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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1912
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- Deutsch
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- Saxonica
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6124 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 114, 18. Mai 1912. sich ein allgemeines Kesseltreiben anzubahnen. Neben dem »Goetheverein«, dem -Verband deutscher Bllhncnschriftstellrr« und dem »Deutschen Biihnenverein« nimmt jetzt auch der preußische Kultusminister, zu dessen Ressort die Schulen ge hören, Stellung. Den längeren Ausführungen entnehme ich folgendest »Die Kinematographentheater haben neuerdings nicht nur in den Großstädten, sondern auch in Ileinercn Orten eine solche Verbreitung gefunden, daß schon in dem hierdurch veranlaßten übermäßigen Besuch solcher Veranstaltungen, durch den die Jugend vielsach zu leichtfertigen Ausgaben und zu einem längeren Verweilen in gesundheitlich unzureichenden Räumen verleitet wird, eine schwere Gesahr sür Körper und Geist der Kinder zu befürchten ist. Bor allem aber wirlen viele dieser Lichlbildbühnen auf das sittliche Empfinden dadurch schädigend ein, daß sie un- passende und grauenvolle Szenen vorsühren, die die Sinne er regen, die Phantasie ungünstig beeinflussen und deren Anblick daher aus das empfängliche Gemüt der Jugend ebenso vergiftend ein wirkt wie die Schund- und Schmutzliteratur. Das Gefühl sür das Gute und Böse, sür das Schickliche und Gemeine muß sich durch derartige Darstellungen verwirren; und manches unverdorbene kind liche Gemüt gerät hierdurch in Gefahr, auf Abwege gelenkt zu werden. Aber auch das ästhetische Empfinden der Jugend wird auf diese Weise verdorben; die Sinne gewöhnen sich an starke, nervenerregende Eindrücke, und die Freude an ruhiger Betrach tung guter künstlerischer Darstellungen geht verloren. Diese be klagenswerten Erscheinungen machen cs zur Pflicht, geeignete Maßregeln zu treffen, um die Jugend gegen die von solchen Lichtbildbühnen ausgehenden Schädigungen zu schützen. Hierher gehört vor allem, daß der Besuch der Kinematographentheater durch Schüler usw. ausdrücklich denselben Beschränkungen unter- worsen wird, denen nach der Schulordnung auch der Besuch der Theater, öffentlichen Konzerte, Vorträge und Schaustellungen unterliegt. Mit dieser offiziellen Stellungnahme ist nicht recht in Einklang zu bringen, daß das Krollschc Etablissement, das der königlichen Generalintendantur untersteht, wenn auch durch Unterpacht, für diesen Sommer einer »Pariser Lichtbildgescllschast« sür VorsühriAgen »von wissenschaftlichem Wert« zur Verfügung gestellt worden ist. Vielerlei Klagen werden über die Königliche Bibliolhek laut. Es wird da gesagt, daß die Luft im Zeitschriftenlese zimmer eine sehr schlechte sei, weil nicht gelüftet werden kann, da sonst der von der Dorotheenstraße hereindringcnde Lärm die Leser stört. Ferner wird darauf hingewiesen, daß die Arbeit des Bücherausleihens sich mit einer »nerven tötenden Langeweile« abwickelt, und endlich wird moniert, daß Werke mit Illustrationen überhaupt nicht mehr nach Hause, sondern nur nach dem Lesesaal verliehen werden. Die Direktion hat hierzu in einer Erwiderung Stellung genommen, in der sie die Beschwerden im wesentlichen zugibt und zugleich auf das im Jahre 1918 zu eröffnende Zeit- schristenlesezimmer vertröstet, das den Unbequemlichkeiten des Provisoriums ein Ende machen dürfte. Bezüglich des Aus leihen? illustrierter Werke findet sich der für die Leserschaft recht beschämende Hinweis, daß es noch häufig vorkomme, daß Illustrationen herausgerissen würden und daher ein Ausleihen solcher Werke nur mit großer Vorsicht ge schehen könne. Die öffentliche Lesehalle der Deutschen Gesell schaft für ethische Kultur, Rungestraße 25/27, versendet ihren 17. Jahresbericht, dem wir die folgenden Daten ent nehmen: Im Jahre 1S11 hat die Lesehalle 92 586 (1910; 98 731) Besucher gezählt, von denen 12 540 (14 626) auf die Sonntage entfielen. Der Tagesdurchschnitt des Jahres war 259; die Höchstzahl brachte der März mit 370, die geringste der August mit 161 Lesern. Die Reichstagswahl beeinflußte den Besuch der Lese halle schon in den letzten Monaten des Jahres ungünstig, da die Männer durch Versammlungen und Wahlarbeit in An spruch genommen waren. Eine starke Anziehungskraft übte neben den Zeitschriften und Zeitungen der Broschllrentisch aus. Vor Weihnachten wurden billige Ausgaben guter Bücher angelegt. Trotzdem die Zeit nicht günstig für Bücher lesen war, hat die häusliche Entleihuug ihre steigende Tendenz bewahrt. Verliehen wurden 38732 Bände (1910: 37651), von denen 27 Prozent wissenschaftlichen Inhalts waren. Da gegen wurden in der Lesehalle außer den von der Statistik nicht erfaßten Broschüren nur 6312 (8220) Bände gelesen. An der häuslichen Entleihung waren 29 090 (27 420) Be sucher beteiligt. Neu eingeschrieben wurden 1100 (1183) Leser, darunter 32 Prozent aus kaufmännischen, 39 Prozent aus gewerblichen Berufen. Dem Bericht ist wieder ei» Nachtrag mit den wichtigeren neu aufgenommenen Büchern angefügt. Die Rickertstiftung zur Unterstützung von Volks bibliotheken in unbemittelten Gemeinden, die vom Vorstande der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung verwaltet wird, hat im Jahre 1911 an 624 Bibliotheken 7893 Bücher im Werte von 8536 50 H abge geben. Die Einnahmen der Stiftung betrugen leider nur 4528 ^ 54 H. Seit ihrem Bestehen (1903) hat die Rickert- stiftung an 1891 Bibliotheken 27 672 Bände abgegeben. Die Stiftung wendet sich jetzt wiederum an alle Freunde der freiwilligen Volksbildungsarbeit mit der Bitte um Zu wendungen und Beiträge, insbesondere auch an die persön lichen Freunde Heinrich Rickerts, dem die hervorragende Be tätigung der Gesellschaft bei Begründung von Volksbiblio theken in erster Linie zu danken ist. Das gute Buch ist eine Erziehungsmacht ersten Ranges. Je mehr es ins Volk und in die Jugend kommt, um so mehr sind Volk und Jugend gegen das Gift der Asterliteratur und viele andere verderbliche Einflüsse geschützt. Beiträge nimmt der Vorstand der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung, Berlin HIV. 52, Lüneburger Straße 21, entgegen. Es würde den Rahmen dieses Artikels überschreiten, wenn ich hier einzelne Berliner Bücher kritisieren würde. Immerhin halte ich mich für berechtigt, auf einige Werke hinzuweisen, die für Berlin oder die Mark Brandenburg charakteristisch sind. Das gilt in erster Linie von der groß angelegten »Landeskunde für die Mark Brandenburg», von der soeben der 3. Band (Volkskunde) nach langer Frist bei Georg Reimer zur Ausgabe gelangte. Eine gewisse Er gänzung zu diesen Bänden in illustrativer Hinsicht bilden die bei der Verlagsanstalt sür Farbenphotographie erscheinenden Hefte »Die Mark Brandenburg in Farbenphotographie«. Von den Schönheiten unserer märkischen Landschaft führt kaum ein Übergang zu dem Elend der in den Mietskasernen der Großstadt zusammengepferchten Familien. »Für Groß- Berlin« betitelt sich eine Broschürenserie (Vita, Deutsches Verlagshaus), von der das erste Heft erschien, das sich obiges Thema gewählt hat. Die Gründung des Zweckoerbandes hat die Hoffnung belebt, daß die Berliner Wohnungsfrage endlich praktisch vorwärts kommt. Eine Vereinigung, an deren Spitze der frühere Staatssekretär Dernburg steht, sucht durch Herausgabe obiger Schriften und durch öffentliche Versammlungen in diesem Sinne tätig zu sein. Hier ist es zu einem Konflikt zwischen dem Magistrat von Berlin und den Berliner Druckereien gekommen. Der Magistrat hat städtische Dcuckarbeiten an Druckereien in der Provinz, die in der Lage waren, billiger zu liefern, vergeben. Es ist zuzugeben, daß der Magistrat, der doch schließlich mit dem Geld der Steuerzahler wirtschaftet, hier den einheimischen
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