ge- schäftsftthrenden Ausschusses herzlichst willkommen heiße. Direktor vr. Heinrich Uhlcndahl: Hochgeehrter Herr Hofrat, meine Damen und Herren! Fllr die freundlichen Worte, mit denen Sie, Herr Hosrat, im Namen des Geschäftsführenden Ausschusses mich begrüßt und in mein Amt eingeführt haben, sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank. Gern und mit Freuden bin ich dem ehrenvollen Rufe an diese Anstalt ge folgt, die buchhändlerischer Unternehmungsgeist und die zielbcwußte Munifizenz der Behörden ins Leben gerufen haben und unterhalten. Ich komme von der Preußischen Staatsbibliothek, der größten und zugleich einer der ältesten Bibliotheken Deutschlands, an eine der jüngsten Anstalten, die, in raschem Wachstum begriffen, schon jetzt, ein Jahr zehnt nach ihrem Bestehen, in imposanter Größe sich darstellt und den schlichten, stolzen Namen »Deutsche Bücherei« führt. Wir sind gewohnt, mit dem Worte »Bibliothek« einen anderen Sinn zu ver binden als mit dem Worte »Bücherei«. Hier sehen wir eine gewisse Begrenzung des Sammclgcbietes meist mit Beschränkung auf die hei mische Literatur und unter Betonung populärer Bildungszwecke, dort so zusagen eine Universalität der Gebiete, ohne sprachliche und zeitliche Schranken für die zu sammelnden Schriften und unter Betonung der wissenschaftlichen Zwecke. Charakter und Aufgaben der Büchereien brin gen so eine besondere Einstellung auf das Heimische und Nationale mit sich. Diesen Gesichtspunkt hat Adolf von Harnack in seinem Fest gruß an den diesjährigen Bibliothekartag in schöner Weise zum Aus druck gebracht: »Bibliotheken«, »Büchereien« — Wähle Jeder, wie's gefällt; Diese rufen Dich zur Heimat, Jene zeigen Dir die Welt. Ungeachtet dieses in den letzten Jahrzehnten entwickelten Bcdeu- tungsunterschiedes wird in vielen Fällen der Name »Bücherei« in gleichem Sinne wie »Bibliothek« gebraucht und bedeutet lediglich die neuere, unter dem Eindruck der deutschen Sprachbewegung gebildete Form für den älteren, traditionellen Ausdruck. So auch bei der Deutschen Bücherei, die bei der Sonderstellung, die sie im Bibliotheks leben einnimmt, sich schwer in ein Schema einfügen läßt und ebensogut den Namen »Deutsche Bibliothek« führen könnte. Sie trägt dem national-volkstümlichen Gesichtspunkte der »Bücherei« insofern Rech nung. als sic sich auf das deutsche Schrifttum beschränkt, dem universal wissenschaftlichen der »Bibliothek« insofern, als sie sämtliche Fachge biete umfaßt; ja, sie trägt beiden Arten gegenüber ein neues Moment in den bibliothekarischen Aufgabenkreis hinein, indem sie anstelle der Auswahl, die die anderen Anstalten bald mehr, bald weniger sich auf erlegen, die lückenlose Sammlung setzt. So sehr die Preußische Staatsbibliothek und die Deutsche Bücherei in ihren Aufgaben und ihren Zielen voneinander abweichen, das haben sie, wie die meisten großen Bildungsinstitute, miteinander gemeinsam, daß sie beide in Zeiten gegründet wurden, wo die Wogen des nationalen Denkens und Fühlcns stark und hoch gingen. Das eine Mal war es in dem jungen Staate Brandenburg des 17. Jahrhunderts, der soeben seine Souveränität durchgesctzt hatte: im dänischen Viborg auf Jütland, während des Feldzugs wider die Schweden, hat der Große Kurfürst die Gründungsakte unterzeichnet, »meciios inter proe- liorum strepitum, vietoriarum eur8um«, wie der Chronist meldet. Das andere Mal war es im neuerstanöenen Deutschen Reich des 20. Jahr hunderts, im Herzen Deutschlands, inmitten eines emporblühenden Handels und einer aufstrebenden Industrie, hier in Leipzig, der Zen trale des deutschen Buchhandels, der Stadt, die durch das Anden ken an große Männer und große Ereignisse in besonderem Matze als nationale Stätte geweiht ist, das Andenken an Luther und Leib- niz, Gellert und Klopstock, Lessing und Goethe, an Bach, Wagner. Schu mann, Klinger, und wie sie alle heißen. Am Jahrhundcrttag der denk würdigen Völkerschlacht, durch die Deutschland und Europa einst von der Gewaltherrschaft der Franzosen befreit worden sind, wurde der Grundstein zur Deutschen Bücherei gelegt, mitten auf dem Schlachtfelde von 1813, was der Gründung einen tieferen nationalen Sinn verlieh. Und als im September 1916 der vollendete Bau feierlich eingeweiht werden konnte, da tobte bereits zwei Jahre ein noch gewaltigeres Völkcrringen als vor 106 Jahren, da geschah auch dies »meckios inter proeliorum strspitum, vietoriaruin cnr8um«. Was man von den Büchern gesagt hat, daß sie ihre »Schicksale haben, das läßt sich ebenso von den Bibliotheken sagen. Die Preu ßische Staatsbibliothek hat in den 265 Jahren ihres Bestehens sehr wcchselvollc Zeiten gesehen, je nachdem es dem Preußischen Staate gut ging oder schlecht, je nachdem seine Herrscher eine größere oder gerin gere Liebe den Wissenschaften cntgegenbrachten. Am schlimmsten für die Bibliothek war wohl die Zeit unter dem alle höhere Bildung gering- schätzenöen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Dieser verfügte bei Prüfung einer Rechnung, die die Besoldungen der Bibliothekare ent hielt, durch eine Randbemerkung kurzerhand: »Was seyn vor Besol dungen, dieses weiß ich nicht, ... ich streiche die Besoldungen und soll der General-Major Glasenapp 1000 Thaler auf die Bibliothekgclder jährlich bekommen«. Fast 20 Jahre lang hat die Pension des General majors, späteren Generalfeldmarschalls Kaspar Otto von Glasenapp die Kasse der Bibliothek nicht nur belastet, sondern völlig erschöpft. Auch während der ersten Jahrzehnte der Negierung Friedrichs des Großen, wo der Preußische Staat in lange und schwere Kriege ver wickelt war. konnte für die Bibliothek nur wenig geschehen. In den späteren Frieöenszeitcn aber holte der König das Versäumte vollauf nach und schenkte der Bibliothek jenes schöne Gebäude am Opcruplatz, das. ihr über 100 Jahre als Heim gedient hat, bis das enorme An wachsen der Bestände in den letzten Jahrzehnten den 1914 eingcwcih- ten Neubau Unter den Linden notwendig machte.
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