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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-10-11
- Erscheinungsdatum
- 11.10.1876
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- Deutsch
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gleichen Augenblick, wo Bruckmann Kreling's Faust hinausgibt, die amerikanischen Vertreter dieser Firma eine Concurrenzausgabe dazu machen. Allein bei näherer Betrachtung zeigt sich, daß hier von einer Concurrenz gar keine Rede sein kann, daß, wer Kreling's Faust kauft, nie Liebhaber für den Liezen-Mayer'schen sein wird und umgekehrt. Es ist gerade vom buchhändlerischen Standpunkt aus äußerst interessant, mit welch' richtigem Verständniß das amerikanische Haus sein Publicum beurtheilt. Hier Kreling mit seinem tief-innigen historischen Verständniß der Faustsage, nicht nur des Goethe'schen Faust, mit seinen die ganze Welt der Goethe'schen Dichtung umfassenden und entwickelnden Arabesken, seinen Gruppen bildern in ihrer beinahe mystischen Auffassung, der Vertreter des gesunden Idealismus — dortLiezen-Mayer mit seinen „Menschen" aus Goethe'sFaust, denen wir schon irgendwo in gleichem Charakter und gleicher Function im Leben begegnet zu sein glauben, der Vertreter des gesunden Realismus. Wir sind sicher, daß Liezen- Mayer über dem Ocean seinen Weg machen wird, weil seine Kunst zum Menschen spricht ohne jede andere Voraussetzung, als daß ihm die Fabel des Goethe'schen Faust bekannt sei, wie Kreling beim deutschen Publicum, weil er ihm seine alte deutsche Faustsage in Goethe's Geist verbildlicht. Der Lichtdruck und seine Zukunft. I. Die Münchener Kunst- und kunstgewerbliche Ausstellung dieses Jahres hat den Besuchern auch Gelegenheit gegeben, von den Fort schritten Kenntniß zu nehmen, welche der sogenannte photographische unveränderliche Lichtdruck in den letzten Jahren gemacht hat. Es sind wahrhaft überraschende Resultate erzielt und nach den in München zur Veröffentlichung gelangten Blättern des Kupserstich- cabinets, ferner nach den soeben von der Firma Ad. Ackermann daselbst publicirten Orginalhandzeichnungen Münchener Künstler ist es gar keine Frage mehr, daß der Lichtdruck in Zukunft die ganze Jllustrationsbranche beherrschen wird, ja daß man nach einer Reihe von Jahren, wenn sich die technische Herstellung noch mehr beschleunigen läßt, auch für die besseren illustrirten Journale den Lichtdruck anwenden wird. Brauchten wir doch nur — als nahe liegendes Beispiel sei es hier angeführt — im Glaspalaste von Weber's Jllustrirter Zeitung den ersten und den letzten Band auf- zuschlagen; welch ein Unterschied in der Ausstattung, im Druck, im Holzschnitt! Die Bände sagen uns nur zu deutlich, daß wir in den dreißig Jahren unerhörte Fortschritte gemacht, sagen uns aber auch, daß wir noch lange nicht stille stehen dürfen, und wenn wir auf die reichhaltige Musterkarte der Firma Römmler L Jonas in Dresden blicken, so liegt uns der Gedanke sehr nahe, daß der Holzschneider, der den Künstler entweder verschneidet oder ihn, was noch frevel hafter ist, zu meistern versucht, sein Werkzeug dermaleinst ans der Hand legen wird. Darüber wird allerdings noch eine geraume Zeit hingehen, aber für bessere illustrirte Werke hat der Lichtdruck jetzt die Ober hand gewonnen und die Zukunft gehört ihm; wer das nicht glauben will, der wende sein Augenmerk aus zwei neu erscheinende Pracht werke, welche vermöge ihres gediegenen Inhaltes sehr viel ver sprechen; das eine in Holzschnitt: Scherr „Germania" (bei Spe- mann in Stuttgart), das andere in Lichtdruck: „Wandcrmappe", ein Künstleralbum (bei Ad. Ackermann in München). An beiden Werken haben zum Theil dieselben Künstler gearbeitet, und wir hätten ge wünscht, daß auch das erstere dieser beiden Sensation erregenden Prachtwerke seine Hauptbilder wenigstens in Lichtdruck gebracht hätte. Man nehme den Holzschnitt: „Aus deutschem Hause" nach Fritz August Kaulbach aus der „Germania" und den Lichtdruck nach desselben Künstlers „Waldeinsamkeit" aus der „Wandermappe" ; beide Blätter sind liebliche Bilder, aber der Lichtdruck mit der ganzen ursprünglichen Originalität der Zeichnung läßt den mit vielem Fleiße behandelten Holzschnitt weit hinter sich zurück. Es soll der edlen Holzschneidekunst hier durchaus nicht zu nahe getreten sein, Meister wie Hecht, Cloß, Knesinger, Brend'amour verstehen gewiß ihre Sache, aber das Original in seiner tadellosen Reinheit vermag nur der Lichtdruck wiederzugeben; den Geist des Künstlers Strich für Strich mit allen berechtigten Eigenthümlichkeiten in Licht und Forni genau festzuhalten, das kann wiederum nur der Lichtdruck, und ihm eine bedeutende Zukunft zu prognosticiren, das allein soll der Zweck dieser Zeilen sein. Als der Holzschnitt in seiner besten Entwickelungsphase war, ahnte man nicht, daß man einst photographische Glasplatten für Drucker schwärze würde empfänglich machen und ihnen durch den Druck der Presse würde Illustrationen abgewinnen können, welche im Gegensatz zur Photographie allen Einwirkungen des Lichtes, der Luft, der Temperatur und der Zeit Widerstand leisten, unveränderlich sein sollten; welche ferner alle Nuancen des Originals zur Geltung bringen, alle Mitteltöne wiedergeben, die in der Photographie so leicht verschwinden. Während nun beim Stich und Holzschnitt die Platten nach einer Reihe von Abdrücken sich abnutzen, gewährt uns der Lichtdruck mit staunenswerther Freigebigkeit nach längerer Be nutzung der Platte und nachdem die ersten 20 bis 30 Probedrucke dem Verderben geweiht worden sind, immer schönere, bessere, schär fere Abdrücke. Bis jetzt wurde der Lichtdruck fast nur für orna mentale Werke, für wissenschaftliche Tafelabbildungen, höchstens für Städteansichten benutzt, die Münchener Ausstellung aber hat uns gezeigt, daß der Lichtdruck sich in erster Reihe für illustrirte Pracht werke eignen muß, wo es sich um treue Wiedergabe des Originals handelt. Das Künstleralbum „Wandermappe" hat sich dieses Lichtdruck verfahrens zuerst bemächtigt und seine Aufgabe in wahrhaft stau nenswerther Weise gelöst, so gelöst, daß man die Drucke vom Ori ginal nicht zu unterscheiden vermag, und in einer Vollkommenheit, daß dieses aus 36 Blatt bestehende Werk alle verschiedenen Zeich nungsmanieren in unglaublicher und bewunderuswobhher ^Nach ahmung ohne den mißliebigen photographischen Glanz, ja ohne jeglichen Metallglanz wiedergibt und der Kreide- und der Kohlen zeichnung, der Feder-, der Bleistift- und Tuschzeichnung völlig ge recht wird. Der Buchhandel darf sich gratuliren zu dieser Er rungenschaft, bei der man in musterhafter Weise so geschickt mani- pulirt hat, daß durch die Fortlassung aller Glanzstoffe sämmt- liche Zeichnungen in ihrer trockenen Klarheit und Schönheit einen wohlverdienten Beifall erringen. Außer der Firma Römmler L Jonas in Dresden, welche die „Waudermappe" hergestellt hat und bereits mit drei Schnellpressen arbeitet, wird der Lichtdruck zur Zeit ausgeübt von Obernetter, Albert, Gemoser, Röhring und Bruckmann in München, Rommel in Stuttgart, Frisch in Berlin, Strumper L Co. in Hamburg und Branneck L Maier m Mainz. Zehn Jahre weiter, und wir wer den auch aus anderen Orten die Errungenschaften einer Lichtdruck presse hervorgehen sehen; dazu bedarf es nur, daß der deutsche Ver leger sich diese deutsche Erfindung in ausgiebigster Weise zu Nutze macht. Das technische Verfahren des Lichtdruckes mit Hinweisung auf die sogenannten französischen Photogravures und aus die Heliographie rc. soll in einem zweiten Artikel klargelegt werden. Personalnachrichtrn. Der König von Spanien hat Herrn Wilhelm Ritter v. Brau müller sen. in Wien das Ritterkreuz des Ordens Carl III. ver liehen.
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