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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1912
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- 1912-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1912
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141, 20. Juni ISIS. Nichtamtlicher Teil. «vrsendlatt f. ». Dtschn. Buchhandel. 7523 bedingungen durchzuführen, so tritt jetzt von neuem an ihn die mindestens ebenso schwierige Aufgabe heran, die immer häufiger auftretende Preisschleuderei im Verlagsgeschäft zu unterbinden. Die dem Verlage für einzelne Ausnahmefälle bewilligten Son derbestimmungen genügen heute manchen Verlegern nicht mehr, und es tritt daher immer stärker das Bestreben hervor, sich mög lichst viel Bewegungsfreiheit für den direkten Vertrieb, unter Ausschaltung des übrigen Buchhandels, zu verschaffen. Die Er klärung für ein derartiges, den Abmachungen widersprechendes Geschäftsgebaren ist lediglich in der bereits erwähnten über- crzcugung von Büchern und dem damit verbundenen scharfen Wettbewerb der Verlagsgeschäfte zu finden. Der Erfolg eines Buches hat heute unfehlbar eine Reihe von Nachahmungen im Gefolge. Ohne die Bedürfnisfrage zu erwägen, wird von Autoren und Verlegern eine Unzahl von Büchern alljährlich in die Welt hinausgeschickt, denen von vornherein von Kennern des litera rischen Marktes jegliche Aussicht auf materiellen Erfolg abge sprochen werden kann, da der Büchermarkt mit ähnlichen bereits überfüllt ist, und die Kauflust bei den vielen Angeboten schließlich versagen muß. Die Sorge um den drohenden Ausfall verleitet dann den Verleger, unter dem Vorwände, daß der Sortiments buchhandel versage, diesen auszuschalten und den in Frage kom menden Interessenten, wie Fachvereinen und Behörden, zu Vor zugspreisen uns womöglich Noch vor Erscheinen im Buchhandel direkte Angebote zu machen. Unter diesen willkürlichen Abwei chungen vom vereinbarten Ladenpreise, sei es bei Büchern oder Zeitschriften, muß naturgemäß in erster Linie das ausgeschaltete Sortiment leiden, aber auch nicht minder der konkurrierende Ver lag. Die Übererzeugung am Büchermärkte hat aber noch eine weitere Schädigung des Buchhandels insofern zur Folge, als von Manchen Verlagsartikeln schon nach Jahresfrist größere Partien an Großhändler, Warenhäuser und sogenannte moderne Anti quariate zu Spottpreisen abgestoßen und von diesen alsdann weit unter dem Ladenpreise angeboten werden, so daß der Buch handel damit nicht mehr erfolgreich in Wettbewerb treten kann. Derartige ungesunde Geschäftsmanipulationen müssen selbstver ständlich die Grundlage für das Bestehen und die gesunde Weiter entwicklung des Buchhandels untergraben, und es muß daher das Bestreben des Buchhandels sein, diesem Übelstande einmütig entgegenzutretcn. Bereits in früheren Berichten ist erwähnt worden, daß der Absatz an volkstümlicher und schöngeistiger Literatur in Hamburg in den letzten Jahren wesentlich gestiegen sei, demgegenüber läßt jedoch der Absatz in wissenschaftlichen Werken noch viel zu wünschen übrig. Eine Erklärung hierfür kann vielleicht darin gefunden werden, daß die den verschiedenen Staatsbibliotheken bewilligten Mittel derart knapp bemessen sind, daß manche wünschenswerte Anschaffung unterbleiben muß. Der Hamburger Verlagsbuchhandel hat überdies neuerdings, soweit er Schulbücher verlegt, durch die in allen Verwal- tungszweigen geübte Sparsamkeit erhebliche Einbußen erlitten, so daß er seine bisher oft bewiesene Opferwilligkeit für Literatur und Kunst kaum in dem Maße wird weiter betätigen können. Hierzu führt ein Berichterstatter ergänzend noch folgendes aus: »Daß beim Verlegen von Schulbüchern manche Niete gezogen wird, dürfte bekannt sein, und wenn schließlich nach manchem Opfer an Geld und Arbeit ein Glücksgriff getan ist, so ist dies ein Ausgleich für manchen Verlust und zugleich eine Ermutigung für neue Unternehmungen auf dem Gebiete der Geisteskultur. Jeder Sachkenner wird bestätigen, daß unter diesen Umständen das Herabdrückcn der ohnehin schon niedrig gestellten Preise — unter Hinweis auf ein etwaiges Staatsmonopol für Schul bücher — keineswegs eine Förderung des Hamburger Buch handels bedeutet. Wie man in Hamburg für die Hebung von Handel und Schiffahrt manches Opfer gebracht hat, so sollte auch der Hamburger Buchhandel nach Möglichkeit die Förderung des Staates erfahren; vor allem sollten sämtliche Behörden ge halten sein, ihren Bedarf an Büchern und Zeitschriften in Ham burg zu decken, wie dies auch in andern Staaten durchweg Be dingung ist. Kleinliche Preisunterbietungen auswärtiger Firmen können doch unmöglich bei der Vergebung von Aufträgen maß gebend sein. Hamburger Schulen sollten in erster Linie die Hamburger Schulbücher berücksichtigen.« Wie im Vorjahre, so haben auch im September 1911 wieder mehrere Hamburger Buchhändler an den von den Schulen ver anstalteten Elternabenden eine reiche Auswahl von Jugend schriften zur Ausstellung gebracht. Der Verkauf dieser Bücher brachte freilich nicht überall günstige Ergebnisse, was in der Hauptsache auf den schwachen Besuch einzeli er Abende zurück zuführen ist. Es dürfte sich daher für die Folge empfehlen, meh rere Schulen in derselben Gegend zu einem Elternabend zu ver einigen. Der Hamburger Buchhandel wird sich jedenfalls auch künftighin bereitwilligst in den Dienst dieser guten Sache stellen. — Die im Berichtsjahre in den Eisenbahnfahrplan aufgenom- menen Verbindungen mit Leipzig haben den Postver kehr nach dort erheblich verbessert, dagegen wird man auf eine kürzere Fahrzeit Wohl erst nach Fertigstellung des neuen Leip ziger Hauptbahnhofs rechnen können. — Leider ist dem bereits in den beiden letztjährigen Berichten erwähnten Mangel einer schnelleren Beförderung von Drucksachen nach Chinaund Japan auf dem kürzeren Landwege über Sibirien auch im Be richtsjahre noch nicht abgeholfen. — Einen Gegenstand lebhafter und berechtigter Beschwerden seitens des hiesigen Buchhandels bildete der auf dem Hauptbahn Hofe, und zwar außer halb der Bahnsteige in der großen Verkehrshalle, betriebene Bücherverkaufs st and, dem durch die Eisenbahnbehörde die Verkaufstätigkeit auch während der Zeit, zu der die übrigen gleichartigen Geschäfte geschlossen halten müssen, gestattet ist. Da dieser Verkaufsstand nicht nur von dem reisenden Publikum, sondern auch von dem zahlreichen Passantenpublikum in aus gedehntem Maße benutzt wird, so erwachsen dem Ladenbuchhandel hieraus empfindliche Schädigungen. Leihbibliotheken, Journallesezirkel. Die Benutzung der Leihbibliotheken während des Berichts jahres war im großen und ganzen als gut zu bezeichnen, wenn auch eine Besserung der geschäftlichen Ergebnisse gegenüber dem Vorjahre im großen und ganzen kaum festzustellen sein dürfte. Die öffentlichen Bücherhallen sind im allgemeinen ohne nennens werten Einfluß auf den Geschäftsgang der Leihbibliotheken ge wesen. Der Ausfall, der dadurch entstanden ist, daß einige wenige Leser von den Leihbibliotheken zu den öffentlichen Bücherhallen abgewandert sind, ist im großen und ganzen dadurch wieder ausgeglichen worden, daß andere, deren literarisches Interesse vielleicht gerade durch den Besuch der Bücherhallen geweckt worden ist, in den Leserkreis der Leihbibliotheken eingetreten sind. Das Publikum verlangt heutzutage meist Neuerschei nungen. während ältere Bücher fast gar nicht mehr gelesen werden. Das Geschäft der Leihbibliotheken leidet besonders darunter, daß von den bevorzugten, meistgelesenen Büchern in der Regel eine größere Anzahl von Exemplaren angeschafft werden muß. da die Leser ungern warten, und daß diese Bücher alsdann, wenn der erste Ansturm sich gelegt hat. in langen Reihen ungenutzt dastehen und gewissermaßen totes Kapital bilden. Für die Leihbibliotheken ist es daher im großen und ganzen stets rentabler, wenn nicht so viele sogenannte »Schlager« erscheinen, wie dies im verflossenen Jahre der Fall war. — Die Nachfrage nach Lesemappen war auch im Berichtsjahre 1911 im allgemeinen ziemlich lebhaft, und es hat wiederum gegen das Vorjahr eine nicht unbedeutende Zunahme der Abonnements stattgefunden. Allerdings wurde dieser Zuwachs an Lesern nur durch erhebliche Mehraufwendungen für Reklame erreicht. Sehr viel verlangt wurden namentlich die billigeren Mappen, die auch von den weniger bemittelten Bevölkerungskreisen ohne erheblichen Kostenaufwand gelesen werden konnten. Von den in früheren Jahren wahrgenommenen und vielfach beklagten Preisunterbietungen blieb das Lesezirkelaeschäft im Berichts jahre. dank der unter den Beteiligten geschlossenen Vereinbarung, verschont. Erhebliche Schwierigkeiten bereitet den Lesezirkel geschäften bei der Expedition der Mappen die gesetzlich beschränkte Arbeitszeit an den in die Woche fallenden Feiertagen. Da der Betrieb eines größeren Lesezirkels es nicht zuläßt, daß die Be sorgung der Mappen an einem Werktage ganz oder teilweise unterbleibt, so kann der Ausfall der Arbeitszeit nur durch äußerste Ausnutzung der verfügbaren Arbeitskräfte ansgeglichen werden. — Der alte Stamm des Austrägerpersonals ist im allge meinen gut und zuverlässig; dagegen hält es außerordentlich schwer, selbst gegen gute Bezahlung neue tüchtige und wirklich zuverlässige Leute zu finden. 680*
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