Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1876
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- 1876-09-27
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- 27.09.1876
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4 Architekten, 2 Fabrikanten von Edelmetallwaaren, 3 Bildhauer, 1 Tapezierer (Decorateur), 3 Maler, 2 Professoren technischer Anstalten, so ist der deutsche Buchhandel und die verwandten Berufsgebiete wohl schon in der Lage, die Bedeutung einer solchen Prämiirung zu würdigen, auch wenn von der in der Instruction der Juroren stehenden Clausel, es können für die Beurtheilung einzelner Werke Experten beigezogen werden, in unseren Gebieten Gebrauch gemacht worden wäre. Eine Jury, von der nicht ein einziges Mitglied mit den technischen Vorbedingungen für die Production in einem Gebiete, wie das unsrige, berufsmäßig vertraut ist, ist nicht competentzur Prämiirung in demselben. Doch das nimmt dem Werth der Ausstellung nichts, denn das Publicum, welches die ausgestellten Objecte auf sich wirken läßt, fragt glücklicherweise nicht zuerst: was ist prämiirt? Es nimmt die Eindrücke von allem auf, was überhaupt sein Interesse zu erregen vermag. Und darin liegt die Bedeutung einer solchen Ausstellung, daß die Gesammtheit dieser Eindrücke den Geschmack der Zeit be einflußt. Doch kehren wir von dieser Abschweifung zu unserer Haupt aufgabe zurück. Im Nachtrag zu unfern früheren Briefen müssen wir noch erwähnen, daß die dort angeregten Uebelstände kurz nach Erscheinen unserer Berichte abgestellt wurden, so daß die Besichti gung der ausgestellten Bücher auch nach ihrem Inhalt durch das Aufsichtspersonal nicht mehr gehindert wurde. Eines der wesentlichsten Verdienste der Münchener Ausstellung wird mit Recht darin gefunden, daß sie zum ersten Mal den Versuch machte, den Beschauern eine Parallele zu ermöglichen zwischen dem Geschmack und der Technik früherer Culturperioden und dem heu tigen Stand von Kunst und Kunstindustrie. Auch für unsere Be rufsgebiete ist diese Vergleichung äußerst lehrreich. Nachdem die Münchener Hof- und Staatsbibliothek — kurz nach Erscheinen unseres ersten Briefs — auch ihre Schätze ersten Rangs ihrer Ausstellung noch einverleibt hat, kann man wohl be haupten, daß keine Sammlung in der Welt ein solches Bild der deutschen Leistungen im Buchdruck im 15. und 16. Jahrhundert zu bieten vermag, wie die in unserer Ausstellung vereinigten Schätze der Bibliotheken zu München, Greifswald, Dresden, Bonn, Königs berg, Breslau, Stuttgart, Ulm, Berlin, denen sich noch eine Reihe von einzelnen Cimelien aus öffentlichem oder Privatbesitz anschließen. Es scheint uns nicht unsere Aufgabe, die ausgestellten Gegen stände hier aufzuzählen oder gar mit einem Raisonnement zu be gleiten — das Verzeichniß bietet der jedem unserer Leser zugäng liche officielle Katalog; die für unsere Sachzwecke dienlichen Mo mente aber lassen sich nicht beschreiben, sie müssen gesehen werden, um mit Erfolg wirken zu können. Aber darauf möchten wir Hin weisen, daß die Art und Weise, wie der weitaus größte Theil der deutschen Schriftgießereien und Buchdruckereien arbeitet, ein sprechen des Zeugniß davon ablegt, daß an das Studium dieser herrlichen alten Muster nie und nirgends gedacht wird. Bei Betrachtung der von der Münchener Bibliothek ausgestell ten italienischen und spanischen Drucke von deutschen Druckern, erstere sämmtlich dem 15., letztere der 1. Hälfte des 16. Jahrhun derts angehörig, vermissen wir französische Drucke von deutschen Druckern (Crantz, Friburger, Gering, Remboldt, Petr. Cäsaris), von denen gewiß ein oder das andere Exemplar in deutschem Besitz ist und der Ausstellung hätte zugänglich gemacht werden können. Gewiß ist dem Gefühl, das dem deutschen Buchdrucker und Buchhändler der Anblick dieses Theils der Ausstellung erweckt, der Vorwurf des Chauvinismus nicht zu machen, dem Stolz, von jeher der Vermittler der wichtigsten Culturmittel für alle Nationen gewe sen zu sein. Und gerade in diesem Gefühl liegt auch wohl die Mahnung, sich diesen Ehrenplatz nicht streitig machen zu lassen, sondern in eifrigster Benützung der alten Meister unseren so hoch entwickelten technischen Mitteln den richtigen Inhalt zur Verarbei tung zu geben. Betrachten wir das Gros unserer Setzergehilfen, unserer Mitarbeiter im Verlagsbuchhandel — wie viele von ihnen haben Gelegenheit oder Interesse dafür, von diesen alten Mustern Einsicht zu nehmen und sie für ihre Berufspraxis zu verwerthen. Da ist's an den deutschen Buchdruckern und Buchhändlern, dafür zu sorgen, daß solche Ausstellungen auch ihre Früchte tragen für die Weiterentwicklung unseres Berufs, daß das Verständniß dafür geweckt werde, und daß von der mechanischen Weiterbenutzung des einmal vorhandenen Materials der Uebergang gefunden werde zum Schaffen neuer Formen auf Grund der alten herrlichen Muster. Daß in einzelnen wenigen Erscheinungen der neuesten Zeit sich einStrebennachdemcbenangedeutetenZielbereitsausspricht, nimmt unserer Mahnung nichts an ihrem Werth. Betrachten wir die fürs Volk bestimmten Druckerzeugnisse des 16. Jahrhunderts, die zahl losen Flugschriften, die Kalender und vergleichen wir damit die heutigen Leistungen auf dem gleichen Gebiet. Dort mit der müh samsten Herstellung, mit den mangelhaftesten technischen Mitteln ein Product, das, jedes einzeln, heute Gegenstand des Antiquar-Kunst handels ist, nicht nur seiner artistischen Ausstattung halber, sondern auch wegen seiner typographischen Ausführung. Hier mit der ent wickeltsten Technik, beim Maschinenbetrieb von der Herstellung der Letter bis zum Heften der Broschüre zum weitaus größeren Theil Producte, die der Gebildete sich schämt in die Hand zu nehmen. Man nenne uns, um uns zu widerlegen, nicht die von bekannten Firmen in Millionen verbreiteten Kalender und Flugschriften — obgleich auch diese noch nicht leisten, was geleistet werden könnte. Nein, Die jenigen, die unsere Anschauung für pessimistisch erklären wollen, mögen sich die Auslagen unserer Landbuchbinder, unserer aus Schreibmaterialien, Cigarren, Käse und literarischen Erzeugnissen gemischten Geschäfte in Landstädtchen und Märkten im Süden wie im Norden besehen. Dort werden sie finden, was man heute dem Volk als „Haus- und Volksbücher" zu bieten wagt. Doch, um nicht der Ungerechtigkeit beschuldigt zu werden, dürfen wir nicht uner wähnt lassen, daß auch Firmen, welche hier ansgestellt haben, also nicht zu den Quellen jener oberwähntcn Auslagefenster zu zählen sind, schon fürs Volk bestimmte Ausgaben unserer bedeutendsten Classiker auf schlechtem Papier, mit verschmiertem Druck und ge schmacklosem Letternschnitt hinausgcgeben haben und heute noch ver breiten, obgleich mit wenig erhöhtem Aufwand, also wenig vermin dertem Nutzen, eine Ausstattung solcher Volksausgaben zu erzielen gewesen wäre, die jedem Anspruch des Schönheitssinnes entsprochen hätte. Wenn die historische Abtheilung der Münchener Ausstellung in dieser Richtung eine Einkehr in uns selbst veranlassen könnte, so wäre damit sicher ein Resultat erzielt, welches den Anfang einer neuen Epoche für die Technik der literarischen Production bezeichnte. Zur Litcrarconvcntion mit den Niederlanden. Wie verlautet, soll die schon viel besprochene Petition deutscher Schriftsteller und Buchhändler dem nächsten Reichstage aufs neue eingereicht werden, und zwar mit Hinweis auf einen soeben wieder zu Tage tretenden Fall des Nachdruckes, der, trotz der freundschaft lichen Versicherungen unserer Nachbarn, sein Wesen in Holland munter weiter treibt. Den vor kurzem in Holland nachgedruckten deutschen Autoren Geibel und Freiligrath wird sich R. Hamerling zugesellen, dessen
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