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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-07-18
- Erscheinungsdatum
- 18.07.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 165, 18. Juli 1912. Nichtamtlicher Teil. vvrsenblatt f. ». Dtschn. Buchhandel. 8537 bis zum Überdruß — bis zur Abfuhr würde man auf der Mensur sagen — bewiesen worden, daß die lateinische Schritt überhaupt keine Leseschrift ist, sondern eine Steinschrift, die ihren Charakter nie verloren hat und nie zu einer brauchbaren Leseschrift umgebildet wer den kann. Die künstliche Erregung für die Lateinschrift ist eine ganz reaktionäre Bewegung zugunsten einer überlebten und aussichts- losen Schriftform. Ganz unmöglich und unerträglich ist es aber, ein Buch in lateiniicher Schrift zu lesen, das den Kampf für unsere Eigenart predigt, die die Welt durchdringen soll. Denn unsere Schrift ist deutsch, weil sie im wesentlichen deutschen Ursprungs ist, viel mehr aber noch, weil wir sie in jahrhundertelanger Arbeit geschaffen haben; und durchsetzen wird sie sich nicht, weil sie deutsch ist, sondern weil wir in ihr den richtigen Gedanken der Bruch schrist aufgegriffen und verwirklicht haben, im Gegensatz zu der sterilen Lateinschrift, die den Ansprüchen der neuen Zeit nicht ge- nügt. Es ist ein Teil des deutschen Gedankens, den richtigen Schrift- gedanken durchzuhalten, den wir zuerst erkannt und ausgebildet haben, und gerade d-eses Buch durfte nur in deutscher Schrift ge- druckt werden. Es wird nicht das letzte Mal sein, daß die Welt an uns umlernen muß. In etwas anderem sieht Herr Hans von Weber die Bedeutung der Lateinschrift, die er für seine Monumental- ausgabe des »Faust« verwenden will. Er meint nämlich, die Lateinschrift sei die Weltschrift, der »Faust« ein Werk der Welt Ich sehe davon ab, daß meiner Meinung nach die Bruchschrift und nicht die Lateinschrift die Weltschrift werden wird, daß der »Faust« für uns zunächst das große Werk unserer National literatur ist, mag er im übrigen auch einer der Kolosse der Welt- literatur sein, und daß ich unbedingt und auf jeden Fall dieses große Bekenntnis in der Schrift, in der Form lesen will, um die wir gerungen haben, seit die Gestalt Fausts durch die Jahr hunderte geht; ich will nur eins bemerken, und darauf kommt es in diesem Fall an: Herr von Weber, der sich so mit Erfolg um unser Druckwesen bemüht, will einen Faust-Musterdruck schaffen; das Problem des Faustdruckes, das typographische Problem also um das es sich hier einzig und allein handelt, läßt sich auf dem Boden der Lateinschrift überhaupt nicht lösen. Die Lateinschrift strebt nach ruhiger, gleichmäßiger, meist symmetrischer Wirkung, selbst auf Kosten des Inhalts; das widerstrebt dem Faust Gehalt. Vielleicht schafft Herr von Weber etwas Besseres als den trotz aller Qualitäten im Grunde — unter uns gesagt — langweiligen »Faust« der Doves-Presse. Lösen wird er das Problem sicher nicht. — Gern wäre ich auf die Taten und Meinungen der Herren Langewiesche und Hans von Weber, dieser Verleger-Antipoden, gesondert eingegangen. Aber die Fälle der Mißanwendung der Lateinschrift mehren sich; es wird doch nötig werden, sie in Paaren zu behandeln. Walter Weichardt. Auf die Bitte der Redaktion des Bbl., sich eventl. zu den vorstehenden Ausführungen zu äußern, sind ihr nachstehende »Erwiderungen« zugegangen: Der Herr Kollege in Dachau ist in diesem Falle — glaube ich — etwas zu streng mit mir gewesen. Wenn ich nun einmal die Überzeugung von den größeren augenhygienischen Vorzügen der Antiqua habe, so kann diese Überzeugung doch höchstens »falsch« sein. Es kann aber doch nicht »un deutsch« sein, meine Bücher dieser Überzeugung entsprechend zu drucken. Wir Deutschen haben ja von jeher eine besondere Begabung dafür besessen, erst aus einer Mücke einen Elefanten zu machen und uns dann um dieses Elefanten willen gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Ich glaube, es ist jetzt fast wieder so weit, daß auch der Kampf um Antiqua oder Fraktur zu einem niedlichen kleinen deutschen Bruderkriege führen könnte. Düsseldorf, den 16. Juli 1912. Karl Robert Langewiesche. Da mir Herr Weichardt schon vor Wochen seine Zeitschrift zu einer Erwiderung (die wohl im nächsten Hefte erscheinen wird) zur Verfügung stellte und ich auch selbst in meiner eigenen Zeit schrift das Thema »Fraktur und Antiqua« behandeln und von Mitarbeitern behandeln lassen werde, kann ich mich hier mit einer möglichst knappen Skizze meiner Ansicht über diese durch Polemiken wichtig gewordene Schriftfrage begnügen: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. 1. In meiner »Faust«-Ankündigung drückte ich mich offen bar nicht klar genug aus: unsere Nationaldichtung sollte nicht in »lateinischer« Schrift angekündigt werden, sondern ich wollte die Wahl der urdeutschen Fleischmannschen Schrift für ein Weltwerk mit der Betonung ihres — stilistischen — Welt charakters begründen. 2. Ich bestreite entschieden, daß Fraktur eine speziell deutsche, Antiqua eine speziell welsche Schrift sei. Wir Deutschen haben — und werden, wenn wir gut beraten sind, auch fernerhin haben — zwei Schriften, die beide uns seit Jahrhunderten gewohnt und lieb sind und bleiben sollten! Auszuschließen aus deutschen Werken sind m. E. nur gewisse Typen von ausländischem Duktus, wie z. B. einige Antiquaschriften von ausgesprochen französischem Charakter und ebenso (!) manche französische, holländische, englische Gotisch, die vielleicht vielen grimmigen Anliquafressern als kerndeutsche Bruchschrift auf geschwatzt werden könnte, wenn man in ihren kraftvollen Formen die »Wacht am Rhein« drucken würde. Seien wir doch froh, daß Künstler wie Tiemann, Ehmcke, Behrens, Grimm-Sachsenberg u. v. a. m. (»Undeutsche«?!) ihr Können an die Schöpfung neuer Antiquaschriften ebenso wie neuer Frakturen setzen und dadurch zu unsern alten Schätzen neue häufen! Mir kommt der ganze Schlachtlärm für und wider »Alt-« und »Bruchschrift« wie eine gutgemeinte, aber doch recht zer störungswütige Bilderstürmerei vor. 3. Diese ganze »Frage« scheint mir nämlich ebenso wie die der Baustile verschoben, wenn man sie (da es sich dock meist um deutsche Schöpfungen und in den Ausnahmen um deutsche Eroberunge n handelt) als eine nationale behandelt. Es ist, meine ich — und meinen gar viele, die dem Streit noch fernblieben—, eine rein ästhetische Frage typographischen Stilgefühls, die in jedem einzelnen Falle zu entscheiden ist, je nach dem Charakter des betreffenden Werkes. 4. Zu meinem von Herrn Weichardt erwähnten Faustdruck: Es war wohl ein Mißgriff, die Theorie vor die Praxis zu setzen. Wenn er sowohl wie die »Räuber« (diese in einer alten Schwa bacher) und der »Manfred« — diese Werke gehören zur gleichen Serie — vorliegen werden, wird man vielleicht meine Absicht besser als durch Worte verstehen und den darin betonten Stil würdigen, ob mir nun die Lösung meiner Aufgabe gelang oder nicht. 6. Jedenfalls aber hoffe ich, daß dann niemand mehr auf die Idee verfallen wird, mit mir und meinen Arbeiten den Be griff des »Undeutschen« zu verbinden, ebensowenig wie mit Herrn Langewiesche, welchen von mir sehr hochgeschätzten Kollegen Herr W. meinen »Antipoden« nennt, was vielleicht etwas über trieben ist. Denn der Preisunterschied von 1 ^ 80 H und 20 ^ ist doch nicht so groß wie die Entfernung vom Süd-zum Nordpol! Wenn überall in unserem Vaterlande so urdeutsche »Un deutsche« am Werke wären wie Langewiesche, dann würde es um manches wohl besser bestellt sein! München. Hans von Weber. Znr Lehrmittelfrage in Bayern. — Die letzte Nummer (21.) des Ministerialblattes für Kirchen- und Schulangelegenheiten im Königreich Bayern veröffentlicht das seit Jahren erwartete Verzeichnis: »Die zum Gebrauch an den humanistischen und realistischen Unterrichtsanstalten zugelassenen Lehrmittel«. Das Verzeichnis, das die Ministerial-Bekannt- machungen vom 19 Juli 1893 und 13. Juni 1896 samt allen Nachträgen außer Wirksamkeit setzt, wird für manchen Schul- bücher-Verleger eine Überraschung bringen. Nach diesen Be stimmungen darf ein Lehrmittel nur dann gewechselt werden, wenn es mindestens 5 Jahre im Gebrauche ist. Die Anstalts- leitungen haben am Schlüsse des Schuljahres den Ortsbefind lichen auf Ansuchen die für das kommende Schuljahr beschlossenen Änderungen bekanntzugeben. Einzel-Exemplare dieser Nummer des Ministerialblattes sind zum Preise von 30-- netto bar durch die I. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping) in München zu beziehen. DaS »unsittliche« anatomische Wandbild. — In Nieder bayern liegt das Dörfchen N. bei A., königliches Bezirksamt E.— Genaueres teilt die Augsburger Abendzeitung nicht mit —, und 1113
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