Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1924

12234^0kNdI»ri!. ». Dychn. «Lchhaiid-l. Redalttoneller Teil. »Ein Besuch bei Oberländer». — Zu dem Abdruck dieser Erinne rungen im Bbl. Nr. 213 ist zu berichtigen: Ter Verfasser Herr Ver- lagsbuchhänbler Pi Per heißt nicht Reinhold, sondern Reinhard. Schotts Monographie über den Augsburger Kupferstecher Martin Engeibrccht. <Vgl. Bbl. Nr. 197.) — Znm Zeichen, daß man in Augs burg noch Humor hat und daß selbst Politisch« Gegnerschaft nicht zu Mord und Totschlag führt, sendet uns Herr Buchhändler und Stadt rat F. Schott in Augsburg einen Ausschnitt aus der »Schwäbischen Volkszcitung», auf dem unter der Überschrift »Ein aufsehenerregender Vorfall» mit Anschluß eines Gedichts wie folgt berichtet wird: »Wie uns mitgeteilt wird, nahm Kronprinz Rnpprecht aus der Hand des hiesigen Stadtrats und Buchhändlers Friedrich Schott dessen Werl über de» Augsburger Kupferstecher Martin Engelbrecht, den Gründer der seit 171g bestehenden Schlosscrschen Buchhandlung, entgegen. Ter hohe Herr bekundete lebhaftes Interesse für die Augsburger Kunst des 18. Jahrhunderts. Dem Hinweis, daß bas überreichte Buch i» dieser Ausstattung (Halbsaffian und Mattgoldschnitt) nur einmal exi stiere und deshalb LN Stelle der laufenden Nummer mit einer Krone gezeichnet sei, fügte Herr Schott die Worte hinzu: »Sit omeo pro rege oostro!» Der Kronprinz erkundigte sich eingehend nach der wirt schaftlichen Lage des Augsburger Buchhandels. Ebenso srug der hohe Herr nach den Verhältnissen in der Augsburger Industrie und der Arbeiterschaft, wie er überhaupt für Augsburg großes Interesse be kundete. Was Bobby dazu sagt O wie erhebend ! Großer Gott! hat da ein Herr, mit Namen Schott, einer ehemaligen hohen Hoheit, — da lacht man doch nicht, nein, diese Roheit — den Bllrgerrücken tief gebeicht, in Saffian und Gold ein Buch überreicht. Die Hoheit enthüllte, man schreibts voll Respekt, bei dem Herrn, der ihr die Stiefel geleckt, für Augsburg und die Augsburger Sachen — was soll denn nur immer das blöde Lachen — ein Interesse ganz riesenhaft und sprach sogar von der — Arbeiterschaft. ES bleibt schön — auch in Republiken — wenn stolze Bllrgerrücken knicken, vor Ergebenheit und ähnlichen Sachen — lassen Sie doch das dumme Lachen — es sind nun einmal Buckel und Knie, die Winkelmaße der Monarchie. Bobby». Herr Schott hat der »Schwäbischen Volkszeitung» daraufhin fol gendes Schreiben zugehen lassen: Kür di« Aufmerksamkeit, mir ein Belegstück Ihrer geschätzten Zeitung Nr. 207 zukommen zu lassen, danke ich Ihnen bestens und bitte Sie, mir noch weitere S Stück unter entsprechender Berechnung zu senden. Zugleich gestalten Sie meinen aufrichtigen Tank für die unge wollte Förderung meiner bescheidenen Arbeit. Mil Vergnüge» Hab« ich davon Kenntnis genommen, daß auch bei Ihnen der Humor noch nicht ausgcstorbeu ist. Da ich selbst einen gesunden Humor besitze, weiß ich auch, daß bei solchen Gedichtchen — und das Ihrige ist nicht einmal schlecht — auch die Phantasie walten muß. Km übrigen weiß ich es sehr zu schätzen, wenn Ihr Blatt sich mit meiner Person beschäftigt: das gibt immerhin einen gewissen Maßstäb für mich. Beschlagnahme im besetzten Gebiet. — Die Interalliierte Rhein land-Kommission hat beschlossen, daß die vom Verlag Nationale Ge meinschaft in Rudolstadt herausgegebene Broschüre: »Die große deutsche Gemeinschaft» das Ansehen und-die Sicherheit, der Bcsatzungsstreitkräfie beeinträchtige und daß sie daher im besetzten Gebiet zu verbieten sei wegen zahlreicher in ihr enthaltener, die Ju gend zur Revanche aufreizender Stellen. Die Exemplare sind zu beschlagnahmen und die Personen, die sich mit deren Verkauf oder Verteilung befassen, setzen sich den auf Zuwiderhandlung gegen die Verordnungen der Hohen Kommission stehenden Strafen aus. X: 221, 19. September 1924. Beschlagnahmte Druckschristcn. — Die Nummer 382 des Jahr gangs 27 der Zeitschrift I-e Sourirs wird beschlagnahmt. <293) 17 I Nr. 1322/24 <208/24). Berlin, den 4. September 1S24. Das Amtsgericht Berlin-Mitte. Di« Nummer 291 des Jahrgangs 30 der Zeitschrift I-s Ilirs wird befchlagnahmi. <20S) 17 I Nr. 1321/24 (207/24). Berlin, den 4. September 1924. Das Amtsgericht Berlin-Ritte. Die Nummer 277 des Jahrgangs 77 der Zeitschrift I-e jvuroai amüsant wird beschlagne h IN t. (203) 17 I 1323/24 <209/24). Berlin, den 4. September 1921. Das Amtsgericht Berlin-Mitte. Die Nummer 274 des Jahrgangs 1924 der Zeitschrift 1> sjournsI amüsant wird beschlagnahmt. <203) 17 I 1224/24 <183/24). Perlin, den 18. August 1924. Das Amtsgericht Berlin-Mitte. Es wird die B efchl a gn ah me des K«istes4 des Jahrgangs 1924 der periodischen Zeitschrift »Das galante Leben» angeordnet. 24 s 2088/24, 17 Nr. 131S/24. Charlotten bürg, den 5. September 1924. Das Amtsgericht. In verschiedenen Städten Deutschlands ist di« Broschüre, betitelt »Zum Fall Haarmann» mit gelbem Umschlag und den Photo graphien des Oberpräsidenten NoSkc und des Mörders Haarmann in Vertrieb gebracht worden. Durch Beschluß des Amtsgerichts 38 Han nover <36 c- 1009/24) vom 30. Juli 1924 ist die Beschlagnahme und Einziehung aller Exemplare dieser Broschüre, ferner der zur Her stellung des Titelblattes benutzten Platten und Formen ausgesprochen. Es wird ersucht, beim Austanchen derartiger Exemplare sofort die Beschlagnahme durchzuführen und hierher Nachricht zu geben. Hannover, den 2. September 1924. Die K r i m i n a l d i r e k t i o n. sTeutschcs Fahndungsblatt, 28. Jahrg., Stück 7881 vom 1ö. Sept. 1924.) PersonalliMWen. Jubiläum. — Wie wir in Nr. 215 mitgeteilt haben, beging Herr Kommerzienrat Carl Liesenberg in Neustadt (Haardt) am 9. September das 25jährige Jubiläum seiner Zugehörigkeit zur Pfäl zischen Verlagsanstalt, daselbst. Er trat sehr bald dem Gründer Mar Treutler als Teilhaber zur Seite, ist aber nun schon seit 1. April 1913 A l le i n i n h a b e r und hat seinen Namen mit der Firma ver bunden. Das Jubiläum klang in einem Fest aus, das der Jubilar seinen Mitarbeitern auf seinem Weingute gab, und das bei schönem Wetter harmonisch verlief. Gestorben: nach längerem Leiden am 13. September im 79. Lebensjahr Herr Hermann Krauß, Seniorchef der Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei E. Brügel L Sohn, A.-G. in Ansbach. Mehr rrls 59 Jahre hat der Dahingeschiedene in seltener Treue und Pflichterfüllung seine ganze Kraft der Firma gewidmet und diese durch seine nie rastende Tatkraft, seine weiöblickende Umsicht und seinen vorbildlichen Fleiß zu hoher Blüte, nicht nur im engeren Vaterlande, sondern weit über dessen Grenzen hinaus zu großem Ansehen ge bracht. Als die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, übernahm der schon Hochbetagte die Stelle des Aufsichtsratsvorsitzenden und hat auch hier dank seiner reichen Erfahrung Ersprießliches geleistet. Im öffentlichen Leben war der Verstorbene ebenfalls rege tätig und hat sich große Verdienste um seine Vaterstadt Ansbach erworben. Durch Ernennung zum König!. Bayerischen Kommerzienrat und Ver leihung mehrerer Orden, des Ehrenbürgerrechts und der goldenen Bürgermedaille von seiner Vaterstadt wurden diese anerkannt und ausgezeichnet. Nun ruht er aus von seinem arbeits- und erfolgreichen Leben, betrauert von allen, die ihn kannten und mit ihm schaffen durften. Möge ihm die Erde leicht sein!