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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.05.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-05-29
- Erscheinungsdatum
- 29.05.1876
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- Deutsch
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122, 29. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1937 wird sich eine Vorstellung von dem Eindruck machen können, den diese Verwarnung auf denselben hcrvorbrachtc. Hitzig, wie er war, protestirte er deshalb in seinem Antwortschreiben an die alten burgische Regierung auf das lebhafteste gegen die Androhung der sächsischen Regierung. Indem er ihr den Betrag der vom Leipziger Criminalgerichte liguidirten Untersuchnngskosten überschickte, be merkte er: hier, wo sic nur die „ersuchte" Behörde darstclle und „der Eintritt einer Rechtskraft nach Vernunft und Gesetz nicht ge dacht werden kann", finde er in Betreff der „überraschenden Ver warnung" des allerhöchsten Rescriptes „einzig die Hinzufügung nothwendig, die mein Geschäftsverhältniß, wie Ew. Excellenz Hochwohl- und Wohlgeboren nicht entgehen wird, gebieterisch er heischt, daß ich mir unter ausdrücklicher Verwahrung meine Rcchts- competenz dagegen in jedem passenden und zweckdienlichen Wege gemessenst Vorbehalte". Zugleich bat er, die Regierung möge zum Schutze seiner sonst bedrohten Rechte der Rückantwort an die Leip ziger Behörde eine Abschrift dieser Erklärung beifügen. Diesem letzteren Ansinnen wird wohl, wie ganz natürlich, die altenburgische Regierung nicht nachgekommcn sein, was auch daraus hervorgeht, daß sie Brockhaus antwortete, er möge „das, was er bei dem Leipziger Criminalgerichte vorstellig zu machen gedächte, bei gedachter Behörde selber vorstellen". So endete auch dieser Prozeß für Brockhaus ganz befriedigend, wenn derselbe ihm auch manchen Aerger bereitet hatte. Aber noch einmal fand die königlich sächsische Regierung zu einer Beschwerde gegen Brockhaus Veranlassung, indem ein von demselben verlegtes Werk: „Rußlands und Deutschlands Be freiungskriege von der Franzosen-Herrschaft unter Napoleon Bona parte in den Jahren 1812—1815" durch seinen zweiten Theil, welcher den Krieg in Deutschland behandelte und von Venturini, dem Verfasser jenes im Conversations-Lexikon befindlichen Artikels über die Leipziger Schlacht, herrührte, ihr Mißfallen erregte. Wiederuni wendete sich die königlich sächsische Regierung an die altenburgische, diese ging jedoch diesmal nicht so bereitwillig wie frü her auf den von Dresden ans geäußerten Wunsch ein, ebenso wenig die braunschweigische, die gleichfalls angegangen worden war, da Brockhaus das Werk in Braunschweig hatte drucken lassen, wo es auch censirt worden war. Nach dem Ausfälle der Antworten aus Braunschweig und Altenburg — fügt der Verfasser bei— mochte die königlich sächsische Regierung keine Lust verspüren, die Sache weiter zu verfolgen, wenigstens findet sich in den betreffenden Acten keine weitere Korre spondenz darüber, und auch sonst ist weder von einer Confiscatiou des betreffenden Werkes, noch von anderen Verhandlungen deshalb etwas bekannt geworden. Wir schließen hiermit die Betrachtung der Verwickelungen, in welche Brockhaus zu wiederholten Malen mit der Censnr gcrathen war. In doppelter Beziehung sind dieselben von Interesse und Be deutung, einmal in Hinblick auf die Person Brockhaus', indem sie uns den Charakter desselben weiter enthüllen und von einer ganz besonderen Seite zeigen, auderntheils indem sie uns einen Einblick in Zeitverhältnisse gewähren, die bis jetzt noch viel zu wenig gewür digt worden sind und in culturgeschichtlicher Beziehung nicht ge ringen Werth haben. Misccllrn. Das Einigungsamt der deutschen Buchdrucker, be stehend aus 12 Prinzipalen und 12 Gehilfen, gewählt in den ver schiedenen Hauptdruckorten Deutschlands, hat in den Tagen vom 18. bis einschließlich 25. d. M. hier getagt zum Zwecke der Revision des im Jahre 1873 mit Gültigkeitsdauer bis 1. Juli 1876 verein barten Tarifs der deutschen Buchdrucker. Nach sehr angestrengter Thätigkcit hat es seine Aufgabe erfüllt und einen Entwurf beschlos sen, der den bestehenden Bestimmungen gemäß der Prinzipalität und der Gehilfenschaft der 12 Hauptdruckorte Deutschlands sofort zur Urabstimmung sn bloo vorgelegt wird. Als ein erfreuliches Zeichen für das Verhältnis; zwischen Prinzipalität und Gehilfen ist es zu betrachten, daß über die beiderseitigen oft weit auseinaudcr- gchcndeu Forderungen schließlich eine Einigung erzielt wurde und ein Entwurf festgcstellt ist, welcher manche Mängel und erschwerende Bestimmungen des alten Tarifs beseitigt. Von dem Ausfälle der Urabstimmung hängt es nun ab, ob dieser Entwurf vom 1. Juli 1876 ab in Gültigkeit tritt. (Dtsch. Allg. Ztg.) Strousberg's Bibliothek. — Wer diese Bibliothek kannte und es persönlich wahrgenommen hat, mit welcher Sorgfalt, Sach- kenntniß und Liebe zur Sache dieselbe zusammengestellt worden, der wird sich nicht einer gewissen Wehmuth entziehen könne», wenn er nun liest, daß dies schöne Werk per Auction nun auch in alle Winde zerstreut werden soll. Wie so manchen Abend saß der, allen Besuchern der Asher'schcn Buchhandlung wohlbekannte alte Klachn, der, als bibliographisches Talent von Strousberg wohl erkannt, bei ihm als Bibliothekar angestellt war, an der Her stellung des großartigen Katalogs, der nicht weniger als 3395 Num mern und circa 20,000 Bände umfaßte, beschäftigt. Wie spähcte er aus nach dem Besten der Literatur aller Länder, um Strousberg's Bibliothek zu einer der bedeutendsten Privatbibliotheken zu erheben, und was Klaehn vorschlug, das genehmigte Strousberg, er wußte seinen Rath zu schätzen, denn Klaehn war hier und in Sbirow das lebendige Conversations-Lexikon. Nicht selten kam es vor, daß in der Abendunterhaltung oder bei den technischen Conferenzen, wo die Geister lebhafter und ernster auf einander stürmten, als man cs sich vorstellen mag, Klaehn gerufen wurde und sich auf allen Gebieten als schlagfertig erwies, wenn er mit dem betreffenden Bande in der Hand die streitige Frage durch maßgebende Autoren zu schlichten wußte. Da war deunStrousberg nicht wenig stolz auf seineBiblio- thek, wie auf seinen Bibliothekar, und wenn man einen Blick in den jetzt von Leo Liepmanussohn als Auctionator herausgcgebencn Katalog wirst, so wird mau erkennen, daß Strousberg auf seine Bibliothek stolz sein konnte. Aber, möge man über den jetzt namen los unglücklichen Mann nun denken, wie man wolle, es gereicht ihm doch jedenfalls zur Ehre, daß er eine solche Bibliothek gestif tet und damit vielen seiner reichen Mitbürger ein Vorbild ward, wie man Reichthum auf eine edle Weise anwenden kann. Wer von unfern Finanz-Koryphäen hat wohl in seinem Etat soviel ausgewor fen für Literatur, Wissenschaft und Kunst, wie Strousberg? Gewiß nur wenige, und er zeichnete sich dadurch aus, daß er jederzeit bestrebt war, nur das Gediegenste zu besitzen. — Wer jemals jenen feierlich stillen Saal mit Oberlicht betreten und umgeben von den besten Erzeugnissen der Literatur in prachtvollen gediegenen Ein bänden, jede Saite des Wissens anzuschlagcu' vermochte, ohne im Stich gelassen zu werden — wer von der Galerie der Bibliothek hinabschante auf den grünen traulichen Lesetisch — wer in den sau ber polirtcn Glasschräuken unten oder auf der oberen Galerie die großen Geister der Literatur au sich vorübcrmarschircn ließ — und nun hört, daß all diese eng zusammengehörigen Schätze, durch deren Gesammterwerb jede Stadt, jedes Institut, jeder reiche Privatmann sich ohne jegliche Mühe eine Prachtbibliothek beschaffen könnte, nun zerstreut werden sollen, der wird ein tiefes Bedauern nicht unter drücken können. — Die Versteigerung findet am 12. Juni, Morgens 10 Uhr, statt; vielleicht findet sich aber doch noch ein Magistrat, der die Bibliothek als Stadtcigeuthum erwirbt, sie ist wohl eine Anleihe werth. (Berl. Fremdcnbl.)
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