Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.05.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-05-22
- Erscheinungsdatum
- 22.05.1876
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18760522
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187605229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18760522
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1876
- Monat1876-05
- Tag1876-05-22
- Monat1876-05
- Jahr1876
-
1849
-
1850
-
1851
-
1852
-
1853
-
1854
-
1855
-
1856
-
1857
-
1858
-
1859
-
1860
-
1861
-
1862
-
1863
-
1864
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
11-, 22. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1855 ethische und kulturhistorische Seiten abzugewinncu. Was wir für treffliche Leute sind, wie hoch und edel unser Berns, wie glänzend die Rolle ist, welche wir seit Deutschlands tiefster Erniedrigung bis zur glorreichen Gegenwart in der Geschichte gespielt haben, das haben wir uns selbst schon so oft gesagt, und es ist uns von unseren lieben Gästen mit großem Erfolge schon so oft versichert worden, daß der Berichterstatter schon aus Bescheidenheit, welche bekanntlich als eine andere specifisch deutsche Eigenschaft vor allen andern Völkern uns beschieden ist, darüber schweigen, und sich wohl mit der Auszählung des Tatsächlichen begnügen kann. Und so gehen wir nun zu den Reden über, die unserm Cantate- Festmahle die geistige Weihe gaben. Die Reihe der Toaste wurde eröffnet von Herrn A. Enslin mit dem Hinweis darauf, daß auch in diesem Jahre, wie alljährlich am Cantate-Sonntag sich eine große Anzahl der Bernfsgenossen bei einem Glase Wein versammelt hätten. An solchen Tagen trete aber bei der Vereinigung Vieler zum gemeinsamen Zwecke nicht nur das Standcsbcwußtseiu hervor, sondern auch und vor allem die Allen gemeinsame Liebe zum Vaterland, zu Kaiser und Reich. Er sei über zeugt, daß auch alle die Fremden, die mit nns zu gemeinsamer Feier versammelt seien, mit uns einig sein würden in der Verehrung für den Schirmhcrrn dieses großen Landes, sür den Hcldenkaiser, der im achtzigsten Jahre auf der Höhe des welterfüllcnden Ruhmes sich nicht nur die frische jugendliche Kraft, sondern auch die höchste Be scheidenheit bewahrt habe. — Zugleich aber sei es Pflicht, mit Dank barkeit und Verehrung des Herrschers zu gedenken, der nicht nur das Verdienst habe, in großer und schwerer Zeit der treue Verbün dete des Kaisers gewesen zu sein. Es sei in dem Hcrrscherhause Sachsens allezeit die gute Tradition gewesen, Wissenschaft und Lite ratur zu schützen, zu fördern und zu schirmen, und auch unter dem gegenwärtigen Fürsten erfreuten sich die Interessen Leipzigs und somit des Buchhandels der sorgsamsten Förderung. So sei denn das erste Glas geweiht Sr. Maj. unserm erhabenen Kaiser und seinem hohen Verbündeten, Sr. Maj. dem Könige Albert von Sachsen. Darauf begrüßte Herr Franz Köhler im Auftrag des Fest- comitbs die Herren Collegen aus dem Weiteren, die herbeigeeilt seien, um sich bei der Arbeit der Generalversammlung wie jetzt beim ge meinsamen Mahle mit den Einheimischen zu vereinen, und hieß sie alle auch im Namen des Vorstands aufs herzlichste willkommen. — Wenn die übrige Geschäftswelt sich emsig und hastig, und wie ge beugt unter dem Joche der Nothwendigkcit durch die verengten Straßen und Budcnreihen dränge, freudlos und wenig gesellig, so sei es dem corporativ organisirten Buchhandel vergönnt, mitten im arbeitsreichen Treiben der Ostermesse einen Schaltttag zu machen, an dem das Einzelinteresse zurücktrete, um der Theilnahme am Gemeinwohle Platz zu machen. Ja, unser Cantatcsonntag sei ein Moment freudigster Bewegung, indem er uns nach der langen Zeit täglicher schwerer Arbeit Gelegenheit biete, die Collegen von nah und fern zu begrüßen, die ja erfreulicher Weise in vielen Fällen gute alte Bekannte und bewährte Freunde seien. Daher denn auch die Berechtigung eines Festcomitös, in dessen Namen Redner die Hoffnung aussprach, daß die getroffenen Veranstaltungen, um den Verkehr in gemeinsame Bahnen zu leiten, den Beifall der Einzelnen gefunden haben mögen und ihnen vergönnt sei, in den Pausen der anstrengenden Arbeit frohe Stunden der Erholung im collegialischen Verkehr zu verleben. — Unsere Gäste im engeren Sinne aber, die ehrwürdigen Häupter dieser Stadt, die Lehrer der Hochschule, die Genossen im Handel dieser Stadt möchten wahrnehmcn, wie der alte oft gerühmte collegialische Geist im Buchhandel sich mit jedem Jahre verjünge, wie unsere Corporation bestrebt sei, die ihr hier bereitete Stätte zu pflegen und zu erweitern, mit literarischen Schätzen zu schmücken und zu bereichern, wie sich um diesen Mittel punkt mächtige Industrien gedeihlich entwickeln und immer weitere Kreise nach der Peripherie des Welthandels gezogen würden. Sie würden dann gewiß ihr freundliches Interesse an unseren Bestre bungen bewahren und auch ferner bcthätigen. — Seine hiesigen Collegen aber fordere er auf, diesen verehrten auswärtigen und einheimischen Gästen ein dreifaches Hoch zu bringen. Der dritte Redner war der von allen Seiten mit Beifall be grüßte Herr Rector Eckstein, der in launiger Weise zunächst hervorhob, daß er aufgefordert worden sei, um eine lästige Pause auszufüllen, einige unpassende Worte zu reden. Zu unserer Fest ster übergehend, machte er darauf aufmerksam, daß vor einiger Zeit zum Cantatesonntag ein damaliger Jubilar die Versammlung mit Stolz daran erinnert habe, wie man sich an diesem Tage so recht als Macht fühle, weil nur in der Einigkeit, im festgeschlossenen Zusammenhalten es möglich sei, die Standesinteressen wirksam zu vertreten. Die Vertreter der Wissenschaft und Kunst aber, welche nach alter guter Sitte alljährlich in diesen Kreis geladen würden, folgten gern dieser Einladung und freuten sich der reichlich bemesse nen Resultate buchhändlerischer Thätigkcit, denn ihr Interesse falle mit dem der Verleger zusammen, wenn sie sich auch nicht so reich licher Erfolge zu erfreuen hätten, wie jene. Und sie, die Männer der Wissenschaft, fühlten zugleich die Pflicht, als Gäste ihren Wir- then zu danken für die hochherzigen, im Interesse der Wissenschaft am Morgen des Festtages gefaßten Beschlüsse, werthvolle Samm lungen anzukaufen und der allgemeinen Benutzung zu eröffnen, so wie dem Anträge des Herrn vr. Brockhaus, die langgewünschte Ge schichte des Buchhandels nunmehr in Angriff zu nehmen, ihre Zustimmung zu ertheilen. Er freue sich, constatiren zu dürsen, daß die Herren nicht nur zu Cantate nach Leipzig kämen, um abzurech nen, denn das könne ja der Commissionär ebenso gut besorgen, son dern auch durch solche Beschlüsse ihr Interesse an der Wissenschaft zu bcthätigen. — Nachdem er nun so als Lückenbüßer seiner Pflicht genügt und seinem Herzen Luft gemacht habe, müsse er aber auch als Particularist, der er nun einmal sei, ins Besondere eingehen. Im Buchhandel erbe, wie männiglich bekannt, fast jede Firma von Geschlecht zu Geschlecht, und da habe er denn einmal die Ansicht gehört, die folgenden Geschlechter seien immer schlechter als die früheren, wir taugten schon lange nicht so viel als die Väter, unsere Söhne aber noch weit weniger als wir. Er stehe nicht an, diese Ansicht als eine ganz niederträchtige zu bezeichnen. Man brauche gar nicht weit zu schweifen und aus zeitlicher und räumlicher Ferne die Stephan, die Aldus, die Elzevir, die Didot zu nennen, er wolle nur aus der lan gen Reihe glänzender Namen des deutschen Buchhandels einen hcr- vorheben, einen, der ihm heute am nächsten stände und der die Er fahrung, daß der Sohn, auf des Vaters Schultern stehend, größer sei als jener, glänzend bewähre. So nenne er den Namen Enslin und wolle darauf Hinweisen, daß, wer den alten Enslin gekannt und nun den jungen Enslin an der Spitze dieser Versammlung, als den Vorsteher dieser großen Corporation sehe, gewiß zugeben müsse, daß niemals ein Sohn dem Namen des Vaters größere Ehre gemacht habe und in aller Zukunft machen würde. „Der unermüdliche Wah rer und Förderer aller Interessen Ihres Standes, Enslin hoch!" Nachdem auf Veranlassung des Herrn Moritz Gerold eine Sammlung zu Gunsten unseres Untcrstützungsvcreins stattge sunden hatte, erhob sich Herr Geh. Rath Windschcid, um den Dank der Gäste nochmals auch im Namen der Universität auszu sprechen. Der Gelehrte sei dem Buchhändler gewiß zu besonderem Danke verpflichtet, denn was würde aus seiner Gedankenarbeit, wenn sie vom Verleger nicht den Körper bekäme, um zu wirken in der Welt; doch seien sie gegenseitig auf einander angewiesen, der Gelehrte auf den Buchhändler, der Buchhändler auf den Gcdanken- producirenden. Denn alles Leben sei auf Geben und Nehmen basirt,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht