Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-03-15
- Erscheinungsdatum
- 15.03.1876
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18760315
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187603155
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18760315
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1876
- Monat1876-03
- Tag1876-03-15
- Monat1876-03
- Jahr1876
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
958 Nichtamtlicher Theil. ^5 62, 15. März. „Für daß corrigirte Nunuspt. dauckc. Steht Dir nicht an von dergleichen*), und waß wohl. „Komm Mittwochen herrein und glaube daß ich lebenslang bin Dein getreuer Dieterich." Dieser Brief bedars keines Commentars. Er ist charak teristisch und originell, die Orthographie mit inbegriffen. Man kann nicht umhin, dem Manne gut zu sein, der solch gutherzigen Schl schreibt. Nicht sei versäumt, auch einen Beleg hier seinen Platz finden zu lassen, der uns zeigt, mit wie herzlicher Freundschaft Bürger „seinem Alten" wiederum zugethan. In einem Briefe vom 5. März heißt es zum Beispiel: „Wenn es auch manchmal scheinen solte, als ob ich mit autor- licher Impertinenz über Deine Verleger-Perücke herführe und sie ein wenig zerzauße, so bitte ich dies für nichts anders, als unschul digen Mutwillen zu halten. Im Grunde des Herzens bin ich doch nur alzu sehr Dein de- und wehmütiger Autor; und ich glaube, weder Hölle noch Tod, weder Engel noch Fürstcuthum könnte mich von Dir holdseligen Knaben scheiden." Mit was für vortrefflichen Menschen wir es hier zu thun haben, das erweisen auf's höchste zwei Briefe Bürger's aus dem Sommer 1782, wo Dieterich's Tochter, die er zärtlich liebte, lebens gefährlich krank darnieder liegt. Das sind Briefe, vor denen die Zeloten, die aus Bürger's Leichtsinn und dem Fehltritt, wozu ihn seine Leidenschaftlichkeit gerissen, Capital schlugen, sein Charakter bild vor den Augen der Menge in den Koth zu ziehen, die Augen Niederschlagen müssen. Leuchtend tritt die treue Freundschaft und ein inniges Gottvertrauen daraus hervor, und man bedauert nur, daß uns Dieterich's Antworten fehlen, denn hier mußte ein Herz zum Herzen sprechen und zwar zwei echte. Der erste der beiden Briefe aber lautet: „Liebster, bester Dieterich, was für traurige Nachrichten muß ich von Deiner armen Frize vernehmen! So sehr mich aber ihr Zu stand selbst beunruhigt, so ängstlich mir das Herz klopft, vor Warten der Dinge, die sich ereignen mögen, so muß ich Dir doch ein Wort der Ermunterung zurufen. Glaube doch, Deine Tochter und wir alle sind in Gottes Hand. Ist es ihr und Dein Gewinn, so sey fest überzeugt, daß Du sie behältst, das Lebenssünkchen mag auch jetzt noch so schwach glimmen. Nimmt sie Dir aber Gott weg, nun so kannst Du auch sicher glauben, daß es weder zu ihrem, noch Deinem, noch der Deinigen Besten gereichte, noch länger zu leben. Du kennst mich wohl keineswegs als einen Kopfhänger und Andächtler. Aber desto sicherer kannst Du mir zutrauen, daß ich an die obige Wahrheit fest und männlich glaube; und wie oft hat mich ihre innige Beherzigung nicht schon getröstet und wieder aufgerichtet! Laß Dich daher Deinen Schmerz nicht zu sehr Hinreißen und über wältigen! Sei ein Mann und bedenke, daß Du noch mehr eben so liebe wehrte Kinder hast, für welche es Pflicht ist, Dich so lange als möglich zu schonen. Durch Deinen noch so heftigen Schmerz, durch all Deine Thränen und Wehklagen, ja durch Deine Verzweiflung selber kannst Du den ewigen Rathschluß der Vorsehung nicht um ein Haar breit verrücken. Und dieser Rathschluß, wozu kann er an ders als zu Deinem Besten dienen? Fasse Dich, sey ruhig und hei ter! Ueberlaß alles dem Willen eines Vaters, der seine Kinder mit der unendlichsten Liebe liebt. Hilst er Deiner Tochter wieder auf, so ist es ein unverdientes Geschenk seiner Huld. Nimmt er sie aber hin, so dank ihm dennoch aus freudigem Herzen, weil ers so am besten, ja wahrlich am besten! gemacht hat. Stelle Dir deswegen die Zukunft nicht so öde und traurig vor. Die Zeit wird gewis Deinen Schmerz lindern und endlich ganz heilen. Und sie wird es noch geschwinder thun, wenn Du ihr zu Hülfe kommst. Schmeichle Deinem Herzen jezt nicht mit zu viel Hofnung. Denn die so leicht mögliche Nichterfüllung Derselben wird Dir Dein Schicksal hernach nur um so bitterer machen. Wenn Du Gott alles anheimgestellet hast, so erwarte in ruhig männlicher Gelassenheit was er zu thun für gut finden wird. Hefte dabei unverwandt Deinen Geist auf die ewige Wahrheit: Es ist alles das Beste was er thut! „Wenn das zu Deinem Tröste was mit beitragen kann, daß Deine Freunde Dein Schicksal innigst mitfühlen, so sey versichert, daß keiner mehr Antheil daran nimmt als Dein G. A. B." Und schon zwei Tage später folgt ein zweiter in demselben Geiste gehaltener Brief, der fast noch mehr Theilnahme ausspricht und anfängt: „Deine jezigen Leiden, lieber Alter, rühren mich un beschreiblich und Du kommst mirkeineStundc aus den Gedanken"... (Wir erfahren später, daß das Mädchen genas.) In dieser Zeit ruhen auch die geschäftlichen Beziehungen nicht. Neue Pläne werden geschmiedet. Neben der regen Theilnahme Bür ger's an dem „Göttingschen Magazin der Wissenschaften und Lite ratur von Lichteubcrg und Georg Förster", das auch bei Dieterich erscheint, plant er au einer freien Bearbeitung von „Tausend und eine Nacht". Im Frühjahr 1782 ist seine freie Uebersetzung des Shakespeare'schcn Macbeth*) fertig. Dieterich macht sich mit Freu den an ihren Druck. Daß es aber mit der Anspielung Dieterich's „Scheucke mir nur mahl ein Manusp., Du solst Sehn, ob ichs nicht annehme mit Freude und Danck", dabei gute Wege hatt, sehen wir aus Bürger's Brief vom 28. März 1782. .... „Das weiß ich wol und traue es Dir volkommen zu, daß Du mir allen Profit allein ließest, aber das mag ich nicht und wäre unverschämt von mir, wenn ichs annähme. Ich wolle, daß ichs auf den Rippen hätte. Du solltest einen ganz andern Kerl an mir fin den. Dann thäte ich alles bouoris et awicitias causa, und wir wollen ganz was anders beschicken, als so, da einen Gram, Grillen und Sorgen zu Boden schlagen. Es muß aber und soll anders werden. Es reiße oder breche in Stücken." Um diese Zeit durchglüht den unglücklichen Dichter die ver derbliche Leidenschaft für die Schwester seiner Frau, die gefeierte Molly, während zu gleicher Zeit feindliche Jntriguen und seine Reizbarkeit seine Stellung als Amtmann von Altengleichen unhalt bar machen. Das Jahr 1785 wird besonders erreignißschwer. Eine elende Verleumdung veranlaßt ihn, freiwillig sein Amt nieder zulegen, und nachdem er alle Mittel erschöpft, eine bessere Justiz amtstelle zu erhalten, er sich auch vergeblich direct an Friedrich den Großen gewandt, faßt er, wie es scheint besonders auf Goethe's Rath, den Entschluß, jetzt noch die akademische Carriäre zu ergreifen. Er ist krank und verbittert, sein Gut, das er kurze Zeit vorher erworben, muß er mit Verlust verkaufen, seine Gattin stirbt. Von Heyne und Kästner ermuthigt, sehen wir ihn denn die Brücke der juristischen Laufbahn hinter sich verbrennen und nach Göttingen einziehen, trotz aller Trübsal lebensmuthig und voll neuer Hoffnung. Er habilitirt sich für Philosophie und Geschichte. Mancher lei Verbindungen mit Zeitschriften setzen ihn in Stand, mit dem von Dieterich als Redacteur des Musenalmanachs bezogenen Gehalt für's erste genügenden Unterhalt zu verdienen. So ist er einer der Ersten, die von Schütz als Mitarbeiter für die neubegründete Jenaer Literaturzeitung engagirt werden, auch ist er, wie erwähnt, mit Lichtenberg's Magazin eng verknüpft. Damit treten wir in die dritte Periode der Bürger-Dieterich'- schen Freundschaft ein. Wenn uns auch nichts direct davon überliefert, so dürfen wir annehmen, daß Dieterich bei diesem ganzen Wechsel der *) Macbeth, ein Schauspiel in fünf Aufzügen. Deutsch bearbeitet von G. A. Bürger. 8. Göttingen 1783. Schon im nächsten Jahre erschien eine zweite Auflage. *) Wohl zur Ansicht gesandte Bücher.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder