Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.06.1876
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- 1876-06-28
- Erscheinungsdatum
- 28.06.1876
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2318 Nichtamtlicher Theil. ^ 147, 28. Juni. Athener von Staats wegen die Bücher des Protagoras unschädlich zu machen, welche von einem öffentlichen Herolde gesammelt und auf dem Markte verbrannt wurden, während man deren Verfasser aus Athen verbannte. In anderer Weise als die Schriften der Philosophen sind die Geschichten des Herodot bekannt geworden. Es sind dies Vor lesungen, welche derselbe, um uns eines modernen Ausdruckes zu bedienen, nachmals hat erscheinen lassen. Mit größter Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit ging Herodot an die Ausarbeitung seiner Werke, wodurch dieselben auch einen so unschätzbaren Werth als historische Quellenschriften für uns erhalten haben. So suchte der selbe den Schauplatz der Ereignisse, welche er mittheilt, mit eigenen Augen kennen zu lernen, sowie die Sitten und Einrichtungen der einzelnen von ihm beschriebenen Länder selbst zu beobachten, oder wenigstens von erfahrenen Bewohnern des Landes Erkundigungen einzuziehcn. Erst in Thurii in Großgricchenland, wohin sich Herodot um das Jahr 444 begab, hat das Werk die Gestalt erhal ten, in der es auf uns gekommen ist. Und wenn auch dabei Herodot vom Tode ereilt und so an der gänzlichen Vollendung seiner Arbeit, wie vielfach angenommen wird, verhindert wurde, so ist das uns er haltene Werk ein doch so abgeschlossenes Ganze, in welchem mit innerer Wärme ein Gedanke, die Darstellung des Kampfes der asiatischen Welt mit dem gesummten Hellas, durchgeführt wird. Es müßte uns auffallen, sagt der Verfasser, daß die Schriften Herodot's, der in Thurii starb, schon so bald in Griechenland be kannt wurden, wenn wir nicht den lebhaften Verkehr und den lebendigen Zusammenhang kennten, in dem die Griechen Groß griechenlandes mit dem Mutterlande standen, und uns erinnerten, daß Herodot durch seine Vorlesungen weit bekannt und mit den besten Männern in Athen, mit Sophokles, Perikles und Andern befreundet war, welche ohne Zweifel für die Verbreitung seines Werkes Sorge trugen, so daß dasselbe alsbald in ganz Griechenland zu finden war. Nicht ohne Einfluß blieb Herodot auf Thnkydides, wenn auch beide Schriftsteller in ihrem Wesen sehr verschieden sind. Wie crsterer den Kamps der gesammten Hellenen gegen den Erbfeind, die Perser, dargestellt hat, so hat der letztere sich den Kampf der durch ihre im persischen Kriege gewonnene Macht am meisten hervorragenden Staa ten Griechenlands, Athens und Lacedämons, an welche sich die übrigen Griechen anlehnten, zum Gegenstand seiner Darstellung gewählt und wollte denselben nach Sommern und Wintern bis zu der Zeit fortführen, da die Lacedämonier und deren Verbündete der Herrschaft der Athener ein Ende machten und die langen Mauern und den Piräus besetzten. Es sind dies im Ganzen siebenundzwanzig Kriegsjahre. Das Werk selbst umfaßt nur einundzwanzig Jahre, ist also nicht zu Ende geführt worden, obwohl Thukydides selbst den ganzen Krieg erlebte. Welche Sorgfalt er seiner Darstellung wid mete, hat er uns selbst mitgetheilt. Obwohl er als Zeitgenosse die Ereignisse des Krieges mit durchlebt hatte, verwendete er doch selbst allen Fleiß auf die genaue Erkundigung derselben, und nicht läßt sich die allgemein verbreitete Ansicht der Alten halten, wonach Thuky dides seine Darstellung des Krieges mit dem Anfänge desselben be gonnen und dem Gange der Begebenheiten folgend fortgesetzt habe. Aber nicht nach Erkundigungen bei dem ersten Besten wollte er den Gang der Ereignisse aufzeichnen, auch nicht nach seiner besonderen Ansicht, sondern er theilte die Begebenheiten mit, wieersiealsAugen- zeuge kannte, theils nach möglichst genauer Erforschung. Keine Mühe ließ er sich verdrießen, um die Wahrheit herauszufinden, unbeein flußt von der Parteistellung seiner Quellen, die für alle Zeiten Gültig keit haben sollten. An der Vollendung seines Werkes wurde Thuky dides durch ein plötzliches Ende verhindert, und ist es bisher unent schieden geblieben, wer dasselbe herausgegeben hat; so soll Demo sthenes, was bei dessen Unermüdlichkeit, Zähigkeit des Charakters sehr wahrscheinlich klingt, die Bücher desselben achtmal mit eigener Hand abgeschrieben haben. Eine Tochter des Thukydides soll das achte Buch geschrieben haben, das von ihrem Vater noch verfaßt, aber nicht durchgearbeitet und abgeschlossen worden ist. Auch dem Teno- phon wird, aber mit Unrecht, die Herausgabe desselben zugeschrieben, doch hat derselbe sich die Verbreitung des Werkes aller Wahrschein lichkeit nach sehr angelegen sein lassen. Was die Schriften des Letzteren anbelangt, so sind dieselben erst im späteren Alter nach einem sehr bewegten thatenreichen Leben verfaßt worden. Sie sind für einen weiten Kreis von Lesern be stimmt und haben nicht weniger das Wohl der Vaterstadt im Auge, wie die Ehrenrettung seines Lehrers und die Anerkennung seiner Freunde. Erst nachdem er in Besitz seines Landgutes bei Skillus gelangt war, fand er in der Einsamkeit und Zurückgezogenheit des Landlebens Muße für seine schriftstellerische Thätigkeit, bei welcher ihm aller Wahrscheinlichkeit noch seine Sklaven hilfreich zur Seite standen, indem dieselben die Schriften des Tenophon für seine Freunde vervielfältigten. Die Erhaltung der elastischen Schriften der Griechen danken wir vor alle» Dingen den ältesten Büchersammlungen. Als Be gründer solcher werden angeführt der Samier Polykrates, der Athener Pisistratus, welcher die von ihm gesammelten Bücher, wohl überwiegend Schriften der Dichter, zuerst der allgemeinen Be nutzung überlassen haben soll, ferner Eukleides, Euripides, dessen Bibliothek die verschiedensten Werke seiner und der früheren Zeiten uwfaßte, der Cyprier Nikokrates und die Könige von Pergamum, deren Bibliothek Antonius der Kleopatra zum Geschenk machte, und welche zu dieser Zeit auf 200,000 Stück von auf einer Rolle ge schriebenen Schriften angewachsen war. Aristoteles soll zuerst eine wissenschaftlich geordnete Sammlung von Büchern besessen haben. Einem Manne von so umfassendem Geiste, ebenso unermüdlichem Flciße, sagt der Verfasser, dessen Haus Plato in sinniger Weise das „Haus des Lesers" genannt haben soll, der eine vollständige Uebersicht über die ganze griechische Literatur hatte und von der wahrhaft königlichen Freigebigkeit seines großen Zöglings unterstützt wurde, hat es wohl an keiner vor ihm erschienenen irgendwie bedeutenden Schrift gefehlt. Es würde uns zu weit führen, die mannigfaltigen Schicksale der hier angeführten kostbaren Büchcrschätze weiter zu verfolgen, sowie die sonstigen noch vorhandenen Bibliotheken hervorzuheben, nur erwähnen wollen wir, daß es, wie aus den mitgetheilten Tat sachen hervorgeht, wohl hauptsächlich einflußreiche und begüterte Privatleute waren, welche sich eine größere Büchersammlung an- legen konnten. (Schluß folgt.) Weitere Glossen eines Antiquars. Zur geschichtlichen Pathologie buchhändlerischer Anzeigeblätter. Die älteren College» werden sich erinnern, daß in den letzten drei oder vier Jahrzehenden eine nicht geringe Zahl solcher Blätter entstanden, die theils den internen Zwecken des Buchhandels, theils dem Verkehr mit dem Publicum dienen sollten. Die meisten der selben sind — oft nach sehr kurzer Blüthe(?) — untergegangen. Die Kenntniß dieser Anzeigeblätter (der gesunden und unge sunden, der lang- und der kurzlebigen, incl. der Wahlzettel) ist von Interesse für die Geschichte des Buchhandels (die auch von ver fehlten und mißglückten Bestrebungen Bericht zu geben hat). Wo findet man aber eine mehr oder minder vollständige Samm lung derselben? Nirgends! Die älteren jetzt noch zu beschaffen (für die Bibliothek des Börsenvereins) wird schwer, aber nicht unmöglich sein, wenn der
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