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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1912
- Strukturtyp
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- 1912-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1912
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- Deutsch
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6343 «örs-«I»tt f. d. Dtschn. Buch?»nd-I. Nichtamtlicher Teil. 118. 28. Mai ISI2. lernen. Aber wie vielen oder besser wie wenigen wird dies möglich sein! Und deshalb wird man immer wieder zu Hilfs- bllchern greifen müssen, aus denen man etwas Positives pro. fitiercn kann und von denen man wirklich eine Ahnung erhält, wie das oder jener gemacht wird oder was man in dem oder jenem vor sich hat. Eine ziemlich simple Frage eines Be- suchers und recht guten Käufers auf der Gutekunst-Auktion ließ mich von neuem mit schroffer Deutlichkeit erkennen, daß auch die Leute, die sich als Kenner ausgeben und gute Preise für ihre mit prüfenden Blicken gemusterten Schätze zahlen, sich gelegentlich recht unklar sind über das, was sie kaufen. Ihnen allen kann man wohl^mit gutem Gewissen das schöne Buch: Die Kunst des Radiercns von Hermann Struck empfehlen, das soeben in 2. Auflage bei Paul Cassirer in Berlin (Preis 18 ^k) erscheint. Klar und verständlich, ohne überflüssigen Ballast von Worten wird hier dem Laien und auch dem, der sich zur Kunst berufen fühlt, die ganz gewitz nicht einfache Materie vorgeführt und erschlossen. Über einige theoretische Aus- lassungen, die den Unterschied zwischen der Malerei und dem Kupferstich behandeln, kommt der Verfasser, der bckannterweise ja selbst ein geschätzter Radierer ist, zur Darstellung der gra phischen Verfahren mit ihren sehr variablen Möglichkeiten. Der Kupferstich, die Radierung, Aquatinta, Schabkunst, Crayonmanier, Varuis mou und endlich Lithographie und Holzschnitt werden in leicht greifbarer Weise demonstriert, so daß man gelegentlich Wohl die Lust empfindet, gleich anzufangen mit der Kunst. Ein sehr reiches Bildermaterial, von dem je eine Originalradierung von Max Liebermann, Edvard Munch, Paul Baum, Anders Zorn und Hermann Struck und eine Originallithographie von Max Slevogt das Buch ohne Zweifel später einmal zu einer gewissen Kostbarkeit erheben werden, unterstützt die Ausführungen des Verfassers in bester Weise, zumal er die Art jedes einzelnen Künstlers durch zwanglose und unverbindliche Bemerkungen zu charakterisieren und ver ständlich zu machen sucht. Eine äußerst angenehme und gedie gene Ausstattung, wie sie freilich bei Cassirer nicht anders zu erwarten ist, stempeln dieses Handbuch, das Kunstkenner, Lieb haber, Händler mit dem gleichen Interesse und der gleichen Befriedigung lesen werden, zu einer höchst schätzenswerten Publikation. Vor allem aber sollte jeder Kunsthändler seinen Angestellten die Lektüre zur Pflicht machen. Ich vermisse nur eins in dem Buche: eine Anleitung, wie man mit Kunstwerken umgehen soll. Wenn man zusehen muß, wie selbst Leute, die sich zu den Gebildeten und womöglich gar den Trägern der Kultur rechnen, mit den kostbarsten Blättern umgehen, kann es einem oft die Helle Empörung ins Gesichi treiben. Neulich hat mir der Markthelfer eines Rahmen geschäftes, als er einen Rahmen brachte, den entzückenden Ein band von Larssons Laßt Licht hinein, das zu aller Welt Freude immer auf dem Tische liegen soll, um seine Schönheit und Reinheit gebracht, ja für mein Empfinden direkt ver dorben. Dem Markthelfer mit seinen ungebildeten Händen kann ich das nicht übel nehmen, wenngleich ich allen Ein- rahmgeschäften, überhaupt allen, die mit Kunst zu tun haben, dringend empfehlen möchte, auch das niedere Personal in dieser Hinsicht etwas zu erziehen. Aber wenn mir ein Mann, der sogar Kultur im Leibe haben und Kunstkenner und Lieb haber sein will, in der Geschwindigkeit von 0.1, während ich ihm ein kostbares Buch in die Hand gebe, es mit seinen Fingern Blatt um Blatt zerknickt, so daß der Zustand des Neuen einfach beim Teufel ist, dann muß man Wohl wütend werden. Und Goethes Wort aus den Wahlver- wandtschaften kommt einem wie eine große Höflichkeit vor, die man all den Kunstbarbaren gegenüber durch drakonische Ge« waltmatzregeln ersetzen möchte. Daß vor einigen Wochen der Leipziger Staatsanwalt sich wieder einmas einen bösen Streich geleistet hat, wird bekannt sein. Ich erwähne ihn nur ungern, aber die Pflicht dem betroffenen Künstler und auch seinem Verleger gegen über gebietet es. Also sogar Carl Larsson ist für unsittlich befunden worden! Man weiß nicht, soll man lachen oder heulen, wenn man das so unglaublich harmlose nackte Mädchen dasitzen sieht, das Larsson, dieser liebenswürdige, harmloseste Künstler von der Welt, unter dem Titel Das Modell seine Mappe mit vier Bildern nach Aquarellen des Künstlers, Preis K 2.50) hinausgeschickt hat, um die Menschen damit ebenso zu erfreuen wie mit seinen schönen an Herz und Gemüt und künstlerischem Können so reichen Büchern »Das Haus in der Sonne« (»Laßt Licht hinein«) und »Bei uns aus dem Lande«. Carl Larsson und der Staatsanwalt! Es klingt wie ein Hohn, und die da droben im Norden werden sich tiefsinnige Gedanken machen über die Kultur und Geistessrei- heit, die im Lande Schillers und Goethes herrschen. Den Sitt lichkeilsschnüfflern aber sollte man die ernsthafte kritische Unter suchung in die Hand drücken, die vr. W. Bredt über sittliche und unsittliche Kunst angestellt hat, und die bei Piper L Co. in München zum Preise von 1 80 H mit 76 Abbildungen erschienen ist. Ich könnte mir, ehrlich gestanden, die Behand lung dieser unstreitig hochinteressanten Materie ja noch etwas geistvoller, fesselnder und beweiskräftiger denken, aber es werden doch eine Menge guter Gedanken und sehr plausibler Vergleiche vorgebracht, so daß man das Büchlein nicht weglegt, ohne profitiert zu haben und ihm recht viele Leser zu wünschen. Als ein auf den ersten Blick jeden Kunsthändler bestricken des Unternehmen mag die Herausgabe eines Jahrbuches der Bilder- und Kunstblätterpreise erscheinen, der sich Erich Mennbier unterzogen hat. Schon liegt der 2. Band des im Verlage von Franz Malota in Wien erschienenen Werkes (Preis geb. 17 ^() vor, und doch möchte man den 3. Band schon bald herbeiwünschen. Die Idee an sich ist famos, und jeder Händler wird beglückt sein, wenn er die Möglichkeit sieht, die Ergebnisse eines Jahres, statt in soundsoviel Kata logen verstreut, in einem noch immer recht handlichen Bande zu finden. Ohne Zweifel wird hier ein Bedürfnis erfüllt, nur taucht die Frage auf, ob die Herausgeber dem Bedürfnis werden folgen können. Fast möchte man die Veröffentlichung der erzielten Preise direkt nach der Versteigerung für das richtigere halten, um dann aus den einzelnen Communiquäs eben auch ein Jahrbuch zusammenzubringen. Eine Notwen digkeit ist sicher, in welcher Form es auch sei, vorhanden, denn so wissenswert für den Handel die Bewertungen der ein zelnen Künstler sind, so angenehm sind die Vergleichsmöglich keiten mit früheren Resultaten, so schätzenswert das Material für den Kunstforscher. Für mich allein ist die Tatsache, fest stellen zu können, daß die im letzten Jahre versteigerten Aqua relle Rudolf Alts selbst im höchsten Falle kaum den zehnten Teil des hier in Stuttgart erreichten Preises gebracht haben, immerhin von besonderem Interesse, lind sicher wird in den Händen des Kunsthandels dieses Buch sehr oft weit wert vollere Dienste leisten. Als eine sehr schöne Ergänzung zu dem vorgenannten Werke möchte man den Albrecht Dürer-Katalog von G. Hetz in München bezeichnen, der so ziemlich alle bedeutenden Kupfer stiche und Holzschnitte des Meisters enthält. Auf 63 Seiten sind 192 Werke verzeichnet und 90 ganz prächtige Illustratio nen beigegeben. Der Umschlag ist mit dem Faksimile einer HandzeichnungDürers aus dem Gebetbuch Kaiser Maximilians geschmückt, der ganze Katalog ist ohne Zweifel mit einer der schönsten, der dem Oeuvre des Meisters in den letzten Jahren gewidmet wurden. Ganz besonders wichtig und praktisch aber ist er in der Hand des Sammlers, weil bei jedem Blatte der Preis vermerkt ist, und man auf diese Weise von vornherein sich"über^eventuelle Erwerbsabsichten klar werden kann. Daß die Theorie in der Kunst trotz all dem glänzenden
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