Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1876
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- 1876-03-08
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- 08.03.1876
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862 Nichtamtlicher Theil. 56, 8. März. drängt Bürger um Manuscript, der sich nicht genug thun kann,! seinen Kindern vor dem Druck eine letzte Feile zu geben. Dies zeigt uns ein Billet vom 24. März, worin Bürger ausrust: „Das müst Ihr keinem Schriftsteller und am wenigsten einem Dichter übelnehmcn, wenn er bis auf den letzten Augenblick und unter der Presse sogar, noch an seinen Werken feilt. Es macht frei lich dem Sezer ein bischen Scheererei, aber dem Herrn Verleger thuts Vortheil, wenn er die möglichste Vollkommenheit zu Markte bringt. Indessen wil ich soviel als möglich, das Mspt. rein schicken"... und am 9. April: „Hier ist der Revisionsbogen wieder. Der erste Correktor korrigirt doch ziemlich genau. Von eigentlichen Druckfehlern finden sich gemeiniglich nur wenige. Alle meine Revision betrift blos Fei lerei und Klügelei. Unser Merkchen soll schon Aug und Herz kitzeln Du alter Pantalone" ... Daß Dieterich iu dieser Zeit seinem Autor gegenüber liberal und zuvorkommend in jeder Weise sich zeigt, können wir ihm kaum als etwas Besonderes auslegeu. Sein Verdienst ist es erst, daß er dieselbe Art ihm allezeit bewahrt. Hatte er sich doch ihm zu Liebe gegen sein Gewissen bereit erwiesen, die Redaction des Musen almanachs zu übernehmen, dessen Existenz iu der alten rühmlichen Weise an einem Fädchen hing. Und daß dies kein kleiner Gewinn für unfern Verleger war, wird uns begreiflich, wenn Prutz die jähr liche Auflage desselben in diesen Jahren als die Zahl 5000 oft erreichend, constatirt. Danach war denn auch, wie schon von Bürger gegen Boie in einem angezogenen Briefe erwähnt, der Contract für die Ausgabe der Gedichte ein sehr vortheilhafter für diesen. Dieser selbst ist uns freilich nicht erhalten, doch finden wir in einem Briefe Bürger's an Boie vom 26. März, der zugleich von hoher Freude über den glänzenden Erfolg der Subscription getragen ist, sehr aus führliche Angaben über denselben. „Rathe, wie viel ich nun schon Subscribenten habe! Das 19te Hundert ist bcmo ouiu voo angefangen und noch kommen posttäglich welche. Nach und nach wird mir vor der Menge bange. Ich und Dieterich hatten die Auflage zum äußersten auf 2000 angeschlagen. Wer Henker hätte so viel vermuthet! Nun kan Dieterich mit Kum mer und mit Noth kaum 2lH Tausend Auflage zu Stande bringen. Es geht so knap um das Papier, das allenthalben so rar ist*). So viel ist gewis, daß in Jahre die ganze Auflage vergriffen ist, wo nicht schon mit instehender Messe. Ich habe mit Dieterich einen sehr guten Contract gemacht, nur aus diese Auflage. Ist die vergriffen, so gehört das Buch wieder mein. Er muß alle Kosten stehen, die gewis an 600 Thlr. betragen. Jedoch gewinnt er auch dabei, daß er zufrieden sein kan. Ich aber gewinne mehr als wenn er weniger als gewinnt, und so mus es billig sein. Diete rich hat sich 600 Thlr. Schaden gethan. Ich verlangte anfangs entweder gleich 100 Louisd'or baar von ihm, oder meinen jetzigen Contract in Exemplaren. Jni erstcrcn Falle wolt' ich dennoch die Subscription in meinem Nahmen ankündigen. Der Herr hatte aber entweder keine Courage, oder kein Geld. Wie lieb ist mir's nun, daß er beides nicht hatte. Denk an, von Wundt in Heidelberg Hab ich 23 und von Oldenburg im Großherzogthum etliche 40 Subscribenten be kommen." Wir sehen daraus, daß Dieterich mit seinen schon bekannten Verlegertugenden auch die der Vorsicht verband. In diesem Falle freilich zu seinem Nachtheil. Denn in der That reichte zur Messe der Vorrath nicht und schon im folgenden Jahre macht ein *) Die Papierproduction hatte sich offenbar auch noch nicht dem plötzlichen schnellen Aufschwung der Literaturproduction anzupaffen vermocht. Carlsruher Nachdrucker das ihm und dem Dichter auf diese Weise entgangene Geschäft. Der Versuch, durch Verkürzung des Buchs um einige Bogen der Auflage selbst mehr Papier zu gewinnen, wird (—zu Bürger's Leidwesen —) zwar gemacht, und die Sub- scriptiouslistc so compreß wie möglich gesetzt, aber das Resultat ist doch verhältnißmäßig gering. Noch spielt Chodowiecki in der letzten Stunde einen bösen Streich, indem er als Titelkupfer einen Barden, der die Harfe schlägt, gemacht hat, dessen Haupt mit einer mächtigen Allongenperrücke geziert war. Das erregte natürlich Bürger's ganzen Zorn. Endlich, nach mancherlei Hin und Her, ist das Buch glücklich fertig und Verleger wie Autor können sich vergnügt die Hände reiben ob des reinen Geschäfts. Doch ist mit der Ostermesse, zu der Dieterich mit seinem Schatze zieht, die Arbeit für Bürger noch nicht vorüber. Die Kupferdrücke von Chodowiecki sind so schlecht gerathen, daß Verleger uod Dichter nicht nur selbst außer sich sind darüber, sondern natürlich auch die Herren Subscribenten. Dann kommen nun auch die Schattenseiten des Subscriptionssystems, das so schöne Zahlen erzeugte, hinterher an den Tag. Dasselbe baut sich auf gegenseitige Freundschaftsverhältnisse und wie's in solchen mit Geld fragen oft geht, ist bekannt. Da seufzt Boie, der am meisten gethan: „Jetzt Hab ich wohl alle Exemplare vertheilt, aber wer nur die Be zahlung erst aller Orten hätte." Der schlaue Dieterich, der die Sache rein geschäftlich behandeln will, verletzt auf der anderen Seite eben die nothwendigen Verpflichtungen der Freundschaft, so daß am 14. Juni Boie an Bürger klagt: „Ich schreibe Meisners wegen, der seine 66 Exemplare nicht bekommen und sehr darüber sich beschwert. Dieterich hat sie auf der Messe nicht an Dyck liefern wollen, weil er nicht 10 Thlr. darauf bezahlt. Das muß ja den Mann verdrießen. Er kriegt von seinen Subscribenten doch nicht eher Geld, als bis die Exemplare abgelie fert sind." Auch sonst lausen an Bürger allerhand Reclamationen ein, die er auf sich nehmen und erledigen muß, da Dieterich von seiner Meß reise, die er noch mit anderen Geschäftsfahrten verbindet, noch nicht zurück ist. Unser Dichter schreibt wahre Stoßseufzer an Boie, seine Amtsgeschäfte und seine Pflichten als Autor kommen in bedenkliche Collision mit einander. Wem diese Unregelmäßigkeiten zur Last fallen, ob der Subscriptionssorm, ob dem Autor oder dem Verleger — können wir nicht klar ersehen, — auf jeden Fall schiebt es Bür ger auf Dieterich. Ein Brief Bürger's an J.A.Miller vom8.Septbr. behandelt dergleichen Differenzen. Darin heißt es: „Ich habe den Dieterich wacker drüber ausgehunzt. Er ent schuldigt sich schriftlich so weitläufig, als es unser Freund Weygand (in Leipzig), der, wie Ihr wißt, kein Lakonier ist, nur immer thun könnte, und fügt schließlich hinzu, wie folget: »Am vergangenen Sonntage (d. i. am 6. duj.) habe ich mit der Duderstädter reitenden Post gleich an Hrn. Miller geschrieben und mich excusirt, und Ihre und meine Unschuld gemeldet; ferner Hrn. Monath in Nürnberg, dem ich wegen der Nachdruckerei 100 Exem plare in Commission gegeben, beordert, mit erster Post diese 25 Exemplare abzuschicken.«" Uns dürfte hier noch speciell interessiren, was Dieterich mit der „Nachdruckerei" meint. Es scheint mir, um den Monath in Nürnberg, der als Nachdrucker berüchtigt war, von diesem bösen Thun abzuhalten, versah er ihn in liberalster Weise mit Commis sionsexemplaren. Ja es war eine langwierige, beschwerliche Verkehrsart damals in jeder Beziehung. Es war nicht nur die Zeit der reitenden Cou- riere und der Botenweiber, sondern auch eine solche, in der man, wollte man richtiger Besorgung sicher werden, am besten persönlich seine Commissionen erledigte. Trotz der Beschwerlichkeit der Reise^
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