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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.07.1912
- Strukturtyp
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- 1912-07-17
- Erscheinungsdatum
- 17.07.1912
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- Deutsch
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^ 1K4, 17. Juli 1S12. Nichtamtlicher Teil. vörlenblllU s. b Dcschn. Tuchhandel, t 803 der Volksbildung, deren eigentlicher Ursprung in der politi schen Freiheitsbewegung der vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu suchen ist. Es ist ein Beweis für die ernste und ideale Berufsauffassung, die den deutschen Buchhändler allezeit beseelt hat, für die Erkenntnis einer Mission, deren Hauptaufgabe darin bestand, das Interesse der Allgemeinheit mit dem eigenen geschäftlichen in Harmonie zu bringen. Und ohne Überhebung kann man sagen, daß gerade dieser Grund zug im Wesen des deutschen Buchhändlers einen hervorragen den Anteil an der Schaffung der geistigen Vorherrschaft des deutschen Volkes für sich in Anspruch nehmen darf. Selbst wenn Carl Joseph Meyer nicht in Gestalt seiner Groschen bibliothek dem Gedanken hätte die Tat folgen lassen, muß die in dieser Hinsicht seit jener Zeit vom Gesamtbuchhandel ge leistete Arbeit in ihrer vielgestaltigen und alle Bedürfnisse be friedigenden Art gewürdigt werden, denn kaum ein anderes Volk weist auf dem Gebiete des billigen Buches einen solchen Reichtum auf wie gerade das der Dichter und Denker. Wenn heute an dieser Stelle der Versuch gemacht wird, ein möglichst geschlossenes Bild dieser Arbeit zu entwerfen und sie in ihrer einschneidenden Wirkung aus unser gesamtes Volksleben zu würdigen, so ist es unvermeidlich, dabei auf eine Menge im Buchhandel bekannter Dinge einzugehen. Die aus diesem Grunde erforderliche Nachsicht des Lesers muß schon deshalb in Anspruch genommen werden, weil es sich um die Erbrin gung des Nachweises handelt, daß die in dieser Beziehung neuerdings dem Buchhandel gegenüber erhobenen Vorwürfe der Indolenz und Rückständigleit zum großen Teile auf die Unkenntnis der einschlägigen Verhältnisse oder auf besondere egoistische Motive zurückzuführen sind. Es ergibt sich daher eine Behandlung des Gegenstandes im Lichte einer brennen den Zeitfrage, wobei natürlicherweise das rein historische Mo ment merklich in den Hintergrund tritt, so sehr es bei dieser Gelegenheit auch zur Heranziehung reizt. Ehe aber auf das billige Buch selbst eingegangen werden kann, ist es nötig, den Begriff »billig«, wie er hier allein in Frage kommt, etwas genauer zu fixieren. Es gibt auch Bücher in hohen Preislagen, die man billig nennen kann. Diese schei den natürlich ganz aus. Es müssen ferner ausscheiden: alle billigen Schriften ausgesprochen konfessioneller Tendenz und alle reinen Jugendschriften. Die von den Bildungsvereinen mit Hilfe von Privatmitteln geschaffenen Sammlungen, sollen im Vergleichswege der Produktion des Buchhandels gegenüberge stellt werden. Das Hauptgewicht ist auf die verschiedenen Kollek tionen zu legen, wobei eine Preisgrenze nach oben hin bis zu 2 als Norm angenommen werden soll. Um eine einheit- billiger Bücher einzutreten, sondern weil es unmöglich ist, für alle Raum zu schassen und sich für sie zu verwenden. Denn so sehr auch mit der Bevölkerungsziffer und der Anteilnahme der unteren Klassen an den geistigen Interessen der Bedarf an bil ligen Büchern gewachsen ist, so muß man sich doch die Frage vor legen, ob die billige Literatur — wie sie diese Sammlungen bringen — nicht in ungleich höherem Maße zugenommen hat. Ihr Vorhandensein beweist jedenfalls, daß der Buchhandel dieser Entwicklung nicht untätig zugesehen hat, und wenn auch dem billigen Buche noch viele Käufer zu gewinnen sind, so wäre es doch wünschenswert, wenn die Bedürfnisfrage nach Heraus gabe weiterer billiger Sammlungen mehr von dem gegenwärtig vorhandenem Bestände als von der Möglichkeit größerer Auf nahmefähigkeit des Publikums abhängig gemacht würde. Diese Mahnung gilt vor allem den Vereinen und Gesellschaften, die sehr oft eine Lücke in der Literatur da sehen, wo lediglich ihre Kenntnis der buchhändlerischen Produktion lückenhaft ist. Sind die Ausführungen dieses Artikels mehr referierend, die tatsäch lichen Verhältnisse berücksichtigend, gehalten, so soll ein zweiter Aufsatz sich kritisch mit dem billigen Buch beschäftigen und Vor schläge und Anregungen bringen, wie es beschaffen sein muß, um diese Bezeichnung auch mit Rücksicht aus die literarischen Interessen der Gegenwart zu verdienen. Red. liche Angabe des Umfanges der einzelnen Sammlungen zu er reichen, ist neben der Nummernzahl die Band zahl an gegeben, die bei den statistischen Zusammenstellungen zugrunde gelegt werden muß. Wenn eine Anzahl kleinerer, unbedeuten derer Sammlungen oder Anfänge einiger Unternehmungen hier nicht genannt ist, so ist die Weglassung auf die Notwendigkeit zurückzuführen, den Umfang dieser Arbeit nicht auf Kosten ihrer Zweckbestimmung unnötig zu verbreitern. Es liegt nahe, die drei großen Kollektionen Reclam, Meyer und Hendel ihrer Bedeutung entsprechend an die erste Stelle zu setzen. Ich möchte aber vorher mich mit einer an deren Sammlung beschäftigen, die auf einem Boden erwachsen ist, wie er nicht günstiger gedacht werden kann, wenn cs sich darum handelt, wirkliche volkstümliche Schriften zu fast unglaublich billigem Preise zu schaffen und zu verbreiten. Ich meine das Unternehmen der Firma Moritz Schauenburg in Lahr, die Volksbibliothek des Lahrcr hinken de n B o t e n, die im Jahre 1884 begründet wurde und heute 1750 Nummern in annähernd 300 Bänden umfaßt. Diese Sammlung ist ein sprechendes Zeugnis dafür, daß, ehe die Bestrebungen der Volksbildungsvereine einsetzten, sich der deutsche Veclagsbuchhandel seiner Pflicht in dieser Be ziehung voll bewußt war, und es ist sehr bezeichnend, daß sie auf dem fruchtbaren Acker des guten Kalender verlages emporwuchs. Der Kalender, der in vielen Häu sern das einzige Buch war und heute noch ist, gehört zu den wichtigsten Volksbildungsmitteln, und gerade der Lahrer hin kende Bote, der auf die stattliche Anzahl von 112 Jahrgängen zurückblicken darf, verdankt seine Beliebtheit und große Ver breitung nicht zum wenigsten dem wahrhaft volkstümlichen Tone, den er wie kaum ein anderes Literaturerzeugnis stets zu treffen wußte. In ihm finden sich Meisterwerke populärer Darstellungskunst, an denen sich die Herausgeber billiger volks tümlicher Schriften ein Beispiel nehmen können. Gerade der Umstand, daß aus dem Kalender die neuen Bausteine zur För derung des literarischen Interesses der Masse aufgesetzt wur den, verdient besondere Beachtung. Es sollten hier Volks schichten als Leser herangezogen werden, die für Reclam, Meyer und Hendel und andere noch nicht reif waren und für diese auf viel höherer Stufe stehenden Sammlungen nur auf einem solchen Umwege gewonnen werden konnten. Dem entsprechend wurde auch ein Preis festgesetzt, der an Billigkeit kaum übertroffen werden dürfte. Der Normalpreis beträgt für die Nummer nur 2 H. Obgleich es der Verleger, der ur sprünglich die Nummer für 5 H ord., und mit einem Rabatt bis zu 50"/» anbot, nicht an Entgegenkommen fehlen ließ, konnte sich das Sortiment nicht für das Unternehmen erwärmen. So kam es, daß bis zum Jahre 1002 die ungeheuren Vorräte fast ohne jede Verwendung lagerten. Da entschloß sich der Verlag zu einem Ausverkauf zu herabgesetzten Preisen und wandte sich lediglich an die Abnehmer seines Kalenders, und zwar mit dem Erfolge, daß das Unternehmen, bei dem der Sortiments buchhandel versagt hatte, trotz der Preisherabsetzung sich als durchaus aussichtsreich erwies, namentlich angesichts des Um standes, daß ihm die Bewegung gegen den Schund zu Hilfe kam. EinBlick in das Inhaltsverzeichnis seinemheutigenStandenach und die Beschäftigung mit einzelnen dieser Schriften führt zu der Überzeugung, daß die Arbeit der Bildungsvereine nichts Besseres und auch nichts Billigeres zu bieten vermag. Bedenkt man den niedrigen Preis, so ist es kaum möglich, die gute Ausstattung zu übertreffcn. Jedem Bildungsverein, der sich mit Verlegergedanken trägt, wäre vor deren Verwirklichung eine genaue Prüfung zu empfehlen, ob er überhaupt imstande ist, etwas gleich Gutes dieser Sammlung an die Seite zu stellen und zu gleich billigem Preise zu verkaufen. Ich bin überzeugt, daß er dem Volke einen besseren Dienst erweist, wenn er sich der Verbreitung dieser Schriften annimmt, als lim»
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