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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1924
- Strukturtyp
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- 1924-09-19
- Erscheinungsdatum
- 19.09.1924
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- Deutsch
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W 221, 19, September 1924, Redaktioneller Teil. Die Kölner Messe und der Buchhandel. Ein Stimmungsbild vom Rhein. Dem Börsenblatt wird geschrieben: 14. September, Messesonntag, am Spätnachmittag. Wunderbarer Abendhimmel. Von der Messe, von dem rechten Nheinufer aus gesehen, heben sich über dem flutenden durch zahlreiche Lichter belebten Nhein- stroM die wuchtigen Umrißlinien der mächtigen Hohenzollernbrücke, der Domtürme und weiter rheinabwürts der alten Kirche St. Kuni bert ab. Ein geradezu wunderbares Bild! Diesseits auf dem hellerleuchteten Messegelände Menschenmassen, Tausende, die zurück strömen über den Rhein nach der Altstadt. Diese Herbstmesse, die zweite, die auf dem ausgedehnten, nach einheitlichem Plan angelegten Messegelände stattfindet, gibt erst ein Bild von dem, was nach dem Plan des weitschauenden Kölner Ober bürgermeisters Adenauer die Kölner Messe sein und bleiben soll. Die erste Messe im Frühjahr dieses Jahres hatte unter den großen Schwie rigkeiten des besetzten Gebiets zu leiden und ertrank geradezu in der Menschenflut, die sich aus Neugierde damals aus ganz Westdeutsch land über das Kölner Messegelände ergossen hatte — tausendmal mehr »Sehleute« als Auftraggeber. Das alles ist jetzt auf der Herbstmesse anders. Man hat durch besondere Messeausweise den Weizen von der Spreu gesondert. Wer nur zum Sehen und aus Neugierde kommt, hat zehn Mark Eintrittsgeld zu berappen. So bot besonders der Sonntagvormittag — die Herbstmesse war 8.30 Uhr vormittags ohne alle Feierlichkeit eröffnet worden — ein lebendiges aber rrchiges Bild einer Gewerbeschau im großartigsten Maßstab. Für die Leser des Börsenblattes, als buchhändlerischen Fachblatts, seien nur einige kurze Bemerkungen zur großen Gartenhalle 14 ge macht, über der ein Niesenschild prangt: »Buchmesse und Graphik«. Be reits um 11 Uhr war ein großer Teil der Stände von prüfenden Ein käufern und notierenden Verkäufern gefüllt. Man darf neugierig sein, wie zu Ende der Woche sich die Aufträge entwickelt haben werden. Eins sei aber mit allem Nachdruck hervorgehoben: Gegenüber der fraglos gewaltigen Bedeutung dieser großen westdeutschen Gewerbeschau war der deutsche V e r l a g s b u ch h a n d e l durchaus unge nügend vertreten. Noch wird die Bedeutung der Kölner Messe für den deutschen Buchhandel durchaus unterschätzt. Nur eine Reihe findiger Firmen aus dem unbesetzten Gebiet ist zur Stelle, und zwar geschickt und wirksam. Avalun-Verlag (Hellerau), Dietz Nachf. (Berlin), Herder (Freiburg), Malik-Verlag (Berlin), Georg Müller (München), Velhagen L Klasing (Bielefeld), Kösel-Pustet (Kempten), Propyläen-Verlag (Berlin), Ullstein (Berlin). Ferner aus dem be setzten Gebiet u. a.: Bachein (Köln), Butzon L Bercker (Kevelaer), Cohen (Bonn), Lintz (Trier), Schaffstein (Köln), Photographische Ge sellschaft (Filiale Köln), Tanger (Köln). Warum fehlen die anderen großen Verlagsfirmen von Leipzig, Berlin, München, Stuttgart? Das ist eine schwere Verkennung der eigenen Interessen. Es kann nicht drin gend genug an alle diese Firmen die Aufforderung gerichtet werden, zur Frühjahrsmesse 1925 ihrer Bedeutung entsprechend vertreten zu sein. Diesen Wunsch hörte man allgemein äußern. Je mehr deutsche Verlagsfirmen die Kölner Messe dauernd beschicken, um so größer ist der Anreiz für die westdeutschen Sortimenter, die Messe für ihre Bestellungen zu benutzen. Kein großer Verlag denke, ich schicke regel mäßig meine Reisenden, das genügt mir, denn das ist falsch. Ein gut geordneter Messestand bietet eine ganz andere Übersicht über die Erzeugnisse einer Firma, während der Reisende doch nur wenige Muster mitführen und vorzeigen kann. Der unbefangene Beobachter wird, wie Schreiber dieses, gesehen haben, daß er Umfang und Be deutung des Verlags bei manchen der gegenwärtig in Köln ver tretenen Firmen aus ihren Messeauslagen überraschend kennen gelernt hat. Also noch einmal sei gesagt: je mehr Verlagsfirmen ausstellen, um so größer ist der Anreiz für die einkaufenden Sortimenter. Aber noch eins muß verlangt werden: eine größere Rührigkeit der buchhändlerischen Organisationen des Rheinlands selber für die Kölner Messe! Es muß unbedingt zur ständigen Einrichtung werden, Laß sowohl der Krcisverein der Nhein.-Westf. Buchhändler als auch der Kölner Ortsvcrein wechselnd zur Frühjahrsmesse oder zur Herbst messe nach Köln einladen. Auf diese Art wird eine große Anzahl Sortimenter regelmäßig zum Besuch der Messe veranlaßt. Und das können schließlich die ausstellenden Verleger verlangen, die die Kosten der Beteiligung an der Kölner Messe aufwenden. Dieser Wunsch sei den betreffenden Vereinsvorständen hiermit ans Herz gelegt. » X. Noch ein zweites Stimmungsbild von der Kölner Herbstmesse, das uns ebenfalls zuging, sei hier angeschlossen: Wer die Kölner Herbstmesse besucht, wird als angenehmste Er leichterung den Fortfall des Paßzwangs empfinden und schon mit etwas freierem Gefühl das Wahrzeichen Kölns, seinen herrlichen Dom, bewundern. Sein Gebirge frommgewordener Gedanken ist leichtbe schwingt emporgegliedert mit einer Inbrunst, die durch die Jahr hunderte fortpulst. Auf soviel Unerfreuliches der letzten Jahre hat der > Dom geschaut. Fremde Flaggen befahren noch immer den Rhein, und er selbst scheint bedrückt von der Schwüle politischer Spannungen, die noch immer unhalten, wenn auch eine kleine Erleichterung sich fühl bar macht. Niemand wagt zu behaupten, ob diese für dauernd oder vorübergehend angesprochen werden darf. Tie englische Besatzung be wegt sich im allgemeinen mit sachlicher Zurückhaltung. Anders die Franzosen, deren afrikanisches Gemisch besonders im nahen Bonn ihrer Umgebung ein unheimliches Gepräge gibt und ihr den Nheinzauber nimmt, der sonst in diesen Frühherbstabenden den Strom umklang. Die Messe selbst, die zweite ihres Zeichens, zeigt eine fortgeschrittene Organisation und Konzentration, die nur noch von der Leipziger Messe übertroffen wird. In einer sorgfältigen Gliederung sind die Branchen gut übersichtlich in wenn auch noch oft sehr provisorischen Hallen Untergebracht. Ter süddeutsche und rheinisch-westfälische Markt und aus dem Reiche sonst die führenden Firmen der verschiedenen Branchen haben die Mefje gut beschickt. Vor allem dominieren Textilwaren, Lederwaren und Lederbedarf, Stahlwaren, Tabake und Nauchartikel, Werkzeugmaschinen, Brennstoffanlagen, Transportgeräte, von Blei- cherts Eidechse bis zum Scheele-Wagen, Keramik, Kunstgewerbe, Re klame und — l38t not 1638t —, wenn auch noch wenig repräsentativ untergebracht, der Buchverlag. Auf dieser Buchschau trifft man außer den süddeutschen und rheinischen Großfirmen Kösel L Pustet und Herder L Co., von vielen den Georg Müller Verlag, München und Leipzig (Neue Shakespeare-, Heine- und Machiavelli-Ausgaben), den Propyläen-Verlag, Berlin, Velhagen L Klasing, Bielefeld und Leipzig, den Graphik-Verlag Bavaria, Mün chen, von rheinischen Firmen den rührigen Lintz-Verlag, Trier (Neue Hermann Äehr-Ausgaben), Herm. Schafsstein, Köln, Friedrich Cohen, Bonn, I. P. Bachem, Köln, ferner den Hellerauer Avalun- und den Dresdner Paul Aretz-Verlag. Das unbesetzte Gebiet des Reiches hat alle Ursache, der rührigen Kölner Messe, die weit über lokale Interessen hinaus hervorragend nationale erfüllt, kräftigstes Interesse zu widmen. Hannes Schmalfuß. Oammann, 08ivald: ^U8 den papieren der öagse- §eiien 6ueiliiand!uNA üm LeilraArnlrbHiÜA^ekiiekts ik'0r86ÜuvA6n 7 s (V, 105 8.) Ar. 8^. Om. 4.50. Wir haben eine vortreffliche Geschichte des deutschen Gesamtbuch handels, in der dessen Bedeutung als Kulturträger nach Gebühr her vortritt. Aber der Anlage des Werkes entsprechend doch nur in den großen Hauptzügcn. Die Persönlichkeiten einzelner Verlege? ireren zurück, sofern sie nicht eine besondere Stellung auch im buchhändle rischen Geschäftsleben einuahmen. Einige, nicht alle Verlags geschichten, die, obschon verhältnismäßig zahlreich, meist schwerer zu gänglich sind, liefern fiir eine Geistesgeschichte des deu-rschen Verlags gute Ergänzungen. Erst ein Einblick in die Verlegerwerkstatt er möglicht es, zu beurteilen, wie oft neben dem Verfasser, ja über ihn der Verleger als Wegbereiter und Werkhelfer auch hohe geistige Werte schuf, zeigt nicht allein den Idealismus hervorragender Verleger, sondern auch deren Produktivität in einem höheren Sinne, ihr Genie, nach Goethes Auffassung einer solchen Produktivität in ihren Wir kungen. Daran zu erinnern ist nicht überflüssig, weil eine herrschende Meinung — und heutzutage mehr denn je — Verfasser und Ver leger zu geborenen Feinden machen möchte und über ihr gegenseitiges Verhältnis nicht viel mehr wissen will, als daß es eine Art Lvhn- kämpf sei. Der Verleger erscheint derart als der Gebieter vieler ihm fronenden Geistessklaven, unfähig, die geistigen Güter, die sie ihm unaufhörlich schaffen, anders als zu eigenem Nutzen auszubeuten und zu beurteilen. Es wäre sehr wünschenswert, wenn man diesem Verlegerzerrbilde einmal eine Geschichte des deutschen Verlagswesens gegenüberstellen würde, in der die bleibende leistende, schaffende Tätigkeit des Verlags geschildert würde, kurz die Geistesgeschichte, nicht nur die Geschäftsgeschichte des Verlags. Als ein Baustein für die 1590*
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