Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.10.1876
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- Ausgabe
- Band
- 1876-10-25
- Erscheinungsdatum
- 25.10.1876
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- Deutsch
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gang nur je in derMitte der östlichen und westlichen Seite Eingänge führen, welche durch eine in der Mitte aufgerichtete und ca. 4—5 Meter in den Saal hinein verlängerte mannshohe Gitterschranke in zwei Hälften getheilt sind, so daß die im Hineingehen rechts liegende Hälfte als Eingang, die andere als Ausgang aus dem Saal zu be nutzen ist. An der Seite jeder der als Eingang benutzten Thür hälften hat der Beamte seinen Platz, der die unten angemeldeten und mittelst des hinter ihm befindlichen Aufzugs nach oben beför derten Bücher verabreicht. Wir zeigen unsre mit den Nummern der selben versehene Marke, welche unten uns signirt wurde, vor, und erhalten die gewünschten Bücher, welche, falls es eine größere An zahl ist, durch einen bereitstehenden Diener nach dem Tisch, den wir bezeichnen, geschafft wird. Nachdem wir unsere Absicht erreicht haben, verlassen wir den Saal durch die andere Hälfte der Thür und geben an den hier postirten Beamten die Bücher nebst der Marke, welche uns als Nachweis dient für das, was wir erhalten hatten, zurück. Niemand kann den Ausgang Passiren ohne Vorzei gung seiner Marke, da Niemand den Saal betritt, der nicht Bücher zur Benutzung zu empfangen hat. Es wären also für diesen Lesesaal 4 Controlbeamte und je nach der Ausdehnung desselben vielleicht 4—8 Diener erforderlich. In der Bücherausstellung selbst — denn um die an der Wand fläche befestigten Objecte der übrigen hierher gehörigen Industrie zweige kann es sich nicht handeln — wären unseres Erachtens je 1 tüchtiger und sprachgewandter Sortimenter für eine Seite des Quadrats genügend, um den „Ausleihdienst" zu machen und die nöthigen Aufschlüsse rc. zu geben, da ja außerdem noch von Sei ten der Ausstcllungscommissiou selbst Ausstellungspolizeipersonal zur Verfügung steht; sowie für die Bedienung der Auszüge und das Wiedereinräumen der zurückgekommenen Werke 4 Diener aus reichen würden. Es würde diese Einrichtung also 8 Beamte von buchhändlerischen und sprachlichen Kenntnissen und vielleicht 8—12 Diener mit den Kenntnissen eines tüchtigen Markthelfers erfordern. Dieses Personal würde all das zu leisten haben und leisten können, was der eifrigste „Vertreter" der einzelnen Firmen zu ver richten im Stande wäre. Was die architektonische Seite unserer Idee betrifft, so haben wir nach Rücksprache mit einem in solchen Dingen wohl versirten Architekten die Uebcrzeugung gewonnen, daß ein unfern Zwecken entsprechender Bau, der ja nur für das Parterre eine besonders starke Gewichtsbelastung in Aussicht hätte, sich ohne zu große Kosten Herstellen ließe. Freilich gelten auch hier bei dem friedlichen Wettkampf der Völker ebenso wie beim Krieg die drei Nothwendig- keiten des Marschalls Montecuculi: Geld — Geld — und endlich viel Geld! Aber die Reichsregierung hat zugesagt, mit Geldmitteln eine würdige Vertretung der deutschen Industrie zu fördern; der Vörsen- verein deutscher Buchhändler hat in erster Linie die Aufgabe, nach Möglichkeit den Interessen des Gesammtbuchhandels seine Kräfte zu leihen, deren man hier wohl in intellektueller und moralischer Hinsicht nicht weniger bedarf, als in materieller; dann wäre es Aufgabe jedes einzelnen Ausstellers, zu einem Arrangement der deutschen Ausstellung nach seinen Kräften beizutragen, wenn ihm die Sicherheit gegeben ist, daß in der Gesammtheit der Interessen auch die seinigen in zweckentsprechender Weise vertreten sind; end lich aber werden auch die Besucher der Ausstellung, welche den Specialkatalog der Ausstellung zu besitzen oder das Lesezimmer zu benutzen wünschen, durch eine entsprechende Vergütung zur Tragung der Kosten herbeigezogen werden können. Mögen viele unserer Leser dies alles als Traum belächeln, andere werden es wenigstens für einen schönen Traum halten, der der Verwirklichung Werth wäre; ja, wir wagen sogar zu hoffen, daß sich solche finden, die, dadurch angeregt, zu der Uebcrzeugung kommen, daß wir recht bald und recht energisch anfangen müssen, wenn die Ausstellung des deutschen Buchhandels und der ihm ver wandten Gewerbe, mag sie eine Form gewinnen, welche sie will, mit einiger Aussicht auf Erfolg in den Wettbewerb aller Cultur- völker eintreten soll. Indem wir hiermit unsere Münchener Ausstellungsbriefe schließen, können wir uns die Bitte an unsere verehrten Leser nicht versagen, aus denselben, wenn sie auch ihre Ansprüche an eine solche Ausstellungsberichterstattung nicht vollständig befriedigten, doch die Ucberzengung zu entnehmen, daß der Berichterstatter mit all den Bemängelungen des Einzelnen, mit all den Anregungen fürs Ganze und endlich auch mit den Pariser Träumereien des heutigen Briefes nur einen Zweck im Auge hatte: den Zweck, den uns Allen gemeinsamen Interessen zu dienen nach seinen Kräften. Zur Ergänzung der im vorigen Briese verzeichneten Prä- miirungen haben wir noch zu erwähnen, daß auch Hrn. George Gilbers in Dresden für den von ihm ausgestellten architektonischen und kunstgewerblichen Verlag die III. Medaille zuerkannt wurde. Miscrllen. An die Herren Gehilfen! — Der Vorstand des Unter stützungsvereins hat unterm 11. v. Mts. an den Buchhandel ein Circular erlassen, in welchem er den gegenwärtigen Nothstand des Unterstützungsvereins darlegt, und, um die in diesem Jahre noch eingehenden Unterstützungsgesuche nicht abweisen zu müssen, um Extrabeiträge bittet. Die Bitte des Vorstandes ist, wie die Nrn. 237 und 243 des Börsenblattes zeigen, nicht unberücksichtigt geblieben; es sind so zahlreiche Beiträge eingegangen und werden wohl noch eingehen, daß die Mildthätigkeit des Buchhandels sich wieder einmal glänzend bewähren wird. Wem die Unterstützungen zufließen, wird statutengemäß geheim gehalten; daß der größere Theil derselben aber den Gehilfen und deren Angehörigen zutheil wird, ist wohl kaum zu bezweifeln. Wie sich jedoch der Gehilfenstand am Unterstützungsverein betheiligt, zeigen die regelmäßig im Börsen blatt veröffentlichten Mitgliederlisten; sehen wir uns nun gar die beiden oben erwähnten Listen durch, so finden wir, daß nur 4, sage vier Gehilfen und zwar zwei aus Berlin, einer aus der Pro vinz Schlesien, und einer aus der Provinz Posen sich mit einem Extrabeitrage betheiligten. Ist dies nicht eine Schande?! Gibt es unter den Tausenden von Gehilfen wirklich nicht mehr, die im Stande sind, einmal ausnahmsweise zu Unterstützungszwecken eine, zwei oder drei Mark zu opfern? Der Vorstand verlangt ja nicht stets fünfzig und hundert Mark, er nimmt ja jeden, selbst den kleinsten Beitrag gern und dankbar entgegen. Mögen doch die Gehilfenver eine hier auch etwas thun! Eine am Vereiusabend aufgestellte Büchse wird gewiß am Schluß des Abends nicht mehr leer sein. Diejenigen Gehilfen aber, die in kleineren Städten wohnen, und Vereinen nicht angehören, dürfen ja nur ihren Beitrag in Marken einsenden; Herr Gaertner wird dafür schon Verwendung finden. — Also auf Ge hilfen! Rührt Euch und zeigt, daß Ihr nicht ganz leere Taschen habt; in irgend einem Winkelchen wird sich schon eine Wenigkeit für den Unterstützungsverein vorfinden! Ein Gehilfe. Personalnachrichtcn. Herr Moritz Gerold in Wien ist als Inhaber des Ordens der Eisernen Krone 3. Claffe in den Ritterstand erhoben worden. Die Firma I. F. Schreiber in Eßlingen hat auf der inter- ^ nationalen Ausstellung in Santiago (Chile) die Medaille 2. Claffe erhalten.
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