Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1876
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- 1876-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1876
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- Deutsch
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Erscheint außer Sonntags täglich. — Bi» früh S Uhr eingehende Anzeigen kommen in der nächsten Nummer zur Ausnahme. Börsenblatt für den Beiträge siir das Börsenblatt sind an die Red actio» — Anzeigen aber a» die Expedition desselben zu sende». Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum de» BiirsenvereinS der Deutschen Buchhändler. 56. Leipzig, Mittwoch den 8. März. 1876. Nichtamtlicher Theil. Gottfried August Bürger und Johann Christian Dieterich. Ein Beitrag zur Buchhändlergeschichte des 18. Jahrhunderts. (Fortsetzung aus Nr. 50.) Die Briefe Bürger's an Dieterich aus dem erwähnten Zeitab schnitte (1778—84) sind meist von einem muthwilligen Ton be lebt, der nur zwischen zwei ganz intimen Freunden möglich ist. Leider sind uns die Rückäußerungen Dieterich's nicht erhalten, doch ist bestimmt anzunehmen, daß er sich nicht nur als eifriger Verleger und ergebener Gönner, sondern auch als fideles Haus in diesen ge zeigt hat. Bürger's Mittheilungen im Scherze mögen manchmal ihn zu Unbesonnenheiten geführt haben. Ein Beleg dafür ist eine Stelle in seinem Brief vom 30. April 1778 an Dieterich. — „Wenn Sie mich lieb haben, so verbrennen Sie diejenigen meiner Briefe, deren Inhalt nur für Sie allein war und zu weiter nichts als zum Lachen dienen sollte." Infolge dieser Bitte ist uns leider das Originellste der Correspondenz verloren gegangen. Das hier noch gebrauchte „Sie" finden wir bald in das vertraulichere „Ihr" und das herzlichere „Du" sich verwandeln. — Oester kam Dieterich herüber nach Wöllmersdorf*) und die Göttin der Solidität scheint dann nicht gerade mit Einkehr gehalten zu haben. Mancher der Briefe thut von gar ausgelassenen Nächten Erwähnung, die sie ge meinsam auf solchen gegenseitigen Besuchen durchlebt. Mustermen schen waren sie offenbar alle Beide nicht, aber gute. Auch die Derb heiten, die oft den Bürger'schen Ausbrüchen unterlaufen, darf man nicht zu hart beurtheilen. Es lag im Charakter jener jungen Brause köpfe und in ihrer Zeit. In den Briefen wie den poetischen Werken derselben wimmelt es allenthalben von Ausdrücken, die heutzutage längst das Heimathsrecht in der gebildeten Verkehrssprache einge büßt haben. Aber diese Leute, die sich gleichsam ihre Muttersprache zurückerobcrten und entzückt waren von der Schönheit, die ihr inne wohnte, scheinen sie denn auch mit ihren Kosenamen wie mit ihren krWgen Derbheiten geliebt zu haben, und wenn sie zu fluchen und zu schimpfen das Bcdürfniß hatten, nannten sie die Dinge bei ihrem > ehrlichen deutschen Namen. So werden wir bei der Lectüre der Bürger'schen Briefe hier und da an jenen Brief Gotter's an Goethe erinnert, wo es heißt: Ich schon bis an den neunten Tag Am Röthlein krank darnieder lag, Wobei vom Weiblein jung und zart Wie Weißlingen gewartet ward, Ms mir Dein GLtz zu Händen kam, Den alsobald ein Mägdlein nahm, Und mir's, weil selbst nicht lesen sollt, Mit süßer Stimm vorlescn wollt. *) Schon im Herbste 1775 gelegentlich seiner ersten Verheirathung hatte Bürger seinen Wohnsitz in Gelliehausen mit Wöllmersdorf vertauscht. Dreiundvierzigster Jahrgang. Als aber kaum das Werk begann, Sie wider einen Sch...kerl rann, Und wurde flugs wie Scharlach roth, Drob ich mich lachen thät halb todt. — — Auch Wir rennen hin und wieder an solche Ausdrücke — die damalige Zeit lachte darüber. Zur allgemeinen Charakterisirung lasse ich hier einige Briefe, bunt ausgewählt, von denen des Jahres 1778 folgen. Der erste, der überhaupt auf uns gekommen, stammt noch aus dem vorherigen Jahre vom 23. October. „Lonns äios mein freundlich geliebter Dieterich. Wenn man nicht hinter Euch herläuft und fragt, was Ihr macht, so erfährt man nichts. Warum scheert sich der 8i§nor bey dem schönen heitern Wetter nicht einmal heraus? Kalt ist es zwar, aber dawider sind Pelze gut. Um den dritten U'boindrs-Mann braucht sich der Herr nicht zu bekümmern, der ist hier. Der Herr kann auch, wenn er sich nicht allein wegen seines baufälligen Leichnahms zu reisen getraut, einen mitbringen. Nur auf den Sonntag komme er nicht, denn da bin ich nicht zu Hause. Seyd doch so gut Freund und schickt mir zum Durchsehen: Sturz, Erinnerung an Bernstorf, oder was das Ding für einen Titul sonst haben mag. Wir und die Unsrigen küssen Euch und die Eurigen, daß die Federn drum herum stieben. Adio, Du alter Hosen...und behalt mich lieb! (1. L. ?. 8. Ich habe allerhand Dinge zu unser beyder Hehl, Nuz und Frommen mit Euch mündlich abzuschwazen. Adr. An d. Herrn Dieterich hochedelgeb. in Göttingen. Zu höchsteigener Erbrechung." In gleicher Weise berührt fast nur gesellige Verhältnisse ein Brief vom 18. April: „In der Thal liebwcrthcr Herr Verleger, nach und nach mus ich Dieselben zum Muster der Höflichkeit aufstellen, wenn anders der letzthin erhaltene Dank für gute Bcwirthnng nicht Spott sctzn sol. Denn wahrhaftig! Einem die Tasche bis auf's Trankgeld plündern, mit magerer Kost Hinhalten und des Nachts in den Ruinen eines bodenlosen Bettes einquarticren, verdienet wohl eben keinen sonder lichen Dank. Vielmehr erkennet sich meine Wenigkeit schuldig und gehalten, dem Herrn Verleger für die anmutige Gesellschaft und die anmutigen Louisd'or, die Er mir Selbst überbringen wollen, auf das allerhöflichste zu danken. Aber Du Tausendsasa! Nunmchro, da der Spektakel zum Hause hinaus ist, werde ich erst innen, was für schöne Zeit verludert worden ist"... Solche Unterhaltungen wechseln mit geschäftlichen Zuschriften ab, denn der Druck der Gedichte wird von Dieterich mit Eifer be trieben. Zur Ostcrmesse schon sollen sie auf den Markt kommen. Er 116
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