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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1912
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- Deutsch
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5959 Sörlenvlatt s. Dtschv. vuchhimdrr. Mchtamtlicher Teil. 111. 14. Mai I91L. wart noch verborgen ist, so vermögen wir doch von ihr aus cine Briicke zur Zukunft zu schlagen, sobald wir uns über ihre Er scheinungen undEntwicklungsmöglichkeiten klar zu werden suchen und selbst mit Hand anlegen, um allzuwilde Schößlinge zu be schneiden, die die lebens- und triebkräftigen Keime zu überwuchern drohen. Von Kantate aus suchen wir uns zu orientieren und wieder das rechte Verhältnis zu den Dingen zu gewinnen, nach dem durch gegenseitigeAussprache wenn nicht eine Verständigung, so doch eine Klarstellung über die wichtigsten Berufssragen her- beigeführt worden ist. Wer diese Arbeit für überflüssig hält und glaubt ihrer entraten zu können, beweist, daß ihm das tiefere Verständnis für unser Wirtschaftsleben abgeht, das heute an jeden Einzelnen wohl Forderungen stellt, aber nicht darnach fragt, wie er sich mit ihnen abfindet, wenn nicht die Berufsvereine für einen Ausgleich Sorge tragen. An dieser Erkenntnis, daß der Einzelne nur wenig, die Gesamt heit so vieles vermag, fehlt es gerade im Buchhandel, und es ist nicht zuletzt das Verdienst des Börsenvereins, immer und immer wieder daraus hingewiesen zu haben, wie sehr der Einzelne sich selbst nützt, wenn er dem Ganzen zu nützen sucht. Er, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die ver schiedensten den Interessen des Buches dienenden Berufs zweige unter seine Fahne zu sammeln, hat in der langen Reihe der Jahre seines Bestehens den Beweis zu erbringen gesucht, daß daS Ganze nur gedeihen kann, wenn alle be rechtigten Interessen zur Geltung kommen. Dazu ist es aber nötig, daß auch alle Kräfte in ihm wirksam sind, damit nicht durch eine Verschiebung nach der einen oder der anderen Seite der gerechte Ausgleich, als das letzte Ziel jedes Kampfes, Hemmungen erfährt, sondern jedem das Seine wird. Die Resultate derartiger Tagungen lassen sich nicht ziffernmäßig verbuchen, da sie jedem etwas anderes bedeuten. So will uns als der größte Gewinn der diesjährigen Kantateversammlungen erscheinen, daß man einmütig Front stellung gegen alle genommen hat, deren Maulwurfsarbeit den festen Grund und Boden, auf dem der Börsenverein steht, zu untergraben sucht. WaS den Sortimentern verboten ist, darf den Verlegern nicht erlaubt sein. In diesem Leitsätze faßte der erste Vorsteher des Börsenvereins seine Stellungnahme über die künftige Ge staltung der Verkaufsordnung in der Versammlung des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine zusammen, die auch in diesem Jahre wieder durch Diskussion ihres Jahres berichts alle den Buchhandel bewegenden Zeit- und Streit fragen aufrollte und in ihrem Verlaufe Zeugnis ablegte, daß man sich um so enger um das gemeinsame Banner schart, je drohender sich die Wolken am Horizont des Börsenvcreins zusammenballen. Weder stumme Resignation, noch ohnmäch tige Klagen gaben den Grundakkord dieser Versammlung ab, sondern die feste Zuversicht, daß der gesunde Sinn derer, die den Weg verloren, sie wieder zuriickführen wird, ehe es zu spät ist. Denn so einfach liegen die Dinge bei aller Monopolstellung des Verlags denn doch nicht, daß eine Handvoll Verleger auf die Dauer sich in einen bewußten Gegensatz zum Sortiment stellen kann, wenn es auch aus den einzelnen Sortimenter nicht angewiesen ist. In den eigenen Reihen des Verlags sind ihnen Gegner entstanden, dis es längst müde sind, aus Konkurrenzrückstchten den Tanz um das goldene Kalb gegen ihre eigene bessere Überzeugung mitzu machen, und die Entwicklung, die der Vereins- und Genossen- schaflsbuchhandel zu nehmen droht, enthält die ernste Mahnung, den natürlichen Bundesgenossen des Verlags, das Sortiment, sich nicht noch weiter zu entfremde». Nicht um eine Macht-, sondern um eine Lebensfrage handelt es sich für den Börsenvereiu, wenn er alles zum Schutzedss Ladenpreises aufbietet, dem seit Jahrzehnten seine Hauptarbeit gegolten hat. Denn mit dem Ladenpreisschutz steht und fällt die von ihm geschaffene Organisation des Buchhandels; was über ihn hinaus noch Wert und Bedeutung hat, steht erst an zweiter oder dritter Stelle. Wohin »das freie Spiel der Kräfte» und der sogenannte »kaufmännische Geist», in Wirk lichkeit ein Krämergeist, führen, hat die Entwicklung der sieb ziger und achtziger Jahre deutlich gezeigt. Das beweist auch der in diesen Tagen als eine der wertvollsten Gaben zu Kantate erschienene 3. (Schluß-) Band der »Reformbewegung im Deutschen Buchhandel«, die Jahre 1888 und I88S umsassend, und wenn es richtig ist, daß Geschichte schreiben eine Art ist, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen, so wird der Vorstand des Börsenvereins als Herausgeber dieser Publikation auch Sorge tragen, daß das Vergangene nicht wiederkehrt. Eine andere charakteristische Erscheinung unseres Erwerbs lebens, die in ideellem Zusammenhangs mit den Sonder und Ausnahmcpreisen steht, wurde von einigen Rednern in der Versammlung des Verbandes der Kreis- und Orts vereine einer ebenso abfälligen wie berechtigten Kritik unterzogen. Es handelt sich um die verlegerischen Geschäfte, denen man ein hübsches Mäntelchen umhängt, um ihnen ein gefälligeres Ansehen zu geben. Dabei hat das, was sich hinter klangvolle Namen, wie Vater ländischer Verein, Zentralstelle für Volksbildung, Gesellschaft zur Förderung guter Jugendschristenliteratur usw. versteckt — wir wählen mit Absicht fingierte Namen — oft genug auch Grund, sich zu verbergen, und es wäre dringend zu wünschen, wenn gerade die Kreise, denen das Wohl des Volkes, dem diese Unternehmen meist dienen sollen, am Herzen liegt, sich nicht nur das Programm, sondern auch die hinter ihm stehenden Personen etwas näher ansehen würden, ehe sie mit ihren Namen für sie eintreten. Wie das Sortiment im allgemeinen über Protektionen und Ehrenmitgliedschaften hoher und höchster Herrschaften bei literarischen Unternehmen in Der- einsform denkt, kommt hierbei weniger in Frage als die Vorstellung, die das Publikum damit verbindet. Diese Vorstellung kommt fast immer einer Täuschung gleich, unbeabsichtigt von der einen Seite, aber klug von der anderen ausgenutzt. Leider findet das, was mit dem Ansprüche auftritt, der Bildung des Volkes zu dienen, der Freiheit in Lileratur und Kunst eine Gasse zu bahnen oder den Armen im Geiste zu einem Vorschuß auf die ewige Seligkeit zu verhelfen, willige Hände, die Gaben weiter zu tragen, »um des guten Zweckes willen». Auch diesen Plusmachern wird man jetzt mehr als bisher auf die Finger sehen, nicht nur im Interesse des Publikums, sondern auch im eigenen. Denn darüber ist man sich heute im Sortiment klar, daß es mehr in die Öffentlichkeit hinaus treten und Einfluß auf die breiten Massen des Publikums gewinnen, reinlicher zwischen Wold und Talmi scheiden muß, wenn es mehr sein will als ein bloßer Bücherverkäufer, dem der höchste Rabatt auch das höchste Gesetz ist. Aus diesem Grunde wurde auch die Zusage des 1. Vorstehers, die Er richtung eines Pressebureaus im Sinne der Ausführungen der Herrn Schramm (vgl. Bbl. Nr. tOÜ) in ernste Erwägung zu ziehen, mit allseitigem Beifall ausgenommen. Daneben wird freilich jeder einzelne dazu beitragen müssen, durch offenes Vorgehen gegen alle Schädlinge unseres Berufs das Publikum aufzukläreu, damit es echt von unecht unterscheiden lernt und sich klar werden kann, warum wir das, was Sitte und Recht in unserem Berufe ist, nicht durch skrupellose movox-ivakors umbilden lassen wollen. Diese Flucht in die Öffentlichkeit hat das Sortiment um so weniger zu scheuen, als auch die Allgemeinheit ein berechtigtes Interesse an der Erhaltung eines leistungsfähigen Eortimenter- standes hat. Denn die Art der jetzt so häufig be triebenen literarischen Falschmünzerei schädigt nicht nur das
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