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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1912-06-27
- Erscheinungsdatum
- 27.06.1912
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- Deutsch
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^s 147, 27. Juni 1912. Nichtamtlicher Teil. vörsenblatt f. d. Dychn. vuchhanb«.. 7821 Pseudokunst, die, unter dem Drucke der Verhältnisse entstanden, eben meistens jeglichen künstlerischen Charakters entbehrt. Da die Reproduktionstechnik tatsächlich auf einem bewunderns werten Stande angelangt ist, kann der Kunsthändler dies auch mit ruhigem Gewissen tun. Man nehme die Seemannschen Drucke her, oder die wundervollen Gravüren der Photogra phischen Gesellschaft oder Franz Hansstaengls, man zeige den Leuten die hübschen Farbendrucke, die Trowitzsch und Sohn in Frankfurt herausbringen, und man wird es nicht schwer haben, die Liebhaber von dem Kunstkitsch auf das Gute, Be währte abzulenken. Die letztgenannte Firma bringt jetzt drei neueBlätter heraus, die mir besonders empfehlenswert dünken: von dem in letzter Zeit auf den Ausstellungen vielgenannten Hans Hartig eine Mondnacht 25.—), die Wohl ein bitzchen viel in Stimmung macht, aber gerade deshalb viel Freunde finden wird, von Franz Hecker, der sich immer mehr und mehr zu einem hochbeachtenswerten Landschafter entwickelt, wie auch seine feinen Radierungen beweisen, einen Winter im Dorf 12.50), und endlich vom lieben alten Spitzweg das ent zückende Bild Serenade 25.—), in dem die feine dämmerige Stimmung, der gemütliche Charakter, wie überhaupt die ganze Eigenart und Besonderheit dieses trefflichen deutschen Meisters ganz prächtig wiedergegeben ist. Um diese Bilder einen ein fachen Rahmen in Gold oder Schwarz, der durchaus nicht eine Gemäldeimitation vorzutäuschen braucht, und man ist sicher, den Käufem etwas Gutes, Solides dargeboten zu haben. Wie für die meisten Angestellten, denen vernünftige Chefs das Ausspannen auf ein paar Tage oder Wochen herzlich gönnen, weil sie ja nur selbst davon profitieren, so kommt auch für die jungen Buch- und Kunsthändler jetzt die Zeit der Sommerurlaube. Jeder Angestellte freut sich darauf, wie ein König, und wie der Prokurist oder Geschäftsführer, angesichts der ihm bevorstehenden freien Wochen vergnüglich schmunzelnd, zu seinen Untergebenen noch einmal so freundlich ist wie sonst, so ist der junge Gehilfe fast noch mehr glücklich, dem vielleicht nur wenige Tage Winken. Ferien! Urlaub! Die ganze be deutungsvolle Schwere dieser Worte kann nur der empfinden, der selbst einmal so glücklich war, sein Pult zusammenzu räumen, um es am Tage seiner Abreise in möglichst anständiger Verfassung zu hinterlassen. Die Ansichten über die Ausnutzung des Urlaubs gehen allerdings auseinander. Der Gesund heitszustand und schlietzlich auch der persönliche Geschmack des Angestellten werden immer ausschlaggebend sein, ob er sich in ein stilles, weltentlegenes Dorf zurückziehen soll, um bei frischer Kuhmilch und kräftigem Bauernbrot im Grase liegend alle Konten und Kontinuationslisten und Neuerscheinungen zu vergessen, oder ob er in Eilzugsgeschwindigkeit eine oder einige Städte durchfliegen soll, um seine Kenntnisse des Vaterlandes und dessen Schönheiten zu bereichern, Beides ist nützlich und darum auch wohlgetan. Ich habe trotz großer Vorliebe für die vorgenannten herrlichen Naturalien immer zu den letzteren gehört und erinnere mich noch mit Wonne jener ersten größeren Reise, die mich als jungen Kunsthändler, dem freilich die Kunst als Wissenschaft viel lieber war als wie als Handelz objekt, nach Bayern führte. Regensburg, München, Augsburg, Nürnberg, Bamberg. Fünf Kultur- und Kunststätten allerersten Ranges. Ein herrliches Programm fürwahr. Reich, uner schöpflich reich, für den, der offenen Auges, gierigen Blickes durch die Welt zieht, der voll Ehrfurcht zu alten herrlichen Domen emporblickt, in stillen Klostergängen, auf alten halb verfallenen Friedhöfen sich vom Odem der Vergangenheit umspielen läßt, und dann am Abend im bescheidenen Gasthof von jungen Mädchengestalten träumt, die, ihren Rosenkranz betend, sonnendurchflutete Kirchen und Kapellen mit dem Duft ihrer Jugend erfüllen, von schönen alten Gemälden und Kupferstichen und den Historien, die sich darauf abspiclen. Mehr als einmal habe ich damals, besonders aber später, da Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang das herrliche freie Schriftstellertum ein freieres Genießen ge stattete, den Wunsch gehabt, ein Büchlein über den Kunstgenuß auf Reisen zu schreiben. Aber immer ist es nicht geworden, und nun mutz ich sehen, daß die ganze schöne Absicht sich er ledigt hat. vr. Ludwig Volkmann hat das in seinem Buche mit dem vorerwähnten Titel Kunstgenuß aufReisen (Ver lag R. Voigtländer, Leipzig, Preis ^ 2.— ord.) so schön und trefflich getan, wie es kaum besser zu machen sein dürfte. Und allen, die da ausziehen, um die kurze Zeit ihres Urlaubs ge- winnbringend zu genießen, ob es nun Buch- und Kunsthändler sind oder nicht, ganz gleich, sie alle werden dies Buch mit Nutzen zur Hand nehmen, werden erkennen, welcher Unterschied es ist, ob man ziel- und planlos oder nur dem von Baedeker sternchen geleiteten Herdenstrome folgt, oder ob man zu jenem persönlichen Erleben kommt, das allein dauernde, festhaltende Eindrücke zu geben vermag. Aus Reisen, in dem unsteten Zu stand zum wirklichen Genuß der Kunst zu kommen, die sich in tausendfältiger, aber flüchtiger Gestalt an unsere Sinne drängt, ist eben viel, viel schwerer, als es zu Hause ist. Und hierzu die richtigen Wege zu zeigen, ist die dankenswerte Auf gabe dieses Büchleins, das nicht doktrinär und aufdringlich, sondern schlicht und sachlich seine freundlichen Ratschläge er teilt. Will man aber noch weitergehen in seiner Vorbereitung zum Kunstgenuß, dann lese man des gleichen Verfassers Bro schüre: »Die Erziehung zum Sehen und andere Zeitgedanken zur Kunst« (R. Voigtländers Verlag, Leipzig, Preis ./( 1.60), die jetzt in vierter, vermehrter Auflage borliegt. Wenn man wissen will, wieviel Unklarheit erst durch die oft ungegorenen, in dickleibigen Bänden niedergelegten Weisheiten der Kunst doktoren verbreitet wird, braucht man nur die Künstler zu fragen. Um so erfreulicher müssen daher die Ausführungen wirken, die hier von einem wirklichen Freunde und Kenner der Kunst zu Nutz und Frommen aller derer, die es ernst mit ihr meinen, dargeboten werden. Volkmann ist sich der Un klarheit Wohl bewußt, mit der die meisten Laien der Kunst gegenübertreten. Er nimmt sie bei der Hand wie ein freund licher Führer, öffnet ihnen die Augen und lehrt ihnen das Sehen, das zu keinem Ding in der Welt eben so unbedingt notwendig ist wie zur Kunst. Aus einer tiefen Kenntnis der Materie heraus schürft Volkmann und formuliert seine Gedanken klar und präzis in Ratschläge und Forderungen, die man Wohl ausnahmslos und ohne Einschränkung unter schreiben kann. Sehr interessant und instruktiv sind seine Aus führungen über »das Geistreiche in der Kunst«, die Wohl die Vorstellungen manches naiven Gemütes in bedenkliche Schwankungen bringen und richtigstellen werden. Und höchst beachtenswert ist der Ruf nach »mehr Plastik«, den er zum Gegenstand eines weiteren Kapitels macht, sind ferner die Ausführungen über den »Kunstverein der Zukunft«, bei denen manch kräftig Wörtlein für den der Gegenwart abfällt, und endlich die Kapitel »Die Kunst als Ausdruck der Zeit« und »Mediziner und Kunstwerk«. Unter dem Besten, was über das vielbeackerte Thema der Kunst in unserer so kunstliteratur reichen Zeit geschrieben wurde, werden diese Aufsätze immer in besonderer Weise hervorragcn. Und darum seien sie auch von ganzem Herzen wärmstens empfohlen, von mir den jungen Buch- und Kunsthändlern, die jetzt sehnsüchtig den Tagen der goldenen Freiheit, des Ungebundenseins, des Genießen? ent gegenharren, und von ihnen wieder den Menschen, die mit wirklichem Ernste sich den Mysterien der Kunst nahen wollen. Es sind ihrer nicht wenige. Mit einem Blick rückwärts in die lachenden Gefilde des Frohsinns, des Humors, der ungebrochenen Lebensfreude soll die heutige Betrachtung schließen. Er gilt dem Bilderkatalog der Münchener »Jugend« (Preis 3.— ord.), der in neuer Auflage und in völlig neuem Gewände vorliegt. Ein Kapitel deutscher Kunstgeschichte ist es, das sich hier in diesen unzähli- inro
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