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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1924
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- 1924-10-10
- Erscheinungsdatum
- 10.10.1924
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239, 10. Oktober 1924. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 13585 die Wissenschaften dabei gewinnen, wenn die Buchhändler dazu herab gewürdigt werden, und wenn alle eigentliche Spekulation anshiirt . . . Leute, die Vermögen haben, werden lieber mit Stockfisch handeln, als Kolporteur des Herrn Miillner in Weiszenfels an der Saale sein«. Auch im Ausland wurde »Die Schuld« bekannt und ins Englische (zweimal), Französische, Ungarische, Italienische, Tschechische und Rus sische überseht; ein Beurteiler im Edinburgh Magazine verglich sie mit Macbeth. Als Miillner ein neues Stück, den König Angurd, fertig hatte, sollte es ein Berliner Verleger erhalten, der bedeutend mehr bot als Göschen. Die Sache scheiterte nur daran, daß der Antor noch nachträglich eine Widmung an den sächsischen König voranstcllcn wollte, was dem Berliner gefährlich schien. Ter Vertrag wurde gelöst, und Göschen übernahm nun doch die Herausgabe. Gleich die erste Auf lage im Jahre 1817 betrug 4000 Exemplare, wofür Miillner 1200 Taler erhielt, die zweite erschien im Jahre 1819 zu den gleichen Be dingungen. Um den österreichischen Nachdrnckern entgegenzutreten, suchte Göschen in Wien einen Mitverleger, und es zeugt für Göschens vornehme Handlungsweise, das; er den dabei gemachten Gewinn mit Miillner teilte, obwohl dieser inzwischen bereits zu Cotta übergegangen war. Die Verbindung mit Cotta entstand durch die Einsendung einiger Szenen der Albaneserin an das Morgenblatt. Cotta wünschte das ganze Stück zu sehen, und als er anfrug, ob er sich auch für die Zukunft zum Verlag melden könne, antwortete Miillner, daß ein Cotta das nicht fragen dürfe. Am 1. September 1820 wurde der Verlagsvertrag über die Albaneserin geschlossen, wonach Cotta das Verlagsrecht bis znm Verkauf von 10 000 Exemplaren für 3000 Taler erwarb. Innerhalb der nächsten sechs Jahre durste der Verfasser das Stück nicht in eine Ge samtausgabe aufnehmen. MitdemDruck warMiillner nichtzufrieden und, wie er selber sagt, schon darauf gefaßt, denn es war zum Sprichwort geworden, daß Cotta am besten bezahle und am schlechtesten drucke. Doch blieb die Verbindung zwischen Cotta und Miillner nicht ans die Albaneserin beschränkt. 1821 verlegte Cotta die 4. Auflage der »Schuld« und 1824 bis 1826 zwei Bände vermischter Schriften. Schon bei diesem Werk kam es zu kleinen Reibereien, da die Ausgabe des zweiten Bandes verzögert wurde und ein dritter dem Verleger uner wünscht war. Den endgültigen Bruch führten Differenzen bei der Re daktion des Tübingischcn Literaturblattcs (einer Beilage des Morgen blattes) herbei, das Miillner von 1820 bis 1825 redigiert hat. Goedcke bemerkt dazu, daß er die Redaktion mit der selbstsüchtigsten Parteilich keit und in einer bis dahin unerhörten zänkischen Weise geführt hat. Er selbst vertrug jedoch keine Kritik und geriet in einen langen Streit mit Brockhaus über eine abfällige Beurteilung des König Angurd m der von Brockhans verlegten Hermes. Zwei Schriften »Müllncriana* und ein von Brockhaus selbst verfaßtes »Letztes Wort in Sachen des Herrn Miillner« erzeugten diese literarische Fehde. Der letzte Ver leger Müllncrs, Friedrich Vieweg, wurde schon erwähnt. Zwei mehr oder weniger vollständige Nachdrucke seines Theaters mußte der Ver fasser schon erleben, und so drängte es ihn, selbst eine Ausgabe zu ver anstalten. Infolge mißlicher Umstände zogen sich die Verhandlungen in die Länge, und Viewcg konnte sich zuletzt nicht entschließen, den Vertrag in der vom Verfasser gewünschten Form anzunehmen, sodaß mehrere Prozesse aus dieser Angelegenheit entstanden. Das Erstbei nen der Ausgabe wurde jedoch dadurch nicht in Frage gestellt, und 1828 kamen alle 7 Bände heraus, »in einer so ausgezeichneten typographi schen Gestalt, wie sie noch wenigen deutschen Schriftstellern zu Thcil geworden«, schrieb der Verlag an den Verfasser am 19. Oktober 1827. Daß der Verleger nicht übertrieben hat, beweist eine Stelle in Hirsch bergs Erinnerungen eines Bibliophilen, wo es heißt: «Was sonst keine Empfehlung ist — die Bezeichnung ,niedlich' — wird bei der von Friedrich Vieweg 1828 in Braunschweig in 7 Bänden veranstalteten Müllner-Ausgabe zum hohen Lob«. Als 8. Teil hat Miillner den im Anfang erwähnten Supplement band »Meine Lämmer und ihre Hirten« hinzugefügt, und wenn uns darin auch eine streitsüchtige, habgierige und maßlos eitle Persönlich keit entgegentritt, so kann man für die Geschichte des Urheber- und Verlagsrechts und für die Geschichte des Buchhandels überhaupt man ches Interessante daraus entnehmen. Übrigens war G. A. Bürger Müllners Oheim mütterlicherseits, und so gewinnt auch ein Kapitel, das Bürger und seinem Verleger Dietrich gewidmet ist, besonderes Interesse. W. Werther und Leipzig. Traditionsgemäß veranstaltet das Leipziger Stadtgeschichtliche Museum bei jedem passenden Anlaß gehaltvolle Sondcransstellungen, die Leipzigs Beziehungen zu allen Größen nachgehen. Es ist z. B. noch nicht lange her, daß wir durch eine Kant-Ausstellung erfreut wurden. So ist jetzt eben wieder eine Ausstellung in dem großen Saal ides Alten Rathauses vorgeführt, die llbef weite Kreise hinaus Beachtung verdient. Gilt sie doch dem Altmeister Goethe! Vor 150 Jahren — im Oktober 1774 — erschien in der Weygandschen Buchhandlung in Leipzig die erste Ausgabe der »L e i d e n d c s j u n g e n W e r t h e r s«. Dies 150-Jahre-Jubiläum bot dem Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Herrn vr. Friedrich Schulze willkommenen Anlaß, aus der Menge der Wertheriaden zum Thema »Werther und Leipzig« eine vorzüglich zusammengestellte Auslese zu bieten. Nur ein verschwindend kleiner Teil der gezeigten Objekte stammt hierbei aus dem Besitz der Leipziger Stadtbibliothek bzw. des Stadtgeschicht lichen Museums. Namhafte Leipziger Sammler ermöglichten erst durch Überlassen von Seltenheiten diese Ausstellung, wie z. B. be sonders die beiden Brüder Schumann (Herren Or. Paul Schu mann und Schulrat Georg Schumann). Ebenso stellte die Fortsetzerin der Weygandschen Buchhandlung, der Verlag O. R. Ncisland in Leipzig, wertvolle Stücke zur Verfügung. Auch waren mehrere Kostbarkeiten den Sammlungen des Herrn vr. Gerhard Stumme und anderer nicht genannt sein wollender Bibliophilen Leip zigs entnommen. Vor geladenem Publikum — außer prominenten Persönlichkeiten der Wissenschaft waren literarisch Interessierte be sonders stark vertreten — wurde die Ausstellung am Sonnabend, dem 4. Oktober, mittags eröffnet. In der kurzen Eröffnungsansprache wies der Museumsdircktor Herr vr. Friedrich Schulze darauf hiu, daß das Erscheinen des »Werther« damals ein Ereignis bedeutete, und legte zahlreiche Beziehungen zu Leipzig offen. Herr vr. Paul Schumann würdigte darauf in gehaltvoller Ausführung die in Werthers Leiden abgelegte »Geueralbeichtc« Goethes. In formvoll endeter Rede wurde hierbei das Ausstellungsthema behandelt nnd die Fäden, die Leipzig mit dem Werther-Noman verbinden, mit Geschich bloßgelegt. Wohl nie vorher nnd sicher bis heute noch niemals wieder dürfte eine buchhändlerische Neuerscheinung einen so starken Widerhall ausgelöst haben wie der »Werther«. Von den zahlreichen Veröffentlichungen, die diesen Roman teils lobten, teils aufs heftigste angriffen, sowie von den verschiedenen Nach drucken, wie auch dramatischen Bearbeitungen, moralisierenden Unter suchungen, Gedichten, Satiren, Nachahmungen verschiedener Art, Br.efsn über ihn von Frauen und Männern, Abbildungen, Porträts und anderem mehr ward hier in Auswahl eine kleine, mit großem Sach verständnis zusammengetragene Sammlung, die in übersichtlicher An ordnung auf acht Schaukästen verteilt war, gezeigt. Da es hier zu weit führt, alle ausgestellten Objekte zu erwähnen, wollen wir uns nur auf einige Einzelheiten beschränken. Von den im ersten Kasten aufgelegten Wertherausgaben dürfte der Nachdruck der 2. Auflage (Frankfurt und Leipzig 1775), sowie der spätere Abdruck der Jubi läumsausgabe mit der Trilogie der Leidenschaft als Vorwort (Wsy- gandsche Buchhandlung in Leipzig 1834) interessieren. Von den Neu drucken mag die 1907 im Insel-Verlag hergestellte Wiedergabe der Erstausgabe des Werther (1774 bei Weygand) Erwähnung finden. Außerdem wurde die in bereits abgeändertcm Zustande erschienene 1. Auflage gezeigt, in der das Druckfehlerverzeichnis fehlt und dafür eine Schlußvignette beigefügt ist. Die ebenfalls aufliegende Wcrther-Ausgabe von 1787 gibt den umgcarbeiteten Text, wie er später in die meisten Sammlungen Goethescher Werke übergegangen ist. Eine Sammlung von acht frühen Wertherschriften füllt den nächsten Kasten. Neben dem Neudruck von Nicolais bekanntem Pamphlet finden wir das 1776 bei Weidmanns Erben in Leipzig erschienene Buch »Das Werther-Fieber«, ein unvollendetes Familienstück von Ernst August Anton von Göchhausen. Uns Buchhändler dürfte der eigenhändige Brief Weygands an einen gewissen Riegel aus dem Jahre 1796, wie auch zwei Briefe Goethes an die Weygandsche Buchhandlung vom 22. Mai und 26. August 1824 besonders interessieren. Es ist hierin von der Jubiläumsausgabe des Werther die Rede. Die Satire in Knüttelversen gegen die Rezensenten und Nachahmer des Werther »Prometheus, Dcukalion und seine Reccnsenten« von Heinrich Leo pold Wagner (1775) verdient unsere Aufmerksamkeit deswegen, weil sie ursprünglich Goethe selber zugeschrieben wurde. Am 21. April 1775 erklärte letzterer jedoch, daß er nicht der Verfasser sei. Von den Büchern, die bereits unter dem Einfluß des Werkes stehen, kann wohl als bedeutendste Dichtung des Stürmend und Drängens das 1775 ebenfalls in der Weygandschen Buchhandlung erschienene Trauerspiel mit wertherartigen Problemen »Das leidende Weib« von Friedrich Maximilian von Klingcr angesehen werden. Von den zeitgenössischen Werther-Besprechungen interessieren drei aus dem Jahre 1775 be sonders. Die eine finden wir in der von Christian Felix Weiße her ausgegebenen Neuen Bibliothek, während die andere von dem Bres lauer Christian Garve stammt und in Engels »Philosoph für die Welt« 1778*
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