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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.07.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-07-17
- Erscheinungsdatum
- 17.07.1912
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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8504 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. pjf 164, 17. JE 1912. Wenn er neue produziert. Von den Autoren seien Anzengruber, Bechstein, Droste-Hülshoff, Eichendorff, Gerstäcker, Goethe, Grillparzer, Brüder Grimm, Hackländcr, Hauff, Hebbel, Hebel, E. T. A. Hoffmann, von Horn, Kleist, Körner, Lessing, Otto Ludwig, Möllhausen, Mörike, Musäus, Rosegger, Ruppius, Schiller, Christoph von Schmid, Schwab, Stifter, Uhland, Mi lbiger, Weitbrecht und Zschokke genannt. Wenn ich mich hier eines geistvollen Vergleiches bediene, der aus einer Betrachtung über den »Leser« von H. von Beau- lieu stammt und die Leserschaft mit einer Pyramide in Pa rallele stellt, so ist die Sammlung des Lahrer hinkenden Boten für die breite Basis der zunächst Gleichgültigen gedacht, d. h. für Leute, bei denen die Leselust überhaupt erst geweckt werden muß. Für die Stufe darüber sind die drei großen Kollektionen bestimmt, an deren erster Stelle das ins Riesenhafte angewach sene Unternehmen der Leipziger Firma Philipp Reclam jnn. steht, die Universal- Bibliothek, um die uns jede andere Nation beneidet. Schon bei Betrachtung dieser Samm lung für sich müssen wir sagen, daß die Tausende und Aber- tausende von billigen Schriften, die der Kampf gegen die Schund- und Schmutzliteratur im Volke verbreitet hat, soweit er sie den zu diesem Zwecke besonders gegründeten Kollektionen entnahm, gar keinen Vergleich aushalten können mit den Mil lionen und Abcrmillionen von Reclambüchern, die seit dem Jahre 1867 die Offizin ihres Verlages verlassen und einen festen Platz in aller Welt, in den Häusern von hoch und niedrig zu erobern und zu behaupten gewußt haben. Die Kollektion umfaßt heule in 5430 Nummern etwa 3550 Bände und dürfte überhaupt die reichhaltigste Bllchersammlung der Welt sein. Mit Einzelausgaben klassischer Werke, also getreu dem von Carl Joseph Meyer vorgezeichneten Wege folgend, begann sie ihre Laufbahn, und es gibt heute kaum ein literarisches oder wissenschaftliches Gebiet, das in ihr nicht vertreten wäre. Das gewaltige Versprechen, das in dem Worte »universal« liegt, hat man zu halten verstanden. Der Katalog verzeichnet Ge dichte, dramatische Werke, Romane, Novellen, Erzählungen, Skizzen, humoristische Werke, altnordische und ältere deutsche Literatur, griechische und römische Klassiker, Philosophie, Ge schichte, Kunst, Pädagogik usw. Der große Erfolg dieser Sammlung erfährt dadurch noch eine besondere Illustration, daß seither manche andere gekommen und wieder gegangen ist, ohne merkliche Spuren ihres Daseins zu hinterlassen, und daß es hauptsächlich dieser einen Vorbehalten blieb, ihre Stellung nicht nur fest zu behaupten, sondern auch unter Weiser Wahrnehmung der Zeitbedürsnisse zu erweitern. Das kann man auch daraus erkennen, daß neben den zahlreichen frei gewordenen Autoren eine ganze Anzahl lebender Schriftsteller, Zierden der Wissenschaft und Literatur, in ihr vertreten sind. Kürzungen der einzelnen Literalurwerke sind nach Möglichkeit vermieden, politische und konfessionelle Tendenzen ihr glücklicherweise fremd geblieben, weil der Wert des einzelnen Literaturwerkes für die Allgemeinheit und das praktische Be dürfnis desVolkes allein für dieAufnahme entscheidend waren. Daß ein solches Unternehmen in seinem Umfange und in seiner Vielgestaltigkeit über alle Kritik erhaben sei, wird nie- mand im Ernste behaupten wollen. Eine absolute Vollkommen heit des billigen Buches gibt es überhaupt nicht; vielmehr muß man sich mit dem denkbar Möglichen begnügen, dem durch die Preisberechnung eine deutliche Schranke gezogen ist. Mit Recht erhob man Einspruch gegen das anfangs benutzte holzhaltige, leicht vergilbende Papier und gegen den kleinen Druck, während sich über den Wunsch nach einem größeren For mat streiten läßt. Soweit es möglich war — und das ist im Buchhandel sowohl wie im Publikum nicht einmal recht be kannt —, ist man schon seit Jahren diesen berechtigten Wün schen entgegengekommen. Seit drei Jahrzehnten wird ein gutes holzfreies Papier benutzt, auch die verwendeten Schrif ten, die, wenn auch klein, sich doch stets durch große Klarheit und Schärfe auszeichneten, sind heute größer und lesbarer geworden. Daß die das Format betreffenden Wünsche nicht erfüllt werden konnten, erscheint begreiflich; denn einmal ist es bedenklich, ein Format, das unstreitig beim Publikum Gefallen gefunden hatte und auf dessen Wahl doch ein gut Teil des Erfolges zu setzen war, Einzelwünschen unterzuordnen, das andere Mal ist auch zu berücksichtigen, daß eine Änderung auf die Preisberechnung nicht hätte ohne Einfluß bleiben können, sicherlich ein gefährliches Experiment. Man darf auch nicht vergessen, daß gerade das bequeme Taschenformat diesen Büchern eine ungeheure Beweglichkeit verlieh, die durch seine Vergrößerung sicherlich beeinträchtigt worden wäre. Es ver dient dabei anerkannt zu werden, daß der Preis von 20 L, für die Nummer trotz der vorgenommencn äußeren und inneren Verbesserungen unbeeinflußt blieb von den inzwischen erheb lich gestiegenen Kosten der Herstellung und der Materialien, über die erzielten Umsätze ist bisher wenig in die Öffentlich keit gedrungen. Die vor Jahren einmal bekanntgegebenen Absatzziffcrn weniger Bände sind heute veraltet, waren aber geeignet, das Staunen der Welt hervorzurufen. Um einen Begriff von der Größe des Unternehmens zu bekommen, ver gegenwärtige man sich, daß an achtzig Schnellpressen ununter brochen tätig sind nur für den Bedarf des Hauses, haupt sächlich zur Herstellung der Universal-Bibliothek. Daß der Versuch, das Format zu vergrößern, auch eine Preiserhöhung in sich schließt, sehen wir an der von Otto Hen del in Halle im Jahre 1886 begründeten Bibliothek der Gesamtliteratur, deren Normalpreis um 5 H höher, also für die Nummer mit 25 F, angesetzt ist. Inhaltlich folgt diese Sammlung den Spuren der Universal-Bibliothek, nur daß sie den Schwerpunkt mehr auf das rein belletristische Ge biet verlegt. Auch sie ließ hinsichtlich des Druckes und Pa pieres früher zu wünschen übrig; heute begegnen wir in ihr ebenfalls nur holzfreiem Papier und klarer, deutlicher Schrift. Das Unternehmen umfaßt gegenwärtig 2279 Nummern in zirka 950 Bänden. Verkauft sind bisher zirka 23 Millionen Nummern. Obgleich die Sammlung in hervorragender Weise als volksbildendes Element schon so, wie sie ist, in Betracht kommt, scheint mir, als ob sich mit der Sammlung bei ziel bewußtem redaktionellen Ausbau noch mehr als bisher erreichen lasse. Die Sammlung bildet das Mittelglied in der Kette der drei großen Kollektionen, in die sich als dritte Meyers Volksbücher einreihcn. Mit dieser im Jahre 1886 wieder aufgenommenen Samm lung besann sich das Bibliographische Institut in Leipzig aus die Priorität der Idee seines Gründers. Die Erfahrungen, die bisher mit ähnlichen Unternehmungen gemacht worden waren, konnte sie sich zunutze machen, und es ist bezeichnend, daß sich das Format an das der Universal-Bibliothek anlehnt, ja sogar noch etwas kleiner gewählt wurde. Anfangs schien es, als ob das in dieser Sammlung Gebotene an Billigkeit die Reclam- bllcher noch übertreffen sollte; schließlich muß sich aber doch die Unmöglichkeit des Gedankens herausgestellt haben, und bis auf wenige Bände halten sich trotz des Normalsatzes von 10 H für die Nummer die Preise etwa auf gleicher Höhe, was durch eine geringere Bogenstärke der einzelnen Nummern er reicht wird; es hieße das bei Besprechung der Reclamschcn Universal-Bibliothek Gesagte wiederholen, wollte man näher auf den Inhalt dieser Sammlung eingehen. Der Hauptunter schied besteht im Programm, das bei Meyers Volksbüchern si durch das Hervortreten bestimmter volkspädagogischer Ziele ausspricht. Die Sammlung, die in mäßigem Tempo fortgesetzt wird, umfaßt gegenwärtig rund 1650 Nummern in etwa 700 Bänden. Sie war im Jahre 1905 bereits in 14 Millionen Nummern verbreitet, so daß Wohl 20 Millionen nicht zu hoch gegriffen erscheinen, wenn man die letzten 6 Jahre hinzu rechnet.
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