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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1925
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- 1925-03-17
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1925
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X- 64, 17, März 1925, Redaktioneller Teil. nisse Deutschlands dem organischen Werden überlassen. Freilich, der Dauerwert unserer Währung ist nicht über alle Zwischenfälle erhaben, Paniken, d, h, Überkugelungen notwendiger wirtschaft licher Entwicklungen sind hypothetisch nicht ausgeschlossen. Man soll prinzipiell ein Optimist im Handeln sein, in dem Voraus denken aber ein Pessimist, Es ist in allen Lebenslagen immer zuerst das nächste Praktische zu tun. Es stehen im März und April anschließend an Lohnkämpse Tariferhöhungen, Preis steigerungen bevor, die sich in unserer Buchproduktion auswirken müssen, darum ist es unbedingt nötig, daß der Verlag am 1. April, spätestens am 1, Mai einheitlich seine Bücherprcisc den Herstellungspreisen ent sprechend anpaßt. Auch die Abonnementspreise für Zeit schriften sind für l, April und folgende Monate schon jetzt voraus- schaucnd zu kalkulieren. Nur wenn dieses mit allen notwendigen Individualisierungen geschieht, läßt sich über die bisherige Klein staaterei hinauskommen. Der Verlag möge sich noch enger in Gruppen, sei es regional, fei es in verwandter Richtung, zusam menschließen. Der nächste Weg! Der Verlegervcrcinsvorstand organisiere zuerst in Hamburg, Berlin, Leipzig, München, Stuttgart und Frankfurt (für den Rhein) Besprechungsvcrsammlungcn unter Referat und Korreferat zweier Volkswirtschaftler, in denen sich jeder seine eigene Meinung zu bilden hat, Buchhändler unter einen Hut zu bringen, ist ebenso schwer, wie einen Sack Flöhe zu hüten. Es ist aussichtslos! Die Zeit wird Wohl wollen, daß die nicht volkswirtschaftlich Denken den zugrunde gehen. Der schlafende Verlag. Eine Entgegnung von G, Kilpper, Herr Eugen Dicdcrichs möge mir gestatten, daß ich ihm für den schlafenden Verlag, dem er seinen letzten Aufsatz widmet, antworte. Er wendet sich zwar nicht ausgesprochenermaßen an den Vorstand des Deutschen Verlegervereins, doch kann man mit einigem Recht verlangen, daß wenigstens dieser die Augen offen hält, wenn auch der übrige Verlag, im süßen Schlummer befangen, nicht merkt, was um ihn her vorgeht, Herr Diederichs wünscht, daß der Verlag sich bei Wirtschafts politikern Rat holen möge über die großen wirtschaftlichen Zu sammenhänge, über das Problem der fortschreitenden Weltinfla tion und die Lehren, die sich aus einer solchen Betrachtung für die Preispolitik des deutschen Verlages ergeben. Ich gestehe, daß ich mir von derartigen Auseinandersetzungen nicht viel verspreche und mehr der Ansicht unseres bekannten »Münchner Professors» zuneige, der den gesunden Menschenverstand höher schätzt als die sich widersprechenden Ansichten zweier Wirtschaftstheoretikcr, Sind denn die Dinge wirklich so schwer zu begreifen, daß der Verstand eines normalen Buchhändlers allein nicht mehr ausreichte? Schon im Frühsommer vorigen Jahres machte ich in meinen »Wirtschaftlichen Betrachtungen» entgegen dem damals überall, auch im Buchhandel, herrschenden Gerede von Preisabbau darauf aufmerksam, daß keinerlei Anzeichen für eine Verbilligung der Elemente der Bucherzeugung vorlägen, daß im Gegenteil auf der ganzen Linie eine Tendenz noch oben sich bemerkbar mache. Was dabei noch nicht vorhergesehen werden konnte, war die schwere Mißernte des letzten Jahres, die eine empfindliche Erhöhung der Lebenshaltungskosten und damit des allgemeinen Lohn- und Preisniveaus zur Folge hatte. So treiben wir seit letztem Herbst wieder fröhlich auf dem Strom der Lohn- und Preiserhöhungen dahin und stellen mit Verwunderung fest, daß nicht etwa ein Nach lassen der allgemeinen Produktionskrast eingetreten ist, sondern in zahlreichen Industrien, insbesondere auch im Buchgewerbe, wenn auch nicht gerade im Buch Handel, noch bis vor kurzem Hochkonjunktur herrschte, obschon der Export in den letzten Mo naten immer weiter zurückging und große Industrien wie die Textil- und Papierindustrie, fast nur noch für den Jnlandbedars arbeiteten, Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. 92 Jahrgang. Wie ist das zu erklären? Sicher nicht durch komplizierte I volkswirtschaftliche Betrachtungen über Weltinflation, amerika nischen Preisindex und dergleichen, sondern ganz einfach aus dcrl Tatsache, daß der deutschen Wirtschaft im letzten halben Jahr! große Summen in Form von Auslandsdarlehen zugeflossen sind,! und daß weiterhin der Wechselverkehr eine starke Ausdehnung er fahren hat, wodurch eine zusätzliche Kaufkraft in erheblichem I Ausmaß geschaffen wurde, die uns wieder einmal auf einige Zeit! über die wirkliche Not unsrer Wirtschaftslage hinwegtäuschtc und,! wie Herr Diederichs richtig bemerkt, eine neue Scheinblüte hcr- vorrief. Mit einer Inflation von der Währungsseitc her, wie wirl sie in den letzten Jahren erlebten, hat diese Erscheinung aber nichts! oder nur wenig zu tun, da es im Wesen des Kredits liegt, daß! er nicht nur verzinst, sondern auch einmal wieder zurückgezahlt! werden muß. Auch ist zu beachten, daß die durch Kredite ge schaffene zusätzliche Kaufkraft um so rascher wieder absorbiert wird, I je rascher die Preise ihr folgen und in die Höhe gehen. Werden! die Kredite also nicht erneuert, oder nicht in steigendem Maße! vermehrt, so ist ein schwerer Rückschlag unausbleiblich, und schon! die nächsten Monate werden möglicherweise manchen darüber! belehren, daß es eine üble Sache ist, im Rahmen einer Volkswirt schaft, deren Handelsbilanz im letzten Jahr um mehr als zwei! Goldmilliarden passiv war, ein Geschäft zum großen Teil auf! Kredit und bloße Zukunftshoffnungcn aufzubauen und zu erwei tern, Es wird deshalb aller Voraussicht nach mit Zwangs- und! Angstverkäufen in einem Umfang zu rechnen sein, daß es sich! mancher Kaufmann und nicht nur der Verleger zweimal über legen wird, ob er gerade in dieser Zeit seine Preise noch weiter! erhöhen will, mag er sich die Notwendigkeit einer solchen Er höhung auch noch so einwandfrei aus seinen Herstellungskosten berechnungen, aus dem Goldstandard der Welt oder aus irgend welchem anderen Schlüssel ableiten. Als der Vorstand des Deutschen Berlegervereins Anfang De-I zember vorigen Jahres in zwar vorsichtiger, aber doch nicht miß-I zuverstehender Form auf die Notwendigkeit einer weiteren Preis-! erhöhung hinwies und auch einzelne Firmen, wie die Deutsche! Verlags-Anstalt, zur Jahreswende ihre sämtlichen Bücher und! Zeitschriften um 10—25A im Preise erhöhte, war im deutschen I Verlag nur wenig Neigung, auf diesem Weg zu folgen, erkennbar. I Auch Herr Diederichs hat nur einen Teil seiner Bücherpreise er-I höht, einen großen Teil aber, unter anderm auch den seiner Zeit schrift, unverändert gelassen. Weshalb Wohl? Da Herr Diederichs I sicher nicht geschlafen, sondern wachen Auges die Entwicklung I verfolgt hat, so kann man nur annehmen, er habe gefürchtet, der zu erwartende Rückgang des Absatzes könne den Vorteil einer! Preiserhöhung wieder zunichte machen. Es kommt eben, und das I ganz besonders im Buchhandel, nicht nur darauf an, was man I haben sollte, sondern noch mehr darauf, was man kriegen kann,! Wohl gibt es da und dort einzelne Verleger vom Schlage jenes I klugen Leipziger Kollegen, der meinte, wenn er schon keine Bücher I mehr verkaufe, dann wolle er sie wenigstens zum richtigen Preise nicht verkaufen; die große Mehrzahl wird doch bestrebt sein, ihr bedrucktes Papier so rasch wie möglich wieder in Geld zurück zuverwandeln, Das zeigen am besten einige der letzten Börsen blätter, in denen zwei große Verleger für ganze Gruppen ihrer Verlagswerke Preisermäßigungen und Preisabbau ankündigen. Wie soll denn auch ein Gewerbe zu einer vernünftigen Preis berechnung kommen, in dem eine so unsinnige, wahnwitzige Über produktion herrscht wie im deutschen Verlagsbuchhandel, der doppelt soviel Bücher produziert als England und Amerika zu sammengenommen für die ganze angelsächsische Welt, und, wie mir vor kurzem der Leiter unsrer Deutschen Bücherei mitteilte, im Durchschnitt täglich 10 neue Zeitschriften hervor bringt? Hier hilft vorläufig keine Belehrung und kein Zusammen schluß der Vernünftigen; hier kann nur die bittere Erfahrung helfen, die sicher schon in absehbarer Zeit manchen Unterneh mungen nicht erspart bleiben wird und allein wieder den Boden für vernünftiges gemeinsames Handeln schaffen kann. »o»
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