113, 17. Mai 1912. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6071 k^^ie des Tags nicht kommen sind die Geister. Benno Diederich, der sich durch seine Bücher über die Hamburger Poeten und die Technik der Gespenstergeschichte einen Namen gemacht hat, tritt hier selber als dramatischer Dichter auf den Plan und zwar in einer so von aller Schablone entfernten Eigenart und mit so offenbarer drama tischer Begabung, baß er gewiß auch auf diesem Gebiete Beachtung finden wird. Die vorliegenden drei Einakter sind durch die Idee des Gespenstischen lose verbunden. Das erste Stück durchaus ernst, von echter Tragik durchweht, zeigt einen Vater am Sterbebette seines einzigen Sohnes. Der Geist der verstorbenen Mutter tritt hinzu. Dadurch, daß er fast stumm bleibt und ähnlich wie Grillparzers Ahnfrau schatten haft wirkt, erzielt der Dichter eine erschütternde Wirkung. — Das zweite Stück „Die Sarkophage" laßt aus den in einem Museum bei Kairo aufgestellten Sarkophagen ein verschollenes Bild antiker Herrscher größe aussteigen und wirkt besonders zu Eingang durch den prachtvollen Humor, mit welchem eine Stangen'scbe Reisegesellschaft geschildert wird. — Das dritte Stück „Schloßspuk" ist eine ausgelassene, ungemein witzige Schnurre, die der bisher ernsthaft behandelten Gespensterfrage mit tollem Übermut einen derben Nasenstüber versetzt. Der dichterischen Wirkung aller drei Stücke wird sich kein Leser entziehen. Sie sind aber auch durchaus wert einmal im Zusammenhänge aufgeführt zu werden, wofür allerdings nur eine große Bühne mit dem notwendigen Apparat in Frage kommen kann. Das erste Stück hat bei seiner Uraufführung im Stadttheater zu Lübeck einen starken Erfolg gefunden. In Kommission kann ich nur eine beschränkte Anzahl von Exemplaren liefern H. Haeffel Verlag in Leipzig 7S2