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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1912
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- Deutsch
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«V 118, 23. Mai ISI2. Nichtamtlicher Teil. Händler und Kommisionäre, denen ein Tausendmarkschein eine Lappalie ist. Naturgemäß war auch Amerika wieder stark an der Arbeit, um seinen Besitz an seltenen Kostbarkeiten zu bereichern, und bei manchem schönen Blatt wird es den Mu- seumsdirektorcn, die doch in erster Linie mit weit größerem persönlichen Interesse kaufen, weich ums Herz geworden sein. Nun aber einige der Hauptergebnisse: Aus dem 15. Jahr hundert war ein wunderschöner Metallschnitt da, der heilige Christoph, das Jesuskind über das Wasser tragend. Eine sigurenreiche Darstellung aus der frühesten Zeit, in der man die Verwendbarkeit des Metalls für die künstlerische Aus übung entdeckt hatte, »ckkssu« Lbristus Oriotokksr, lue ksctur inuuclus, riet tibi, ladiis xonclns: lloc gut insue viclat, noetnrno teinporo vickst«, so steht auf dem um das Haupt des Jesusknaben gewundenen Spruchband. Für den Preis von 4600 ^ hat der bekannte Antiquar Rosenthal das Blatt erworben. Bei den Schätzen, die die Künstler der deutschen Hoch renaissance des 16. Jahrhunderts der Nachwelt hinterlassen haben, konzentrierte sich das stärkste Interesse selbstverständ lich auf Albrecht Dürer. Eins der schönsten Blätter, Christus am' Kreuz, wurde für 13 600 von dem Pariser Händler Danlos einem on 61t zufolge für die Sammlung Rothschild erworben. Aber auch die anderen wundervollen Schöpfungen des Meisters, die Melancholie (4100 ^kk), der heilige Hierony mus im Gehäus (2200 ^k), die große Fortuna (1210 ^k), die heilige Jungfrau mit dem langen Haar (3100 ^t), das Wappen mit dem großen Totenkopf (4600 und andere schöne Blätter waren in ausgezeichneten, ganz selten vorkommenden Exem plaren vorhanden. Um Dürer scharen sich die sogenannten Kleinmeister Barthel und Hans Sebald Beham und Georg Pencz, ferner Hans Waldung und Albrecht Altdorfer. Ein jeder ist ein Meister seines Faches und hat in oft winzigen Blättchen sakrale und profane Dinge mit der ganzen Herbheit des echten altdeutschen Empfindens zu. gestalten gewußt. Sehr große Preise erzielten Hans Baldnng, dessen Christus am Kreuz mit Johannes und den heiligen Frauen, eine große er greifende Darstellung in dair-nbseur, 3800 brachte, und Hans Sebald Beham. Recht gut bewertet wurde der weni ger bekannte Zeitgenosse Dürers Augustin Hirschvogel, der auch als Töpfer (heute sagt man Keramiker) hervorragend war und dessen Selbstbildnis 820 brachte. Von Italienern dieser Zeit wurde Marc Anton Raimondi, der in seinen meisterlichen Stichen die Hauptwerke von Raffael reprodu zierte, gut bezahlt, ferner Domenico Canrpagnola, dessen entzückender Kinderreigen mit der Jahreszahl 1517 für 2200 in den Besitz der bekannten Firma Artaria L Co. in Wien überging. Über den größten Tiermaler des 17. Jahrhunderts, Paul Potter, hinweg kommt man zu Rembrandt, und hier legte sich bei der Quantiät und der Qualität des Materials natürlich die größte Spannung über die Gesichter. Mit Ausnahme des vielgcrllhmten Hundertguldeublattes war alles da, was der wahre Rembrandtsammler sich nur erträumen kann. Man ist versucht, um jedes der kleinen Blätter eine Geschichte zu win den, ähnlich wie der amerikanische Sammler und Händler R. Ederheimer aus den Hauptblättern Dürers eine dichterisch fein empfundene Tetralogie schuf. Aber an dieser Stelle müssen dichterische Inspirationen schweigen und Zahlen reden. Die wundervolle Landschaft mit den drei Bäumen brachte den höch sten Preis der ganzen Auktion und wurde für 14 500 ^i( nach Paris an Strölin verkauft. Was sie von dort aus kosten wird, wissen die Götter. Sicher aber nicht weniger. Dann wurden gezahlt 7300 für die Landschaft mit dem Milchmann, 6900 für das prächtige Porträt des Clemens de Jonghe, 6050 vÄ für die Landschaft mit der Schafherde, 5000 ^ fiu den Ephraim Bonus, und so ging es fort in sehr stattlichen Summen, die zusammen einen sehr schönen Prozentsatz des zanzen Erlöses ausmachen. Der Höhepunkt war damit überschritten. Im 18. Jahr- ,rindert war nicht sonderlich viel zu erwarten. Der Meister ,er italienischen Landschafts- und Architekturmalerei Antonio !analetto wird natürlich immer interessieren. Sein Oeuvre in !1 Platten wurde von 2200 bis auf 5300 getrieben und sing — nach Amerika. Ein prächtiges Exemplar des Stiches >on Massard nach Greuzes unverwüstlichem I-a crucde cassäs ging um 580 in den gleichen Besitz über. Von den zeitgenössischen Radierern kann nur einer mit den ,roßen Rekordpreisen antreten: Max Klingcr. Seine phantasie- md geistvollen Folgen Rettungen obidischer Opfer erzielten 1300 Eva und die Zukunft 1050 ^k, die Brahms-Phantasie !000 und Vom Tode 2600 Sie gingen alle in den Sesitz des Leipziger Antiquars Börner über. Das sind impo- ante Zahlen für die Bewertung dieses ersten deutschen Meisters. In Amerika hat man freilich bis heute noch nicht >ie geringste Meinung für ihn, sagte mein Nachbar. Größere greise erreichten noch der geniale Whistler, dessen wunder- >are Impressionen freilich schon das Vierfache der hier ge willten Summe von 800 erreichten, und der unglückliche -tauffer-Bern, der eben gegenwärtig stark Handelsobjekt ist, >lso Marktwert hat. Aber in der dritten Abteilung mit den oandzeichnungen und Aquarellen gibt es noch eine kleine Sen ation. Wie andere Leute, so wußte auch ich, daß die Wiener rir jedes Blättchen ihres Rudolf Alt gern große Sum- nen auf den Tisch legen. Aber der hier für ein kleines Aqua- ell im Format 16: 21 cm gezahlte Preis von 11 000 dürfte mmerhin einen Rekord bedeuten. Es war der Graben in Bien aus Alts bester Zeit, mit der Jahreszahl 1838 signiert. Zch weiß es bestimmt, es wäre eventuell das- Doppelte dafür zeboten worden. Man wollte es eben haben ä tont prix. An zweites Aquarell des Meisters brachte 2500 .11. Auch das st keine Kleinigkeit. Recht gute Honorierung fanden auch die Handzeichnungen unseres deutschen Grüblers Anselm Feuer- iach. Freilich, er steht jetzt hoch im Kurs, und der Kampf um Zie Blätter war ziemlich leidenschaftlich. 1390 war der iöchste Preis für eine Studie zur Medea. Schlecht bezahlt vurden die freilich nicht sonderlich hervorragenden Blätter von Moritz von Schwind. Dafür aber hat einer, der ganz beschei den war zu seinen Lebzeiten, mit an erster Stelle geglänzt: ludwig Richter. 2320 «K hat man für das reizende Aquarell- chen »Ich wollt', ich wär' daheim« angelegt. Der gute Richter würde sich im Grabe umdrehen, wenn er es hören könnte. Aber eine Sentiments, denn es ist nun einmal so. Ein anderes Blättchen von ihm brachte 1100 Man sieht, es ist schließ lich für keinen Sterblichen ausgeschlossen, daß man dereinst, wenn er schon längst im Grabe vermodert ist, seine Werke mit Gold aufwiegt. Aus diesem Grunde dürfen wir nicht mit len Menschen rechten, weil sich ihr Weg von dem unseren trennt. Das Gesamtresultat der Auktion betrug ca. eine halbe Million. Und da geht ein so geistvoller und kluger Mensch wie Victor Aubertin hin und schreibt ein Buch: Die Kunst stirbt. Der Besuch der Auktionen dieser Art gehört ohne Zweifel zu den interessantesten Aufgaben des Kunsthändlers, aber auch zu den schwersten. Wie der theoretisch durchgebildete Mu seumsleiter sehr oft vor schwer zu entscheidenden Fragen über die Echtheit und den Wert eines Kupferstiches oder einer Ra dierung steht, so geht es auch dem Händler, der bei seinem geschäftlichen Interesse noch weniger Zeit findet, sich mit dem intensiven Studium zu befassen, und sich vielfach auf Erfahrung und gesunden Instinkt verlassen muß. Die beste Lehre dünkt mich ohne Zweifel, wenn es dem Kunsthändler möglich ist, ii linstlerwerkstätten zu besuchen und hier aus eigener An schauung die Entstehung des Stiches, der Rgdierung und ihrer Techniken, des Holzschnittes und anderer Verfahren kennen zu «27»
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