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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-05-31
- Erscheinungsdatum
- 31.05.1876
- Sprache
- Deutsch
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124, 31. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1967 falls aber griffe mit der Aufhebung der Ladenpreise eine veränderte Speculation Platz, der Sortimenter würde ein größerer Zahlen mensch werden und dem Drucke aller Conjuncturen aufmerksam folgen. Die Frage der Organisation dieser Umformung will ich zu nächst nicht berühren. Mir erscheint jedoch eine Anlehnung an einen existirendcn Verein und bereits vorhandene, verwandte Sta tutenziele unthunlich, weil die leicht zu vermuthende Verquickung mit Separatwünschen und Sonderbestrebungen den Gang der Ver handlungen erschweren würde. Das Geeignete dürfte ein Zusam mentritt des Gros der Sortimenter sein, das vorzugsweise an der Durchführung interessirt ist und das seine Forderungen zu sormu- liren und dem Verlagsbuchhandel bekannt zu geben hätte. Eine Existenzfrage wie die vorliegende, die bandwurmartig alle Jahr gänge des Börsenblattes durchschlingt und deren Behandlung über die Wirkung blinder Schlüsse nicht hinausgekommen ist, kann nach meinem Gefühl nur durch eine thatkräftige Initiative ge löst werden. Leipzig, im Mai 1876. R. Streller. Miscellcn. Ein wahrer Ausbund von Geschmack in typographischer Beziehung, so schreibt das „Journal für Buchdruckcrkunst", muß der Leipziger Verleger Otto Schulze sein: er hat Schill er's Gedichte in Mediaeval-Antiqua als Elzevier-Ausgabe drucken lassen auf geschöpftes Papier und zwar bei Jouaust in Paris!!! Leipzig, Berlin, Stuttgart, Frankfurt, Braunschweig, und wie die Plätze alle heißen, wo man viel und auch gut druckt in deutschen Landen, sie waren also nicht im Stande, den Anforderungen des Hrn. Otto Schulze zu entsprechen, — der arme Mann mußte nach Paris gehen und unseren nationalsten Dichter von Franzosen Herstellen lassen, damit sein Gewand den strengen (?) Anforde rungen einiger deutschen Bibliomanen entspreche! Welch trauriges Armuthszeugniß für unseren deutschen Buchdruck, welche kolossale Lächcrlichmachung desselben in den Augen der Franzosen, ausgestellt und angethan durch einen Leipziger Verleger! Man drehe ein mal den Fall um und frage sich, ob es wohl einem Pariser Ver leger einfalleu würde, nach Leipzig zu kommen und da Böranger drucken zu lassen für Leute, welchen der Geist nichts, die Form alles ist? Wäre dies wirklich denkbar, so würde die geringste Folge sein, daß seine Landsleute, wenn sie ein solches Buch gekauft, es entrüstet zurückbrächten, sobald sie die deutsche Druckfirma gewahr ten, und das Renommöe des Verlegers wäre auf Jahre hinaus ge schädigt. Was er aber außerdem zu höre» bekommen würde, steht sicherlich nicht im Alberti. — Ein deutscher Verleger (er muß doch wohl ein solcher sein, denn er heißt ja Schulze!) aber läßt den Liebling der deutschen Nation in Paris drucken, — und der fran zösische Drucker ist Aussteller in Philadelphia und wird das deutsche Buch, das Deutsche nicht zu drucken vermochten (!!), auf den Weltmarkt bringen. Werden Deutsche dasselbe kaufen und Hrn. Schulze um den verdienten Genuß bringen, sich für immer an allen seinen Exemplaren zu erfreuen? ... Der Druck kommt so ziemlich den 300jährigen Ballendruckcn gleich; die Farbe ist nicht gleichmäßig gehalten und die Elzeviertypen, die man in der deutschen Heimath auch scharf und rein gedruckt zu sehen gewohnt ist, erscheinen rund und stumpf. Dabei bemerkten wir zweierlei!!, verschiedene,,, auch Cursiv-Apostrophcn in der Antiqua, — gelegent lich ist ein Zwischenschlag vergessen zwischen den Strophen (z. B. auf S. 236, auch sind diese auf sich gegenüberstehenden Seiten verschieden in ein und demselben Gedichte), die Strophen sind ohne Rücksicht auf den Reim auseinandergerissen und von Zeilen-Register, selbst wo es die Zeilenzahl leicht gestattete, nur in seltenen Fällen eine Spur. Eine classisch-typographische Leistung befindet sich aber auf S. 306: in einer Anmerkung aus Nonpareille-Cursiv hat man sich L ö und tl geschaffen dadurch, daß man bei ü, ö ü die obere Spitze des Circumflexes abschnitt — eine Pfuscherei, wie sie sich selbst die kleinste deutsche, auf Anstand haltende Druckerei nicht er lauben würde! Diese Praxis ist übrigens dem Jouaust'schen Ge schäft nicht neu, denn in einem anderen Bändchen, das unser deutscher Herr Verleger schon im vorigen Jahre dort hat drucken lassen und das den Titel „Venusliedcr" trägt, befinden sich eben falls in L verwandelte L, neben diesem und dem ü aber keine ö, sondern durchweg os! Das letztere Buch ist noch ungleichmäßiger gedruckt; die Schrift hat oft in ihrem Aussehen Verwandtschaft mit Ballcnnägeln. Aus dem Umschläge desselben aber lesen wir die Anzeige, daß mehrgenannter Herr Verleger „Salon-Ausgaben Deutscher Klassiker", von denen Schiller's Gedichte den ersten Band bilden, veranstalten will: „In Art und Weise der Ausstattung den Ausgaben der berühmten Elzeviere ähnelnd, soll die vorliegende die geschmacklosen und auf schlechtes Papier gedruckten Texte ersetzen und ist keine Mühe gescheut worden in typographischer Hinsicht dieser Ausgabe gerecht zu werden und ist dieselbe mit scrupulöser Gewissenhaftigkeit in künstlerischen Luxus gekleidet worden." Solch elastisches Deutsch schreibt buchstäblich ein Deutscher, dem unsere deutschen Classikerdrucke nicht gut genug sind! — Es ist wahrlich kein Kirchthurmspatriotismus, der uns das Schulze'sche Verfahren, sich für deutsche Werke französische Drucker (das letztgenannte gönnen wir diesen in jeder Hinsicht!) zu suchen, verurthcilen läßt, — wir anerkennen willig die Superiorität der Nachbarvölker, wo solche wirklich vorhanden — finden es aber durchaus verwerflich, in fremden Landen etwas anfertigen zu lassen, was man daheim weit besser oder doch ebenso gut haben kann, zum Ueberfluß aber wohl gar dafür blinde Bewunderung zu verlangen, weil es fremd ist und, wie hier, aus Paris kommt. Wir achten kosmopolitisches Streben, aber nicht die mit der Verachtung des Heimischen Hand in Hand gehende Verhimmelung des Fremdländischen. Der seit Beginn der 40er Jahre bestehende „Schriftsteller- Verein zu Leipzig" beabsichtigt gutem Vernehmen nach vom l.October d. I. an ein allgemeines Literat urblatt heraus- zugcben. Diese Wochenschrift wird zunächst anstrcben, einem ge wissen Mangel in der deutschen bibliographischen Journal literatur abzuhelfeu, indem sie nach dem Vorbild englischer und französischer Literaturblätter in streng objectiver, unparteiischer Haltung eine kritische Rundschau über die Erscheinungen des Bücher markts bieten, Cultur- und Zeitfragen aus dem Gebiete der Lite ratur, des Buch- und Kunsthandels, der Typographie u. s. w. wahren und festigen und sich dadurch gleichsam zum geistigen Mittelpunkt für den gesummten literarischen Verkehr gestalten soll. Die Leitung des Unternehmens ist dem Schriftsteller Hans Adam Stoehr in Leipzig übertragen worden. In Nr. 119 d. Bl. wurde darauf aufmerksam gemacht, daß die aus dem Baucr'schen Vervielfältigungs-Apparat und dem Zuccato'- schen Papyrographen hervorgehendcn Abzüge von der Post gegen die ermäßigte Taxe von 3 Ps. nicht befördert, vielmehr den mittelst der Copirmaschine oder mittelst Durchdrucks hergestcllten, von jener Vergünstigung ausgenommenen Schriftstücken gleichgeachtet würden. Anknüpfend an diese Mittheilung theilcn wir nachträglich noch mit, daß sich diese Beschränkung keineswegs auch auf die aus der Koch'- schen autographischen Copirpressc — deren Debit dem Hrn. C. Herm. Serbe hier übertragen ist — hervorgehenden Abzüge be zieht, diese vielmehr von der Post ohne Weiteres zu der ermäßigten Taxe von 3 Pf. befördert werden. 264*
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